Das unglaubliche Jahr
In diesem absonderlichen Sommer
Fuhrn wir zu kleinen Städten großen Wäldern
Und schönfließenden Flüssen wir sahn Gänse
Schwäne Störche hörten den Kranichschrei.
Wir lagen an Sonnenstränden schwammen
Verstiegnen Ideen davon ertranken in
Werbepostsendungen lackierten Politikerreden
Entdeckten paar alte Bücher.
In den Straßen unserer Stadt gabs selten
Kleineren Aufruhr man starb in gewohnt
Weißen Laken Kriege fanden im Fernsehn
statt. Mehrmals örtliche Gewitter.
Im Hause ging es gemütlich während ich mir
Verszeilen abtrotzte vergilbten unsere Gardinen
Du rauchtest ein Weniges weniger und hieltest
Deine grauen Zellen auf Trab.
In diesem absonderlichen Sommer der kam und
Halb im Gehen blieb fanden wir tröstliche Worte zu
Diesem und jenem und keines von ihnen fiel
Untern Tisch. Wir küssten uns auch.
Das unglaubliche Jahre
Hallo Caty,
Ganz spontane Rückmeldung, das gefällt mir sehr. Das Geschehen erscheint alltäglich, es könnte auf unzählige Paare passen. Eigentlich ist da keine Spur von einem "absonderlichen" Sommer, aber so wie Du ihn beschreibst, wird er besonders und passt nur noch zu einem Paar. Auszusetzen habe ich kaum was. Ungriffig finde ich "paar alte Bücher". Ich will immer ein "ein" davor lesen.
Gerne gelesen
Jürgen
Ganz spontane Rückmeldung, das gefällt mir sehr. Das Geschehen erscheint alltäglich, es könnte auf unzählige Paare passen. Eigentlich ist da keine Spur von einem "absonderlichen" Sommer, aber so wie Du ihn beschreibst, wird er besonders und passt nur noch zu einem Paar. Auszusetzen habe ich kaum was. Ungriffig finde ich "paar alte Bücher". Ich will immer ein "ein" davor lesen.
Gerne gelesen
Jürgen
Danke, Gurke, für die freundliche Aufnahme des Gedichts. Ich wollte den "ganz normalen Wahnsinn" beschreiben, der doch so viel über die Liebe aussagt. Das "ein" habe ich deshalb ausgespart, weil ich den Rhythmus beibehalten wollte. Mit "ein" würde es sich ziemlich unbeholfen anhören, obwohl man es gewohnt ist, "ein paar" zu sagen. Dank dir noch mal. Herzlich Caty
Liebe Cathy,
deine Impressionen gefallen mir auch, nur dass ich den Inhalt nicht mit dem Titel auf einen Nenner bringen kann...
Du beschreibst Erlebnisse eines Sommers in einer lakonisch anmutenden Sprache, deshalbich verstehe nicht, warum das Gedicht: "Das unglaubliche Jahr" heißt.
Das"schönfließende" vor Flüsse finde ich zu beliebig und mir fehlt vor "paar alte Bücher" der unbestimmte Artikel.
Ansonsten ein Sommergedicht, dass ambivalent bleibt, was mir gefällt.
Liebe Grüße
Gerda
deine Impressionen gefallen mir auch, nur dass ich den Inhalt nicht mit dem Titel auf einen Nenner bringen kann...
Du beschreibst Erlebnisse eines Sommers in einer lakonisch anmutenden Sprache, deshalbich verstehe nicht, warum das Gedicht: "Das unglaubliche Jahr" heißt.
Das"schönfließende" vor Flüsse finde ich zu beliebig und mir fehlt vor "paar alte Bücher" der unbestimmte Artikel.
Ansonsten ein Sommergedicht, dass ambivalent bleibt, was mir gefällt.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo Caty,
Auch ich mag den lakonischen Ton des Textes. Das "ein" vor paar alte Bücher scheint mir allerdings unentbehrlich. Übrigens finde ich, dass der Artikel den Rhythmus sogar unterstützen würde, ohne ihn stolpere ich beim Lesen.
Zwei Fragen: Fehlt in der vierten Strophe nicht ein "zu": Im Hause ging es gemütlich ?
Und was meinst Du mit lackierten Politikerreden?
Zu Gerdas Einwand: Für mich ist der (scheinbare?) Widerspruch zwischen Titel und Text zentral. Das Unglaubliche liegt für mich in der geballten Banalität, Alltäglichkeit und der absoluten Abwesenheit von Ereignis. Es klingt für mich nach einem Jahr, in dem einfach alles weiter ging. So wie die Flüsse schön weiter fließen und die Kraniche weiter schreien. In dieser Ungestörtheit ist das schon etwas unglaublich.
Gruß - annette
Auch ich mag den lakonischen Ton des Textes. Das "ein" vor paar alte Bücher scheint mir allerdings unentbehrlich. Übrigens finde ich, dass der Artikel den Rhythmus sogar unterstützen würde, ohne ihn stolpere ich beim Lesen.
Zwei Fragen: Fehlt in der vierten Strophe nicht ein "zu": Im Hause ging es gemütlich ?
Und was meinst Du mit lackierten Politikerreden?
Zu Gerdas Einwand: Für mich ist der (scheinbare?) Widerspruch zwischen Titel und Text zentral. Das Unglaubliche liegt für mich in der geballten Banalität, Alltäglichkeit und der absoluten Abwesenheit von Ereignis. Es klingt für mich nach einem Jahr, in dem einfach alles weiter ging. So wie die Flüsse schön weiter fließen und die Kraniche weiter schreien. In dieser Ungestörtheit ist das schon etwas unglaublich.
Gruß - annette
Ja, Annette, du liest das schon richtig. Genauso habe ich es gemeint. Nichts Besonderes, und trotzdem das Besondere in dem Glück, gelebt zu haben. Was "ein" und "zu" angeht: Die lyrische Sprache erlaubt sich gegenüber der Sprache des Dudens (um es mal so zu sagen) einige Freiheiten, ich nehme sie mir heraus. Ja, mit "ein" wäre der Jambus vollständig, aber das entspricht nicht meiner Intention, das wäre mir schon wieder zu harmonisch. Und muss ich "lackierte Politikerreden" wirklich erklären? Wir kennen sie doch alle zur Genüge, wenigstens aus dem Fernsehen. Hab recht vielen Dank für die Beschäftigung mit dem Text.
Herzlich Caty
Herzlich Caty
Zuletzt geändert von Caty am 31.08.2007, 08:13, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Gerda,
Inhalt und Titel widersprechen sich nicht. Ein ganz normales Jahr, Gefahren, wohin man sieht, und trotzdem das große Glück, gelebt zu haben. Ist das nicht unglaublich? Dass man leben darf? Dieser Gedanke allerdings entsteht im Kopf des Lesers, er soll sich fragen: Warum war dieses Jahr unglaublich, wo doch alles so normal war? Und er soll sich diese Frage selbst beantworten.
Zur lyrischen Sprache habe ich ja schon was an anderer Stelle geschrieben.
Herzlich Caty
Inhalt und Titel widersprechen sich nicht. Ein ganz normales Jahr, Gefahren, wohin man sieht, und trotzdem das große Glück, gelebt zu haben. Ist das nicht unglaublich? Dass man leben darf? Dieser Gedanke allerdings entsteht im Kopf des Lesers, er soll sich fragen: Warum war dieses Jahr unglaublich, wo doch alles so normal war? Und er soll sich diese Frage selbst beantworten.
Zur lyrischen Sprache habe ich ja schon was an anderer Stelle geschrieben.
Herzlich Caty
Caty hat geschrieben:Und muss ich "lackierte Politikerreden" wirklich erklären?
Nein, Caty, "lackierte Politikerreden" musst Du nicht erklären. Aber ich las "ertranken in / Werbepostsendungen lackierten Politikerreden" und dachte, es wäre zwei parallel aufgebaute Sätze mit den Prädikaten "ertranken" und "lackierten" - was für mich keinen Sinn machte.
Jetzt glaube ich zu verstehen, dass nur "ertranken" das Prädikat ist und "Werbepostsendungen" sowie "lackierte Politikerreden" die Objekte.
Gruß - annette
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