wüstennacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Chiquita

Beitragvon Chiquita » 03.07.2007, 10:38

wüstennacht



mir ist es scheißegal, ob ihr nachempfinden
könnt, welche unendliche kälte uns
umgibt
nichts als wüste –
die seit 14 milliarden jahren auseinanderdriftet
möglicherweise gibt es uns nur deshalb
weil gewisse naturkonstanten
zur richtigen zeit miteinander poppten
immerhin schenkten sie uns den mond
und jesus
somit sind wir nicht ganz allein
wenn sich das licht der sterne in unseren
einsamen augen spiegelt
ich wünsche mir eine laue sommernacht
mit einem halben mond, der sich durch die
wolken mogelt
dem zirpen der zikaden
und einem fernen lagerfeuer
den stimmen meiner vorfahren, während ich
mich im schutze eines busches zusammenkauere
und den schlaf erwarte
meine haut brennt noch von der hölle des
tages
die erde kühlt
ich küsse sie, als wäre sie meine geliebte

warum hat alles grenzen?
die masse der sonne, der erde, des monds
des elektrons
wir menschen sind künstler des ausmessens
von den quanten zu den galaxien
wir sind zum messen verflucht
gott würden wir vermessen
unser land haben wir längst verkauft
unsere seelen klammern sich
verzweifelt an die ahnung von liebe

wir sollten endlich die wüste, die leere
um uns herum erkennen
wir sind eine familie und sitzen gemeinsam
in diesem wunderbaren haus
it`s our home
das kaminfeuer brennt, und wir erzählen uns
geschichten
von guten und schlechten zeiten
bevor wir uns schlafen legen

küssen wir uns

die erde, unser blauer planet, verschwindet
im sonnensystem
im staub der milchstraße
hinter galaxienhaufen, dunkler
materie
und

und

und

10 weiteren dimensionen, die allesamt nicht
dazu taugen, die liebe zu erklären, das sein
zu erklären
und uns halt zu geben

ich genieße die nacht
sie beruhigt mich hier und jetzt
noch spähe ich manchmal zu euch herüber
an dem lagerfeuer
sehe eure dämonischen schatten
tanzen





03.04.2003

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 16.07.2007, 19:05

da dieser text hier vor sich hin verrottet, schreibe ich mir eben selbst einen kommentar - ganz nach dem ausspruch eines meiner lieblingsbarkeeper: "und werde ich nicht gekitzelt, so kitzel ich mich selbst."

lieber chiquita, ich finde dein gedicht ergreifend. wo nimmst du nur solche gedanken her?

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.07.2007, 09:49

Lieber Chiqu,

einige Passagen in diesem Text finde ich fein, andere sprachlich zu schwer, weil theatralisch anmutend (nicht im gelungenem Sinne theatralisch, weil sprachlich nicht ausgefallen genug).

Die fetten Dinge sind die, die mir zu beladen/unoriginell/schwer sind:

wüstennacht


mir ist es scheißegal, ob ihr nachempfinden
könnt, welche unendliche kälte uns
umgibt
nichts als wüste –
die seit 14 milliarden jahren auseinanderdriftet
möglicherweise gibt es uns nur deshalb
weil gewisse naturkonstanten
zur richtigen zeit miteinander poppten
immerhin schenkten sie uns den mond
und jesus
somit sind wir nicht ganz allein
wenn sich das licht der sterne in unseren
einsamen augen spiegelt
ich wünsche mir eine laue sommernacht
mit einem halben mond, der sich durch die
wolken mogelt
dem zirpen der zikaden
und einem fernen lagerfeuer
den stimmen meiner vorfahren, während ich
mich im schutze eines busches zusammenkauere
und den schlaf erwarte
meine haut brennt noch von der hölle des
tages
die erde kühlt
ich küsse sie, als wäre sie meine geliebte

warum hat alles grenzen?
die masse der sonne, der erde, des monds
des elektrons
wir menschen sind künstler des ausmessens
von den quanten zu den galaxien
wir sind zum messen verflucht
gott würden wir vermessen
unser land haben wir längst verkauft
unsere seelen klammern sich
verzweifelt
an die ahnung von liebe

wir sollten endlich die wüste, die leere
um uns herum erkennen
wir sind eine familie und sitzen gemeinsam
in diesem wunderbaren haus
it`s our home
das kaminfeuer brennt, und wir erzählen uns
geschichten
von guten und schlechten zeiten
bevor wir uns schlafen legen

küssen wir uns

die erde, unser blauer planet, verschwindet
im sonnensystem
im staub der milchstraße
hinter galaxienhaufen, dunkler
materie
und

und

und

10 weiteren dimensionen, die allesamt nicht
dazu taugen, die liebe zu erklären, das sein
zu erklären
und uns halt zu geben

ich genieße die nacht
sie beruhigt mich hier und jetzt
noch spähe ich manchmal zu euch herüber
an dem lagerfeuer
sehe eure dämonischen schatten
tanzen



Das Ausmessen (aber etwas bei kafka geklaut? ,-) (nein, gibt es nun mal aber schon als großen metapherglasumstülpungsversuch) gefällt, auch die Art der Abfälligkeit, ohne nicht die gemeinsamkeit zu leugnen, das "poppen" fällt davon ab kindisch aus dem Text (oh, da ist einer, der besonders böse/unangepasst/nah an sich sein will..so hört es sich an).

Für mich ein Text wie ein Nachtspaziergang mit hoch gezogenen Schultern, die Flüche wahlweise in die die Dunkelheit stoßend oder verstummt in sich zelebrierend, nachdem man a. bei einem Mädchen rausgeschmissen wurde oder b. ein echter Freund einen nicht mehr auf seine Party lässt (was mit a zu tun haben könnte) - und wie das bei einem solchen Spaziergang ist: weil man sich sowohl hasst als auch überschätzt, kommt da eine Mischung raus, die in Teilen magisch Recht hat und in Teilen total danebenzielt.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 28.07.2007, 11:35

uff, lisa, ich kann dir nicht recht folgen. ich kann an den fett markierten stellen nichts finden. weder thea- noch kathedralisch. und was hat das überhaupt mit sprachlicher ausgefallenheit zu tun?
tut mir leid, das kapiere ich einfach nicht.
kafka? metapherumstülpungsversuch? was meinst du damit?
wie hört sich das an, wenn einer besonders böse, unangepasst, nah an sich sein will?
weil ich "poppen" schrieb? jemineh, meine gehirnwindungen kommen da nicht mit.
"poppen" paßt ganz gut in die lässige sprache.
"poppende naturkonstanten" finde ich außerdem in dem philosophischen zusammenhang äußerst passend.

dann schreibst du:

"Für mich ein Text wie ein Nachtspaziergang mit hoch gezogenen Schultern, die Flüche wahlweise in die die Dunkelheit stoßend oder verstummt in sich zelebrierend, nachdem man a. bei einem Mädchen rausgeschmissen wurde oder b. ein echter Freund einen nicht mehr auf seine Party lässt (was mit a zu tun haben könnte) - und wie das bei einem solchen Spaziergang ist: weil man sich sowohl hasst als auch überschätzt, kommt da eine Mischung raus, die in Teilen magisch Recht hat und in Teilen total danebenzielt."

mit diesen deinen eindrücken kann ich in bezug auf das vorliegende gedicht gar nichts anfangen, aber wirklich rein gar nichts. wie kommst du auf so was? scheinbar verändert sich das gedicht in deinem kopf, und heraus kommt etwas ganz anderes, als ich schrieb.
okay, bei gedichten kann das passieren.

lisa, bitte verfasse deine kommentare für mich verständlicher. zb.: was soll das heißen: "... kommt da eine mischung heraus, die in teilen magisch recht hat ..."?
und wo ziele ich in teilen total daneben? wo ziele ich überhaupt hin?
wo siehst du ein ziel?
ich bin etwas einfach und langsam im denken. vielleicht komme ich nur nicht hinter den sinn deiner worte.
ein gedicht muß man nicht unbedingt verstehen.
ein kommentar sollte allerdings verständlich geschrieben sein, findest du nicht?

gruß
chiqu.


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