Aus Versehen: Tot

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
lagunkel

Beitragvon lagunkel » 12.07.2007, 18:37

Ich habe gestern Abend ein paar Valium genommen
und Sekt dazu getrunken, doch bin nicht dazu gekommen
Hilfe zu rufen, bevor ich entschlief- ich würde mal sagen: Das ging schief!

Es war als mein allerletzter Hilferuf gedacht.
Ich nahm die Tabletten so gegen halb acht,
heute morgen um sieben hat die Putzfrau mich entdeckt – ich bin auf dem Sofa verreckt!

(Interlude)
So schön hatte ich mir das Leiden ausgemalt.
Man sollte mich finden in allerhöchster Qual,
mich schuldbewusst erretten aus allergrößter Not – doch jetzt bin ich tot.

Hätte ich geahnt, dass mein Leben so endet,
dass das Schicksal sich so übel gegen mich wendet,
hätte ich noch schnell mein Dekolletee drapiert – und natürlich den Intimbereich rasiert!
Nie im Leben wär' mir soetwas passiert!



Ich hoffe, man kann sich das rhythmisch einigermaßen vorstellen. Es ist natürlich immer schwierig ein Lied nur zu lesen...
Zuletzt geändert von lagunkel am 12.07.2007, 19:52, insgesamt 2-mal geändert.

Nihil

Beitragvon Nihil » 14.07.2007, 00:29

Liebe Gerda,

ich denke, ich bin heute einfach nicht in der Stimmung für derartigen Humor .. ich kann es heute Nacht nicht nachvollziehen, vielleicht ja morgen .. ;-)

LG

Nihil

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 19.07.2007, 13:56

Lieber Nihil,

es geht hier mit Nichten um einen Menschen, der keinen anderen Ausweg aus seinem Dilemma sieht, als den Selbstmord. Darüber mache ich mich sicher nicht lustig!
Es geht um eine alternde Diva, die einzig deswegen suizidale Gedanken hat, weil sie so gerne gerettet wird. Sie steht gerne im Mittelpunkt und plant noch rechtzeitig Hilfe zu holen, damit man sie findet, rettet, bemitleidet und liebt. Leider will ihr das nicht gelingen ;-)

Mich würde interessieren, wie du mittlerweile darüber denkst.

(Ich bin es schon gewohnt, dass manche Menschen diesen schwarzen Humor nicht recht verstehen - auch von der Bühne. Da kann ich nur sagen: Die Geschmäcker sind verschieden. Ich denke auch, dass man schnell die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten kann, aber hier sehe ich Sie gewahrt. Außerdem finde ich es wichtig auch mal solche Themen anzuschneiden!)

lg

Rebekka

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 21.07.2007, 17:16

der rhythmus gefällt mir, lagunkel, der inhalt weniger ... du bearbeitest den selbstmord aus selbstmitleid. das ist inhaltlich schon stimmig - doch gebe ich zu bedenken, daß jeder selbstmordversuch, egal aus welcher motivlage, eine extreme not desjenigen ausdrückt - ausschreit.
mir fehlt deswegen für dein gedicht der humor. wenn schon - hättest du es ins absurde ziehen müssen à la monthy pythons.
wie du den selbstmord darbietest - das schmeckt leider schal und ist nicht mal besonders albern.

der rhythmus, der reim gefallen mir.

chiqu.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.07.2007, 18:02

Hallo Ralph,

dir fehlt der Humor in Rebekkas Gedicht. Er steht doch da, rabenschwarzer Humor ist das.

wie du den selbstmord darbietest - das schmeckt leider schal und ist nicht mal besonders albern.


Rabenschwarzer Humor darf niemals albern sein, ganz im Gegenteil. M.E. ist gerade diese Art von Humor sehr schwierig und dies ist Rebekka, so jedenfalls meine Meinung, sehr gut gelungen.
Saludos
Mucki

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 21.07.2007, 20:03

o, mucki, ich weiß schon, was schwarzwer humor ist. in meiner wohnung hängen zb. lauter zeitungsbilder vom 11. september rum. neben meinen kaffeetassen, dem geschirr und anderer sorglosigkeit.
richtig gemütlich finde ich es hier ...
ohne schwarzen humor könnte ich nicht leben. schon gar nicht als altenpfleger.

in lagunkels gedicht entdecke ich davon leider nichts.

chiqu.

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 22.07.2007, 19:33

Geliebter Banane,

danke für deinen Kommentar.

lg

Rebekka

Gast

Beitragvon Gast » 22.07.2007, 20:42

Hallo Rebekka,
mir gefällt das. Ich sehe es als Kabarett-Nummer, die für die Bühne gedacht ist. Muss ich gar nicht hören, um es mir vorstellen zu können.

Ich finde, dass es okay ist, über das Thema zu lachen, weil ich finde, dass es bei jedem Thema okay ist, darüber zu lachen.

Es ist aber auch okay, zu sagen: Das ist ein Thema, über das ich nicht lachen kann.
Bestimmt hast auch du Themen, über die du nicht lachen kannst, weil sie für dich zu schlimm sind.

LG Mel

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 22.07.2007, 20:54

Liebe Melusine,

schön, dass du einen Zugang zu meinem Lied finden konntest.
Ich denke, bei diesem Stück muss man nicht lachen, wirklich nicht. So empfinde ich es jedenfalls - es ist schwarzer Humor. Ich kann übrigens auch nicht über jedes Thema lachen, aber ich habe auch nichts dagegen, wenn mir mal das Lachen im Halse stecken bleibt.

lg


Rebekka

Gast

Beitragvon Gast » 22.07.2007, 21:04

Stimmt... hm, mir liegt die Kunstform "Kabarett", was vielleicht daran liegen mag, dass sie in Wien Tradition hat. Nicht jedem liegt dieses "Lachen, das im Halse stecken bleibt" (und das für gute Kabarett-Kunst charakteristisch ist).

LG Mel

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 23.07.2007, 19:44

ich danke dir auch für deine antwort, lagunkel.

chiqu.


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