11. September

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 11.09.2007, 20:55

11. September

Militär führt
unzählige Menschen
fort.

Frauen fragen
nach ihren Männern,
Kinder nach ihren Eltern,
Eltern nach ihren Kindern.

Vorsichtig
forschen sie nach
den Verschwundenen,
graben mit rissigen Händen
in der blutigen Erde
Chiles.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 11.09.2007, 21:05

Raffiniert!

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.09.2007, 21:05

chapeau jürgen!

es gab und gibt der entsetzlichen verbrechen noch mehr ...

scarlett

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.09.2007, 21:30

Ja, lieber Jürgen, auch das.

Und es geht unter die Haut.

"Vorsichtig" kommt mir nicht ganz richtig vor. Behutsam?

Lieben Gruß
Elsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2007, 00:30

Hallo Jürgen,

das Wort "vorsichtig" empfinde ich als nicht stark genug. "Behutsam", wie Elsie es vorschlägt, trifft es m.E. auch noch nicht. Ich habe gegrübelt und gegrübelt, finde jedoch nicht das passende Wort. Es sollte die Bedrohung auf ihr Leben ausdrücken. So viele, die "geforscht" haben, sind daraufhin auch "verschwunden" und wurden nie wieder gefunden.
nachdenkliche Grüße
Mucki

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.09.2007, 00:44

Hallo Pjotr, scarlett, Elsa & Mucki,

Danke für eure Kommentare.

@ Mucki,
Du beschreibst die Situation, unter der die Suchenden litten, ganz genau. "Behutsam" passt da nicht. Dieses Wort beschreibt etwas anderes. "Vorsichtig" schien mir die richtige Wahl, um Menschen zu umschreiben, die mit Angst vorgingen, um nicht selbst in das Visier der Junta zu geraten. Vielleicht gibt es ein passenderes Wort. Ich denke drüber nach.

Späte Grüße

Jürgen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.09.2007, 08:49

Lieber Jügen,

nein, behutsam passt natürlich nicht. Ob du an der Stelle mehr als nur ein "vorsichtig" schriebest?

im schatten der angst
forschen sie...


Nur als Beispiel gedacht.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2007, 11:58

Hallo Jürgen,

Elsies Idee finde ich ganz gut. Ja, warum nicht zwei Zeilen daraus machen.
Saludos
Mucki

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.09.2007, 18:30

Hallo Elsa und Mucki,

Vielen Dank für eure Vorschläge. Im Schatten der Angst klingt für mich aber etwas zu sehr nach Hollywood.

Ich überlege gerade folgende Variante:

Mit der Angst
vor dem Schritt zu viel
forschen sie nach
den Verschwundenen...

"Vorsichtig" hat es schön komprimiert. Es klingt natürlich sehr zaghaft.

Mal sehen

Jürgen

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.09.2007, 19:10

Hallo,

sorry, wenn ich mich jetzt nochmal einmische, aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum das "vorsichtig" nicht passen soll. Für mich ist es einfach die Version!

Grübelnde Grüße,
scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2007, 19:35

Hallo Jürgen,

Mit der Angst
vor dem Schritt zu viel


wenn, dann würde ich schreiben:

Mit der Angst
vor dem Schritt zu weit


Was meinst du?
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 12.09.2007, 21:08

Lieber Jürgen,

gut gemacht, gerade zum gestrigen Tag gepostet und das Augenmerk über diesen "Amerikanischen Alptraum" hinweg auf andere Schrecken gerichtet, die nicht minder Alptraum behaftet sind. Dafür danke ich dir ganz bersonders.

Zum Text, ich schließe mich scarlett an, was das "vorsichtig" angeht.

M. M. wirkt ein Text, der vom personifizierten Grauen spricht deshalb so gut, weil du genau solche Worte, wie ich sie jetzt benutzt habe, und wie sie die Medien zuhauf gebrauchen, nicht benutzt.

Die Schlichtheit ergreift mich und macht die Qualität aus.

Liebe Grüße
Gerda.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 14.09.2007, 11:01

Hallo ihr Lieben,

je länger ich drüber nachdenke, desto passender finde ich "vorsichtig". Die anderen Varianten, die mir in den Sinn kommen, kommen mir zu lang, zu überladen oder zu schwülstig vor. Unterstützung bekomme ich ja inzwischen von scarlett und Gerda. Ich lasse es erstmal so.

Danke euch allen

Jürgen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.09.2007, 13:11

Hallo Jürgen,

Ja, mein Voschlag wäre auch recht schwülstig gewesen.

Vielleicht fällt mir irgendwann ein Wort ein, das die Angst, erwischt zu werden, während nach den Angehörigen gegraben wird, ohne sie auszuschreiben, beschreibt.

Bisher ist "vorsichtig" bestimmt die beste Wahl.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen


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