Nuage

[Louisa]

So. Wer Catys Himmel-Gedicht und die anschließende Diskussion gelesen hat, der weiß wieso ich dies hier dichtete :) ... Ich freue mich besonders über ein Kommentar von der Adverbien-Verteidigerin. -Enchanté !



Wolke wie eine Seite
aus einem alten Tagebuch
in dem man kein Kind sein wollte
und es nicht blieb

17.Dezember 1996

Der Tag, als ich zum ersten Mal
im Hallenbad war!

Meine Mutter wand das Schlüsselband
um mein Handgelenk
bis es ganz plötzlich verschwand

Wir tauchten danach
am Tag, als ich zum ersten Mal
im Hallenbad war

blitzte der Messingschlüssel
auf einer Fliese am Beckengrund und war
die größte Kostbarkeit dieser Menschheit

als man unser Gejubel unter und über Wasser
vernahm...

und die Seite hat Feuer gefangen.
und die Wolke ist ins Blau gegangen.
und meine Mutter ist ein Wort.

Wolke wie eine Seite
aus einem alten Tagebuch
in dem man kein Kind sein wollte...

Wolke, komm aus dem Blau zurück!
Wolke, komm aus dem Blau zurück!



Zuvor hieß es:

"Wir tauchten stundenlang
am Tag, als ich"

"blitzte der Messingschlüssel unklar"

[Lisa]

Liebe Klara,

hast du überhaupt schon mal ein Louisagedicht gelesen? Ich kann mich nicht erinnern und gerade wäre ich sehr neugierig, wie sich das anhören würde (es muss nicht dieses sein). Ob das wohlmöglich wäre?

Liebe Grüße,
Lisa

[Schwarzbeere]

Liebe Louisa

Ich gehöre nicht zu jenen, die sich Gedichte, oder was immer sich unter Beiträgen von Forenschreibern deklariert, erklären lassen, denn wenn der Schreiber Auskunft geben wollte, dann hätte er ja gleich diese Beschreibung einstellen können. Auch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man manchmal etwas schreibt, das man dann anschließend selbst erst zu verstehen versucht. Also greife ich in einen Text und suche etwas, das mit mir Kontakt aufnehmen will, sich mir öffnen, mitteilen will, oder auch verführen.

So hörte ich in deinem Text etwas wie ferne Melodie, der ich folgen wollte, doch die durch die gekünstelte Verpackung von Klischees und das Feuer-Wasser-Papier-Wolke Spielchen sofort wieder zerstört wurde. Gewissenhaft, wie ich nun einmal manchmal bin, las ich den Text wieder von vorne und nun ist mein Urteil gefestigt: ein für mich völlig misslungenes Textchen, in dem ein beachtliches Talent beweist, dass Routine ohne Inspiration eben nur Massenware erzeugen kann.

In der Hoffnung; demnächst wieder etwas Echtes von dir zu finden, schicke ich dir freundlich ermunternde Grüße.

Schwarzbeere

[Louisa]

Hallöchen !

ich habe ja erahnt, dass dieses Werk wenigen gefallen wird ... Aber es ist auch mehr als Antwort auf Catys Gedicht zu verstehen, wie ich schon meinte.

Ich finde es aber eigentlich ganz amüsant das Spielchen weiter zu treiben:

Wie würde denn ein Wolken-Gedicht in Deinem Stil aussehen, Schwarzbeere?

Ich bin sehr gespannt wie wir darauf reagieren werden!

Nochmal zu Nuage: Wenn ich Dich richtig verstehe ist es Dir zu kitschig, zu sentimental, zu platt, abgelutscht, die Bilder zu süßlich ?

-Ist es das?

Ich denke es ist eine sehr zarte, melancholische und mit Sicherheit auch sentimentale Wolken-Variante und ich kann gut verstehen, wenn es jemand nicht gefällt.

Ich mag es ja auch nicht so gern, aber es gibt Phasen abends um zehn allein in der U-Bahn, wo es mir gefällt . Falls Du verstehst, was ich meine...

Ich denke Du kannst ja an den letzten Gedichten von mir auch erkennen, dass das kein Dauerzustand ist ...

Naja, wenigstens schreibst Du von "Talent". Da bin ich ja erleichtert.

Grüße aus allen Wolken!
l