Spätsommer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2007, 16:24

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 06.10.2007, 12:19, insgesamt 2-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 21.09.2007, 17:38

Hallo Gerda,

Erster Eindruck, sehr gelungen. Vielleicht Becher statt Gläser? Das würde stimmungsvoller klingen.

Schönen gruß

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.09.2007, 18:38

Liebe Gerda,

ein schönes, sehr bildhaftes Spätsommergedicht hast du geschrieben. Das gefällt mir. Ich kenne mich mit Reimen, Metrum, etc. nicht so aus, aber ich würde versuchen, die "und", die jeweils am Beginn der Zeilen stehen, zu ersetzen.

Hier:
und gelbe rieseln runter auf die Wege;

und hier:
und Glockenblumen auf der Wiese schaukeln.

Deine Zeilen fließen sehr schön, nur bei diesen beiden, wirkt der Nachsatz etwas abgehackt, vielleicht kannst du es auch fließend einbinden?

des Sommers Früchte ein, und das geschickt.

doch dieser Luxus, der geht auch vorbei;

Hier kommt nach Eichkatz kein Komma:

bald sammeln Eichkatz, und auch Hamster rege

Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2007, 19:31

Liebe Mucki,

Ladies first, vielen Dank für das Lob zu meinem Spätsommer/Frühherbst-Sonett.
Das überflüssige Komma habe ich entfernt.

Was deine Änderungsvorschläge betrifft, so habe ich das Metrum (fünfhebiger Jambus) eingehalten.
Der Vers (Zeile) beginnt mit einer unbetonten Silbe, dann im Wechsel betont/unbetont usw. und endet entweder bei 10 (betonter Versausgang=Kadenz) oder bei 11 Silben (unbetonte Kadenz)
Ich kann dem Text nicht die Stilmittel nehmen, die sie zum Sonett machen, denn ich wollte eben ein solches schreiben. ;-)

Lieber Jürgen,

danke dir fürs Lesen – Komma ist gestrichen.

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 21.09.2007, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 21.09.2007, 20:04

Hallo Gerda,

das sind Bilder, die mir gefallen. Allerdings hast du mir das Sonett "zu klassisch" geschrieben, will heißen mich stören die Inversionen ziemlich.

DAs "und das geschickt" hat z.B. einen Gou von reimgeschuldet, das klingt nicht überzeugend, als ob es da stehen müsste.

die Eichkatz turnt im Baum, sie sammelt rege
vom Sommer, was sie Winters gern verdrückt.

Da sind auch Worte drin, die wenig miteinander können, klassische Sätze wie der letzte (der gefällt mir sehr gut) und das eher prosaische "doch dieser Luxus, der geht auch vorbei" beißen sich.

Ich hätte kein Problem, wenn die Quartette (komplett) "landläufig" gehalten wären , wie du das (überwiegend) gemacht hast und die Terzinen (völlig) klassisch, so kommts mir vor wie der besungene Most, schäumt und gärt noch, deswegen schmeckts aber nicht schlecht.

Ziehen und setzen lassen, nochmal angucken?

Gruß

Willi

P.S. der Wein ist am Reim vorbei ?

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 21.09.2007, 20:48

Hallo Gerda,

Noch ein paar Änderungsvorschläge

bald sammeln Eichkatz und auch Hamster rege
des Sommers Früchte ein, und das geschickt.


bald sammelt Eichkatz für den Winter rege
von all den Früchten ein, was es erblickt

doch dieser Luxus, der geht auch vorbei;

doch dieser Luxus wird nicht ewig sein.

Und nach wie vor plädiere ich für Becher statt für Gläser (für den frischen Most)

Ich weiß allerdings nicht, ob Eichhörnchen schon im Spätsommer ihren Wintervorrat sammeln. Und heißt es für das Eichhörnchen überhaupt "es", wenn man Eichkatz sagt, oder muss man dann "sie" nehmen?

Ich mag die Stimmung, die dein Gedicht erzeugt. Schön umgesetzt. Die Inversionen stören mich eigentlich überhaupt nicht, allerdings bin ich auch nicht so ein Sonettexperte wie reimerle.

Schönen Abend

Jürgen

Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2007, 22:04

Lieber Jürgen,

bitte entschuldige, dass ich nicht auf deinen Vorschlag > Becher statt Gläser zu verwenden eingegangen bin. Ich glaube auch, das wäre klangvoller. :smile:
Ich werde mir diesen und deine anderen Vorschläge am WE genau ansehen.
Auf jeden Fall finde ich bestimmt Anregung und sage dir nochmals vielen Dank.

Lieber Willi,

vielen Dank für die Beschäftigung mir meinem Text. Mich freut, dass dir die Bilder gefallen.
Ich habe gedacht, bevor das Sonett verstaubt, hole ich es vor, um Hinweise zu erhalten. (An dich und Jürgen hatte ich natürlich gedacht) ;-)
Du hast mit deiner Kritik völlig Recht. Wenn ich den Vorschlag

reimerle hat geschrieben:die Eichkatz turnt im Baum, sie sammelt rege
vom Sommer, was sie Winters gern verdrückt.


einbaute, bekäme der Text allersings einen völlig anderen Grundton ...

Aber wie ich schon an Jürgen schrieb, am WE beuge ich mich drüber.
Und selbstverständlich gilt: Ziehen, setzen lassen und wieder anschauen. :smile:

Einen schönen Abend
liebe Grüße
Gerda

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 21.09.2007, 23:52

Liebe alle,

ich finde das Gedicht wunderbar! Aber ich bin keine Expertin, wenn reim- und rhythmustechnisch alles stimmt und sich darüber hinaus ein schöner Bilderfluss einstellt, bin ich vor Bewunderung einfach platt.

Hier ist das Komma jeweils zuviel, liebe Gerda:

<Die Katze, in der Mittagssonne träumt>
und
<und reift, ein auserlesner junger Wein>

Mir scheint übrigens, in der Zeile "so fließen Tage golden - in Fässern gärt" fehlt eine Silbe. Oder betone ich falsch? Ich verstehe von der Form so gut wie nichts, leider.

Lieben Gruß
Zefira, die sich nach der Schreibwerkstatt noch ein Weinchen gönnt :lachen0014:
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.09.2007, 23:58

Zefira hat geschrieben:Liebe alle,

ich finde das Gedicht wunderbar! Aber ich bin keine Expertin, wenn reim- und rhythmustechnisch alles stimmt und sich darüber hinaus ein schöner Bilderfluss einstellt, bin ich vor Bewunderung einfach platt.


Liebe Gerda,

ich kann mich Zefira nur anschließen. Mehr sag ich nicht dazu, da ich kein Sonnettprofi bin.

Lieben Gruß
ELsa

OT: Prost, Zefira!
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Beitragvon Klara » 21.09.2007, 23:59

Hallo Gerda,

mir scheint, das sei ein durch und durch ausgereiftes Gedicht: reif wie der Spätsommer, prickelnd und leicht schäumend wie ein Federweißer, und süffig wie die Vorfreude auf die Sehnsucht.

Grüße
Klara

Gast

Beitragvon Gast » 22.09.2007, 01:20

Liebe Zefi, liebe Elsa und liebe Klara,

herzlichen Dank euch, ich freu mich sooooooooo! :-)

Zefi,

ich sag morgen etwaszu der Zäsur statt Silbe usw. usf... jetzt geh ich Schäfchen zählen :schaf: ... Ach, heute beim Spaziergang (bei Temperaturen und Stimmung wie im Gedicht) ;-) habe ich in einer Schafherde viele junge Lämmer gesehen ... um diese Jahreszeit - komisch oder?
Aber du kennst dich eher mit Schafwolle aus, wenn sie nicht mehr am Schaf ist , nicht wahr :blink2:

Eine gute Nacht :stern: euch allen
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.09.2007, 12:24

Liebe Gerda,

auch für mich (ich weiß, mein Urteil zählt das stilistisch nicht professionell, ich übersehe wirklich oft Dinge) hat das einen ganz besonderen Klang - und ich muss sagen (das steht nicht im Zusammenhang mit der vorherigen Aussage), ich hätte diesen Text nicht als Gerdatext erkannt! (weil er so vollkommen losgelassen).

Er ist aus einem Guss und dennoch eine Erhebung. Seltsam, normalerweise steigt dann in mir das Gefühl auf: der Text ist zu klassisch, zu rund, hier aber gar nicht, er lässt einen einstimmen.

(Ganz ein bisschen stören die Häufigkeit gereihten "Inversionen" zum Ende hin) -- trotzdem

Ich würde überlegen, den Titel in Später Sommer zu variieren, das ist zwar mini "reflektierter", weil auseinandergezogen, aber ich finde, es drückt die Sauberkeit & Weichheit des Textes aus.

Ein paar ~ Ideen (es dauert selbst bei so geschliffenen Texten, bis man alle "Füllstellen" entdeckt, nimm einfach, was du brauchst, nicht alles wird stimmen):


Spätsommer

Schon hat der Wind manch grünes Blatt geknickt
und gelbe rieseln runter auf die Wege;
bald werden Eichkatz und auch Hamster rege
des Sommers Früchte sammeln, und wie geschickt!
*****

Die Wärme trügt, lässt Schmetterlinge gaukeln,
die Bäume sind mit Zwetschgen reich/wild/schwarz* gespickt,
am Quittenstrauch ein Star genüsslich pickt,
und Glockenblumen auf der Wiese** schaukeln.

Die Katze,*** in der Mittagssonne träumt,
doch dieser Luxus, der geht auch vorbei;****
der frische Most rubin in Gläsern schäumt.
So fließen Tage golden - in Fässern gärt
und reift, ein auserlesner (,) junger Wein
der unser Sehnen nach dem Sommer nährt.


* hier fand ich den Vergleich (wie) schwächend, ich würde ohne Vergleich arbeiten und ein Attribut an die satelle setzen - meine sind nur erste Ideen, du hast sicher das feinere Gespür, welches geeignet sein könnte

** vielleicht Plural (??): auf den Wiesen?

*** Komma kann weg und gäbe besseren Fluss!

**** bei dieser Zeile (aber da weißt du besserm, ob du einem vorgegebenen Versmaß folgst!) würde mir flüssiger und weniger kosntruiert gefallen: doch auch dieser Luxus geht vorbei;

***** hier habe ich das Versmaß um eine Silbe verlängert (wenn vorgebenen müsste man im festen Rahmen überlegen). ich hab die Stelle deshalb umgestellt, weil das bald flüssiger an das schon anschließt wie ich finde.

Wie machen das klassische Sonette - setzen die oft einen Punkt ans Ende der Strophe? ich würd mich in dem fall daran orientieren, wenn das frei egstaltet wäre, würd ich sie aber fortnehmen, ist etwas offener/freier, dem Spätsommer entsprechend (etwas geht zu Ende, ist aber..)


Schön auch, wie der Text am Ende in der Wiederkehr (die Wiederkehr im Vergehen) kulminiert - und das stilsitisch auch analog klingt, der Text läuft nicht einfahc aus - und das braucht ein solcher Text auch.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 23.09.2007, 15:23

Liebe Lisa,

auch du :smile: machst mir richtig Freude, das du dich so intensiv mit dem Text auseiandersetzt.
Ach ja, dass du mich nicht dahinter vermutet hättest, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass du mich der heißen Phase meiner Sonettierwerkelei und Überei (2003/2004) noch nicht kanntest. ;-)
Zu der Zeit habe ich auch schon geglaubt, dass diese Art der Dichtkunst sauschwer ist, aber das Klanggefühl ungemein schult.
Ich brauche jetzt mal, ich schätze, so ein paar faule, warme Herbsttage - wie eine Katze in der Mittagssonne - damit sich alles setzen kann und um den Text zu überarbeiten.

Vielen Dank!

Liebe Grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2007, 01:30

Liebe Kommentatoren,

nicht, dass ihr denkt ... die olle Jäger ruht sich aus und meldet sich nicht ...
Mir ist noch nicht das Passende eingefallen, so sieht es aus.

Ich hoffe, dass es über meinem Nachdenken und Hin- und Herbewegen jetzt nicht Winter wird ...Vielleicht bringens auch die nächsten warmen Tage ...

Bis hoffentlich bald hier
Gerda


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