Leberkrebs
Das Licht schrillt in den Tag
ich wartete auf den Postboten
und bin überrascht
von den Buchstaben, die im Licht
gelb schreien
und rot
und braun
noch grün im letzten Wimpernschlag
Der Tod verstaucht sich die Hand an einem Mittwoch
Mittwoch ist Herbst
Morgen ist Mittwoch
Nein, auch die folgenden Tage ist Mittwoch
und heute
ich wartete auf den Postboten
vergraben wie ein Maulwurf
mit kalter Nasenspitze
Die Gelenke meiner Finger sind alte Augen
um sie zu wärmen, lege ich sie
ins Licht
zusammen mit dem Fieber in mir
wer nicht kam
war der Postbote
23.10.07
Leberkrebs
Hallo Chiqu,
mir gefallen die Bilder, die du hier verwendest sehr gut. Vor allem:
Der Titel ist mir für das Gedicht zu laut. Das hat es für mein Empfinden nicht nötig, aber das ist sicher Geschmackssache.
Was mich jedoch irritiert, ist die Tatsache, dass du "wartete" schreibst. Könntest du dir eventuell vorstellen, es durchgängig im Präsens zu schreiben?
liebe Grüße smile
mir gefallen die Bilder, die du hier verwendest sehr gut. Vor allem:
ich wartete auf den Postboten
vergraben wie ein Maulwurf
mit kalter Nasenspitze
Der Titel ist mir für das Gedicht zu laut. Das hat es für mein Empfinden nicht nötig, aber das ist sicher Geschmackssache.
Was mich jedoch irritiert, ist die Tatsache, dass du "wartete" schreibst. Könntest du dir eventuell vorstellen, es durchgängig im Präsens zu schreiben?
liebe Grüße smile
Hallo Chiquita,
dadurch, dass es in Deinem Gedicht Herbst ist und natürlich wegen des Titels, ist mir sofort Robert Gernhardt eingefallen:
http://p25359.typo3server.info/fileadmin/user_upload/Wirkung_Texte/PG-Robert_Gernhardt-Geh_aus_01.doc
Das hört sich natürlich gemein an: Aber wenn man schon ein Gedicht über einen Menschen auf dem Krankenbett schreibt, muss man sich damit messen und vergleichen lassen, denke ich...
Ich finde Deinen Titel gar nicht "zu laut", aber ich habe ein Problem damit, weil man im Text an sich gar nicht wirklich mitbekommt, dass da jemand an "Leberkrebs" leidet. Der könnte auch einfach faul oder erkältet sein. Ohne den Titel, wäre das ganze Gedicht viel blasser.
Ich finde dein Gedicht aber eigentlich ganz gut.
-Dieser ganze Abschnitt hat für mich keine besonders beeindruckende Note. Ich frage mich immer dabei: Gut, jetzt haben die Buchstaben viele Farben in verschiedenen Lichtverhältnissen und weiter??? Wohin führt mich das?
"noch grün im letzten Wimpernschlag"
Wieso im "letzten" ?
"Der Tod verstaucht sich die Hand an einem Mittwoch"
finde ich interessant. Man könnte das Bild aber ebenso noch weiter führen. Heißt das: "Heute werde ich noch verschont vor seiner "kalten Hand"?"
Das ist schon arg viel Mittwoch auf einmal
! Aber nicht übel.
Hier wieder dasselbe: ich finde dieses "Warten auf den Postboten", obgleich es unglaublich abgenutzt ist, ganz gut. Aber ich wünsche mir, dass dieses Bild weiter erzählt würde. Was ist denn mit dem Postboten? Wozu soll er denn kommen? Was soll er denn bringen? - Das kann ja ganz irreal sein. Aber ich denke, beide, der Kranke und der Postbote würden durch mehr Details besser vor meinen Augen erscheinen.
finde ich wie Smile ganz gut.
Das ist für mich der Höhepunkt des Gedichtes! Das ist ganz fantastisch!
WEIL : Du hast ein Bild fortgeführt
!!! Juhu! Du hast zuerst gesagt: "Die Fingergelenke sind alte Augen" - Das ist schon einmal ein Bild! - Dann tust Du etwas mit den Fingern und man kann es ebenso auf die Augen beziehen.
Wobei mir dabei auffällt: Ich würde eher schreiben:
"Die Gelenke meiner Finger sind alte Augen,
damit sie sehen, lege ich sie
ins warme Licht."
Jedenfalls solltest Du im Augenbild bleiben. Aber Du hast das Bild ja schon beinahe über zwei Zeilen ausgehalten
...
Das Fieber legst Du ins Licht, damit es wärmer wird??????????
Mm...ist das nicht reichlich unspektakulär? Wenn Du etwas mehr zu diesem Postboten gedichtet hättest, würde ich vielleicht denken: "Mannomann! ER KAM NICHT!"
Aber so: Tja. So ist das. Der Satz ist jetzt auch nicht gerade so aufregend, dass ich tausend zweite Ebenen und doppelte Böden darin vermuten würde.
Aber es ist ein wichtiges und gutes Thema für Gedichte. Bis jetzt gefällt mir Gernhardts Version aber noch besser. Man müsste sich fragen weshalb, denn ich denke, Du kannst das mindestens genauso gut.
Beste Grüße,
l
dadurch, dass es in Deinem Gedicht Herbst ist und natürlich wegen des Titels, ist mir sofort Robert Gernhardt eingefallen:
http://p25359.typo3server.info/fileadmin/user_upload/Wirkung_Texte/PG-Robert_Gernhardt-Geh_aus_01.doc
Das hört sich natürlich gemein an: Aber wenn man schon ein Gedicht über einen Menschen auf dem Krankenbett schreibt, muss man sich damit messen und vergleichen lassen, denke ich...
Ich finde Deinen Titel gar nicht "zu laut", aber ich habe ein Problem damit, weil man im Text an sich gar nicht wirklich mitbekommt, dass da jemand an "Leberkrebs" leidet. Der könnte auch einfach faul oder erkältet sein. Ohne den Titel, wäre das ganze Gedicht viel blasser.
Ich finde dein Gedicht aber eigentlich ganz gut.
Das Licht schrillt in den Tag
ich wartete auf den Postboten
und bin überrascht
von den Buchstaben, die im Licht
gelb schreien
und rot
und braun
-Dieser ganze Abschnitt hat für mich keine besonders beeindruckende Note. Ich frage mich immer dabei: Gut, jetzt haben die Buchstaben viele Farben in verschiedenen Lichtverhältnissen und weiter??? Wohin führt mich das?
"noch grün im letzten Wimpernschlag"
Wieso im "letzten" ?
"Der Tod verstaucht sich die Hand an einem Mittwoch"
finde ich interessant. Man könnte das Bild aber ebenso noch weiter führen. Heißt das: "Heute werde ich noch verschont vor seiner "kalten Hand"?"
Mittwoch ist Herbst
Morgen ist Mittwoch
Nein, auch die folgenden Tage ist Mittwoch
und heute
Das ist schon arg viel Mittwoch auf einmal

ich wartete auf den Postboten
Hier wieder dasselbe: ich finde dieses "Warten auf den Postboten", obgleich es unglaublich abgenutzt ist, ganz gut. Aber ich wünsche mir, dass dieses Bild weiter erzählt würde. Was ist denn mit dem Postboten? Wozu soll er denn kommen? Was soll er denn bringen? - Das kann ja ganz irreal sein. Aber ich denke, beide, der Kranke und der Postbote würden durch mehr Details besser vor meinen Augen erscheinen.
vergraben wie ein Maulwurf
mit kalter Nasenspitze
finde ich wie Smile ganz gut.
Die Gelenke meiner Finger sind alte Augen
um sie zu wärmen, lege ich sie
ins Licht
Das ist für mich der Höhepunkt des Gedichtes! Das ist ganz fantastisch!
WEIL : Du hast ein Bild fortgeführt

Wobei mir dabei auffällt: Ich würde eher schreiben:
"Die Gelenke meiner Finger sind alte Augen,
damit sie sehen, lege ich sie
ins warme Licht."
Jedenfalls solltest Du im Augenbild bleiben. Aber Du hast das Bild ja schon beinahe über zwei Zeilen ausgehalten

zusammen mit dem Fieber in mir
Das Fieber legst Du ins Licht, damit es wärmer wird??????????
wer nicht kam
war der Postbote
Mm...ist das nicht reichlich unspektakulär? Wenn Du etwas mehr zu diesem Postboten gedichtet hättest, würde ich vielleicht denken: "Mannomann! ER KAM NICHT!"
Aber so: Tja. So ist das. Der Satz ist jetzt auch nicht gerade so aufregend, dass ich tausend zweite Ebenen und doppelte Böden darin vermuten würde.
Aber es ist ein wichtiges und gutes Thema für Gedichte. Bis jetzt gefällt mir Gernhardts Version aber noch besser. Man müsste sich fragen weshalb, denn ich denke, Du kannst das mindestens genauso gut.
Beste Grüße,
l
Zuletzt geändert von Louisa am 23.10.2007, 21:14, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist natürlich spannend, wenn man den Sinn dieses Forums bedenkt
.
Es ist für mich sehr befremdlich, wenn jemand ein Gedicht "Leberkrebs" nennt und dann anschließt mit: "Aber man muss es nicht wörtlich nehmen."
Der Text ist ja jetzt nicht so verschlüsselt und es wird ja sogar von einem augenscheinlich kranken Menschen gesprochen, sodass man keinen Grund hat, den Titel nicht wörtlich zu nehmen.
Weshalb ich aber den Text als Beschreibung dieses Leidens für unangemessen finde: siehe oben.
Ich habe nicht den Eindruck, dass Du Dich mit meinen Fragen beschäftigen möchtest, aber es stört mich auch nicht. Einen besonderen Sinnfehler sehe ich auch immer noch in der Zeile mit dem Fieber, dass man in die Sonne legt, damit es wärmer wird....
Solche Texte machen auf mich immer den Eindruck, als möchte jemand jetzt Mal so richtig aus dem Grusel-Nähkästchen plaudern, dass in Wirklichkeit vielleicht nur mit Belanglosigkeit gefüllt ist.
Ich meine: Ist Dir der Krankheistverlauf bei Leberkrebs bekannt?
(Mein Opa hatte Leberkrebs)
Liebe Grüße,
l

Es ist für mich sehr befremdlich, wenn jemand ein Gedicht "Leberkrebs" nennt und dann anschließt mit: "Aber man muss es nicht wörtlich nehmen."
Der Text ist ja jetzt nicht so verschlüsselt und es wird ja sogar von einem augenscheinlich kranken Menschen gesprochen, sodass man keinen Grund hat, den Titel nicht wörtlich zu nehmen.
Weshalb ich aber den Text als Beschreibung dieses Leidens für unangemessen finde: siehe oben.
Ich habe nicht den Eindruck, dass Du Dich mit meinen Fragen beschäftigen möchtest, aber es stört mich auch nicht. Einen besonderen Sinnfehler sehe ich auch immer noch in der Zeile mit dem Fieber, dass man in die Sonne legt, damit es wärmer wird....
Solche Texte machen auf mich immer den Eindruck, als möchte jemand jetzt Mal so richtig aus dem Grusel-Nähkästchen plaudern, dass in Wirklichkeit vielleicht nur mit Belanglosigkeit gefüllt ist.
Ich meine: Ist Dir der Krankheistverlauf bei Leberkrebs bekannt?
(Mein Opa hatte Leberkrebs)
Liebe Grüße,
l
mit gruselei hat mein gedicht nichts zu tun. mich gruselt manchmal vor der einbildungskraft mancher leser(innen) bei ihren interpretationsversuchen - entschuldige, louisa.
dein opa hatte leberkrebs - tut mir leid.
nächstens schreibe ich ein gedicht mit dem titel "hiroshima" und entschuldige mich danach bei allen opfern des damaligen atombombenabwurfs.
ich beschäftgige mich ja mit deinen fragen, louisa. mehr ist leider nicht drin. ich bin ziemlich stümperhaft im reagieren auf kritiken, die über alles andere reden als über mein gedicht.
macht nichts.
mein gedicht ist eine komposition aus in sprache gefassten gefühlen.
es liegt wahrscheinlich an deiner lesart. du kennst doch bestimmt kubistische bilder?
sie entfremden die realität, so dass man zwar noch das haus, den berg oder sonstwas erkennt, aber in der gesamtkomposition kann man die gegenständlichkeit eigentlich vergessen. zumindest halb vergessen. nun, das ist kunst. und dies bedeutet auch lyrik, poesie. kann es zumindest.
ich wiederhole, dass mein gedicht nur sehr bedingt etwas mit dem von dir bekannten krankheitsbild "leberkrebs" zu tun hat. falls ich in meinem leben noch leberkrebs bekomme, dann ... äh, dann ... bleibt mir die spucke weg.
chiqu.
dein opa hatte leberkrebs - tut mir leid.
nächstens schreibe ich ein gedicht mit dem titel "hiroshima" und entschuldige mich danach bei allen opfern des damaligen atombombenabwurfs.
ich beschäftgige mich ja mit deinen fragen, louisa. mehr ist leider nicht drin. ich bin ziemlich stümperhaft im reagieren auf kritiken, die über alles andere reden als über mein gedicht.
macht nichts.
mein gedicht ist eine komposition aus in sprache gefassten gefühlen.
es liegt wahrscheinlich an deiner lesart. du kennst doch bestimmt kubistische bilder?
sie entfremden die realität, so dass man zwar noch das haus, den berg oder sonstwas erkennt, aber in der gesamtkomposition kann man die gegenständlichkeit eigentlich vergessen. zumindest halb vergessen. nun, das ist kunst. und dies bedeutet auch lyrik, poesie. kann es zumindest.
ich wiederhole, dass mein gedicht nur sehr bedingt etwas mit dem von dir bekannten krankheitsbild "leberkrebs" zu tun hat. falls ich in meinem leben noch leberkrebs bekomme, dann ... äh, dann ... bleibt mir die spucke weg.
chiqu.
über das präterium "ich wartete" kann man nachdenken.
ich schrieb es, weil es aussagt, dass ich aus der "jetzt-perspektive" zurückschaue. die vergangenheit ist gegenwart. wird zur gegenwart. und die gegenwart wird zur vergangenheit.
dann kommt der postbote nicht. er kam nicht, nicht wahr? ich wartete auf ihn, aber eigentlich wollte ich nicht, dass er kommt? oder doch? dann hätte ich es hinter mir.
der postbote ist mir scheißegal. er muß mir scheißegal sein. in der betrachtung und in dem gedicht gewinnt er allerdings figürlichkeit. wozu schreibe ich sonst gedichte? ich ficke den leberkrebs.
ich fickte den tag, als ich dieses gedicht schrieb. es hat nichts zu sagen. und es hat (doch) viel zu sagen. jetzt ist es zb. dunkel geworden. ich sitze im dunkeln. vorhin saß ich im dunkeln. nun füllt die dunkelheit sogar die dunklen räume aus. wie das gehen soll? wenn sich die größe in der größe verliert. was heißt mensch-sein in diesem kontext?
chiqu.
ich schrieb es, weil es aussagt, dass ich aus der "jetzt-perspektive" zurückschaue. die vergangenheit ist gegenwart. wird zur gegenwart. und die gegenwart wird zur vergangenheit.
dann kommt der postbote nicht. er kam nicht, nicht wahr? ich wartete auf ihn, aber eigentlich wollte ich nicht, dass er kommt? oder doch? dann hätte ich es hinter mir.
der postbote ist mir scheißegal. er muß mir scheißegal sein. in der betrachtung und in dem gedicht gewinnt er allerdings figürlichkeit. wozu schreibe ich sonst gedichte? ich ficke den leberkrebs.
ich fickte den tag, als ich dieses gedicht schrieb. es hat nichts zu sagen. und es hat (doch) viel zu sagen. jetzt ist es zb. dunkel geworden. ich sitze im dunkeln. vorhin saß ich im dunkeln. nun füllt die dunkelheit sogar die dunklen räume aus. wie das gehen soll? wenn sich die größe in der größe verliert. was heißt mensch-sein in diesem kontext?
chiqu.
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