Ti(t)tel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Andreas

Beitragvon Andreas » 16.10.2007, 12:24

Im Land der Dichter und Denker,
im Staat der Jäger und Sammler,
findet jeder Richter und Henker,
gesucht vom Verleger, auch Gammler,

erzielt ein jeder seine Moneten,
am Einfachsten haben es P(r)o(l)eten.

Herby

Beitragvon Herby » 17.10.2007, 15:06

Hi Andreas,

du siehst mich einigermaßen ratlos angesichts des Textes. Land der Dichter und Denker ist mir ja noch klar, aber was haben damit dann Jäger und Sammler zu tun? Worauf bezieht sich das? Dann: ein Verleger sucht Richter und Henker (?), diese finden dann (für den Verleger?) Gammler. Wen meinst du damit?

Beim vorletzten Vers frage ich mich, ob es nicht "verdienen" statt "erzielen" heißen müsste. Auch ist mir die Verbindung zwischen Poeten und Proleten noch schleierhaft. Letztere scheinen sich auf den "Tittel" mit zwei -t zu beziehen, was ich aber wiederum nicht in den Gesamtkontext eingeordnet bekomme.

Selbst auf die Gefahr hin, dass jetzt jemand sagt: mein Gott, ist der doof, warum kapiert der denn das nicht, klick ich jetzt mal auf Absenden. Vielleicht kann ja jemand das Brett vor meinem Kopf entnageln.

Liebe Grüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.10.2007, 16:27

Hallo Andreas,

mein Brett vorm Kopf ist dem von Herby recht ähnlich,-)
Vor allem wegen dem "Ti(t)tel" und den "P(r)o(l)eten!" Spielst du hier evtl. auf Trivialliteratur an?
Fragende Grüße
Mucki

Andreas

Beitragvon Andreas » 18.10.2007, 09:36

Hallöchen,

als ich das einstellte, dachte ich, ob das wohl alles so passt; vielleicht habe ich es mir auch selber etwas rund geredet. Ich will nicht groß drum herum reden, sondern Erklärungsansätze liefern.

Bezug genommen wird in Zeile 1 auf Deutschland (klar erkannt), das Land der Dichter und Denker. Die schaffenden Künstler, z.B. Dichter und Denker, finden ihre Bestätigung / Resonanz bei ihren Lesern, den Kritikern, die sie und ihr Schaffen be- oder verurteilen, die Richter und Henker also. Dann gibt es neben den Dichtern und Denkern eben auch die Fraktion der Jäger und Sammler. Auch ein Prozess, aber wesentlich einfacheres Schaffen, als das der Dichter und Denker, weil jagen und sammeln nur das bloße Zusammentragen von etwas ist, nicht aber das Schaffen, was eben die Künstler machen, die Künstler, die sich für ihre höhere Leistung (natürlich subjektiv) auch noch ihren Kritikern gegenüber "verantworten" müssen.

Alle diese Personen, haben heutzutage die Chancen auf Vermarktung (Verleger), selbst die, die vermeintlich nichts geleistet haben, die Gammler.

Bewusst hingegen nutzte ich "erzielen" da es mir fraglich erscheint, ob manche Menschen, die heutzutage vermarktet werden, ihre Einkünfte wirklich "verdient" haben. Ich hatte natürlich einige (zweifelhafte) Prominente im Hinterkopf, die aus (entschuldigt bitte) "Scheisse dann Geld machen". Ich erachte das nicht als schlau oder besonders clever, sondern eher als "Glücksschweine". Unter eben diesen Personen sind auch viele, die ich von ihrem Auftreten, ihrem geistigen Potential, ihren Fähigkeiten, ihrem Verhalten etc. als Proleten einstufe; Prolet nicht im Sinne des ursprünglichen Proletariats, sondern als abwertendes Schimpfwort.

Gleichermaßen hat also der Prolet und der Poet (als Vertreter der schaffenden Kunst) sein Einkommen, wobei es in der heutigen Gesellschaft - jedenfalls in meinen Augen - wirklich gute Künstler weit schwerer haben als jeder Hinz und Kunz und Depp und Sepp, die mal kurzfristig auffällig wurden und direkt z.B. mit 19 ihre Biographie vermarkten lassen, die sich (unverständlicher Weise) auch noch extrem gut vermarkten lässt und verkauft. Mein Titel ist letztlich nur eine etwas flache Anspielung auf Poet / Prolet. Während der Poet seine Werke mit einem Titel versieht, macht das der Prolet zwar (notgedrungen) auch, jedoch sind diese Personen meist weitaus trivialer und einfacher in ihren Ausdrücken wie der Poet, weswegen ich irgendwie versucht habe, Titel und Titte zu kombinieren.

Ich weiss, dass das jetzt sehr viel erklärendes Beiwerk geworden ist. Manchmal, wenn ich etwas schreibe, so etwas wie dieses, verliere ich schonmal die Sicht des Lesers bzw. das Denken daran, ob er auch an meinen niedergelegten Worten meine Gedanken nachvollziehen kann. Hier ist es leider nicht so gut gelungen.

Liebe Grüße
Andreas

Gast

Beitragvon Gast » 18.10.2007, 10:00

Lieber Andreas,

ganz ernsthaft: Wieso erzielt "jeder" seine Moneten?

Meiner Ansicht nach hinkt die Schlusssfolgerung in deinem Text derarte, dass auch diese lange Erläuterung nicht beim Transport deiner "Botschaft" zum Leser hilft.

Das Wortspiel "Prolet/ Poet" mag auf der Bühne funktionieren, ist mir aber zu schlicht und wenig aussagefähig, als dass es deinem Text wirklich Substanz geben könnte.


Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.10.2007, 13:25

Hallo Andreas,

auch nach, oder erstrecht nach deiner Erklärung:
Der Titel funktioniert m.E. so nicht. Die Kombination von Titel und Titte hinkt, haben sie doch m.E. gar keinen Bezug zueinander.
Und, wenn du Proleten als Schimpfwort hier meinst, dann steh auch dazu und schreib: Proleten und nicht P(r)o(l)eten, denn die Poeten haben es eben nicht einfach.
Das Wort "Gammler" für diejenigen, die nichts geleistet haben, passt m.E. auch nicht. Da würde eher so etwas wie Nichtsnutze oder Taugenichtse passen, aber das reimt sich ja nicht. Deshalb scheint mir der Gammler hier reimgeschuldet benutzt zu sein.
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.10.2007, 21:19

Deine langwierigen Erklärungen deuten auf einen Denkspruch, der in einer Lokalzeitung so sein könnte, um den Publikum die Tiefe deiner Zeilen zu erklären, deren Sinn aber im Text sein sollte.

Dichtung, Verdichtung besteht in einer konzentrierten und verständlichen Aussage, und nicht in ein paar Worten mit einer seitenlangen Aussage als Anmerkung.

Ich mache auch oft den Fehler. Wir sind am lernen.

MlG

Moshe

Caty

Beitragvon Caty » 25.10.2007, 19:30

Ich finde, die gesamte Aussage hinkt irgendwo. Denn weder haben es in diesem eventbesoffenen, kunstfeindlichen Getriebe die Poeten noch die Proleten leicht. Richter und Henker - Andreas, bitte.
Die Leser sind es zumindest nicht, die inhalieren alles ohne Filter, was ihnen in die Hände kommt.
Eher wäre da schon die Kritik zu nennen, und die wird gemacht von Leuten, hinter denen handfeste Interessen stehen. Ich finde diesen Text wirklich nicht gut gemacht, er hat zu viele Hinkebeine.
Er reimt sich, und das scheint sein größter Vorzug zu sein. Caty

Sebastian

Beitragvon Sebastian » 26.10.2007, 15:51

Lieber Andreas,

ich habe vor allem Schwierigkeiten mit der rasanten Abfolge an Bildern.
Dies funktioniert als Rhythmus, aber inhaltlich entsteht schnell ein überladener Eindruck.
Dein Thema ist allein durch die beiden Worte "Verleger" und "Poeten" repräsentiert, ich glaube da wird dem Leser zu wenig an die Hand gegeben.
Den Rhythmus hingegen finde ich sehr gelungen, er erzeugt eine sehr getriebene Stimmung.
Ich glaube es könnte eventuell hilfreich sein den Text auszuweiten, ihn nicht auf diese Kürze zu beschränken. So bleibt mehr Platz die Botschaft in den Rhythmus "einzubinden".

liebe Grüße

Sebastian

Andreas

Beitragvon Andreas » 05.11.2007, 13:47

Hallo Gerda, Mucki, moshe c., Caty und Sebastian,

entschuldigt meine lange Stille, ich war etwas mehr als 1 Woche in "Urlaub" und habe während dieser Zeit meine Onlineaktivität auf 0 gedrosselt, weswegen ich hier auch sehr spät einsteige.

Jetzt hatte ich auch etwas Zeit, mich mit euren Kommentaren zu befassen und bin mittlerweile davon überzeugt, dass diese Zeilen doch leider etwas zu flüchtig von mir "hingeschmiert" wurden. Mir misfallen meine eigenen Pauschalisierungen und die teilweise zu vermissende Schlüssigkeit.

Eventuell werde ich versuchen, dieses Werk noch einmal komplett neu zu verfassen, den alten Tenor beibehaltend, jedoch transparenter, schlüssiger, vielleicht auch ausführlicher.

Bis dahin möchte ich darum bitten, dieses Thema ruhen zu lassen. Sollte ich alsbald eine neue Version einbringen, freue ich mich jedoch über neuerlich Kommentare.

Ich bitte euch ferner um Entschuldigung für dieses lyrische Misgeschick.

Liebe Grüße
Andreas


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