Fragmente
Wie lange dauert eine Stunde im Sumpf? Wir sollten uns nicht mit Nacktschnecken messen. Die können meterhohe Mauern überwinden.
Es scheint fast so, als wollte der Knöterich uns zum Straucheln bringen. Wir müssen die Füße sorgsam heben. Und auf unsere Fesseln achten.
Sind das dort Brotkrumen auf dem Amboss?
***
Ich sollte nun die gelbe Kugel ganz leicht mit Rechts-Effet anspielen, dann wäre die Partie doch beendet, oder?
***
Wenn du das Deodorant wegließest, wäre ich dir noch etwas näher.
Und Seltsamkeit ist nur eine Überinterpretation der Wahrnehmung, ebenso wie die Lüge.
***
In Masuren läuten deine Hochzeitsglocken, während ich die Staubfasern von unseren Kopfkissen inhaliere. Ich hätte sie vorher nur einmal kräftig ausschütteln sollen. Und die Bezüge waschen. Habs versäumt zur Hoch-Zeit.
***
Die Brombeere an der Straße ist noch zu sauer. Es bedürfte eines Sommers.
***
Wieso die Fußmatte immer nach links rutscht, weiß ich auch nicht. Sollen wir Photos von damals anschauen? Ich mag die Art, wie du schnippisch wirst.
***
In grünen Seen könnten wir – ganz nackt – die Lösung finden.
***
Das Glas mit dem Sprung sollten wir besser nicht verwahren. Und wachsam sein, wenn wir das Gyuto abtrocknen.
Ich glaube nicht, dass es Spinnennetze gibt, aus denen sich ein Mensch nicht befreien könnte.
Schau mal, auf dieser Seite bieten sie virtuelle Tiere an. Ich wünsche mir doch schon so lange einen Ziegenbock.
Nein, die alte Frau von nebenan habe ich auch lange nicht mehr gesehen.
***
Früher rochen die Sonntage nicht so sehr nach Brennspiritus.
Wir sollten es bei den Provisorien belassen. Dann fällt die Trennung nachher nicht so schwer. Oder der Tod. Was macht dich so sicher, dass es einen weiteren Sommer geben wird?
***
Die Leute in den Großstädten fühlen sich immer so überlegen ... dabei können sie von da aus (vor lauter Dunst) nicht einmal die Milchstraße sehen.
Dieser Pfirsich kommt mir irgendwie zärtlich vor. Es ist schön, unter freiem Himmel zu onanieren. Sekundenbruchteile unterscheiden sich nicht wesentlich von Ozeanen.
***
Wie heiß es in dir war.
Es ist noch was vom Pfirsich über.
***
In den Frühträumen ist es so, als überschreite man für einen Moment die Grenze, als gelange man kurz ans andere Ufer. Das Waten zurück wird aber jeden Morgen mühsamer.
***
Man hört kaum noch Amseln. Wir sollten die streunenden Hauskatzen einfangen und in der Regentonne ersäufen. Ich ertrage ihre Überlegenheit nicht.
***
Die Elstern sollten wir auch abschießen. Verfluchtes Gezänk!
Es war ein gute Idee, die Flagge von Juist hier zu hissen. Wenn du die Augen schließt und dem Wind zuhörst, ist es wie am Meer. Man kann überall am Meer sein.
Hab wieder die Photographien angeschaut von dir, und mich auf die Insel geträumt.
Die Festung von Schloss Glücksburg lässt sich mit einer Handvoll Bogenschützen einnehmen. Sie haben die Reichweite unserer Pfeile unterschätzt.
***
Von den Äpfeln, die ich manchmal kaufe, esse ich immer nur einen. Die restlichen lege ich zum Verfaulen hin.
***
Die anderen Burgen sind auch nicht viel besser. Mit ein paar Streitkolbenkämpfern in der Hinterhand kannst du sie alle aushebeln.
***
Warum ich die Aussetzer und Doppelschläge meines Herzens ignoriere und nicht damit zum Arzt gehe? Nun, es hat einen gewissen Reiz, gegen einen übermächtigen Gegner anzutreten. Stell dir mal vor, was das für ein Coup wäre, wenn es mir gelänge, das Remis bis kurz vor Schluss zu halten und dann über die rechte Außenbahn einen Touchdown durchbrächte.
***
Ich möchte nie mehr fliegen.
***
Dieser Tag ist wie das Möbiusband, was ich heute zusammenklebte. Am Ende ist man wieder am Anfang, nur verdreht.
Ansonsten Sauerkonserven und Vollkornbrot.
***
Hab die Gedichte, die von dir handeln, weggeschickt. Sie sind aber immer noch hier. Ich sollte vielleicht die Manuskripte im Garten vergraben und die Festplatte löschen. Das wäre ein bisschen endgültiger. Macht es einen Unterschied, ob ich diesen Schnaps noch trinke oder nicht?
***
Zeit, den Schmerz ins Haus zu bitten. Er hockt schon so lange reglos unter dem Rhododendron.
***
Nachtschweiß mindert das Wohlbehagen nicht. Erst, wenn er kalt geworden ist. Und uns der Mutterleib wieder ausspuckt, in die fröstelnde Dämmerung.
***
20 am Tag * 30 Jahre = 219.000. Wieviele sind genug?
***
Entschuldige, dass ich dich nur benutze.
***
Die Tage werden kürzer. Die Nächte auch. Das dazwischen wird länger.
***
Wir sitzen wieder wie vor 25 Jahren auf dem Balkon auf der Brückenstraße, im vierten Stock, hinten raus, zum Parkplatz von Schätzlein, und sehen den Autos beim Rangieren zu, und den Einkaufswagen beim Klimpern, während Lutz hinten in der Wohnung in die Dusche kotzt. Weil er es wieder mal nicht bis zum Klo geschafft hat.
***
Es gibt uns aber nicht mehr.
***
Beim Brennholzspalten entstehen manchmal kleine Spielzeugfische, mit Augen und Flossen. Diese beiden hier könnten ein Forellenpaar sein, findest du nicht? Nein? Lass uns die Kinder fragen.
***
Ich gelange nur über diese Treppe zu dir.
***
An guten Tagen können wir den Tisch mit zwei Aufnahmen abräumen. Heute müssen wir mal die Pomeranzen mit Schulkreide schmieren. Dieser Einbänder war genial.
***
In einem Kreis gibt es keine Verstecke.
***
Wir füllen Pokale mit Brackwasser und setzen Goldfische rein.
***
Heute hatte ich zum ersten Mal eine dieser dicken Hausspinnen auf der Hand. Anstatt sie mit der Duschbrause in den Abfluss zu spülen, habe ich sie einfach hochgenommen und angeschaut. Sie hat ängstlich ausgesehen, und saß ganz still. Unvermittelt lief sie dann meinen Arm hoch, und da habe ich die andere Hand genommen, um sie davon abzuhalten. Das ging einige Male so, rechts und links, bis ich sie einfach auf dem Hof vom Arm schüttelte und die Tür hinter mir schloss.
Es ist etwas anderes als Ekel.
***
Jetzt verschieben sie wieder die unterirdischen Aparaturen. Du kannst es hören, wenn du dein Ohr ganz fest an den Kanaldeckel (die Erde) drückst.
***
Blut. Überall ist Blut.
***
Muss ein Scheißgefühl für dich gewesen sein, als ich bewusstlos auf deinem Schoß lag und mein Blut über deine Hose lief. Entschuldige. Normalerweiser passiert mir sowas nicht.
***
Du liebst nicht.
Du weißt nichtmal, was das ist.
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Ich habe mir eine Bürste mit einem langen Stiel gekauft, für den Rücken. Damit ich deine Hände nicht mehr vermisse.
Das Wasser war heute so heiß, dass meine Haut ganz gerötet ist. Ich konnte aber nicht damit aufhören, mir die Brause in den Nacken zu halten und sie ganz langsam in ihrer Neigung zu verändern, so dass sich das Wasser immer neue Bahnen über den Rücken suchte. Es war, als liefe flüssiges Wachs an mir herunter.
***
Sperma trocknet langsamer als Blut.
***
Die Tage, an denen es nicht hell werden will, sollte man nutzen, um die Lebensarchive fortzuführen. Damit diejenigen, die hinter uns aufräumen müssen, es einfacher haben.
***
Immer noch eitern Glassplitter aus meiner Haut. Ich spüre keinen Schmerz. Nur das Bedürfnis, etwas abstoßen zu müssen. Diesen Schorf muss ich auch nochmal abziehen. Es ist noch etwas darunter.
***
Man kann nicht noch einmal von vorne beginnen.
***
Heute Nacht konnte ich die Ratten in meinen Abwasserleitungen nagen hören (ich hatte immer vermutet, dass die Gefahr von innen kommt). Ich wurde wach davon.
Aber es bedarf erst des Nebels, um die wirklich leisen Geräusche wahrzunehmen.
***
Das Jahr weiß nicht, dass es ein neues ist.
***
Es kommen tatsächlich frische Triebe aus dem Erdreich. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet.
***
Es spielt keine Rolle, was in der Mitte ist. Auf die Ränder müssen wir achtgeben.
***
Nein, Schatz, ich kann dir kein aktuelles Photo schicken. Es gibt keines. Jedes Bild zeigt einen Moment nach seiner Belichtung bereits die Vergangenheit.
***
Das entscheidende Buch steht wahrscheinlich noch ungelesen im Regal. Kann jetzt nur noch Fjodor oder Franz sein. Oder das mit den verschiedenen Knoten.
***
Nein, ich werde die alten Sachen noch einmal nähen lassen.
***
Das Erwachen ist sechzehntausend blassgelbe Quadrate.
***
Das Hartholz klingt wie eine tiefe Glocke, wenn sie es ins Wattenmeer rammen. Sie machen aber später keinen Glauben daran fest.
***
Auf den Kneipenklos hängen sie immer getönte Spiegel auf. Dann ist die Illusion perfekt, dass man sich gut fühlt.
***
Unter den Straßenlaternen werfen wir immer zwei Schatten: Einen langen blassen, der uns weit vorauseilt, und einen kräftigen kurzen, der uns von hinten einholt und dann neben uns herläuft.
***
Wieder kein Obst gekauft. Nur geraucht und auf den Stillstand gehofft.
***
Aber nichts hält inne.
***
Ich weiß nicht, warum ich den Koffer immer noch nicht ganz ausgepackt habe. Ich glaube diesen Wänden nicht mehr. Schau, da ist noch Sand unter dem Buch über Ebbe und Flut.
***
Ich schlage nicht mehr nach den Fliegen. Jedes Mal, wenn du sie nicht triffst, wirst du dir mehr deiner Ohnmacht bewusst.
***
Ich will das Wiesenheu wieder riechen.
***
Sie sollten jeden Tag Bomben in der Nachbarschaft entschärfen. Es ist so wunderbar still.
***
Wann eigentlich haben die Bewegungen aufgehört? Seit ich unter diesem Bett bin, herrscht Tag- und Nachtgleiche. Hinter der Fußleiste fand gerade eine Scharade statt, aber ich kam nicht auf die Lösung. Eine der Assseln trug ein silbernes Hochzeitskleid, dessen Schleppe sich mit den Teppichfasern verwoben hatte. Eine andere sang Kantaten dazu, und die dritte bot Schaltjahre feil.
***
Man kann die Sägespäne in der Raufaser zählen. Das bringt wieder ein paar Minuten.
Die glücklichen Tage hatten wir morgens immer mit Kaffeeweißer angemalt.
***
Hinter den Vorhängen weiß ich die Zeitspinnen. Sie scheiden jetzt unverdauliche Momente aus. Ob ich ihnen etwas Kupfergeld geben sollte für ihre Dienste?
***
Ich würde so gerne noch einmal unter deiner Brust sterben.
***
Weißt du noch, wie ich nachts mitten im See aus dem Schlauchboot steigen musste und dich zur Insel schieben, weil wir ein Leck hatten?
Als das Gewitter kam, haben wir uns unter die Malerfolie gelegt, und dein Unterleib hat uns beide gewärmt.
***
Der Pfad ist zugewachsen. Man müsste durch Dornen.
***
Ich habe mir immer gewünscht,
dass du mir mein Herz zurückgibst.
Inzwischen möchte ich, dass du es behälst.
***
Ich benutze immer noch die Reisezahnbürste. Als ob es bald weiterginge.
***
28/08/2008
Wenn du dir morgens aus den Kippen im Aschenbecher eine Zigarette drehst schmeckt es, also ob du die Gedanken von gestern noch einmal rauchen würdest.
***
40 Sorten Grau. Such dir eine aus.
***
Die Geräusche ändern sich. Der Klang bleibt gleich.
***
Wir sollten bald die Beete anlegen. Die Erde ausbringen. Bevor der Herbst kommt. Nein, ich werde nichts anpflanzen. Du musst nur warten.
***
Was ist schon dabei, mit einem Regenschirm auf dem Fahrrad nach Hause zu fahren? Lass die Leute doch lachen. Hör mal, das Feuerwerk. Sie feiern wieder ihre eigene Sinnlosigkeit. Ist es nicht schön, wie der Regen jetzt auf unser Zelt prasselt?
***
Immer wenn ich diese Sanddorn-Marmelade esse, kann ich wieder die wettergegerbten Holzplanken unter unseren nackten Füßen spüren. Damals hast du die Beere ausgespuckt, die ich dir zwischen die Lippen gelegt hatte, weil sie dir zu sauer war. Möchtest du jetzt einen Löffel davon? Die hat unser Pensionswirt selbst eingekocht, und sie ist ganz süß. Und ein bisschen bitter.
***
Den letzten Rest lasse ich im Glas, als Andenken, und stelle ihn in den Kühlschrank zurück. Zum Verschimmeln.
***
Es gibt gar keine Farben, Liebling. Nur eingesperrtes Licht.
***
Diese Wohnung ist ein Museum.
Spürst du auch, wie es kühler wird?
***
Die Tage fühlen sich jetzt an, als vertrockneten sie unter mir. Ich sollte in den Regen hinausgehen.
***
Ich habe diese Türe schon so lange nicht mehr geöffnet.
***
Überall stehen die Männer in den Hauseingängen. Sie rauchen Löcher in die Zeit.
***
Wir haben die Butter vergessen.
***
12/09/2008
***
Man muss die Jalousien langsam öffnen. Sonst bricht der Tag so schnell über uns herein.
Der Küchenschrank ist zu voll geworden. Welche von den Tassen würdest du zuerst wegwerfen?
***
Hinter den Bergen spielen sie wieder Schöpfung. Vielleicht haben wir Glück, und es misslingt dieses Mal.
Du brauchst dich nicht zu fürchten. Nach dem Tod wird es so sein wie vor der Geburt.
***
Ich habe jetzt mit dem Einmauern begonnen. Zuerst die Fenster. Die Türe lasse ich offen bis zum Schluss. Du musst dich beeilen, wenn du noch hinein möchtest.
Die Leitungen werde ich bald trennen.
***
18/09/2008
Die Nachrichten, die noch hereinkommen, sind nicht für mich.
***
Die Meisen sind wieder da. Ich habe sie den ganzen Sommer nicht gesehen.
***
Diese Gartenmauer hatte ich einst errichtet, damit die anderen dahinterbleiben. Nun ist es so, als sei ich dahinter. Sie sieht ein bisschen aus wie ein sinkendes Schiff, findest du nicht?
Ich werde sie wahrscheinlich nicht zu Ende bauen. Noch kann man hinüberschauen.
***
Man muss den ersten Kampf gewinnen. Den letzten verliert man immer.
***
Du siehst schlecht aus. Versoffen, und aufgedunsen. Ich auch, nur nicht so schlimm. Die Jahre haben nicht auf uns gewartet. Auf dich nicht und auf mich nicht. Ich komm jetzt in dir, ja?
***
Gerade in der Kneipe kam eine Frau herein, die mir eine Tüte voll Lebensmittel für 4 Euro verkaufen wollte. Brote und Käse in Plastik, schlechte Kartoffeln, Massentierwurst. Und De Moriaan-Tabak von Aldi. Der käme 3 Euro extra. Ich sagte ihr, ich esse und rauche solche Sachen nicht. Sie soll was Anständiges klauen.
***
Allein.
***
Morgen. Alles morgen.
***
Der Schärfebereich ist jetzt hinter der Oberfläche, in den Kristallen. Trotzdem kann ich die Figuren steuern. Es genügt, zu wissen.
***
Heute ist der Tag, um sinnlose Dinge aus dem Haus zu tragen und hinter den Heizkörpern nach dem Verlorenen zu suchen.
***
Weißt du, ich kann mir die Dinge so gut vorstellen, dass ich keinen Sinn mehr darin sehe, sie auszuführen. Es gibt einen Indianerstamm, der deswegen nie Krieg geführt hat.
***
Fragmente ab Okt/2014
Ich erschlage die Wespen jetzt. Es werden zuviele im Haus. Sie kommen durch ein Loch in der Decke. Das habe ich jetzt mit nassem Papier ausgestopft.
***
Sie haben ein neues Loch gefunden. Ich muss auf den Winter warten.
***
Das Glück ist jetzt nur noch als Prämie zu erhalten. Du musst erst Schmerzpunkte sammeln, um es zu bekommen.
***
Heute habe ich das schöne Knoblauchtöpfchen aus gebrannter Erde umgeworfen. Ich stehe vor Scherben.
***
Vielleicht kann man alles noch einmal kleben.
***
Ich ficke nicht mehr. Ich schreibe keine Texte mehr. Spiele keine Gitarre.
Ich dusche noch seltener, wasche mich stattdessen jeden Tag. Ich rieche nicht unangenehm.
Aber ich gehe nicht mehr durch den Wald, am Rhein entlang, dahin, wo Menschen sind.
Ich male nicht, ich zeichne nicht, ich photographiere nicht. Entwickle nichts.
Mal sehen, ob ich den Hof gefegt bekomme.
***
Kiffen hilft.
***
Und aufräumen.
***
Die Schorchelausrüstung brauche ich wohl auch nicht mehr.
Ich kam mal 7 Meter tief, damals, in Instrien. Ich war mitten in den Fischschwärmen.
Wir waren von den Klippen gesprungen.
Keinen Fisch habe ich berührt. Und doch alle.
Und die Muräne lachte aus ihrem Loch.
***
Brian Conolly. Teeniestar meiner Jugend.Tot.
Marc Bolan. Teeniestar meiner Jugend. Tot.
Kurt Cobain. Feingeist, zerbrechlicher. Tot.
Fran Zappa. Politiker. Bester Komponist des 20. Jh. Tot.
Ronnie James Dio. Geschichtenerzähler. Tot.
Hab gerade noch ein Konzert gesehen, mit Sabbath, 2010, als ob nichts wäre.
Loriot. Tot.
Udo Schepers. Zweiradmechnaiker, Mitte 50. Tot aufgefunden, in seiner Wohnung, ziemlich verwest.
Wir kannten uns.
Zwei Wochen vorher haben wir noch
seine Scheiße
weggemacht
als er in der Kneipe
kollabierte.
Dass er sterben würde
hatten wir nicht geahnt.
***
Nach dem Kleben muss man es beischleifen, mit 400er Körnung. Die Narben bleiben, aber die Kanten sind nicht mehr so scharf.
***
Zu viele Wasserschäden. Alles schimmelt.
***
Wenn das Ende auf uns kommt, möchte ich noch einmal nackt sein.
***
Um eine wirklich gute Idee zu haben, muss man glücklich sein. Oder in Not.
***
Da ist noch Blut an der Türklinke.
***
Heute habe ich trockenes Laub in meinem Badezimmer verteilt. Ich muss spüren, dass Herbst ist.
***
Hinter allen Mächten steht etwas Einfältiges. Es ist so einfach, sie zu durchschauen.
***
Das Laub kann ich wohl jetzt wieder wegräumen. An den Bäumen ist auch keines mehr.
***
Winter.
***
Wie mag es wohl sein, aus einem Fenster zu springen?
***
Fragmente (Arbeitstitel)
- Thomas Milser
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Zuletzt geändert von Thomas Milser am 31.01.2016, 03:44, insgesamt 51-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Chiquita hat geschrieben:pjotr, wichsen ist eine tätigkeit, mit der ich allein bin (wenn ich nicht gerade meine freundin wichse).
darauf wollte ich abheben. mit "gescheitem sex" wollte ich sagen, daß man sich mit den bedürnissen des partners selbstverständlich auseinandersetzt.
wenn also thomas seine tageseindrücke sozusagen für sich runterwichst, fehlt mir als leser irgendwas, verstehst du?
OK, verstehe ich.
Die Onanie-Metapher halte ich in diesen Literaturbegriffsdebatten für problematisch, denn sie ist ungenau. Einerseits ist in reaktionären Kreisen (und auch in Minderwertigkeitskomplexen) die Onanieabstinenz ein Statussymbol, was heißt, dass Onanie unterstes Niveau bedeutet (aber der kritisierte Text dabei gar nicht so niedrig verstanden sein muss); andererseits kann Onanie auch als Isolationsbegriff aufgefasst werden, und da liegt das größte Problem: Onanie kann, muß aber nicht, Isolation bedeuten. Das hängt vom Gebäude ab.
Ich meine, eigentlich ist jeder Text, in dem kein Fragezeichen vorkommt, Onanie. Denn er fragt den Leser nichts. Er hofft bestenfalls darauf, dass der Voyeur empathiebegabt ist und von sich am Text teilnimmt. Einem onanierendem Menschen zuzusehen, kann schön sein; so wandelt sich der Monolog zu einem Dialog; die Onanie zur ...anie.
Cheers
Pjotr
Chiquita hat geschrieben:mucki, nicht jeder kann sich bei allem treiben lassen. das wird`s wohl sein. es gibt menschen, die bei howard carpendale dahinschmelzen. du hast sicher recht damit, daß man sich im normalfall keinen abrechen sollte. dummerweise befinden wir uns in einem literaturforum.
Der Vergleich mit Howie hinkt, meiner Meinung nach. Howie bringt keine Fragmente, sondern ein kompaktes Pralinchen. Ich kann die Leichtfüßigkeit, wie Mucki sagt, durchaus nachempfinden. Warum? Vielleicht deshalb, weil die Fragmente auf mich echt und unkonstruiert wirken; in einem Maß, wie sie auch in meiner Biographie mitschwingen, und daher ich selbst für den notwendigen roten Faden sorge?
Es kommt wohl doch auf die Wellenlänge an. Nicht auf das fragmentarische Schreiben per se, sondern auf dasjenige, was drin steht. Oder?
Cheers
Pjotr
pjotr, es muß nichts hinken. du mußt meine vergleiche auf die passenden inhalte beziehen. carpendale war kein vergleich zu thomas` gedicht sondern allgemein zur unterschiedlichkeit des "sich fallen lassen könnens".
deine ausführungen zur onaniemetapher sind wiederum selbst onanie und gehen absolut nicht auf meine einwände ein.
gruß
chiqu.
deine ausführungen zur onaniemetapher sind wiederum selbst onanie und gehen absolut nicht auf meine einwände ein.
gruß
chiqu.
[quote="Mucki"]Hallo an die Kommentatoren hier,
ich weiß nicht, warum ihr euch hier so einen abbrecht.
/quote]
das könnte schon mal vorkommen, wenn männer zu heftig hand an sich legen
aber im ernst: ich glaube, tom ist sich bei den fragmenten selber nicht sicher und interessiert an jeder meinung außer der üblichen gerne gelesen usw.
ich weiß nicht, warum ihr euch hier so einen abbrecht.
/quote]
das könnte schon mal vorkommen, wenn männer zu heftig hand an sich legen

aber im ernst: ich glaube, tom ist sich bei den fragmenten selber nicht sicher und interessiert an jeder meinung außer der üblichen gerne gelesen usw.
- Thomas Milser
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Liebe Herrschaften,
bevor sich das hier zu einem Selbstbefriedigungsfaden der Teilnehmer entwickelt (spannendes Thema, keine Frage!), wir uns aber leider in einer Textbesprechung befinden, könnten weitere Ausführung dazu vielleicht woanders stattfinden? Danke.
@Chiq:
Nur soviel: Unter dem Vorgängertext 'Fragment 1', ebenfalls unter Kurzprosa zu finden (hab den Faden dichtgemacht, weil es ja hier nochmal enthalten ist), hab ich den Ansatz dieses Schriftstückes relativ umfassend darzustellen versucht. Wenn du dort noch mal schauen möchtest? Mehr Antworten dazu weiß ich auch nicht. Du selbst sagst ja, dass man nicht allzuviel erklären sollte in der Kunst. Damit sollten wir es belassen.
@Pjotr/Mucki:
Offensichtlich ist der Tenor wohl in der Aussage zu finden, dass es im Leser entweder schwingt, oder eben nicht. Das ist ebenso einfach wie richtig. Was nicht heißt, dass es alleine Aufgabe des Autors ist, dafür zu sorgen. Freut mich, dass es bei Euch offensichtlich geschwungen hat :o)
@Max (überschnitten): Genauso isses. Wobei ein bisschen Begründung (siehe Chiq, oder eben nicht) nicht schaden kann.
Die Gesamtamplitude der Empfindungen könnte wohl kaum größer sein, was ja auch schonmal eine gute Aussage trifft. In diesem Sinne ...
Tom.
bevor sich das hier zu einem Selbstbefriedigungsfaden der Teilnehmer entwickelt (spannendes Thema, keine Frage!), wir uns aber leider in einer Textbesprechung befinden, könnten weitere Ausführung dazu vielleicht woanders stattfinden? Danke.
@Chiq:
Nur soviel: Unter dem Vorgängertext 'Fragment 1', ebenfalls unter Kurzprosa zu finden (hab den Faden dichtgemacht, weil es ja hier nochmal enthalten ist), hab ich den Ansatz dieses Schriftstückes relativ umfassend darzustellen versucht. Wenn du dort noch mal schauen möchtest? Mehr Antworten dazu weiß ich auch nicht. Du selbst sagst ja, dass man nicht allzuviel erklären sollte in der Kunst. Damit sollten wir es belassen.
@Pjotr/Mucki:
Offensichtlich ist der Tenor wohl in der Aussage zu finden, dass es im Leser entweder schwingt, oder eben nicht. Das ist ebenso einfach wie richtig. Was nicht heißt, dass es alleine Aufgabe des Autors ist, dafür zu sorgen. Freut mich, dass es bei Euch offensichtlich geschwungen hat :o)
@Max (überschnitten): Genauso isses. Wobei ein bisschen Begründung (siehe Chiq, oder eben nicht) nicht schaden kann.
Die Gesamtamplitude der Empfindungen könnte wohl kaum größer sein, was ja auch schonmal eine gute Aussage trifft. In diesem Sinne ...
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Chiquita hat geschrieben:pjotr, es muß nichts hinken. du mußt meine vergleiche auf die passenden inhalte beziehen. carpendale war kein vergleich zu thomas` gedicht sondern allgemein zur unterschiedlichkeit des "sich fallen lassen könnens".
deine ausführungen zur onaniemetapher sind wiederum selbst onanie und gehen absolut nicht auf meine einwände ein.
Du hast meine Erläuterung offensichtlich nicht verstanden, denn Du setzst Onanie immer noch gleich mit isoliertem Monolog. Zudem habe Deine Einwände damit sehr genau aufgegriffen. Womöglich ist meine Ausdrucksweise zu kompliziert.
Des weiteren bezog sich das "sich fallen lassen" auf Muckis Kommentar zu Toms Text, also ist Dein Carpendale durchaus ein Vergleich mit Toms Text, zu was denn auch sonst? Oder bezog es sich auf unsere Galaxie im allgemeinen?
Salve
Pjotr
Nochmal ich: Ich weiß nicht, was ich 'falsch' mache beim lesen, aber ich lese die 'Fragmente' so zusammenhängend, wie einen 'normalen' Text. Gut, die Einteilung ist ungewöhnlich, allerdings ist es für mich dennoch ein Text - und zwar ein kompletter, runder, nachvollziehbarer, unweigerlich zusammenhängender. Eins bedingt das Andere und erzählt zusammen eine Geschichte von Liebe und Angst und Trauer und Einsamkeit. Ich sehe nichts 'gestückeltes' - aber das wird wohl einfach an mir liegen (und daran, dass ich Tom schon immer meine große Liebe zu ihm gestehen wollte, es aber nicht anders kann, als seine Texte über Gebühr zu loben und niemals kritisch auf seine Zeilen zu sehen. Er ist eben hoch angesehen, kommt super an, so jemanden kritisiert man nicht - da hast du schon Recht, Banane)
(ich kann Mr. Carpendale nicht leiden)
Rebekka
(ich kann Mr. Carpendale nicht leiden)
Rebekka
Huhu Tom, ich kann dem durchaus was abgewinnen. Was du dir an Kritik dazu erwartest ist mir freilich nicht klar. Was soll man dazu sagen?
Kleine Anekdote nebenbei: Als ich zum ersten (und bisher einzigen) Mal versuchte, was von Thomas Bernhard zu lesen ("Holzfällen"), gab ich nach ein paar Seiten auf und dachte mir: Wozu soll das irgendwer lesen? Wozu schreibt jemand sowas? Wahrscheinlich ist es so langweilig, weil es Literatur ist. ;)
(War wohl der falsche Autor zur falschen Zeit ...)
Kleine Anekdote nebenbei: Als ich zum ersten (und bisher einzigen) Mal versuchte, was von Thomas Bernhard zu lesen ("Holzfällen"), gab ich nach ein paar Seiten auf und dachte mir: Wozu soll das irgendwer lesen? Wozu schreibt jemand sowas? Wahrscheinlich ist es so langweilig, weil es Literatur ist. ;)
(War wohl der falsche Autor zur falschen Zeit ...)
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
@Lagunkel:
Schade, dass du deinem netten Kommentar das hier nachschiebst (ich lese immer das Kleingdruckte): "... es aber nicht anders kann, als seine Texte über Gebühr zu loben und niemals kritisch auf seine Zeilen zu sehen. Er ist eben hoch angesehen, kommt super an, so jemanden kritisiert man nicht ...
Ich verzichte dann gerne auf weitere Einträge von dir...
@Mel:
Zeit und Ort müssen immer zusammenpassen, für alles.
@alle:
Und wegen der nicht enden wollenden Ungehobeltheiten des Herrn Chiquita und Personen, die mit 'l' anfangen,
schließe ich diesen Faden jetzt vorübergehend.
Weitere Provokationen bitte woanders. Ganz woanders!!! Am besten bei Euch zuhause.
Ich bin so nett darauf hingewiesen worden, dass dies hier ein Literaturforum sei, und genau das werde ich jetzt verinnerlichen.
Euer hochangesehener Tom.
Schade, dass du deinem netten Kommentar das hier nachschiebst (ich lese immer das Kleingdruckte): "... es aber nicht anders kann, als seine Texte über Gebühr zu loben und niemals kritisch auf seine Zeilen zu sehen. Er ist eben hoch angesehen, kommt super an, so jemanden kritisiert man nicht ...
Ich verzichte dann gerne auf weitere Einträge von dir...
@Mel:
Zeit und Ort müssen immer zusammenpassen, für alles.
@alle:
Und wegen der nicht enden wollenden Ungehobeltheiten des Herrn Chiquita und Personen, die mit 'l' anfangen,
schließe ich diesen Faden jetzt vorübergehend.
Weitere Provokationen bitte woanders. Ganz woanders!!! Am besten bei Euch zuhause.
Ich bin so nett darauf hingewiesen worden, dass dies hier ein Literaturforum sei, und genau das werde ich jetzt verinnerlichen.
Euer hochangesehener Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
- Thomas Milser
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- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Richtigstellung:
Nach Rücksprache mit Lagunkel gibt es wohl keinen Zweifel, dass ich ihren letzten Beitrag falsch bewertet habe. Kann mal vorkommen, wenn die Wellen zu hoch auf die Netzhaut schlagen. Ich bitte um Vergebung. Ich wäre dann für weitere 'Liebes'bekundungen wieder offen :o)
Wie auch dieser Faden.
Benehmt Euch!
Tom
p.s. Danke an Pjotr, der mich in einem anderen Faden darauf hingewiesen hatte, dass ich da offensichtlich falsch lag mit meiner Interpretation.
p.p.s. Die Aussage Lagunkels war aber nicht der Grund, warum ich hier kurz dichtgemacht habe. Das möchte ich ausdrücklich betonen. Mehr so der Tropfen in dem Fass, Ihr wisst schon...
Nach Rücksprache mit Lagunkel gibt es wohl keinen Zweifel, dass ich ihren letzten Beitrag falsch bewertet habe. Kann mal vorkommen, wenn die Wellen zu hoch auf die Netzhaut schlagen. Ich bitte um Vergebung. Ich wäre dann für weitere 'Liebes'bekundungen wieder offen :o)
Wie auch dieser Faden.
Benehmt Euch!
Tom
p.s. Danke an Pjotr, der mich in einem anderen Faden darauf hingewiesen hatte, dass ich da offensichtlich falsch lag mit meiner Interpretation.
p.p.s. Die Aussage Lagunkels war aber nicht der Grund, warum ich hier kurz dichtgemacht habe. Das möchte ich ausdrücklich betonen. Mehr so der Tropfen in dem Fass, Ihr wisst schon...
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 30.07.2007, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Hallo Tom,
darf ich mich auch ohne Liebesbekundung freuen?
(Gut, dass es jetzt Manuskripte sind.
Wenn du sie nun statt vergraben verbrennen würdest, wäre es vielleicht noch ein bisschen endgültiger
.)
Zum Thema Rosinen rauspicken, wollte ich noch anmerken, dass wohl jeder andere Rosinen findet. Was ich nun gerade nicht lesen will, ist für den nächsten vielleicht der süßeste Pfirsich (äh Rosine).
Die Mischung macht es für mich interessant. Dieses "hui" (das ist ein Lisa-hui
) wenn man überrascht wird von einem Gedanken.
Eine Komprimierung auf diese Sätze würde ich nicht für sinnvoll halten. Da sie sich dann gegenseitig erdrücken würden. Es braucht das alltägliche "Aufatmen" dazwischen.
liebe Grüße smile
darf ich mich auch ohne Liebesbekundung freuen?
(Gut, dass es jetzt Manuskripte sind.
Wenn du sie nun statt vergraben verbrennen würdest, wäre es vielleicht noch ein bisschen endgültiger
.gif)
Zum Thema Rosinen rauspicken, wollte ich noch anmerken, dass wohl jeder andere Rosinen findet. Was ich nun gerade nicht lesen will, ist für den nächsten vielleicht der süßeste Pfirsich (äh Rosine).

Die Mischung macht es für mich interessant. Dieses "hui" (das ist ein Lisa-hui

Eine Komprimierung auf diese Sätze würde ich nicht für sinnvoll halten. Da sie sich dann gegenseitig erdrücken würden. Es braucht das alltägliche "Aufatmen" dazwischen.
liebe Grüße smile
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