der schwanz

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Chiquita

Beitragvon Chiquita » 03.10.2007, 16:07

der schwanz



„man schickt nie das bild seines
eigenen schwanzes – es ist immer der
eines freundes ...“

modellierst du mir meinen schwanz?
aus ton
aus plastika
ein gipsabguß?
okay, okay, zeichne ihn erst mal
dann rubbel ihn hart
ich schaue dir gern dabei zu
laß dir zeit
ist mir peinlich
schnurzelchen, muß dir nicht peinlich sein
wie oft hatte ich ihn schon im mund?
hm
soll ich etwa auch noch die vorarbeit leisten?
geht schon
wie wäre es, wenn du dich nackt an die
staffelei stellst
dann habe ich `ne prima vorlage

„und so machten sie es: sie stellte sich
nackt an die staffelei, während er sein
glied massierte ...“

weißt du, dass du unheimlich sexy
aussiehst, wenn du konzentriert zeichnest?
ich fühle mich deinem stift, deinem
pinsel ausgeliefert
zeichnest du mich in acryl?
kohle
wird`s ein aquarell
ein tusche-porträt?
ich liebe deine füße
ich liebe deinen schwanz
ich liebe es, wenn du das sagst
öffne deine beine
ich will den sehnigen schaft
den prallen haarigen
hodensack vor der arschritze sehen
ich glaube, er bleibt jetzt für immer
stehen
wie weit bist du mit dem porträt?
fast fertig
setze dich auf mich
soll ich?
ja
ja
ganz langsam



(2003)

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.10.2007, 17:19

nette spielerei DIESER zwei,

so runtergeschrieben,
welche ART lyrik wird DEM hier zugeschrieben?

Erlebnisbericht....kenn ich aus der Schulzeit...
Mein schönstes Ferienerlebnis...

salve
hakuin

Caty

Beitragvon Caty » 05.10.2007, 11:23

Chiquita, was hast du uns denn da für kleine Unanständigkeit zugeschickt? Aber du hast recht, wir sollten hier noch eine Rubrik Erotik oder Porno einrichten. Caty

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 11:39

Unanständig, Chiquita, pfui ... hihihi,

ne, ernsthaft:

Unanständig oder pornografisch finde ich den Text nicht, ich finde ihn einfach nur banal und platt, obwohl dem Lyrich "einer steht". ;-)

Hier hat keine Verarbeitung statt gefunden, oder sie fand beim Schreiben statt.
Es fehlt jede Auseiandersetzung, die dieses Erlebnis für andere Leser über die Befindlichkeit des Autors interessant macht . @Trivial. Ein schönes Beispiel übrigens dafür.

Hier möchte der Autor sich exhibitionieren. That' s all

Show must go on
Gerda

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 05.10.2007, 13:16

Gerda schrob:
"Hier möchte der Autor sich exhibitionieren"

Ist das denn nicht immer so? Die einen glauben, es verstecken zu können (klappt meistens nicht, wenn man genau hinsieht), die anderen machen sich die Mühe erst gar nicht (authentisch).

Ich könnte jetzt erzählen, als mir mal eine Künstlerin warme frische Gipsbinden um ... nein, das gehört nicht hierher. Ich kann aber sehr gut nachempfinden, was da vor sich ging, und erotisch ist das allemal. Wenn man's mag:o)

Einmal stolperte ich, als mit Acryl gezeichnet wurde, weil man mit Acrylfarben (flüssig) nach meiner Erkenntnis nur malen kann. Aber diese Kleinigkeit hat mich nicht weniger schmunzeln lassen.

Tom

p.s. Nein, 'ER' war nicht gebrochen. Man kann sich auch zum Vergnügen oder aus ernsthafter bildnerischer Ambition heraus eingipsen bzw. darin abdrücken.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 13:27

Lieber Tom,

ist das alles zum Text: ;-)

Tom hat geschrieben:Einmal stolperte ich, als mit Acryl gezeichnet wurde, weil man mit Acrylfarben (flüssig) nach meiner Erkenntnis nur malen kann. Aber diese Kleinigkeit hat mich nicht weniger schmunzeln lassen.


Bitte nicht nochmal hinschlagen ... bitte ... :rolleyes:

(Bist du inzwischen wieder okay?)

Ist der Text deiner Ansicht nach Liebes "lyrik"? :confused:
Oder wäre es eher Situationskomik in Sachen Sex?

Tom hat geschrieben:Ich könnte jetzt erzählen, als mir mal eine Künstlerin warme frische Gipsbinden um ... nein, das gehört nicht hierher. Ich kann aber sehr gut nachempfinden, was da vor sich ging, und erotisch ist das allemal. Wenn man's mag:o


Warum erzählst du es dann doch?
Du sollst dich hier nicht exhibitionieren. ;-)

Erotisch ist es, aber reicht das aus für Liebes "lyrik"? (Ernst gemeinte Frage)

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 05.10.2007, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Thomas Milser » 05.10.2007, 13:45

"ist das alles zum Text:"

Jo, sicher, bei Chiqu steht nüscht zwischen den Zeilen. Es steht alles darin. Ziemlich eindeutige Sache. Entweder man mag's, oder eben nicht. Ich sehe da keinerlei Diskussionsbedarf.

"Ist der Text deiner Ansicht nach Liebes "lyrik"?"

Naja, bei Bukowski läuft sowas auch unter 'Gedicht', und da hat ja einer vom anderen abgeguckt.
'Prosagedicht' fände ich in der Tat treffender. Ob das unter 'Liebe' fällt, hängt stark von den Protagonisten ab :o)

"Warum erzählst du es dann doch?"

hab ja vorher abgebrochen ... das Beste hab ich ja gar nicht ... als sie mir den Gips um den Ellenbogen legte ... woran hast du denn wieder gedacht, Gerda? :o)

Komme langsam wieder bei und kann mir alleine den A....h abwischen. Daumen - speziell den rechten - braucht man im Gegensatz zu Augenbrauen - der linken - relativ häufig bei Alltäglichem, das merkt man erst, wenn er mal nicht funktioniert (verstaucht wie Sau). Und ich meine auch den Daumen!!!

Daumen hoch!
Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Klara
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Beitragvon Klara » 05.10.2007, 14:39

Hallo,

nicht uninteressant zu lesen, an manchen Stellen sogar sexy.

Abgesehen von den Zitaten (woher auch immer die stammen?), bleibt bei mir der Eindruck eines homosexuellen Aktes, bei dem ich als Leser zum Voyeur werde, wie das bei Akten so üblich ist. Akt natürlich im doppelten Sinne, haha. Und das Voyeur-Exhibitonist-Spiel des Textes dupliziert sich beim "Ausstellen" und Lesen des Textes. So gesehen gar nicht schlecht... rezeptionsästhetisch betrachtet °grin° [Je mehr Sex vorkommt, desto mehr Fremdworte muss ich benutzen, sonst werd ich rot.]

Pornografie ist das jedenfalls nicht - Porno wäre frauenfeindlich oder menschenverächtlich - das sehe ich hier nicht, eher im Gegenteil ,-)

Warum es so schwul wirkt, weiß ich nicht, wahrscheinlich wegen der Schwanz-Schaft-Arsch-Fixierung, aber ist ja auch nicht so wichtig.

Grüße
Klara

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 09.10.2007, 14:11

hi. danke für die resonanz. womöglich ist das gedicht nicht so platt, wie gerda meint. es geht um die liebe zum eigenen körper. oder auch um die probleme, die man mit ihm hat. über die sexualität läßt man sich in ihn (mit ihm) fallen.
das lyr-ich stellt sich vor, von seiner liebsten gezeichnet/gemalt zu werden. das ganze dient zur entkrampfung - wie ein ritual. man kann es auch als phantasievolles vorspiel sehen.

allegorisch: ich male dich wie du bist - ich streichele und liebkose dich überall.

gruß
chiqu.

Gast

Beitragvon Gast » 09.10.2007, 14:35

Lieber Chiquita,

Chiquita hat geschrieben:womöglich ist das gedicht nicht so platt, wie gerda meint.


Ich meinte die "Ausführung", die "Art des Zurschaustellens", ich hätte es genauer schreiben sollen ...
Dass der Autor dabei Tiefsinniges fühlt, glaube ich ihm unbenommen. Ich fände es interessanter, wenn das Lyrich diese auch transportieren würde.

Liebe Grüße
Gerda

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 09.10.2007, 14:43

na ja, das lyr-ich scheint eben anders gestrickt zu sein als du, gerda. es transportiert. bei dir kommt es eben nicht an. das ist zu akzeptieren. ich kann nicht bei jedem leser ein empathisches vermögen voraussetzen.

erotik/sex ohne die zurschaustellung ist was für nonnen (oder gerade nicht für nonnen); jedenfalls nichts für einen menschen, der die facetten seiner sexualität ausleben will.

chiqu.

Gast

Beitragvon Gast » 09.10.2007, 14:52

Schon klar, ich wollte nur nicht, dass du denkst, ich dächte, dir ginge Tiefgang ab.
Wenns mich überkommt gehe ich auch auf die Wiese vorm Haus ;-)
LGG

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 09.10.2007, 15:15

wenn dich was überkommt? die sehnsucht nach gras?

tiefgrund, gerda, hat jeder mensch. aber nicht immer reicht unser emphatisches vermögen aus, diesen zu erkennen. das kann an der unterschiedlichkeit liegen und/oder an mangelnder bereitschaft.

gedichte transportieren sehr unterschiedlich ihre aussagen. leider sind inhalt und form dabei nicht so leicht zu trennen wie zb. der gerstensaft vom bierglas.
ich formuliere meine gedichte selten künstlich lyrisch - sondern begnüge mich mit der schönheit/poesie der rauen "wirklichkeitssprache". die transportiert nunmal am besten meine gefühle. zur zeit höre ich gerne klaviersonaten. nun, das klavierspielen beherrsche ich aber nicht. damit will ich sagen, dass man nur dort kunst machen kann, wo die eigenen fähigkeiten angesiedelt sind. man muß sich seine eigene klaviatur entwickeln.
vielleicht liegt dein unverständnis daran, dass du nur konventionelle lyrik gewohnt bist.

chiqu.


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