traumreise

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 02.10.2007, 23:00

traumreise

behutsam bette ich dich
schlafende
auf meine schwingen

gleite auf ihnen davon

wenn die amsel singt
kehrst du zurück

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.10.2007, 23:49

Das ist ja mal ein ganz anderer Herby,-)

ein feines Gedicht ist das.
Ich rätsele noch, wer das Ich sein könnte. Erst dachte ich an den Traum(seelen)vogel, aber dein Gedicht steht unter Liebeslyrik.
Vielleicht spricht da der frühere Geliebte des LyrDu (seine Seele, die Flügel hat, oder als Engel?)
verträumte Grüße
Mucki

Nachtrag: Es könnte auch der Todesengel sein, der es aber nicht fertig bringt, das DU endgültig mit sich zu nehmen, sondern - aus Liebe - wieder zurückbringt. Mmmmmmh, spannend!

scarlett

Beitragvon scarlett » 03.10.2007, 15:12

Lieber Herby,

das ist fein gesponnen. Nimmt mich mit ins Träumeland ... und meine Gedanken kreisen ...

Todesengel? Ja, so könnte man es lesen.

Anfangs dachte ich allerdings, es müßte heißen "gleite mit dir davon". Irgendwie irritiert mich hier die zweimalig Präposition "auf". *grübel*

Sonnige Grüße,

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 03.10.2007, 15:36

Lieber Herby,

ich habe heute Nacht schon überlegt und und überlegt.
(Mir bot keiner seine Schwingen) ;-)
Dein Vers ist sehr sanft und harmonisch, aber ich habe genau das gleiche Problem, was auch scarlett hat, was aber entfällt, wenn der Schlaf selbst spricht.

Es sozusagen eine Ansprache des Morpheus ist, an die Schlafende.

Sonst läse es sich, als würde Lyrich auf den eigenen Schwingen davongleiten.

Das Problem in diesem kurzen Text ist, dass er die Referenz, für die Überprüfung des Verständnisses nicht bietet, verstehst du, wie ich das meine?

Ich kann das nur aus der Amsel am Morgen schließen,, dann nämlich wenn die Schlafende erwacht. (Aus dem Schlaf zurückkehrt)
Ja, so muss es wohl sein.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.10.2007, 16:13

Hm, Morpheus selbst? Eine interessante Idee.
Doch, warum steht das Gedicht dann unter Liebeslyrik :12:
Der verliebte Schlaf als dichterische Freiheit?
Es wird immer spannender ;-)
Saludos
Mucki

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leonie
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Beitragvon leonie » 03.10.2007, 16:14

Lieber Herby,

ich lese es so, dass der Traum (vielleicht auch der Geliebte aus dem Traum heraus) spricht. Mir gefällt das auch, "behutsam" ist ein schönes altes Wort, der ganze Text atmet solch eine Behutsamkeit.

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Ylvi » 03.10.2007, 16:50

Hallo Herby,

das ist ein sehr feines Gedicht. Ich lese (als eine Möglichkeit), dass das Ich das Du "beflügelt" (fast lese ich ein: Fürchte dich nicht...) in die eigenen Träume zu reisen. Es weiß um die Wiederkehr, vertraut.

Schöner Gedanke den dein Gedicht weckt.

Liebe Grüße smile

Trixie

Beitragvon Trixie » 03.10.2007, 18:23

hallo herby!

hihi, dass sich hier bisher nur die damen gemeldet haben, finde ich interessant.

ich verstehe es so, dass der schlaf das lyrich ist und die schwingen das träumen. der schlaf (oder wer auch immer) verschafft der schlafenden die möglichkeit, als geschenk sozusagen, sanfte träume zu haben. das ist das, was er ihr bieten kann. vielleicht ist es ja das sandmännchen, hihi! (wenn mein schlaf-wächter mir mal schöne träume böte, wäre das auch ganz nett...)

das ist toll, wenn man so viel rauslesen kann! wahrscheinlich meinst du es ganz ganz anders. jedenfalls ist es ein sehr zartes gedicht, wie ich finde. ich habe nichts zu beanstanden ;-) !

träumerische grüße
trixie

Herby

Beitragvon Herby » 03.10.2007, 19:38

Hallo Mucki, Gerda, leonie, scarlett, smile und Trixie,

für die Beschäftigung mit meinem kleinen Text und eure lobenden Worte danke ich euch allen recht herzlich! Er stammt aus 2005, und weder als ich ihn damals schrieb noch als ich ihn gestern einsetzte, war mir bewusst, dass er so rätselhaft ist bzw. sich so unterschiedliche Lesarten ableiten lassen. Liebe Smile, du hast die Situation bzw. Intention, die mir vorschwebte, gut wiedergegeben: ich betrachte einen geliebten Menschen, der schläft, und bitte ihn, beflügelt von meinen Träumen und meiner Liebe, auf eine Traumreise zu gehen, die im Morgengrauen endet (mein Gott, das klingt ja jetzt bescheuert! :confused: )

@scarlett, Gerda
Meint ihr, es wäre besser, das zweite "auf" in "mit" zu ändern?

In der Hoffnung, dass meine Erklärung jetzt nicht zuuu banal war angesichts eurer Deutungen, sende ich euch liebe Grüße in die zweite Wochenhälfte.

Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.10.2007, 19:48

Hallo Herby,

ich würde sagen: klassischer Fall von Überinterpretation (meinerseits). :mrgreen:
Aber da kannst mal sehen, wie unterschiedlich Texte gelesen werden,-)
Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 03.10.2007, 20:00

Liebe Mucki,

vielleicht hätte ich's auch anders schreiben sollen. Aber die Worte flossen mir damals nun mal genau so aus der Feder und ich hab nur wenig geändert, bevor ich sie einsetzte. Ich muss gestehen, dass Liebeslyrik nicht unbedingt "mein" Terrain ist...

Abendgrüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.10.2007, 20:11

Lieber Herby,

mein Terrain ist es erstrecht nicht. Ich glaube, ich habe noch kein einziges Gedicht in diese Rubrik gesetzt. Woran das wohl liegen mag? :blink1:
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 03.10.2007, 20:53

Lieber Herby,

ja, ich denke, eine Wiederholung des "auf" bei diesem kurzen Gedicht zu vermeiden, wäre überlegenswert.

Herzlichst,

Monika

Gast

Beitragvon Gast » 04.10.2007, 00:47

Lieber Herby,

ich habe überlegt ob du nicht vielleicht anders setzen könntest:

Herby hat geschrieben:behutsam bette ich dich
in meine schwingen
schlafende

gleite auf ihnen davon

wenn die amsel singt
kehrst du zurück


Das erste "auf" habe ich mal versuchsweise durch "in" ersetzt.
Der Bezug des: "gleite auf ihnen davon", wird m. M. nach durch die andere Setzung klarer.

Liebe Nachtgrüße
Gerda


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