Ausgeglichenheit
Geordnete Vorgärten
Und Hubschrauber überm Kopf:
Ich fühle das Atmen
Der Stadt in den Fingerkuppen.
Englischrot ist jetzt der Morgenhimmel.
Ich lausche hinauf, welch Entzücken.
Alles am Platze die Wolken
Die Straße der Mann mit dem Hund.
Windige Alleen treiben die Autos
Wie Grasbüschel durchs Viertel.
Die Ampel schaltet wie verrückt.
Dass du mich ansiehst.
Ausgeglichenheit
Hallo Caty!
Das ist ein gutes Gedicht!
Die ersten zwei Zeilen sind an sich sehr angenehm zu lesen, ich finde aber man könnte die Gärten und die Hubschrauber noch origineller beschreiben. "Geordnet" und "überm Kopf" haut mich noch nicht aus den Sandalen
.
Ich denke da an eine Personifizierung der Gärten, zum Beispiel "Politisch korrekte Gärten" oder so ein Schmarn, den Du Dir besser ausdenken kannst als ich
, die hier wieder nur depperte Vorschläge von sich gibt.
Zu den Hubschraubern: ich finde schön, dass die Welt unten und die Welt oben so dicht beieinander stehen, aber "überm Kopf" klingt wie erwähnt sehr platt und beinahe umgangssprachlich für mich. Es passt nicht recht hinein, meine ich. Vielleicht könntest Du die Hubschrauber in der Luft "erstarrt stehen" oder "kleben" lassen...
Das hätte etwas sommerlich Schwüles und Unwirkliches, das mir sehr gefiele.
"Atmen der Stadt" habe ich schon oft gelesen, weshalb man vor das Atmen vielleicht noch ein Adjektiv setzen könnte, aber das ist nicht so tragisch, denn diese Atemzüge unter den Fingerkuppen sind sehr gelungen!!!
Zur Strophe 2: Schön finde ich "Englischrot", aber die folgende Zeile: "Ich lausche hinauf, welch Entzücken" ....würde gnadenlos Streichen. Es hat so einen etwas ironischen Unterton, der vielleicht gar nicht beabsichtigt ist... Auf jeden Fall sagt es für mich reichlich wenig aus
Bei "Alles am PlatzE" belustigt mich das "e" bei Platz. Ich hätte vielleicht geschrieben:
"Die Wolken an ihrem Platz
darunter die Straße, der Mann
angeleint an seinen Hund."
Huch! Das mit dem Mann, der an den Hund angeleint ist finde ich gerade sehr hübsch. Vielen Dank für die Inspiration! Du kannst damit machen, was Du willst. Vielleicht ist es auch wieder ein Schmarn, wer weiß...
Die Alleen sind windig? Mmm.... Ich glaube man kann das gelten lassen
.
Die Autos wie Grasbüschel sind wunderbar! Das hat mir mit am Besten gefallen.
Jedoch: "wie verrückt" geht für mich gar nicht als Vergleich in einem Gedicht. Die "wie-Vergleiche" an sich sind ja meines Erachtens in der Lyrik schon sehr verhöhnt... und wenn es dann noch ein alltäglicher ist
!
Diese zwei Beschreibungen mit den treibenden Autowagen und der irren Ampel bringen mich übrigens ein bisschen ins Nachdenken, was den Titel betrifft. Ist das ausgeglichen für Dich?
Puh, am Ende wundere ich mich etwas über das "Dass"... Wieso ist es kein "Weil" oder ein "und Du siehst mich an" ?
Aber auch das kann man gelten lassen
...
So. Ich hoffe mein kleines Geschwafel konnte Dir etwas nützen!
Ich mag jedenfalls viele Ideen in diesem Text.
Viel Spass noch!
lou-isa, Expertin für Schmarn
Das ist ein gutes Gedicht!
Die ersten zwei Zeilen sind an sich sehr angenehm zu lesen, ich finde aber man könnte die Gärten und die Hubschrauber noch origineller beschreiben. "Geordnet" und "überm Kopf" haut mich noch nicht aus den Sandalen
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Ich denke da an eine Personifizierung der Gärten, zum Beispiel "Politisch korrekte Gärten" oder so ein Schmarn, den Du Dir besser ausdenken kannst als ich

Zu den Hubschraubern: ich finde schön, dass die Welt unten und die Welt oben so dicht beieinander stehen, aber "überm Kopf" klingt wie erwähnt sehr platt und beinahe umgangssprachlich für mich. Es passt nicht recht hinein, meine ich. Vielleicht könntest Du die Hubschrauber in der Luft "erstarrt stehen" oder "kleben" lassen...
Das hätte etwas sommerlich Schwüles und Unwirkliches, das mir sehr gefiele.
"Atmen der Stadt" habe ich schon oft gelesen, weshalb man vor das Atmen vielleicht noch ein Adjektiv setzen könnte, aber das ist nicht so tragisch, denn diese Atemzüge unter den Fingerkuppen sind sehr gelungen!!!
Zur Strophe 2: Schön finde ich "Englischrot", aber die folgende Zeile: "Ich lausche hinauf, welch Entzücken" ....würde gnadenlos Streichen. Es hat so einen etwas ironischen Unterton, der vielleicht gar nicht beabsichtigt ist... Auf jeden Fall sagt es für mich reichlich wenig aus

Bei "Alles am PlatzE" belustigt mich das "e" bei Platz. Ich hätte vielleicht geschrieben:
"Die Wolken an ihrem Platz
darunter die Straße, der Mann
angeleint an seinen Hund."

Huch! Das mit dem Mann, der an den Hund angeleint ist finde ich gerade sehr hübsch. Vielen Dank für die Inspiration! Du kannst damit machen, was Du willst. Vielleicht ist es auch wieder ein Schmarn, wer weiß...
Die Alleen sind windig? Mmm.... Ich glaube man kann das gelten lassen

Die Autos wie Grasbüschel sind wunderbar! Das hat mir mit am Besten gefallen.
Jedoch: "wie verrückt" geht für mich gar nicht als Vergleich in einem Gedicht. Die "wie-Vergleiche" an sich sind ja meines Erachtens in der Lyrik schon sehr verhöhnt... und wenn es dann noch ein alltäglicher ist

Diese zwei Beschreibungen mit den treibenden Autowagen und der irren Ampel bringen mich übrigens ein bisschen ins Nachdenken, was den Titel betrifft. Ist das ausgeglichen für Dich?
Puh, am Ende wundere ich mich etwas über das "Dass"... Wieso ist es kein "Weil" oder ein "und Du siehst mich an" ?
Aber auch das kann man gelten lassen

So. Ich hoffe mein kleines Geschwafel konnte Dir etwas nützen!
Ich mag jedenfalls viele Ideen in diesem Text.
Viel Spass noch!
lou-isa, Expertin für Schmarn
Zuletzt geändert von Louisa am 07.08.2007, 01:39, insgesamt 1-mal geändert.
Hallöchen!
Ja, da hast Du vielleicht Recht, Perry. *grübel*
Aber ich finde die Bilder vom Anfang und von der zweiten Strophe wirken weit aus ruhiger, als die Ampeln und die Autos, die an fliegende Grasbüschel erinnern!
Und diese plötzliche Hektik hat mich ein ganz kleines bisschen irritiert...
Dich anscheinend nicht
?
Na, dann verziehe ich mich mal lieber...

Ja, da hast Du vielleicht Recht, Perry. *grübel*
Aber ich finde die Bilder vom Anfang und von der zweiten Strophe wirken weit aus ruhiger, als die Ampeln und die Autos, die an fliegende Grasbüschel erinnern!
Und diese plötzliche Hektik hat mich ein ganz kleines bisschen irritiert...
Dich anscheinend nicht

Na, dann verziehe ich mich mal lieber...

Liebe Louisa, lieber Perry,
das Gedicht habe ich "Ausgeglichenheit" genannt - eine Ausgeglichenheit trotzdem. Perry hat völlig recht, es kommt auf die letzte Zeile an. Es ist früher Morgen, überall Krach, der Tag geht gut los, und er wäre schrecklich, wäre da nicht das eine: Dass du mich ansiehst. Das ganze Gedicht läuft auf diese letzte Verszeile zu. Da steckt auch sicher Ironie drin, aber eben nicht nur. Ich bin sehr dafür, umgangssprachliche Wendungen zu benutzen, sie bedeuten für mich keinerlei Tabu in einem Gedicht. Was die Hubschrauber angeht: Es sind die "einfachen Wendungen" (nicht die erstbesten), die wirklich Bilder erzeugen. "Erstarrt stehen lassen" oder "am Himmel kleben" - nein, das wäre mir schon wieder zu gekünstelt, zu gesucht. Deshalb halte ich auch die "wie verrückt schaltende Ampel" für sehr treffend. Das mit dem Mann an der Hundeleine ist ein alter Hut, ich versuche, solche Dinge möglichst zu vermeiden. Habt beide meinen herzlichen Dank fürs Kommentieren.
Herzlich Caty
das Gedicht habe ich "Ausgeglichenheit" genannt - eine Ausgeglichenheit trotzdem. Perry hat völlig recht, es kommt auf die letzte Zeile an. Es ist früher Morgen, überall Krach, der Tag geht gut los, und er wäre schrecklich, wäre da nicht das eine: Dass du mich ansiehst. Das ganze Gedicht läuft auf diese letzte Verszeile zu. Da steckt auch sicher Ironie drin, aber eben nicht nur. Ich bin sehr dafür, umgangssprachliche Wendungen zu benutzen, sie bedeuten für mich keinerlei Tabu in einem Gedicht. Was die Hubschrauber angeht: Es sind die "einfachen Wendungen" (nicht die erstbesten), die wirklich Bilder erzeugen. "Erstarrt stehen lassen" oder "am Himmel kleben" - nein, das wäre mir schon wieder zu gekünstelt, zu gesucht. Deshalb halte ich auch die "wie verrückt schaltende Ampel" für sehr treffend. Das mit dem Mann an der Hundeleine ist ein alter Hut, ich versuche, solche Dinge möglichst zu vermeiden. Habt beide meinen herzlichen Dank fürs Kommentieren.
Herzlich Caty
Guten Morgen!
Na fein
. Solche Antworten kommen mir bekannt vor
...
Ich frage mich nur, ob man nicht jedes einzelne Wort in einem Gedicht ausgiebig "gesucht" haben sollte, bevor man es schreibt... Aber das ist wohl eine Grundsatzdiskussion.
Überdies ist es für mich interessant, dass "Auf der Straße der Mann mit dem Hund" kein alter Hut ist...
Aber das ist ja Dein Gedicht und es ist ja auch gut so. Ich meine, es könnte besser sein...
Aber ich schweige dann mal wieder!
Salut!
l.
Na fein


Ich frage mich nur, ob man nicht jedes einzelne Wort in einem Gedicht ausgiebig "gesucht" haben sollte, bevor man es schreibt... Aber das ist wohl eine Grundsatzdiskussion.
Überdies ist es für mich interessant, dass "Auf der Straße der Mann mit dem Hund" kein alter Hut ist...
Aber das ist ja Dein Gedicht und es ist ja auch gut so. Ich meine, es könnte besser sein...
Aber ich schweige dann mal wieder!
Salut!
l.
PS: Verzeihung, aber ich glaube ich war da nicht ganz in Form, als ich das kommentiert habe
...
Wenn Du meinst, dass Dein Gedicht so in sich stimmig ist, ist das natürlich Dein gutes Recht. Ich glaube auch meine Vorschläge waren nicht ausgereift... Aber das es noch den gewissen Schliff vetragen könnte (Dein Werk), dass meine ich schon.
Topfitte Grüße!
l

Wenn Du meinst, dass Dein Gedicht so in sich stimmig ist, ist das natürlich Dein gutes Recht. Ich glaube auch meine Vorschläge waren nicht ausgereift... Aber das es noch den gewissen Schliff vetragen könnte (Dein Werk), dass meine ich schon.
Topfitte Grüße!
l
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