Elegie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Caty

Beitragvon Caty » 12.10.2007, 08:24

Elegie

An deinem Sterbetag saß ich
Vielleicht in dem Straßencafé nebenan
Trank unser schwarzes Gesöff ohne
Zucker und Milch. Wenig geschah
Als was ehmals geschah mit dir.
Ich tat Gewohntes rauchte und las
In einem Buche. Vorübergehende blickten
Auf mich. An solch schönsonnigem Nachmittag.
Wir hatten September. Ich weiß noch:
Mein Haar flog von leichtem Wind.

Max

Beitragvon Max » 17.10.2007, 20:18

PS:
Liebe Cathy,

Du schreibst


Ich will Lisa ja auch nicht überzeugen, zumal dann, wenn ich merke, dass es ein bösartiger, wenn auch subtiler Verriss ist, den sie da verfasst hat.




bösartige Verrisse werden hier im Salon selten geschrieben, Lisas Kommentar ist gewiss keiner. Es wäre für die Atmosphäre hier günstig, wenn Du Dich in Deinen Kommentaren ein wenig mehr im Ausdruck mäßigen könntest.

Gruß
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.10.2007, 23:36

Liebe Caty,


wenn ich merke, dass es ein bösartiger, wenn auch subtiler Verriss ist, den sie da verfasst hat.


bösartig und subtil widersprechen sich nicht (siehe deine Konjunktion "wenn auch").

Davon ab möchte ich diesen Vorwurf zurückweisen und weiter nichts dazu sagen. Ich weiß nicht, warum du meinen Kommentar überhaupt als rein negativ aufgefasst hast, aber gut -- . Ich bin, nochmal betont, durchaus auch vom Text angetan, aber eben nicht was die Durchführung angeht; warum ich das nicht erwähnen kann, ohne mephistophelische Züge zu bekommen ist mir ein Rätsel, zumal dein Ton doch selbst sehr direkt ist.

??

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 18.10.2007, 01:33

Ach ne, Caty, was ist das denn wieder? Schlecht gelaunt?
Ich habe den Eindruck, dass du in deinen friedlichen Phasen die Krallen schärfst, um anschließend besser austeilen zu können ...
Wie kann man nur so polemisch unsachlich reagieren, wenn einem eine Kritik nicht nach der Nase ist ...

Leider mag ich dann auf den Text nicht mehr eingehen.

Nachtgrüße
Gerda

Caty

Beitragvon Caty » 18.10.2007, 10:10

Lieber Niko, du häufst ja eine Menge an, und ich muss ja eine ganze Stunde wenigstens opfern, um dir zu antworten. Nun seis drum.

Zunächst zur "geschwollenen Empfindsamkeit": Dem, was ich da gelesen hatte, fehlt es so ziemlich an allem, was allgemein für Lyrik gehalten wird. Besonders belustigend finde ich die durchgehende "Empfindsamkeit", die als lyrisches Element par exzellence herhalten muss in diesem Text. Und da sich die Autorin auch noch ausdrückt, als spräche sie ex cathedra, ist der Eindruck des Geschwollenen bei mir nicht sehr weit gewesen. Wenn jemand absichtlich, wie es hier geschehen ist, meinen Text zerreißt, muss er sich nicht wundern, wenn ich auch meine unmaßgebliche Meinung zu seinen Texten äußere, obwohl mir jede Retourkutsche zuwider ist. Vielleicht hätte ich mich anderenfalls anders ausgedrückt, aber es wäre im Kern derselbe Kren geworden. So viel zu gereckten Zeigefingern, Niko.

Aber kommen wir zu Einzelheiten des Textes: Warum formuliere ich "unser" schwarzes Gesöff? Ich spare mir damit einen ganzen Satz, der nämlich ausdrückt, dass beide hier früher, als sie noch zusammen waren, gesessen und Kaffee schwarz getrunken haben. Leuchtet das ein?

Warum sollte das "vielleicht" bedenklich sein? Das Ich kennt den Sterbetag nicht, es weiß nur: Es war im September. Und darauf baut das ganze Gedicht auf. Das "vielleicht" ist also nicht entbehrlich.

Das "subjektive Empfinden": Jedes Gedicht drückt das subjektive Empfinden des Autors aus.
Und mein subjektives Empfinden, habe ich oben schon mal geschrieben, sagt mir: Es war der Sterbetag. Und so habe ich es auch formuliert. Nenn mir einen vernünftigen Grund, weshalb man den Sterbetag blumig umschreiben und nicht beim Namen nennen soll? Aus Angst vor dem eigenen Tod? Das wäre ja wie der Name Gottes, der nicht ausgesprochen werden darf. Das hätte sowas
Gschamiges.

"Wenig geschah, als was ehmals geschah": Hier liegt die Bedeutung auf "ehmals" nicht dem Geschehen. Wer kann mir verbieten, ein Verb zweimal in einem Satz zu nennen? Durch die zweimalige Nennung wird das Verb doch verstärkt. Es scheint, es wäre dir da irgendwas in die falsche Kehle geraten.

Und nun zu dem arg gerügten "Buche". Ich habe schon erklärt, weshalb ich die weibliche Endung gewählt habe. Das scheint nicht genug Erklärung für einen Lyriker zu sein. Was also könnte ich dem ungläubigen Thomas noch erklären? "Altmodisch" bezeichnest du die korrekte Dativform.
Ich würde dir insoweit entgegenkommen, als ich im Gespräch sicher niemals "im Buche" sagen würde, höchstens ironisch. Aber hier handelt es sich um ein Gedicht, zu dessen grundeigenen Wesen es gehört , eine eigene Sprache zu haben, und das ist für mich Grund genug, auch mal zum korrekten Dativ zu greifen. "Das Buch" lässt sich übrigens deklinieren: das Buch - des Buches - dem Buch(e) - das Buch. Es hat mit "handelsüblicher Form" und Rückwärtsgewandtheit bei weitem nichts zu tun, wie du fälschlich annimmst. Kinder, wo leb ich denn, wir sind doch hier unter Autoren. Und sollten uns mit der Sprache, in der wir schreiben, doch wirklich zumindest in den Grundlagen auskennen. Obengesagtes trifft übrigens genauso auf "ehmals" zu.

Und jetzt das "Gesöff": Ein Wort aus der Umgangssprache, bewusst eingesetzt. Grund: Als sie früher hier Kaffee tranken, wurde er von ihnen vielleicht als Gesöff bezeichnet? Das Ich versucht also, auch über diese gewohnte Bezeichnung des Kaffees eine Verbindung zum Du herzustellen.
Ist dir das eine völlig fremde, abwegige Regung? Aber ich weiß ja, du bist der Herr der Korrektheiten, und jede Abweichung ist dir ein Gräuel.

"Mein Haar flog von leichtem Wind": Es verwundert dich, dass ich hier das harte "Wind" benutze.
Was ist daran verwunderlich, zieht man das Attribut "leicht" in Betracht? Das "leicht" enthält doch die Implifikation "weich". Es würde sich (zumindest nach meinem Empfindung doch auch recht schmalzig anhören: "von leichtem Winde", obwohl, und das habe ich auch überlegt, das "e" etwas vom Wehen des Windes vermitteln würde). Deshalb habe ich, um diese Dopplung zu vermeiden,
die von dir oben ganz selbstverständlich geforderte Form des Dativs gewählt.

Ich hoffe, ich konnte dir einige Stolpersteine beim Lesen des Gedichts aus dem Weg räumen.

Liebe Grüße Caty

Caty

Beitragvon Caty » 18.10.2007, 10:21

Lisa, ich habe dein Statement durchaus als Verriss empfunden, weil du meiner Ansicht nach das Gedicht nicht genau gelesen (darauf weist deine Anmerkung zum Gewöhnlichen hin), Einzelheiten herausgegriffen und in Bausch und Bogen verworfen hast. Man muss es mir schon überlassen, was ich als Kommentar und was als Verriss empfinde. Und ob ich diesen Eindruck auch ausspreche, nun wahrlich auch. Wie kommst du übrigens darauf, dass ein Verriss immer frontal geschehen muss?
Subtil übersetze ich als: zart, fein, spitzfindig. Es ist das Übliche. Caty

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 18.10.2007, 12:59

Hallo Caty,

die Fragen bzw. Kritikpunkte die ich gehabt hätte, sind durch andere Kommentare bzw. deine Erklärungen schon beantwortet.

bleibt mir nur die Frage nach dem "schwarzen Gesöff". Mit dem Gesöff hab ich kein Problem, da aber danach "ohne" Milch und Zucker kommt, frag ich mich ob die Milch nötig ist? Die Frage nach dem Kaffee erübrigt sich durch die Erklärung, dass das "leicht autobio Züge" hat.

Gruß

Sneaky

Caty

Beitragvon Caty » 18.10.2007, 13:19

Lieber Sneaky, "ohne Milch und Zucker" sind Apposition, noch einmal eine Erklärung, die verstärken soll, es schwingt ja auch Erinnerung mit. Denk dir ein "Du weißt es noch?" mit. Nein, der Kaffee hat nichts mit "leicht autobio Züge" zu tun. Caty

Niko

Beitragvon Niko » 18.10.2007, 18:38

ch hoffe, ich konnte dir einige Stolpersteine beim Lesen des Gedichts aus dem Weg räumen.

nicht wirklichm, caty. ich wusste deine antwort schon nahezu im voraus. es ist nicht möglich, dir argumente anzutragen. nicht, dass ich beleidigt sein könnte, dass du etwas nicht übernehmen könntest. blödsinn. es ist dein text und natürlich auch dein gutes recht, dinge zu belassen, wie du sie gerne hättest. was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist dein permanentes riguroses abschmettern anderer "tipps" oder anmerkungen. dein text ist in dich gekehrt. einige details sind für dich schlüssig. aber, gott sei´s geklagt, ich bin ein außen-vor-konsument, der manche dinge nicht aus deiner sicht sehen KANN. aber das ist dir wumpe. so muss es, die anderen haben eh keinen plan (schließlich hast du ja einen "lehrgang" mitgemacht)und juck.
nicht, das du es in den falschen hals kriegst, caty: ich werde deine gedichte vion nun an kommentartechnisch ignorieren. denn dir kann man nix mehr beibringen, du weißt, wo der lyrikhase läuft und ohnehin ist jede kritik nur aus böswilligkeit verfasst und zielt nur darauf ab, den autoren mindestens zu kränken.
also wünsch ich dir ein weiterhin großartiges lyrikerdasein. deine erfolge lese ich später ja in unzäligen veröffentlichungen, die du uns ganz bestimmt schnell wissen lässt. im rampenlicht steht man ja gern.
Aber ich weiß ja, du bist der Herr der Korrektheiten, und jede Abweichung ist dir ein Gräuel.
solche dummen sprüche, die bar jeder sinnkraft sind, brauch ich dann auch nicht mehr lesen zu müssen.
ich mag menschen nicht, die mit arroganter starrsinnigkeit meinen, sie hätten die welt gepachtet. mir speziell tust du nur leid und ich finde dein verhalten nicht interessant sondern eher bemitleidenswert.
leb denn wohl: Niko

Caty

Beitragvon Caty » 18.10.2007, 19:19

Niko, ich wüsste nicht, womit ich dich gekränkt haben sollte. Ich habe mich sehr genau bemüht, auf alle deine Punkte einzugehen. Deine Reaktion finde ich unfair. Zu solchen unschönen Äußerungen habe ich dir keinen Anlass gegeben, ich finde sie ungeheuerlich. Caty

Niko

Beitragvon Niko » 18.10.2007, 20:16

Zu solchen unschönen Äußerungen habe ich dir keinen Anlass gegeben, ich finde sie ungeheuerlich.
pack dich mal, dein kommentierverhalten auf kommentare bezogen, mal lieber an die eigene nase, caty.
du hast mich zudem nicht gekränkt. da muss schon was anderes kommen. ich find deine art nur schlicht nervig.
und das wars jetzt aber entgültig von mir.

adieu: Niko

Caty

Beitragvon Caty » 18.10.2007, 20:24

Wenn du wüsstest, wie nervig ich deine Art finde. Provozierst mich, raubst mir Zeit und kommst mir am Ende dumm. Mir langts schon lange. Caty

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 20.10.2007, 18:18

hm - zum text:

den ausdruck "sterbetag" finde ich nicht gut, da er missverständlich ist und ich mir als leser erst 'hintennach' zusammenreimen muss, was damit gemeint ist - damit geht das 'hineingenommen werden', die 'gänsehaut' verloren, die ich ansonsten als stärke des einstiegs empfände.

- ich versteh deshalb nicht, was an dieser formulierung so verteidigenswert ist - warum nicht einfach "am tag deines sterbens?" - für mich wäre das jedenfalls deutlich stärker.

Wenig geschah / Als was ehmals geschah mit dir. - hier verstehe ich die formulierung nicht, d.h. ich verstehe nicht was gesagt werden soll - worauf bezieht sich "als was"? (vielleicht regionaler sprachgebrauch der sich mir nicht erschließt?)

von diesen beiden punkten abgesehen in meinen augen ein runder, ausgearbeiteter, guter text.

(ein kleinerer kritikpunkt noch: "vielleicht" hängt durch den vorausgehenden umbruch so in der luft, dass der sinnzusammenhang etwas schwer verständlich ist, auch wenn man enjambements gewohnt ist - ich denke aber, dies fällt nur zusammen mit der unklarheit durch "sterbetag" ins gewicht und wäre ansonsten leicht auflösbar)

Caty

Beitragvon Caty » 20.10.2007, 19:46

Lieber Max, ich schreibe sehr gern "antiquiert", und ich gebrauche noch viel lieber Wörter, die nicht (mehr) so gebräuchlich sind, ja ich suche gerade nach ihnen. Täte ich das als Lyrikerin nicht, könnte ich ja Zeitungsdeutsch schreiben, nicht wahr? gg* Caty

Caty

Beitragvon Caty » 20.10.2007, 19:57

Lieber Aram, ich finde Sterbetag die beste aller Möglichkeiten, das auszudrücken, was ich ausdrücken will: Der verschollene Geliebte ist gestorben. Den Tag, an dem einer stirbt, nennt man nun mal seinen Sterbetag. Was du vorschlägst, ist nicht meine Intention, auch viel zu umständlich. Aber vielen Dank, dass du dir Gedanken gemacht hast.

"Wenig geschah/als was ehmals geschah mit dir." Übersetzt: Fast alles war so wie damals mit dir.
Aber das ist natürlich umgangssprachlich.

Den Zeilenumbruch habe ich so geschrieben, damit das "vielleicht" betont ist.

Was aber den rüden Ton angeht: Niko greift öfter mal daneben. Aber es war hoffentlich das letzte Mal.

Liebe Grüße Caty


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