unfall

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 05.10.2007, 07:21

in die pfützen fallen
die buchstaben der letzten nacht

schwarze schiffchen im wind

dazwischen ein punkt
komma ausrufezeichen komma
fragezeichen komma doppelpunkt
anführungszeichen

der ordnungshüter* verteilt strafzettel

regelwidriger schriftverkehr

*ursprünglich: polizist
auf allgemeinen wunsch verbannt. Danke allen!


(c) Monika Kafka, 2007
Zuletzt geändert von scarlett am 07.10.2007, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 05.10.2007, 08:43

Liebe Monika,

das ist ja köstlich scharf und witzig!

Jaja, die Regeln ... und der Mut, sie zu überschreiten, hm?

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Klara
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Beitragvon Klara » 05.10.2007, 09:15

Hallo Scarlett,

das gefällt mir, hüpft fröhlich in der Nacht.

Nur der Polizist scheint mir aus dem Bild zu brechen. Wo kommt der plötzlich her? Wie soll ich mir das vorstellen?
Vielleicht besser in der - leicht surrealen - Sprachwelt bleiben und ohne Polizist auskommen? Auch der Titel scheint mir nicht unbedingt auf einen Polizisten zu verweisen . Im Übrigen stimmt der Titel nicht ganz, oder? Willst du auf Strafzettel hinaus oder auf einen Unfall? Eines der beiden Bilder müsste m. E. konsequent skizziert werden, je nachdem, was du sagen willst, sonst gehe ich als Leserin nicht richtig mit.

Also entweder:

unfall

in die pfützen fallen
die buchstaben der letzten nacht

schwarze schiffchen im wind

dazwischen ein punkt
komma ausrufezeichen komma
fragezeichen komma doppelpunkt
anführungszeichen

aufeinanderkrachen

beim regelwidrigen schriftverkehr



oder:

regelwidriger schriftverkehr

in die pfützen fallen
die buchstaben der letzten nacht

schwarze schiffchen im wind

dazwischen ein punkt
komma ausrufezeichen komma
fragezeichen komma doppelpunkt
anführungszeichen

strafzettel ignorieren


Hoffentlich ist verständlich, was ich meine?
Lieber Gruß
Klara

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.10.2007, 10:12

Liebe scarlett,

das gefällt mir auch gut mit seinem Witz.
Mich stört der Polizist nicht, ich stelle mir vor, dass es nicht nur eine äußere Instanz sein könnte, sondern auch eine innere.

Gern gelesen!

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 10:22

Liebe scarlett,

eine hübsche Idee - nur aufpassen mit der Übertreibung @ Strafzettel und Polizist. Das wirkt zu dramatisch und nicht stimmig.
Mir geht es da ähnlich wie Klara.

Außerdem würde ich mit dem zweiten Vers beginnen. ich finde den Einstieg etwas umständlich:

die buchstaben der letzten nacht
fallen in die pfützen fallen


Liebe Grüße
Gerda

Caty

Beitragvon Caty » 05.10.2007, 11:01

Ich versteh langsam nicht mehr, was mit dieser Art von Textkritik eigentlich beabsichtigt ist. Kritik um der Kritik Willen? Mir gefällt dieser kleine Spaß ausgezeichnet!!! Da ist nichts überdramatisiert, nichts am falschen Platz. Ich wünschte mir lediglich einen Doppelpunkt hinter "Strafzettel" und dass die dritte Verszeile an die zweite gerückt wird, denn es ist eine Apposition. Als Einzelzeile kommt sie mir vor wie eine auf Frontalzusammenstoß programmierte Zeile in der Einbahnstraße. Caty

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 11:30

Hugh, Caty hat gesprochen! :rolleyes:

Übrigens Caty, du brauchst gar nicht so zu schreien, ich versteh dich auch bei Zimmerlautstärke. (@ fett gedruckt)
Ist ja auch fein, dass dir das Gedicht gefällt. Übrigens habe ich nicht gesagt, dass es mir nicht gefällt.
Vielleicht liegt dir ja das Dramatische. Bei scarlett ist mir das eher fremd.


Soll ich aufhören eine eigene Meinung zu haben?

Gruß
Gerda

Sorry, liebe Monika, aber das musste hier raus.
Langsam geht mir diese Selbsherrlichkeit auf den Keks.

Liebe Grüße
Gerda

Caty

Beitragvon Caty » 05.10.2007, 12:08

Aber Gerda, warum echauffierst du dich so? Dass du in diesem Fall eine andere Meinung als ich hast, habe ich doch schon begriffen, ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, mir käme gar nicht in den Sinn, sie dir absprechen zu wollen. Aber was ist selbstherrlich an der Aussage: "Mir gefällt das Gedicht ausgezeichnet"? Ich konnte mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass du deshalb auf die Palme gehst, denn mit dir hatte das nun wahrlich überhaupt nichts zu tun. Wirklich lustig. (Psychologen nennen das egozentrisches Bewusstsein, das sie dem kindlichen Verhalten zurechnen). Die Relationen bitte, Gerda, instrumentalisiere doch nicht jedes Wort von mir. Warum gehst du nicht ein auf meine Kritik an der Vorgehensweise der hier üblichen Textkritik, denn da habe ich nun wirklich eine Frage, die sehr ernst gemeint ist. Denn einen Text mit einfältigen Fragen zu zerrupfen, wie ich das hier mehrfach festgestellt habe, ist noch lange keine Textkritik, entschuldige das ungeschminkte Wort. Übrigens: Wenn du mich in meiner "Selbstherrlichkeit" nicht magst, musst du es mir doch nicht immer zeigen, auch das habe ich schon lange begriffen. Ich finde deine Reaktion ein bisschen überzogen und keinesfalls ladylike. Was mich angeht, so muss ich dir sagen, dass mich dein Verhalten denn doch etwas erstaunt. Caty

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 12:24

Caty, diesen Satz meine ich

Caty hat geschrieben:Ich versteh langsam nicht mehr, was mit dieser Art von Textkritik eigentlich beabsichtigt ist. Kritik um der Kritik Willen?


Ist das eine ehrliche Frage oder eine Unterstellung?

Bitte refletiere deinen Ton bevor du mir ein undamenhaftes Verhalten unterstellst.
Abgesehen davon strebe ich es nicht an in meinem Alter noch zur eine Dame zu werden.
Übrigens müsste der Ton doch auf deiner Wellenlänge liegen - oder darfst du du dich hier allein echauffieren?
Aber Schluss jetzt.


Es geht um scarletts Text, hier, und da kann ich nur wiederholen, dass mich Polizist und Strafzettel aus dem Text irgendwie raushauen, weil mir sie unpassend erscheinen.

Liebe Monika,

es ist möglich, dass dieses an der von dir doch erst poetischen Wortwahl liegt ... die ja typisch Scarlett ist.
Ich will nicht an Polizisten und Strafzettel denken müssen - an Bürokratie - wenn es ums Schreiben geht und darum geht es doch in deinem Gedicht. :confused:
Es steht ja auch nicht unter Humor und Satire.
Unter dieser Prämisse, und anderer Wortwahl zu Beginn - ausgelegt auf diesen kuriosen Vergleich, könnte der Text mit Polizist und Strafzeittel veileicht auch mich in Gänze erreichen.

Liebe Grüße
Gerda

Caty

Beitragvon Caty » 05.10.2007, 12:38

Gerda, ich bin es müde, mich hier in regelmäßigen Abständen von dir maßregeln zu lassen. Offensichtlich laufen wir auf verschiedenen Wellenlängen. Akzeptier das, dass nicht alle Menschen nach deinem Bilde geschaffen sind (ich bin ja hier nicht die einzige, denen du in dieser Weise kommst, wie ich feststellen musste), und lass den lieben Gott einen guten Mann sein. Du hast es hier mit erwachsenen Menschen zu tun. Caty

scarlett

Beitragvon scarlett » 05.10.2007, 22:58

Liebe Kommentatoren,

zunächst mal möchte ich mich bei allen bedanken, die sich zu diesem "Experiment" geäußert haben.

Ich will gerne zugeben, daß diese Zeilen gestern abend in einem Wutanfall entstanden, ich war dermaßen "erbost" über die angebliche Poesie eines "Preisträgers", dessen Gedichte in einem kleinen, aber äußerst feinen Verlag erschienen sind.

Im einzelnen nun zu meinem Gedicht:

der Polizist fällt m M nach nicht aus dem Bild, wenn man an einen Unfall denkt. Daß sich die gesamte Szenerie "draußen" abspielt, ist ableitbar von den Pfützen, die sich normalerweise draußen befinden, auf der Straße, im Park, wo auch immer, jedenefalls nicht in einem Innenbereich.
Die Buchstaben fallen dort hinein am Ende der Nacht, d h doch nichts anderes, als daß etwas vorgefallen sein muß, was dieses Zerfallen der Wörter in ihre Bestandteile zur Folge hatte. DAs spart der Text aus.
Das Paradoxe ist nun, daß nicth der Unfall bestraft wird, sondern die sich daraus ergebenden Folgen: Buchstaben und Satzzeichen, die völlig ungeordnet, gegen jede Regel "wie Schiffchen" auf dem Wasser schwimmen.
So etwas ist strafbar und wird von einer höheren Instanz geahndet.
Die Kommunikation funktioniert ja nicht mehr.
Wobei leonie das ganz richtig sieht, der Polizist muß nicht der tatsächliche Polizist sein, es kann sich genausogut um eine innere Instanz, einen Ordnungshüter handeln. Auch hätte es ja einfach DER DUDEN heißen können *mg*.

Aber: so völlig ungeordnet schwimmen diese Buchstaben und Satzzeichen nicht. Das ist auch der Grund dafür, daß ich nicht, wie caty angeregt hat, den Doppelpunkt nach "strafzettel" setzen und die folgende Apposition heranziehen werde, weil: der Doppelpunkt steht ja schon da! Jedes der angeführten Satzzeichen läßt sich ganz konkret im Text und zwar in der ABfolge der einzelnen Verszeilen/Strophen einbauen, wobei den Kommata eine besondere Rolle zukommt, sie sollen hier sowas wie eine Reihung, ein "und"darstellen.

KOnkret:

in die pfützen fallen
die buchstaben der letzten nacht. (Punkt)

schwarze schiffchen im wind! (ausrufezeichen)

dazwischen .....
= die ganze Strophe mit einem Fragezeichen am Ende (so nach dem MOtto: wie bitte???)

dann folgt im Vers der

doppelpunkt: (auf das folgende bezogen)
der polizist verteilt strafzettel

anführungszeichen (als Signal für direkte Rede, hier als Erklärung des Vergehens)

"regelwidriger schriftverkehr"

Ziemlich verquert das Ganze, oder??? :-)
Für mich macht es jedenfalls Sinn.

Die "poetische" Wortwahl am Anfang, Gerda, das ist beabsichtigte Attrappe. Sie könnte allerdings auch ein Indiz für das Vorgefallene, für den Unfall mit den Worten sein, meinst du nicht?

Und: wenn es ums Schreiben geht, spielen leider "Polizei", "Strafzettel" und Bürokratie eine nicht unerhebliche Rolle, darüber sollte man nicht die Augen verschließen. Es zählt längst nicht mehr nur allein der Text oder die Wörter.

Liebe Elsa, Klara, leonie, Gerda und caty - in der HOffnung etwas nachvollziehbare Klarheit in die Düsternis gebracht zu haben,
mit lieben Grüßen

scarlett

P.S. Deine beiden VArianten, Klara, finde ich großartig, aber sie sind nicht das was ich wollte. Ich werde sie mir trotzdem aufheben. Danke.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 05.10.2007, 23:57

Liebe Monika,

mir musst du es nicht erklären, ich habe es ganz und gar verstanden ;-)

Lieben Gruß
ELsa

PS: Das schrob ich dir:
das ist ja köstlich scharf und witzig!
Jaja, die Regeln ... und der Mut, sie zu überschreiten, hm?
Schreiben ist atmen

Caty

Beitragvon Caty » 06.10.2007, 08:10

Na, das ist doch mal ein Wort, Scarlett. Caty

Niko

Beitragvon Niko » 06.10.2007, 09:34

hallo scarlett!
mir gefällt dein text ebenso. trau mich kaum zu kritteln, weil man dann der kritik ob des kritisierens bezichtigt wird. ich wage es dennoch mal (is eh nich viel)
der polizist behagt mir so pur auch nicht. obschon er hervorragend ins bild passt. ich glaube es ist das wort an sich. nicht die institution, die du da benennst. "schöner" fände ich zb. "ordnungshüter" oder "wachtmeister". das fügt sich meines erachtens besser ein in den text. und wenn schon regelwidriges verhalten beschrieben, so könnte man auch mit regelverstößen im gedicht arbeiten. was ich andernorts für nicht gut finde (andere lyrikbaustelle) fänd ich hier ganz witzig. zb. mal so:

in die pfützen fallen
die buchstaben der letzten nacht

schwarze schiffchen im wind

dazwischen. ein punkt,
komma! "aus.rufe!zeichen" komma
frage.zeichen, komma: doppel:punkt?
anführungs-zeichen

der ordnungshüter verteilt strafzettel

regelwidriger(!), schrift.verkehr

naja......vielleicht ein bischen bunt, aber ich lass halt mal einfach meine gedanken hier fallen.
lieben gruß: Niko


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