Am Skagerrak

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 30.08.2007, 22:42

Am Skaggerak

Hand in Hand sind wir unterwegs
zur sandigen Spitze von Grenen
wo im nördlichen Licht
Menschen zu Zwergen schrumpfen

Herb und vertraut wie das Land
ist mir dein Gesicht noch immer
auch wenn viele unserer Schiffe
bereits vor der Küste gesunken sind


1. Fassung:

Am Skagerrak


Hand in Hand sind wir unterwegs
zur sandigen Spitze von Grenen
wo im nördlichen Licht
Menschen zu Zwergen schrumpfen

Herb und vertraut wie das Land
ist mir dein Gesicht noch immer
auch wenn bereits viele meiner Schiffe
vor deiner Jammerbucht gesunken sind
Zuletzt geändert von Perry am 03.09.2007, 14:13, insgesamt 3-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 30.08.2007, 23:39

Lieber Manfred,

ich finde die Idee, die deinem Text zugrundeliegt hübsch.
Die Landschaft dort oben an der Norspitze Dänmarks empfand ich bei vielen Besuchen zwar niemals herb, aber ich war auch immer nur im Sommer dort.
Das einzigartige Licht hingegen, von dem sich dänischen Impressionisten verführen ließen ist etwas besonderes. In diesem weichen Licht mögen Menschen nicht nur auf die Entfernung schrumpfen, sondern vielleicht auch innerlich, wenn sie rechts den Fuß ins Ostseewasser und links ins Nordeewasser tauchen ... ;-
Was mir allerdings auffällt ist folgendes: Grenen liegt an der Ostseeseite und die Jammerbugten an der Nordseeseite, und sie hört bei Hitshals auf.
Du kannst natürlich sagen, du hast das Wort: Jammerbucht als Bild benutzt, und die geografischen Verhätnisse seien nicht weiter relevant, aber ich finde es nicht stimmig.

Na ja, und ein wenig monströs ist es überdies, wenn bereits "viele" Schiffe gesunken sind, besonders weil die Jammerbucht sehr flach ist und der Gezeitenwechsel eher sanft.

Liebe Grüße
Gerda

Warst du in diesem Jahr oben?

pandora

Beitragvon pandora » 30.08.2007, 23:41

hallo perry,

die erste strophe finde ich schön. (vor allem dein zwergenbild, das mensch und landschaft in dimensionen einordnet!)
die zeile zwei lese ich gespannt bis zum zweiten vers.
vers drei und vier, sorry, dass ich dies jetzt so direkt sage, wirken auf mich geradezu lächerlich.
die schiffe und die jammerbucht wirken (unfreiwillig?) komisch, meine ich.
ich nehme an, das schiffbruchszenario spielt auf (beziehungs-)krisen an oder auf nicht erfüllte vorstellungen? ich glaube, ich würde im norwegisch/dänischen landschaftskontext andere worte dafür suchen.

lg
peh

Caty

Beitragvon Caty » 31.08.2007, 07:51

Perrry, richtig geschrieben: Skagerrak. Mir ist es schleierhaft, warum du diese Liebeständelei ausgerechnet an den Ort der großen Seeschlacht des ersten Weltkriegs verlegst. Was war diesbezüglich deine Absicht? Hattest du überhaupt eine? Immerhin erwähnst du die gesunkenen Schiffe. Nein, mit Geschichtsbewusstsein hat das wohl kaum zu tun.

Zum Gedicht selbst: Es ist wieder mal ein nettes Gedicht. Tut niemandem weh, große Emotionen oder Handlungen werden auch nicht angesprochen, die Jammerbucht ist immerhin ein bisschen komisch. Vielleicht tröstet mich das über den Text hinweg. Der Text ist bis auf die Schiffe vor der Jammerbucht vollständig frei von lyrischen Bildern, die Sprache ist korrekt,
mehr weiß ich dazu nicht zu sagen.

Herzlich Caty

Perry

Beitragvon Perry » 31.08.2007, 14:41

Hallo Gerda,
danke für deine Meinung und die geografischen Hinweise. Ich befinde mich gerade vor Ort und das Wetter ist tatsächlich etwas herb, was mich als Nordländer im Geist allerdings wenig stört. Der Text ist nicht als Reisebericht gedacht, sondern die Bilder sollen als Metaphern wirken. Nun "Jammerbucht" ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber ihren Namen wohl von den angeschwemmten Leichen der ertrunkenen Matrosen, deren Schiffe in den tückischen Gewässern vor der Küste gesunken sind. Als Beziehungsbild soll es einfach nur die vielen Tode ausdrücken, die diese Liebe schon gestorben ist.
LG
Manfred
PS: Mir scheint, du verwechselt Grenen mit Grenaa

Hallo Pandora,
freut mich, dass dir zwei Drittel gefallen haben. Die "Jammerbucht" als Metapher für eine Liebe "lächerlich" zu finden steht dir natürlich frei.
Für mich bot sie sich als Bildkontext hier eben an.
LG
Manfred

Hallo Caty,
nur weil du anscheinend ein geschichts- bzw. kriegsgeprägtes Bild von der Jammerbucht hast, muss das für mich doch kein Grund sein, dort nicht eine Liebesbeziehung anzusiedeln (Wie du auf Liebeständelei kommst ist nun mir wiederum schleierhaft).
Ich denke, dass du vielleicht wegen deiner vorgefassten Meinung keinen Zugang zu den lyrischen Bildern findest.
Gruß
Manfred
PS: Deinen Rechtschreibhinweis nehme ich natürlich dankbar zur an.

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 31.08.2007, 15:12

Ohjemine,

hier herrscht doch ein sehr viel rauerer Ton, als von mir zunächst vermutet.

Warum eigentlich? Auf mich wirkt das alles ziemlich entmutigend!

Mir gefällt dein Gedicht gut, Manfred, und ich finde durchaus, dass die nördliche Landschaft eine gewisse Herbheit impliziert. Diese korrespondiert passend mit dem Nicht-Ganz-Gelingen-Wollen der von dir beschriebenen Amour, ähnlich einem verregneten Sommer.

Nicht jedes Gedicht muss bombastisch in seiner Geschichtsträchtigkeit sein; vielmehr wäre dies bei einem Liebegedicht wohl eher störend.

Die Jammerbucht ist mir persönlich nicht bekannt, gleichwohl finde ich sie als Metapher zulässig.

Liebe Grüße
Heidrun

Perry

Beitragvon Perry » 31.08.2007, 15:51

Hallo Heidrun,
lass dich von den kleinen Sticheleien nicht abschrecken, wir vertragen uns hier im Großen und Ganzen recht gut. Lyriker neigen eben, aus welchen Gründen auch immer, gerne dazu Eigens bzw. eigene Meinungen manchmal höher einzuschätzen als Anderes (ich nehme mich davon nicht aus :smile: ).
Ich danke dir für deinen Eindruck, der meine Intention bezüglich der Verbindung des herben Gesichts und der Landschaft gut trifft.
LG
Manfred

Nihil

Beitragvon Nihil » 01.09.2007, 13:10

Lieber Perry,

ich finde deine Gedichte am schönsten, so du Elemente landschaftlicher Natur in sie einbeziehst und eine Stimmung der Melancholie daraus entsteht .. das macht du immer sehr fein .. das nördliche Licht gefällt mir, aber auch die Jammerbucht, in der die Schiffe versinken ..

LG

Nihil

Perry

Beitragvon Perry » 02.09.2007, 18:39

Hallo Nihil,
freut mich, dass dich die Wehmut in den Zeilen anspricht. Ich habe mich nun doch entschlossen die "Jammerbucht" rauszunehmen, weil anscheinend der Name vordergründig zu stark auf die Beziehung reflektiert wird, die aber gerade nicht jammernd ist, sondern sich gereift gegen den Wind stellt.
Danke und LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.09.2007, 19:06

Hallo Manfred,

die zweite Version gefällt mir gut. Vor allem, da du "meiner Schiffe" in "unsere Schiffe" geändert hast. So ist es für mich runder, weil du am Anfang auch "wir" schreibst.
Saludos
Mucki
P.S. Den Titel solltest du noch korrigieren.

Niko

Beitragvon Niko » 02.09.2007, 19:14

hALLO PERRY1
die idee gefällt mir sehr. und denke ich an skagerrak oder w2ie der ort im meer heißt, dann fällt mir nicht irgendeine dämliche schlacht ein, sondern das, was wir bereits in der grundschule lernen: diese stelle des meeres ist tückisch und voller gefahren für jedes schiff. ein (positiv gemeint) sentimentales gedicht. mich spricht es an.
offtoppel
hier herrscht doch ein sehr viel rauerer Ton, als von mir zunächst vermutet.

Warum eigentlich? Auf mich wirkt das alles ziemlich entmutigend!
:richtig: :daumen: :a025:

lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.09.2007, 19:35

Ach Niko,

jetzt mal doch nicht so schwarz und verschreck die arme Heidrun nicht ;-)

Weißt du Heidrun,
es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass, sobald es politisch wird, der Ton rauer wird, wie du auch an Catys Arbeitergedicht siehst. Es ist nun mal so, dass gerade bei politischen Themen persönliche Befindlichkeiten doch arg mit ins Spiel kommen, ob man will oder nicht. Ich glaube, dass dies auch nachvollziehbar ist, da hier verschiedene Generationen schreiben. Und manch einer schreibt halt direkter, andere eher zurückhaltener.
Also, lass dich nicht einschüchtern, ok? Hier im Blauen Salon wird sich ab und zu mal gerieben, aber genauso auch gelacht! Das ist wohl bei so vielen Individualisten völlig normal ;-)
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 02.09.2007, 23:06

es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass, sobald es politisch wird, der Ton rauer wird
da hast du natürlich recht, mucki. die politische brisanz in perrys gedicht ist ja geradezu eine steilvorlage für "direkteres" kommentieren, wie du es nennst.

unpolitische grüße: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 02.09.2007, 23:18

Himmel noch Mal, ;-) warum, liebe Mucki, hast du hier Catys Gedicht ins Spiel gebracht?

Für mein Begriffe ist an Perrys Gedicht überhaupt nichts politisch, liebe Leute.
Außer, dass im 2. Weltkrieg vor - nicht in der Jammerbucht - eine Reihe von Schiffen versunken sind.
Wir wollen aber doch jetzt nicht damit begingen ein Gedicht bereits als politisch zu betrachten, wenn von versunkenen Schiffen die Rede, und dieses metaphorisch gemeint ist. Das hat Perry ausdrücklich geschrieben, auch dass es ein Beziehungsgedicht ist, sonst stünde es wohl nicht unter Liebeslyrik.

Lieber Manfred, ichh finde die zweite Version besser gelungen als die erste...
Nur dass ich finde, zum Licht könntest du mehr schreiben, als dass es die Menschen schrumpfen lässt.

Liebe Abendgrüße euch allen.
Gerda

PS Vielleicht bereichtigst du den Schreibfehler in der Titelleiste auch noch imThemenkopf.


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