Im späten Licht der Pinien
atmet der Sommer aus
behutsam
legt sich der Wind in die Dünen
tagwarme Worte bedeckt er
allmählich mit Sand
Noch schaukeln die Möwen
auf flüssiger Jade
noch wogt und vibriert am Mittag
die Luft
wenn selbst der fliegende Händler
seine Ballade herzafrikanisch summt
Salzig* schmeckt dieser September
auf deinen Lippen und du weißt:
die Muscheltage sind gezählt.
Du pflückst
die letzte sanfte Wärme
bevor das Jahr sich weiter schält
*schon - endgültig entfernt; danke allen, die zu dieser version beigetragen haben.
1. Version
Im späten Licht der Pinien
atmet der Sommer aus
behutsam
legt sich der Wind in die Dünen
tagwarme Worte bedeckt er
allmählich mit Sand
Noch schaukeln die Möwen
auf flüssiger Jade
noch wogt und vibriert am Mittag
die Luft
wenn selbst der fliegende Händler
seine Ballade herzafrikanisch summt
Salzig schmeckt dieser September
auf deiner Haut schon und du weißt:
die Muscheltage sind gezählt.
Du pflückst
die letzte sanfte Wärme
bevor das Jahr sich weiter schält
scarlett, 2007
September am Meer
Hallo scarlett,
lass mich Dir nach erstem Lesen zu später Stunde eine kurze Rückmeldung geben: das ist ein Stimmungsbild, das mir in seinen Bildern ungemein gut gefällt.
Hier stört mich jedoch das Wort "selbst", es klingt so, als wäre er der letzte in einer Reihe von Vielen, was sich mir im Kontext nicht erschließt. Auch mit dem Wort "herzafrikanisch" hadere ich noch, es klingt für mich sperrig und, im Vergleich zum sprachlichen Duktus des Gesamttextes, unlyrisch.
Aber mir gefällt das Bild des sich schälenden Jahres - übrig bleibt eine (über?)reife "Frucht" - Metapher für die Flüchtigkeit der Zeit und zwischenmenschlicher Beziehung? Bin mir nicht sicher, ob ich es jetzt mit müdem Auge richtig lese.
Morgen bzw. heute werde ich einen neuen, dann hoffentlich wacheren Anlauf nehmen.
Liebe Nachtgrüße
Herby
lass mich Dir nach erstem Lesen zu später Stunde eine kurze Rückmeldung geben: das ist ein Stimmungsbild, das mir in seinen Bildern ungemein gut gefällt.
wenn selbst der fliegende Händler
seine Ballade herzafrikanisch summt
Hier stört mich jedoch das Wort "selbst", es klingt so, als wäre er der letzte in einer Reihe von Vielen, was sich mir im Kontext nicht erschließt. Auch mit dem Wort "herzafrikanisch" hadere ich noch, es klingt für mich sperrig und, im Vergleich zum sprachlichen Duktus des Gesamttextes, unlyrisch.
Aber mir gefällt das Bild des sich schälenden Jahres - übrig bleibt eine (über?)reife "Frucht" - Metapher für die Flüchtigkeit der Zeit und zwischenmenschlicher Beziehung? Bin mir nicht sicher, ob ich es jetzt mit müdem Auge richtig lese.
Morgen bzw. heute werde ich einen neuen, dann hoffentlich wacheren Anlauf nehmen.
Liebe Nachtgrüße
Herby
Hallo Scarlett,
die erste Zeile hatte mich zunächst abgeschreckt, weiterzulesen (weil zu routiniertes "Licht und Baum"-Schema á la "Silberlicht der Birken"), aber was danach folgt, finde ich absolut erfrischend kreativ. Alles in allem melodisch und sinnlich reich beladen. Wunderbar elegant. Und jede Zeile ist so treffend, dass ich in dem meinigen (ähnlichen) strandurlaublichen Gedächtnis alle Deine Worte bestens nachfühlen kann.
Besondere originielle romantisch worttreffende Glanzpunkte sind nach meiner Ansicht diese hier: "atmet der Sommer aus" ... "legt sich der Wind in die Dünen" ... "tagwarme Worte" ... "schaukeln die Möwen" ... "noch wogt und vibriert am Mittag die Luft" ... "herzafrikanisch" ... "Salzig schmeckt dieser September auf deiner Haut" ... "du weißt: die Muscheltage sind gezählt" ... "Du pflückst die letzte sanfte Wärme bevor das Jahr sich weiter schält". -- Ja, also quasi alles, hehe.
Salute
Pjotr
die erste Zeile hatte mich zunächst abgeschreckt, weiterzulesen (weil zu routiniertes "Licht und Baum"-Schema á la "Silberlicht der Birken"), aber was danach folgt, finde ich absolut erfrischend kreativ. Alles in allem melodisch und sinnlich reich beladen. Wunderbar elegant. Und jede Zeile ist so treffend, dass ich in dem meinigen (ähnlichen) strandurlaublichen Gedächtnis alle Deine Worte bestens nachfühlen kann.
Besondere originielle romantisch worttreffende Glanzpunkte sind nach meiner Ansicht diese hier: "atmet der Sommer aus" ... "legt sich der Wind in die Dünen" ... "tagwarme Worte" ... "schaukeln die Möwen" ... "noch wogt und vibriert am Mittag die Luft" ... "herzafrikanisch" ... "Salzig schmeckt dieser September auf deiner Haut" ... "du weißt: die Muscheltage sind gezählt" ... "Du pflückst die letzte sanfte Wärme bevor das Jahr sich weiter schält". -- Ja, also quasi alles, hehe.
Salute
Pjotr
Liebe Scarlett, ich schließe mich der Begeisterung von Pjotr an. Ein wundervoll poetisches Gedicht über eine Landschaft, die so ganz anders ist, als wir sie hier bei uns kennen. Als Salz in der Suppe das "herzafrikanisch", schöner kann man die Liebe zu Afrika nicht ausdrücken. Zur dritten Strophe:
"Salzig schmeckt dieser September/auf deiner Haut" - hier muss ich an den Film "Salz auf deiner Haut" denken, und diese Assoziation ist die einzige, die mir nicht so recht gefällt, und das "schon" stört mich ein bisschen. Aber das tut dem Gedicht keinen Abbruch, denn alle anderen Bilder sind nicht verbraucht, sie sind empfunden. Und das ist es doch, was man als Leser in einem Gedicht sucht. Schön, dass er es in deinem Gedicht findet. Caty
"Salzig schmeckt dieser September/auf deiner Haut" - hier muss ich an den Film "Salz auf deiner Haut" denken, und diese Assoziation ist die einzige, die mir nicht so recht gefällt, und das "schon" stört mich ein bisschen. Aber das tut dem Gedicht keinen Abbruch, denn alle anderen Bilder sind nicht verbraucht, sie sind empfunden. Und das ist es doch, was man als Leser in einem Gedicht sucht. Schön, dass er es in deinem Gedicht findet. Caty
was das "schon" betrifft ... nach meinem Lesen ist es unverzichtbar, sein Wegfall würde die letzte Strophe schwächen. Es zeigt doch an, wie weit die Zeit fortgeschritten ist und leitet über zu den dann folgenden Bildern der gezählten Muscheltage, dem Pflücken der letzten Wärme und dem sich schälenden Jahr. Allenfalls könnte ich mir eine andere Position im Satz vorstellen. Salzig schon ...
Liebe scarlett, da ist Dir etwas Wunderschönes gelungen. Hoffentlich ist es nicht das einzige Gedicht, das Du aus Italien mitgebracht hast, es macht nämlich Appetit auf mehr.
Herzliche Sonntagsgrüße
Herby
PS: Da hatten reimerle und ich den (zeit)gleichen Gedanken.gif)
Liebe scarlett, da ist Dir etwas Wunderschönes gelungen. Hoffentlich ist es nicht das einzige Gedicht, das Du aus Italien mitgebracht hast, es macht nämlich Appetit auf mehr.

Herzliche Sonntagsgrüße
Herby
PS: Da hatten reimerle und ich den (zeit)gleichen Gedanken
.gif)
Liebe scarlett,
den Lobpreisungen kann ich mich nur anschließen. Romantisch (ohne Kitsch!) komponiert.
Dass bei mir alleridings Pinien" und Dünen nicht zusammengehen, liegt vielleicht an meiner Unkenntnis der Gegend, die du im Auge/ im sinn hattest.
Für mich gibt es da wo Pinien stehen keine Dünen.
Möglich, dass ich irre, du wirst es mir sicher erklären :-9
Liebe Grüße
Gerda
den Lobpreisungen kann ich mich nur anschließen. Romantisch (ohne Kitsch!) komponiert.
Dass bei mir alleridings Pinien" und Dünen nicht zusammengehen, liegt vielleicht an meiner Unkenntnis der Gegend, die du im Auge/ im sinn hattest.
Für mich gibt es da wo Pinien stehen keine Dünen.
Möglich, dass ich irre, du wirst es mir sicher erklären :-9
Liebe Grüße
Gerda
Hallo an alle und herzlichen Dank für die vielen Rückmeldungen! Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Ich hoffe, im folgenden niemanden und nichts zu vergessen.
Lieber Herby,
"selbst" der fliegende Händler, der im Normalfall nur seine Ware anbietet und nicht viel mehr als "billige Preise//gute Preise//brauchst du Handtuch usw." sagt, wird von dieser späten (will heißen: vorgerückten) Jahrszeit, die lediglich an Mittag noch einmal so richtig "aufdreht" gefangengenommen, so daß er vor sich hin summt, singt. Vielleicht auch aus Vorfreude darüber, daß die Saison bald beendet sein wird und ihn vielleicht auch jemand ganz woanders (also fern von den Küsten) erwartet, wer weiß. So also hatte ich mir dieses "selbst" gedacht.
Was das "herzafrikanisch" anbelangt, zum Teil gebe ich dir recht. Ich habe an dieser Stelle sehr lange "gekaut" und gebastelt, aber ich wollte unbedingt in irgendeiner Form reinbringen, daß es sich um Händler afrikanischer Herkunft handelt. "Schwarzafrikanisch", "afrikanisch schwarz" und noch einige andere Varianten habe ich verworfen, da ich mir denke, daß das "Herz" hier auch einen Hinweis auf den tief gefühlten, innigen Ton einer Ballade, auch leicht melancholisch, geben kann.
Ich denke, ich werde es dabei belassen, vielleicht kannst du dich bei wiederholtem Lesen (hihi...kleiner Hinweis
) ja damit anfreunden.
Daß dir das Bild des sich schälenden Jahres gefällt, freut mich; es war, zusammen mit dem Ausatmen des Sommers, Ausgangspunkt des Gedichtes.
Was das "schon" der letzten Strophe anbelangt: das sehe ich genau wie du, die Zeit ist fortgeschritten usw.
Eine andere Position im Satz ist denkbar, so wie du das anregst, finde ich es auch gut, ich muß dann nur dem September den bestimmten Artikel (statt des Pronomens) verpassen, sonst hakt der Rhythmus.
Aber auch noch aus einem anderen Grund wäre die Umstellung gar nicht so übel: ich könnte im zweiten Vers dann die problematische Stelle mit der Haut ändern in "auf deinen Lippen", ohne daß sich rhythmisch was ändern würde. Ja, das überlege ich ernsthaft.
Ich danke dir ganz herzlich für deine Denkanstöße und freue mich, daß es dir so gut gefallen hat, daß du Appetit auf me(e)hr bekommen hast ... ich denke, da läßt sich was machen
Lieber Pjotr,
da bin ich ja erleichtert, daß du dich nicht hast abschrecken lassen vom Eingangsbild mit Licht und Pinien
(ja ja ich erinnere mich noch an unsere Diskussion beim Silberlicht der Birken).
Schön, daß es dir so gut gefällt, daß du nachfühlen kannst.
Dankeschön!
Liebe Caty,
danke auch dir für den Kommentar, es freut mich ungemein, daß dir der Text so gut gefällt.
Du hast den Finger genau auf die "wunde" Stelle gelegt, will heißen: mir war von Anfang an nicht ganz wohl bei dem Salz auf der Haut, weil es dazu ja fast automatisch zu der von dir angesprochenen Assoziation kommen muß (wobei: den Film kenne ich gar nicht, nur das Buch).
Habe dazu die Überlegung, die Stelle zu ändern, s. o. posting an Herby.
Hallo reimerle,
merci vielmals für dein Lob. Sehr viel habe ich zwar nicht schreiben können im Urlaub (mußte ja erst genießen, ne?
), aber doch so 3, 4 Texte sind schon dabei.
Liebe Gerda,
romantisch ohne Kitsch! Wie das mich freut! Danke dir.
Pinien etwas weiter weg, unser Domizil war in einem richtig schönen Pinienwald.
Liebe Mucki,
auch dir ein herzliches Dankeschön dafür, daß du es für gelungen hältst, mein Septembergedicht. Ja, es fließt, so wie ich das Licht und die Tage erlebt habe ...
Ganz liebe Grüße euch allen,
scarlett
Ich hoffe, im folgenden niemanden und nichts zu vergessen.
Lieber Herby,
"selbst" der fliegende Händler, der im Normalfall nur seine Ware anbietet und nicht viel mehr als "billige Preise//gute Preise//brauchst du Handtuch usw." sagt, wird von dieser späten (will heißen: vorgerückten) Jahrszeit, die lediglich an Mittag noch einmal so richtig "aufdreht" gefangengenommen, so daß er vor sich hin summt, singt. Vielleicht auch aus Vorfreude darüber, daß die Saison bald beendet sein wird und ihn vielleicht auch jemand ganz woanders (also fern von den Küsten) erwartet, wer weiß. So also hatte ich mir dieses "selbst" gedacht.
Was das "herzafrikanisch" anbelangt, zum Teil gebe ich dir recht. Ich habe an dieser Stelle sehr lange "gekaut" und gebastelt, aber ich wollte unbedingt in irgendeiner Form reinbringen, daß es sich um Händler afrikanischer Herkunft handelt. "Schwarzafrikanisch", "afrikanisch schwarz" und noch einige andere Varianten habe ich verworfen, da ich mir denke, daß das "Herz" hier auch einen Hinweis auf den tief gefühlten, innigen Ton einer Ballade, auch leicht melancholisch, geben kann.
Ich denke, ich werde es dabei belassen, vielleicht kannst du dich bei wiederholtem Lesen (hihi...kleiner Hinweis
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Daß dir das Bild des sich schälenden Jahres gefällt, freut mich; es war, zusammen mit dem Ausatmen des Sommers, Ausgangspunkt des Gedichtes.
Was das "schon" der letzten Strophe anbelangt: das sehe ich genau wie du, die Zeit ist fortgeschritten usw.
Eine andere Position im Satz ist denkbar, so wie du das anregst, finde ich es auch gut, ich muß dann nur dem September den bestimmten Artikel (statt des Pronomens) verpassen, sonst hakt der Rhythmus.
Aber auch noch aus einem anderen Grund wäre die Umstellung gar nicht so übel: ich könnte im zweiten Vers dann die problematische Stelle mit der Haut ändern in "auf deinen Lippen", ohne daß sich rhythmisch was ändern würde. Ja, das überlege ich ernsthaft.
Ich danke dir ganz herzlich für deine Denkanstöße und freue mich, daß es dir so gut gefallen hat, daß du Appetit auf me(e)hr bekommen hast ... ich denke, da läßt sich was machen
.gif)
Lieber Pjotr,
da bin ich ja erleichtert, daß du dich nicht hast abschrecken lassen vom Eingangsbild mit Licht und Pinien
.gif)
Schön, daß es dir so gut gefällt, daß du nachfühlen kannst.
Dankeschön!
Liebe Caty,
danke auch dir für den Kommentar, es freut mich ungemein, daß dir der Text so gut gefällt.
Du hast den Finger genau auf die "wunde" Stelle gelegt, will heißen: mir war von Anfang an nicht ganz wohl bei dem Salz auf der Haut, weil es dazu ja fast automatisch zu der von dir angesprochenen Assoziation kommen muß (wobei: den Film kenne ich gar nicht, nur das Buch).
Habe dazu die Überlegung, die Stelle zu ändern, s. o. posting an Herby.
Hallo reimerle,
merci vielmals für dein Lob. Sehr viel habe ich zwar nicht schreiben können im Urlaub (mußte ja erst genießen, ne?
.gif)
Liebe Gerda,
romantisch ohne Kitsch! Wie das mich freut! Danke dir.
Pinien etwas weiter weg, unser Domizil war in einem richtig schönen Pinienwald.
Liebe Mucki,
auch dir ein herzliches Dankeschön dafür, daß du es für gelungen hältst, mein Septembergedicht. Ja, es fließt, so wie ich das Licht und die Tage erlebt habe ...
Ganz liebe Grüße euch allen,
scarlett
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