Malerleid

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Heidrun

Beitragvon Heidrun » 31.08.2007, 12:25

*malerleid

ein rahmen aus hoffnung
noch locker bespannt

die muse?
sie reitet darüber hinweg

wie weiß diese leinwand
das lauernde tuch
wie zäh ist die lähmung
der hände

die schächte der augen
mit schwermut verhängt
die leere des linnens
im nebel gebannt

und stunden sich ziehen

das taglicht?
durchdrungen vom abend

© Heidrun Dehnhardt, August 2007




malerleid (originalfassung)

ein rahmen aus hoffnung
noch locker bespannt

die muse...
sie reitet darüber

wie weiß diese leinwand
das lauernde tuch
wie zäh ist die lähmung
die hände ummartert

die schächte der augen
mit schwermut verhängt
die leere des linnens
im nebel gebannt

und stunden sich ziehen
äonenlang

das taglicht...
durchdrungen vom abend

© Heidrun Dehnhardt, August 2007
Zuletzt geändert von Heidrun am 03.09.2007, 13:19, insgesamt 3-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 03.09.2007, 12:48

Zulässig??? Liebe Heidrun, manchmal sollte man sich einen Teufel um Zulässiges schren - oder? ;-)

Aber ich bin nicht sicher wie du das mit den fragezeichen meinst.
Also Hinter "muse" eines und hinter "taglicht"?
Was möchtest du denn in Frage stellen?
Hm, ich glaube der Gefankenstrich wäre da besser ...

Liebe Grüße
Gerda

PS Ach - hier ist der Link für Zeichensetzungsregeln auf einen Blick:
http://rechtschreibung.com/Regeltafeln/ ... el2ZS.html

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 03.09.2007, 13:03

Also, liebe Gerda, gemeint ist es eigentlich so:

Und die (Scheiß-) Muse? Sie reitet darüber hinweg.
Und das (verdammte) Taglicht? Das ist auch schon im Schwinden begriffen.

Beide Sätze sollen meine Unzufriedenheit gegenüber dem Unabänderlichen bezeugen.

Ciao
Heidrun
(schnellmaldreikreuzemachend, weil abergläubisch)

Gast

Beitragvon Gast » 03.09.2007, 13:09

dann setze doch mal, die ?, liebe Heidrun.
Es sollte in erster Linie für dich stimmen und abgesehen davon, ich finde die Idee ? zu setzen interessant.

LGG

Sam

Beitragvon Sam » 03.09.2007, 14:00

Hallo Heidrun,

das lauernde Tuch - das ist wirklich gut! Ich empfinde die unbeschriebene Seite vor mir auch immer als ein lauerndes Etwas, das mich gleichermaßen verhöhnt und herausfordert.

Da hast du ein schönes Bild gefunden und deswegen habe ich dein Gedicht sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

Sam

PS:
Mir fällt auf, dass im Salon allgemein eine Aversion gegen eine deutliche Sprache herrscht.


Das sehe ich nicht so. Es herrscht nur zum Teil eine Aversion gegen eine deutliche und kompromisslose Kritik.

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 03.09.2007, 15:54

Beim Lesen deines Kommentars, lieber Sam,

wandelt sich das Malerleid zur eitel Freude. Danke.

Heidrun
:-)

Herby

Beitragvon Herby » 03.09.2007, 20:19

Liebe Heidrun,

Du schreibst:

Ansonsten möchte ich das Gedicht jetzt so belassen, weil ich deine und Herby`s Kritik an den "Augenschächten" nicht teilen kann. Wie bereits erwähnt, bin ich vollends zufrieden.

Sicherlich würdet ihr beide das Gedicht anders abfassen, aber letztendlich sollte es doch mein eigenes Fühlen widerspiegeln, bzw. das des LI.


Ich finde es gut und legitim, dass Du selbst den Punkt festsetzt, über den hinaus Du Deinen Text nicht ändern magst bzw. kannst ohne Gefahr zu laufen, Dich als Autorin zu verbiegen.

Bei der folgenden Stelle musste ich ja nun schmunzeln:

Mit dir kann man sich bestimmt sehr amüsant duellieren, ausgerüstet mit einem leichten Wort-Florett, nicht wahr?

Ein Grund lässt sich finden!

Ich gehe schon `mal 10 Schritte zurück ...


Wie kommst Du darauf??? Ob er erste Teil stimmt, können andere sicherlich besser beurteilen als ich selbst. Mir wurde allerdings ein gerüttelt Maß an Humor in die Wiege gelegt, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass der, wenn ich denn wirklich mal zum Wort - Florett greife, einen Treffer erträglicher macht. ;-)
Ansonsten finden die Gründe eher mich als dass ich nach ihnen suche.

Herzliche Abendgrüße
Herby

Caty

Beitragvon Caty » 04.09.2007, 21:09

Liebe Heidrun,

ich versuche mich mal an deinen Regeln für einen Kommentar:

1. Positive Würdigung:
Es freut mich, dass du dich in deinem Gedicht der Probleme eines bildnerischen Kunstschaffenden annimmst.

2. Kritik, falls nötig:
Etwas verwundert bin ich bei der Formulierung: "die muse, sie reitet darüber hinweg". Mir scheint, hier könnte man annehmen, die Autorin hält die Dame Muse für ein Pferd, oder zumindest auf einem Pferd sitzend. Will die Autorin damit andeuten, dass es sich bei dem Pferd um den sagenhaften Pegasus handelt?

"Schächte der Augen": Mir gefällt, dass hier der besondere Ausdruck für den Augapfel gefunden wurde. Mir wäre diese treffende Formulierung nicht eingefallen, gestehe ich.

3. Versöhnlicher Schluss:
In diesem Gedicht wird anschaulich beschrieben, aus welchen unergründlichen Tiefen der Künstler schöpft, mit welcher Schwermut er zu kämpfen hat, dass seine Gedanken anfangs noch nebelhaft sind, welche Qualen er erleiden muss, besonders dann, wenn er bis zur Dämmerung noch keine Idee hat, Künstlerqualen. Eine wirklich zutreffende Beobachtung. Gut gemacht!

Caty

Klara
Beiträge: 4533
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 04.09.2007, 21:39

Hallo Heidrun,

deinen Selbst-Kommentar finde ich aussagekräftiger (bezüglich des Malerleids) als das Gedicht:
Und es ist ein schweres Leiden, wenn ein Maler vor der Leinwand steht und es tut sich nichts. Noch schlimmer, wenn sich das Bild als Mist herausstellt. Da enstehen Schwermut, Heulen und Zähneklappern (grinst). Ich selber habe schon viele Bilder mit den Füßen zertrampelt, dass die Ölfarbe nur so gespritzt ist (lacht). Das ist so und nicht nur bei mir.


bzw.
Und die (Scheiß-) Muse? Sie reitet darüber hinweg.
Und das (verdammte) Taglicht? Das ist auch schon im Schwinden begriffen.


Der zu besprechende Text dagegen schwächelt in meinen Augen, wirkt bemüht um eine "lyrische" Sprache, wo es um Frustration geht, um ein Ringen. Warum so lyrisch? Ich finde, die Form passt nicht. Die Form ist "luschig", um mal deinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen.

Das fängt beim Titel an: Du setzt ein allgemeines Wort, wo ich ein Beispiel oder ein Adjektiv oder einen Ausruf aussagekräfter fände. Oder z, B. "Morgen wieder".

Der Rahmen aus Hoffnung gefällt mir gut.
Aber warum ist er locker bespannt? Da kann man doch gar nicht drauf malen, oder? Auf lockerer Leinwand?
Und warum reitet dann die Muse? Über den Rahmen hinweg? Über die Hoffnung hinweg? Wo kommt die Muse her? Ich dachte, sie wäre gar nicht gekommen?

Die unvollständigen Sätze erschließen sich mir nicht mit dem dramatischen "wie":

wie weiß diese leinwand

wie zäh ist die lähmung
der hände

Ebensowenig die zähe Lähmung.

Das lauernde Tuch gefällt mir gut!

Die "Schächte der Augen" ist ein originelles Bild, aber in diesem Zusammenhang kapiere ich es nicht. Warum Schächte? Weil man darin etwas ausgräbt? Das Bild wackelt arg in Bezug auf Malerei... DIe Augen wühlen doch eher als dass sie Objekt wären, oder? Die Augen sind Subjekt und Medium zugleich.

Dann die Schwermut und das Linnen, ach, warum denn unbedingt Linnen, warum so altertümlich, und in Nebel gebannt? Nee...

Und warum die Inversion:?

und stunden sich ziehen


Die letzten zwei Verse verstehe ich nicht:
das taglicht?
durchdrungen vom abend

Das liegt wahrscheinlich an meinen persönlichen Assoziationen zu "Abend". Der Abend kommt nach vollbrachtem Tagwerk, gibt Ruhe, Geborgenheit...

Insgesamt ist mir der Text zu wenig griffig - und weit entfernt von einer "deutlichen Sprache", die du einforderst. Eher vernebelst du Gefühle, um sie zu lyrisieren. Als wollte das Gedicht aus dem Nichtschöpfenkönnen wenigsten ein Gedicht schöpfen - doch leider gelingt es für mein Lesen nicht recht.

Lieber Gruß
Klara

Caty

Beitragvon Caty » 05.09.2007, 07:32

Klara, zu deinem Kommentar muss ich unbedingt was sagen. Ich habe mir unendliche Mühe gegeben, einen Kommentar nach Vorschrift zu schreiben, und herausgekommen ist, wen wunderts, ein dickes Lob für diesen wirklich Klasse-Text. Und jetzt kommst du, rüttelst an so einigen, naja, naja Schwachpunkten, und meine ganze Mühe ist für die Katz. Ich bin sehr verwundert. Hast du nicht ein klein wenig Sorge, dass Heidrun dir ebenfalls die Ohren langzieht und dir beibringt, wie man einen Kommentar zu schreiben hat: lieb, nett, versöhnlerisch? Nein, ich kann deinen Kommentar, mit dem du die Autorin derart aggressiv angehst, nicht teilen. Meine Welt ist jetzt nach Heidruns Erziehungsbemühungen lieb, nett, versöhnlerisch. Und deshalb schlage ich vor, du entschuldigst dich bei der Autorin für deine steinharten Worte, die hat sie nicht verdient. Bei Gott nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Caty

Niko

Beitragvon Niko » 05.09.2007, 08:01

hallo heidrun!
man traut sich kaum, zu kommentieren, weil es mittlerweile usus geworden scheint, kommentare anschließend zu kommentieren und nicht den text. ich versuch es dennoch:
grundsätzlich finde ich die "malerei-metapher" gut und passend. ich finde jedoch, die malerei (von der ich nicht wirklich viel verstehe) gibt mehr her, was man hätte einbauen können. andererseits wäre das dann vielleicht ein ganz anderes gedicht geworden.
unbedingt verzichten würde ich auf interpunktion. fragezeichen empfinde ich hier als störend.

die muse / sie reitet darüber hinweg

da stört mich das "sie" sehr. warum nicht zb so:

die muse / reitet darüber hinweg (würde sogar mit fragezeichen funktionieren)

sollte es dir aber aus metrischen gründen wichtig gewesen sein, dieses "sie" zu setzen, so ist "sie" ohnehin ein "füllsel" und sollte anders besetzt werden. zb so?

die muse / zieht reitend darüber hinweg

oder etwas in der richtung. was meinst du?
was ich herausstechend finde ist die metrik in diesem gedicht. ich erlaube mir, mal in dein gedicht meine persönlichen (änderungs)gedanken einfließen zu lassen. so als gedankenanregung, die du ja gerne verwerfen kannst:

*malerleid

ein rahmen aus hoffnung
noch locker bespannt

die muse
zieht reitend darüber hinweg

so weiß diese leinwand
das lauernde tuch
so zäh ist die lähmung
der hände

die tiefe der augen
mit schwermut verhängt
die leere des linnens
im nebel gebannt

und stunden verstreichen

das taglicht
durchdrungen vom abend


"verstreichen" fände ich im malereigedicht passender als das ungelenk wirkende "und stunden sich ziehen". metrisch würde es nichts verändern. "schächte der augen" ist auch mir zu dick. wie wäre es schlicht mit "tiefe der augen"? würde auch gut passen im sinne von perspektivisch. das doppel "wie" hab ich durch doppel "so" ersetzt. mag vielleicht jacke wie hose sein, aber mir behagt das "so" mehr. klingt mir lyrischer. abe3r das ist halt subjektiv.

lieben gruß: Niko
PS: ich wünsche keinen kommentar zu der art meines kommentars

Caty

Beitragvon Caty » 05.09.2007, 08:11

Liebe Heidrun, ich muss sagen, wenn ich es recht bedenke, auch der nachfolgende Kommentar von NJKahlen entspricht meiner versöhnlerischen Stimmung nicht in allen Teilen. Was mich sehr verwundert, denn nun muss ich annehmen, die von dir aufgestellten Kommentarregeln sind eine Lex Caty, was ich nicht annehmen will. Ausdrücklich erwähnt NJKahlen, er wünsche keinen Kommentar zu seinem Kommentar, außer von Heidrun, was mir ganz vernünftig erscheint, denn bisher haben sich ja so ziemlich alle aktive Nutzer dieses Forums geäußert. Nein, ich unterdrücke jede Kritikregung an dem Statement von NJKahlen, auch wenn es mir in Teilen zu hartherzig erscheint. Ich will nur hoffen, liebe Heidrun, seine Worte gehen dir nicht zu nahe.

Mit freundlichem Gruß
Caty

Niko

Beitragvon Niko » 05.09.2007, 08:15

kann mal jemand diese caty stoppen? wird das hier ein persönlicher rachefeldzug? ich finde es langsam unerträglich.
gruß: Niko

Klara
Beiträge: 4533
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 05.09.2007, 08:52

Hallo,

Niko, "Stunden verstreichen" find ich super - auch als generelle Anregung für die Überarbeitung des Textes. Malerworte...

Grüße
Klara

Gast

Beitragvon Gast » 05.09.2007, 09:19

Liebe Heidrun -

verzeih wenn ich ein paar Worte an Caty richte, denn sie droht diesen Faden zu ihrem ganz persönlichen Schlachtfeld zu benutzen. LGG

Hallo Caty,

ich fordere dich auf, deine Kommentare zu Kommentaren oder jene um des Kommentierens Willen zu unterlassen.
Alles was du zu Kommentierverhalten schreiben möchtest kannst du gern im Café schreiben.
Diese Art der Diskussionsführung ist absolut zermürbend und für einen Textfaden zudem zerstörend.

Zwei persönliche Fragen
Stellst du dich eigentlich bewusst so dumm?
Oder möchtest du gar provozieren?

Es mutet kindisch an, wenn ich betrachte, wie du dich zur Wehr setzt statt dein Verhalten zu reflektieren.

Einen guten Tag
Gerda


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