Diebe in der Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.09.2007, 20:03

Diebe in der Nacht

Dein Duft lockt mich zu dir,
du schwarze Schöne
im Kleid der Nacht.
Es ist deines,
nicht der Tag,
wie auch mir das Dunkel
lichter scheint.

Noch stehst du
stolz in der Erde,
doch der Wind,
dieser verwegene Hund,
zerrt an dir,
lockert deinen Halt,
die Zeit ist wohl reif.

Wird er dein Unheil
über mich wehen?
Ich schwanke nicht,
nein, es ist dieser Sog,
der mich nicht zögern lässt.
Vollbringe du, was dir gebührt.
Komm nur, ja komm!

© Mucki
09/2007

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.09.2007, 21:25

Ihr Lieben,

bevor das hier zum heiteren Rätselraten wird, lüfte ich, wen LI mit "Du schwarze Schöne" meint:

Es ist die schwarze Rose.

Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2007, 21:43

Liebe Mucki,

ich habe zwar auch an einen Blume gedacht, aber warum dann "Diebe der Nacht"?
Oder beleibt eben doch das Rätsel bestehen, welche Person sich hinter der Schwarzen Rose versteckt, und wird sie von den Dieben der Nacht gestohlen oder gebrochen?

Vielleicht habe ich ein Brett vor dem Kopf, aber ich verstehe absolut nicht, was der Titel mit der Textinterpretation zu tun haben könnte.

Spannend, aber für mich nicht ganz schlüssig dieser Mythos.
Meinst du es nützt etwas, wenn ich mal google?

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.09.2007, 21:59

Hi Gerda,

der schwarzen Rose wird der Mythos/Aberglaube nachgesagt, dass sie demjenigen, der sie bekommt, einen tödlichen Unfall bringt.

Die Diebe in der Nacht sind einmal der Wind, der sich "erdreistet", die Rose aus der Erde zu zerren (deshalb: "dieser verwegene Hund"), die schwarze Rose selbst (da sie das Leben des LIs stiehlt") und schlussendlich das LI selbst, da es genau dies zulässt, sich nicht dagegen wehrt, sondern sich quasi dadurch selbst das Leben stiehlt.
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.09.2007, 22:02

Liebe Mucki,

ohne deine Erklärung hätt ich wohl nie genau gewußt, auf was dein Gedicht anspielt. Danke.

Ich finde es in seiner mystischen Verwebung toll, es strahlt für mich etwas aus, das ich gar nicht beschreiben kann. Wie gesagt, auch ohne daß ich wußte, worum genau es dabei geht.

Liebe Grüße,
MOnika

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2007, 22:28

Danke liebe Mucki für die Erläuterungen.
Mir fällt es schwer, diesem „Verketten“ der unterschiedlichen "Diebe" zu folgen ... klar, sonst hätte ich nicht gefragt ... ;-)
Ich schaffe es dennoch nicht, Text und Titel bildlogisch zu verbinden.

Ich überlege, aber vielleicht habe ja auch ich nur diese Schwierigkeit...

Mir ist dieser Mythos völlig fremd, ich werde versuchen mich mal heranzutasten.

Es kann nicht gewollt sein - denke ich - dass du nur den Mythos lyrisch nacherzählst.
Also versuche ich zu übertragen:
Lyrich lässt sich ins Unglück locken, weil es die Schwarze Rose, die es gar nicht gibt, verführerich findet, nein, so kann es nicht gemeint sein.

Also muss diese Rose für irgendetwas anderes stehen, was das Lyrich absolut verlockend findet, was ihm aber schaden wird.
Lyrich ist sich dessen bewusst, und empfindet sowohl jene, die ihm die "schwarze Rose", die für ein Abenteuer (vielleicht eine riskante Reise, Trekking ,- Tauchtour) steht, zerreden wollen.
Also wenn ich übertrage habe ich
Hier das Lyrich, das Abenteuer (schw. Rose) und Menschen, die es beeinflussen wollen, es gibt keine der dem Lyrich wirklich nahe genug ist um es liebevoll zu beraten.
Allerdings komme ich dann mit dem letzen Vers nicht zu Recht, weil es eigentlich nur ein anderer Mensch kann, das Lyrich aktiv in eine für das Lyrich schädliche Ausgangslage zu bringen, die das Lyrich aber gern hätte.

So komme ich dann letztlich auch wieder auf eine Liebesbeziehung, bei der ein Du das Lyrich zu Handlungen zwingt, die es gern mag, die ihm aber schaden.
Auf der Suche nach einer passenden Übertragungsebene bleibe etwas ratlos.

Mir fehlt inner Logik (nichts Mathematisches) im Text.

Steht das "wie" in Z 6 im Sinn von "obgleich"?

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 24.09.2007, 22:40

Liebe Mucki,

Aha, nun weiß ich, was gemeint ist.

ich kenne mich damit nicht aus, also mit dem Symbol der schwarzen Rose.

Sie lockt das LI magisch an und in den Tod, nicht wahr? Wider besseres Wissen liefert sich LI der Todessehnsucht damit aus. In dem Kontext fällr aber für mich die Str. 2, die ich so gern lese, raus.

Denn das ist ein anderer "Schauplatz", da geht es darum, dass der WInd, der Hund, diebisch die Rose ausreißt, oder?
In den anderen beiden Str. geht es aber doch um das Sterben wollen durch den "Fluch der Rose"?

Die Str. 2 dient vielleicht der Dramatik, erzeugt Angst beim LI, dass es vielleicht nicht dazukommt, die begehrte Rose zu kriegen, weil der Wind sie haben will?

Das ist fürchterlich spannend, weil ich es immer noch nicht zusammenbringe.

Lieben Gruß
ELsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.09.2007, 22:43

Liebe Monika,

ohne deine Erklärung hätt ich wohl nie genau gewußt, auf was dein Gedicht anspielt. Danke.


Schade, ich hatte gehofft, dass man ohne Erklärung meinerseits darauf kommt.

Ich finde es in seiner mystischen Verwebung toll, es strahlt für mich etwas aus, das ich gar nicht beschreiben kann. Wie gesagt, auch ohne daß ich wußte, worum genau es dabei geht.


Das freut mich natürlich,-)
Hm, vielleicht sollte ich den Titel doch so nennen: Die schwarze Rose *grübel*
Saludos
Mucki

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Beitragvon Elsa » 24.09.2007, 23:03

Liebe Mucki,

Ich würde es wirklich "Die schwarze Rose" nennen.

Lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Mucki » 24.09.2007, 23:22

Liebe Gerda,

ich gehe mal einzeln deine Kommentare durch, um das aufzudröseln. Jetzt, wo ich mein Gedicht eh schon erklärt habe, kann ich auch in medias res gehen.

Es kann nicht gewollt sein - denke ich - dass du nur den Mythos lyrisch nacherzählst.


Richtig. Es ist lediglich der Mythos der schwarzen Rose, den ich hier heranziehe und wie LI damit umgeht bzw. die Sehnsucht des LIs nach dem Jenseits auszudrücken.

Lyrich lässt sich ins Unglück locken, weil es die Schwarze Rose, die es gar nicht gibt, verführerich findet, nein, so kann es nicht gemeint sein.


Die schwarze Rose gibt es sehr wohl. Sie ist selten, aber es gibt sie! LI weiß um den Aberglauben über diese Rose und glaubt auch daran.

Also muss diese Rose für irgendetwas anderes stehen, was das Lyrich absolut verlockend findet, was ihm aber schaden wird.
Lyrich ist sich dessen bewusst, und empfindet sowohl jene, die ihm die "schwarze Rose", die für ein Abenteuer (vielleicht eine riskante Reise, Trekking ,- Tauchtour) steht, zerreden wollen.
Also wenn ich übertrage habe ich
Hier das Lyrich, das Abenteuer (schw. Rose) und Menschen, die es beeinflussen wollen, es gibt keine der dem Lyrich wirklich nahe genug ist um es liebevoll zu beraten.
Allerdings komme ich dann mit dem letzen Vers nicht zu Recht, weil es eigentlich nur ein anderer Mensch kann, das Lyrich aktiv in eine für das Lyrich schädliche Ausgangslage zu bringen, die das Lyrich aber gern hätte.

So komme ich dann letztlich auch wieder auf eine Liebesbeziehung, bei der ein Du das Lyrich zu Handlungen zwingt, die es gern mag, die ihm aber schaden.
Auf der Suche nach einer passenden Übertragungsebene bleibe etwas ratlos.


All dies ist damit hinfällig. Die schwarze Rose ist real. Sie steht noch in der Erde, als das LI sieht. Das LI ist nachts unterwegs und wird vom Duft der schwarzen Rose angezogen, betrachtet sie, stellt für sich fest, dass auch für das LI das Dunkel lichter ist, es also vom Dunkel angezogen wird. Damit beantworte ich auch deine Frage nach dem "wie" in Z 6. Durch das "auch" dahinter wird m.E. klar, dass das "wie" für "(genauso) wie" steht.

Zu inneren Logik, siehe meine Antwort an Elsie. Da gehe ich darauf konkret ein.
Saludos
Mucki

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Beitragvon Mucki » 24.09.2007, 23:47

Liebe Elsie,

ich kenne mich damit nicht aus, also mit dem Symbol der schwarzen Rose.


Ich kannte diesen Aberglauben/Mythos, da ich, wenn es um Rosen geht, nur schwarze Rosen mag, und dann auch nur eine Einzelne,-)
Es ist kein "großer" Mythos, sondern eher ein Aberglaube, der besagt, dass derjenige, der eine schwarze Rose erhält, am nächsten Tag einen tödlichen Unfall erleiden wird.

Sie lockt das LI magisch an und in den Tod, nicht wahr? Wider besseres Wissen liefert sich LI der Todessehnsucht damit aus. In dem Kontext fällr aber für mich die Str. 2, die ich so gern lese, raus.
Denn das ist ein anderer "Schauplatz", da geht es darum, dass der WInd, der Hund, diebisch die Rose ausreißt, oder?
In den anderen beiden Str. geht es aber doch um das Sterben wollen durch den "Fluch der Rose"?

Die Str. 2 dient vielleicht der Dramatik, erzeugt Angst beim LI, dass es vielleicht nicht dazukommt, die begehrte Rose zu kriegen, weil der Wind sie haben will?


Der Duft lockt erst mal das LI an. Als es dann vor der schwarzen Rose steht, denkt es an diesen Aberglauben (an den es glaubt!) und befindet sich sofort im Sog seiner Sehnsucht nach dem Jenseits. Str. 2 fällt nicht aus dem Kontext heraus: LI sieht, dass der Wind beginnt, die Rose zu entwurzeln und fragt sich quasi wütend ("dieser verwegene Hund"), ob der Wind die "Aufgabe" der schwarzen Rose übernehmen wird/will, die dem Wind aber nicht zusteht, sondern einzig und allein der schwarzen Rose, begreift aber, dass es soweit ist (für das Jenseits) -->"die Zeit ist wohl reif". LI zögert nicht, schwankt nicht, weil es sich im Sog diese Sehnsucht befindet. Aber es will, dass die schwarze Rose den "Fluch" ausführt. Deshalb fordert LI: "Vollbringe du, was dir gebührt, komm nur, ja komm".

Die Str. 2 dient vielleicht der Dramatik, erzeugt Angst beim LI, dass es vielleicht nicht dazukommt, die begehrte Rose zu kriegen, weil der Wind sie haben will?


Der Wind erdreistet sich, die "Macht" der Rose an sich reißen zu wollen, ja. Und LI ist darüber empört. LI befindet sich nun am Point of no return. Es will unbedingt, dass die schwarze Rose ihr "Werk" am LI ausübt.

Du schreibst, ich solle als Titel tatsächlich "Die schwarze Rose" nehmen?
Wird es dann nicht zu deutlich?
Hm, eure Reaktionen, nachdem ich schrieb, dass es die schwarze Rose ist, zeigt mir, dass es anscheinend nicht so ist.
Darüber muss ich noch nachdenken. Eigentlich möchte ich es so lassen. Mal sehen.
Saludos
Mucki

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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 24.09.2007, 23:55

Ach Mucki,

da hast du die Gehirne der Runde wieder schön erhitzt.

Kennst doch den etwas anrüchigen Witz vom Psychoanalytiker, der sich darüber wundert, dass sein Patient so seltsame Interpretationen liefert, die alle mit Sex zusammenhängen, bis er, der Psychoanalytiker, schließlich fragt, woher diese Ideen kommen und als Antwort erhält: "Aber Herr Doktor, ich denke immer ans (Selbstzensur des vulgären Ausdrucks für Ausüben des Beischlafes)!"

So gewohnt, alles in einer bestimmten Richtung zu sehen, kann natürlich ein Baum ("es stieg ein Baum, o reine Übersteigung..) oder ein Busch (hinterm Busche bei der Wehr, gabst du dich mir ...), der in einen Dialog eintritt nur jenen Symbolcharakter besitzen, der in den Interpretationen mehr oder weniger genüsslich herausgestrichen wurde.

Um aber etwas gerechter zu sein, will ich aber auch annehmen, dass du dieses verbale Aphrodisiakum nicht ohne Absicht in die virtuellen Nüstern der blauen Salongesellschaft gefächelt hast, und der verdiente Erfolg blieb nicht aus!

Beste amüsierte Grüße. Schwarzbeere

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.09.2007, 00:04

Hallo Schwarzbeere,

da hast du die Gehirne der Runde wieder schön erhitzt.


Ja, scheint so. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich überrascht, weil es für mich alles ganz klar war :pfeifen: :mrgreen:

Um aber etwas gerechter zu sein, will ich aber auch annehmen, dass du dieses verbale Aphrodisiakum nicht ohne Absicht in die virtuellen Nüstern der blauen Salongesellschaft gefächelt hast, und der verdiente Erfolg blieb nicht aus!


Ich kam durch den Lyrischen Dialog darauf. Dort kam das Thema Rosen. Und dann dachte ich sofort an die schwarze Rose. Tja, und das Ergebnis siehst du hier *g*
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 25.09.2007, 01:35

Liebe Mucki,

du stellst eine Behauptung auf, dass es schwarze Rosen gebe, die zwar wohl für deine Intention nicht wesentlich ist, aber ich möchte doch einen hinweis geben:
http://www.welt-der-rosen.de/schwarze_rosen.htm
***
Es geht also um Aberglauben und die Todesehnsucht des Lyrich.
Wie kann eine solche Rose in der Erde stehen?
(Wachsen ginge ja noch im übertragenen Sinn)
Wie kann der Wind sie knicken?
(Auch das ging im übetragenen Sinn)
Ich bin trotz aller Erläuterungen weiter ratlos, weil ich der Interpretation nicht folgen kann. Leider fehlt dem Gedicht m. M. n. Entscheidendes um mich auch außerhalb des "Mythos" als Leserin zu ereichen. Es ist mjr zu eng, zu eingleisig angelegt.
Bitte, liebe Mucki, du musst aber nicht weiter erklären, es gibt ja nicht nur meine Sicht.

Nachtgrüße
Gerda

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 25.09.2007, 10:46

hallo mucki,

deine zeilen sind wunderbar und stark!

die inhaltliche diskussionsrunde "entzaubert" oft jedes werk.

wenn der leser vorm tor bleibt, bleibt der text beim autor.
wenn der leser durch das tor schreitet, ist der text auch in ihm.

warum türen öffnen, die schon offen sind?

salve
hakuin


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