Waltanz

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Edith

Beitragvon Edith » 12.07.2007, 20:04

Hallo liebe Salonmitglieder,
hiermit möchte ich meinen Einstand geben. Die Moderatoren des Forums kennen den Text schon, weil ich mich damit hier beworben habe, aber ich möchte ihn trotzdem gerne noch vorstellen.

Liebe Grüße,
Edith
... etwas aufgeregt angesichts der Forumspremiere :rolleyes:


Waltanz (geändert nach Anregung - danke! :-))

Edith Huber

Walin, hast du ihn gehört? Er hat so schön gesungen, so unendlich schön und mit seinem Gesang hat er dir alles gesagt.
Hörst du ihn denn nicht? Er kann nur für dich singen, für keine andere Walin der Welt. Du bist es, die zählt, nur du, schon immer, denn er kennt nur euer Lied. Aber das weißt du, nicht wahr? Ja, natürlich. Nur ein Mensch kann so etwas Dummes fragen.
Du weißt, erhörst ihn und kommst heran, schwimmst zu ihm, gleitest auf ihn zu. Wie hat er auf diesen Moment gewartet! Seine Bestimmung wird sich erfüllen. Walin, höre genau hin, merke es dir gut. Das ist dein Lied. Das ist euer Lied. Du wirst es danach nie wieder hören.

Walin, wie schön du bist! Nichts ist so schön wie du in diesem Moment. Als du deinen Tanz beginnst, immer um ihn herum, in deinem eigenen Rhythmus mit einer Zerbrechlichkeit, mit einer Grazilität, die ihresgleichen sucht, bleibt die Zeit stehen. Obwohl du vierzehn Meter lang und neunundzwanzig Tonnen schwer bist, wirkt jede deiner Bewegungen wie die einer Feder. Perfekte Leichtigkeit, Zeitlupeneinblicke in deine Welt. Du tanzt für ihn, wie deinesgleichen seit Urzeiten zu tanzen vermag. Du tanzt, tanzt, tanzt. Drehst dich um dich selbst und ihn, zeigst ihm deine Reize, wirbst nun deinerseits um ihn mit wachsender Anspannung, als ob du nicht längst wüsstest.

Bis er dich berührt, endlich berührt, ganz sanft im warmen, karibischen Meer. Diese Berührung ist die letzte Gewissheit. Jetzt habt ihr es gefühlt. Ihr könnt beide sicher sein, Walin, so sicher, dass ihr euch gefunden habt. Nach der langen Reise durch die Meere, seiner wie deiner, ist es fast ein Wunder. Hundert Kilometer weit reicht sein Gesang, ein kaum hörbares Wispern in endlosen Ozeanen.
Und dennoch gab es keinen Zweifel, wusstest du, du würdest ihn hören, wenn der Tag gekommen ist. Instinkt ist ein banales Wort für diese Art von Wissen.

Sehnsucht greift nach mir als ich euch sehe, einander umgarnend, miteinander spielend, euch neckend. Trotz eurer gegenseitigen Gewissheit lasst ihr euch diesen Teil der Vereinigung nicht nehmen. Ihr lernt euch kennen, eure Bewegungen, eure kleinen Eigenheiten.
Ein leiser, ziehender Schmerz nimmt mich ein, den ich nicht fassen kann. Vielleicht weil ich wünschte, wie du zu sein, durch das Leben zu gleiten, in dem instinktiven Wissen, dass er irgendwo da draußen wartet und meine Sprache spricht während ich nur darauf warte, ihm zu geben, was er braucht und was nur ich ihm geben kann.
Diese Sicherheit zu haben, Walin, ist ein Herzenswunsch der Menschen.

Und ihr tanzt und tanzt! Immer noch tanzt ihr. Glücklich seht ihr aus. Eure Vorfreude auf die Vereinigung ist greifbar und dann, ja dann... Dann taucht ihr hinab in dunkle Tiefen jenseits des Riffs.

Die Art und Weise wie euer Geschlechtsakt vollzogen wird, soll dein Geheimnis bleiben. Kein Mensch weiß, wie Wale sich lieben und ich glaube, so soll es sein. Wissen doch manche Menschen noch nicht einmal um ihre eigene Liebe.

Aber später, Walin, später, wenn euer Tanz vorbei ist und jeder von euch zufrieden und ohne Trennungsschmerz wieder seines Weges zieht, pass gut auf!
Schütze das werdende Leben in dir, schütze dein Kalb – und lehre es zu tanzen.
Zuletzt geändert von Edith am 14.07.2007, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.

Peter

Beitragvon Peter » 12.07.2007, 20:50

Hallo Edith,

für mich hat dieser Text etwas Magisches, weil er mir vorhält, was er ist (von Anfang an) und ich ihn doch ganz anders verstehe (bis zum Schluss).

Erst nahe des letztes Absatzes habe ich begriffen, dass es um eine Walin geht, dass "Walin" in deinem Text kein (Menschen)Name ist. Schade, dachte ich fast, um meine Bilder, oder um die Bilder: denn ich sah zwei Menschen, die tanzen; einmal stellte ich mir eine Brücke vor (vierzehn Meter lang und ... schwer) schwankend; einen seltsamen Liebesreigen, ungebunden hindurch reichend, auch durch Gegenstände...

Deshalb... Ich fände den Text interessanter, wenn er dieses Ungefähre, dieses Vorstellungsspiel offen lassen würde. Das ginge z.B., indem du auf "Walin" anfänglich verzichten würdest. Also von Anfang an: Hast du gehört? ... Wie schön du bist! usw.

Ein Gedanke.

Liebe Grüße,
Peter

Charly

Beitragvon Charly » 12.07.2007, 21:37

Nun tue ich mich schwerer als ich wollte.
Einerseits dachte ich, dass Walin ein Frauenname ist - dem ist aber nicht so; von daher würde ich vorschlagen, (wie Peter auch) das Wort Walin am Anfang weg zu lassen; oder einen (zusätzlichen?) Satz modellieren, der von Anfang an klar macht, um wen oder was es sich handelt - andererseits sieht es so aus als sei "Walin" bewusst auch als Stilmittel eingesetzt worden.
Das Problem ist das erste Lesen - bis man schließlich erkennt, dass es sich um einen weiblichen Wal handelt.

Der Text ist auf seine Weise faszinierend.

Edith

Beitragvon Edith » 12.07.2007, 21:50

Hallo ihr zwei!

So hatte ich den Text noch nie betrachtet. Das ist eine ganz und gar neue Perspektive...

Ich dachte bisher, dass der Satz am Ende des ersten Abschnitts
Nur ein Mensch kann so etwas Dummes fragen.
rechtzeitig erklären würde, dass es sich um ein Tier handelt.

Da muss ich wohl nochmal drüber nachdenken. Danke!

Grüße,
Edith

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5728
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 12.07.2007, 23:22

Liebe Edith, nur damit es nicht untergeht: Mir ist es genau so gegangen wie von Dir beabsichtigt.

Ich hielt "Walin" zunächst für einen Männernamen, irgendwas Slawisches. War ziemlich verdutzt festzustellen, dass es sich offenbar um ein weibliches Wesen handelt. Da war ich dann schon verunsichert und bei "Nur ein Mensch ..." war mir klar, dass es in Wirklichkeit um eine "Walfischin" geht.

Leider gibt es kein besseres Wort dafür, das zoologisch korrekte "Walkuh" würde den schönen Text verderben. Ich habe selbst mal über eine "Tiefseefischin" geschrieben. Da gibt es überhaupt kein vernünftiges weibliches Wort dazu ...

Wenn Du an irgendeiner Stelle des Textes gern Klarheit haben willst (dieses Namensrätsel ist ja zumindest über einen Teil des Textes ganz reizvoll), dann führe doch statt "er" irgendwann einen Wal ein. Dann weiß der Leser gänzlich Bescheid.

Ich finde an diesem Text im übrigen nichts zu kritisieren, ich habe mich eben gezwungen, ihn mit Blick auf "Unvollkommenheiten" zu lesen, textkritisch sozusagen, aber nach wenigen Zeilen war ich schon wieder so gefesselt, dass ich ihn nicht anders nehmen kann als so, wie er ist.

Walgruß!
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Gast

Beitragvon Gast » 13.07.2007, 01:51

Liebe Edith,

schön, dein erster Text im Blauen Salon.
ein wenig erging es mir wie Peter, so als ob ich auf eine magische Reise mitgenommen werden sollte, die aber dann doch real endet. :smile:

Du hast die Geschichte der Walin flüssig erzählt, ich finde kein Unebenheiten im Text, über die ich "stolpere".
Auch war mir ab Absatz 2 klar, dass es sich um einen weiblichen Wal handeln muss. Ich hatte keine Assoziationen mit irgendwelchen Vornamen.
Ich finde nicht, dass du da klarer werden musst, andererseits kann ich Zefiras Vorschlag etwas abgewinnen.

Ich kann nicht beurteilen, ob du das Verhalten deiner Protagonisten biologisch korrekt geschildert hast, dazu fehlen mir Kenntnisse über das Liebesspiel und den Geschlechtsakt der Wale, aber ich finde du hast in weiten Strecken in hellen klaren Worten deiner Bewunderung und deiner Achtung einen guten Ausdruck verliehen.

Jetzt der Wermutstropfen:

Was für nicht ganz stimmig ist, dass zu Beginn der Satz steht:

Edith hat geschrieben:Nur ein Mensch kann so etwas Dummes fragen.


In diesem Satz ist enthalten, dass der Erzähler die Wale für autarke Wesen hält, denen der Mensch nichts "vormachen" kann, du aber andererseits den "Dummen Menschen" die Walin belehren lassen möchtest. So machst du diese unabhängigen und imposanten Meeressäuger zu "Schülern" eben jenes "Dummen Menschen". Da wackelt der Text für mich. (Ich hab aber keine Idee, wie das zu ändern wäre).

Besonders jene Stellen fallen mir da auf:

Edith hat geschrieben:Du bist es, die zählt, nur du, schon immer, denn er kennt nur euer Lied.

Edith hat geschrieben:Schütze das werdende Leben in dir, schütze dein Kalb – und lehre es zu tanzen.

Obgleich du andererseits das Liebeswerben bewundernd gezeichnet hast, empfinde ich dieses zu sehr vermenschlicht.
Ich hoffe, das ich mich verständlich ausgedrückt habe.

Liebe nächtliche Grüße
Gerda

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 13.07.2007, 18:31

Huhu Edith.

Keine Kommentare gelesen.

Walin

Konnte damit bis zur Auflösung nichts anfangen. Dachte an ein Fabel- oder Sagenwesen. Beim zweiten Lesen ist es plötzlich ein ganz anderer Text. Spannend irgendwie diese Doppelbödigkeit, diese Metageschichte, diese Parallelbebilderung …

Ein paar dezidierte Nifleien:

so unendlich schön und mit seinem Gesang hat er dir alles gesagt

Ich weiß natürlich was du meinst, aber… gesagt oder gesungen? Irgendwie ungelenk.

Hörst du ihn denn nicht?

Nun der Schwenk ins Präsens. Singt er die ganze Zeit?

die ihresgleichen sucht, bleibt die Zeit stehen.

Woran erkennt das der Erzähler? "Ich will auch was sehen."

Perfekte Leichtigkeit,

? Was ist das? Eine Feder ist "perfekt" leicht? Hm.

Wo gibt es eigentlich ein "Tiefsee-Seaworld"? … meine nur wegen der Perspektive…

Fazit:
Mir gefällt das Mantragefühl, das der Text wattiert vermittelt, aber eben auch eindringlich ist, schwärmerisch, idealisiert "liebt" ohne -für mich- die Kitschgrenze zu überschreiten… was durch die konsequente und saubere "Walallegorie" möglich wird.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 13.07.2007, 20:18

Hallo Edith,

eine Leichtigkeit fühle ich beim Lesen deiner Geschichte, es fließt sehr schön finde ich, aber ich habe Probleme mit der Vermischung Wal-Mensch, siehe weiter unten.
Zur "Walin" haben einige sich schon geäußert. Ich habe zwar auch gleich nach dem Satz "Nur ein Mensch kann..." begriffen, dass es sich um einen weiblichen Wal handelt, trotzdem fände ich deine Story besser, wenn das Vermenschlichte sich viel mehr zurücknehmen würde, der Erzähler rein äußerlich betrachtet, bewundert, schwärmerisch, ok, jedoch nur beschreibend, soweit es möglich ist. Deine Geschichte ist eine Vermischung von Betrachtung der Wale und menschlichem Denken, bezieht jedoch den Menschen nicht konsequent ein, sondern bleibt beim Wal, dies jedoch zu vermenschlicht. Das ist die Crux. Da man das menschliche Denken hier schlecht komplett rausnehmen kann (dann müsstest du eine komplett andere Geschichte schreiben), versuche, zu reduzieren, wo es geht. Ich gebe dir konkrete Anregungen, wo es gehen könnte.

Den Titel würde ich evtl. überdenken. Vielleicht "Walgesang" (ist jedoch ziemlich abgedroschen) oder "Tanz der Wale" (dafür im Text ein paar Mal weniger das Wort "Tanz" verwenden). Ich fände es besser, wenn dadurch von vornherein klar ist, worum es geht.
Die Passagen, in denen du die Details bildhaft beschreibst (z.B. beim Tanz oder beim Abtauchen in die Tiefe bei der Paarung) gefallen mir besonders gut ;-)


Bitte immer bedenken, Edith, es ist nur meine Sichtweise, ok?
Also nicht erschrecken ;-) Du bist die Autorin und für dich muss es stimmig sein. Deshalb, sieh es als meine Anregungen und nimm das, was du vielleicht gebrauchen kannst, ok?

Ich bin dann mal im Text:

Walin, hast du ihn gehört? Er hat so schön gesungen, so unendlich schön und mit seinem Gesang hat er dir alles gesagt. Hörst du ihn denn nicht? Er kann nur für dich singen, für keine andere Walin der Welt. Du bist es, die zählt, nur du, schon immer, denn er kennt nur euer Lied.


Anhand dieses Beispieles eine Frage an dich: du hast viele Wiederholungen drin. Absicht? Als Stilmittel?

"Du bist es, die zählt, nur du, schon immer, denn er kennt nur euer Lied" --> würde ich streichen. Geht raus aus der Betrachtung, der Erzähler will dem Wal etwas erklären. Auch: "euer Lied" ist zu vermenschlicht. (Ein menschliches Liebespaar
hat meist "ein Lied")

Aber das weißt du, nicht wahr? Ja, natürlich. Nur ein Mensch kann so etwas Dummes fragen.


Dieses Passus würde ich komplett streichen, rein in der Betrachtung bleiben. (s.o.)

Du weißt, erhörst ihn und kommst heran, schwimmst zu ihm, gleitest auf ihn zu. Wie hat er auf diesen Moment gewartet!


"Du weißt" --> streichen. Gleich beginnen mit: Du erhörst ihn....
"Wie hat er auf diesen Moment gewartet! --> streichen
Das kann der Erzähler nicht wissen, woher?

Walin, höre genau hin, merke es dir gut.


streichen, hier belehrt der Erzähler den Wal.

Als du deinen Tanz beginnst, immer um ihn herum, in deinem eigenen Rhythmus mit einer Zerbrechlichkeit, mit einer Grazilität, die ihresgleichen sucht, bleibt die Zeit stehen.


Ich würde Zerbrechlichkeit streichen. Ein Wal ist nicht zerbrechlich, aber grazil trifft es gut, auch, wenn er so groß ist. Nach "sucht" einen Punkt. "bleibt die Zeit stehen" --> streichen


wirkt jede deiner Bewegungen wie die einer Feder. Perfekte Leichtigkeit, Zeitlupeneinblicke in deine Welt.


anderes Wort für "Feder" finden. Rest --> streichen. ("Zeitlupeneinblicke in deine Welt" passt so nicht. Es würde wunderbar passen, wenn du den Erzähler von Beginn an in die Geschichte mit aufnimmst, siehe ganz unten)


wirbst nun deinerseits um ihn mit wachsender Anspannung, als ob du nicht längst wüsstest.


Punkt nach "deinerseits", Rest streichen. (Ist wieder aus der Betrachtung zu sehr draußen)


Jetzt habt ihr es gefühlt.


--> streichen


Instinkt ist ein banales Wort für diese Art von Wissen.


--> streichen. Ich würde "instinktiv" in den vorherigen Satz einbauen.

Sehnsucht greift nach mir als ich euch sehe, einander umgarnend, miteinander spielend, euch neckend. Trotz eurer gegenseitigen Gewissheit lasst ihr euch diesen Teil der Vereinigung nicht nehmen. Ihr lernt euch kennen, eure Bewegungen, eure kleinen Eigenheiten.
Ein leiser, ziehender Schmerz nimmt mich ein, den ich nicht fassen kann. Vielleicht weil ich wünschte, wie du zu sein, durch das Leben zu gleiten, in dem instinktiven Wissen, dass er irgendwo da draußen wartet und meine Sprache spricht während ich nur darauf warte, ihm zu geben, was er braucht und was nur ich ihm geben kann.
Diese Sicherheit zu haben, Walin, ist ein Herzenswunsch der Menschen.


Mit diesem Absicht habe ich Probleme. (Aber vor allem mit dem letzten Satz, der sollte m.E. raus)
In diesem Absatz wird der Erzähler zum ersten Mal ganz konkret und schreibt von sich selbst. Das würde ich nicht so schreiben, sondern weiter in der Beschreibung bleiben, sonst wird die Linie in deiner Geschichte noch weiter durcheinander gewirbelt. Es ist ja schon eine wertende Beschreibung, aber mit diesem Passus kommst du zusätzlich auf eine andere Perspektive. Und das würde ich vermeiden.


Die Art und Weise wie euer Geschlechtsakt vollzogen wird, soll dein Geheimnis bleiben. Kein Mensch weiß, wie Wale sich lieben und ich glaube, so soll es sein. Wissen doch manche Menschen noch nicht einmal um ihre eigene Liebe.


Statt "Geschlechtsakt": Paarung, ist ein viel schöneres Wort.
Insgesamt vielleicht so:
Die Art und Weise, (Komma hier)wie ihr euch paart, bleibt ein Geheimnis. (Nicht "dein", es ja das Geheimnis von beiden). Niemand (statt "Kein Mensch") weiß, wie Wale sich lieben. (Rest streichen, ist wieder zu sehr am Menschen)

Mit diesem Satz würde ich die Geschichte schließen. (Niemand weiß, wie Wale sich lieben) Das fände ich einen sehr schönen Schluss.


Ich habe jetzt ziemlich rumgewuselt in deiner Geschichte, Edith, aber siehe oben, ist nur meine Sichtweise, ok?

Ich tue mich schwer mit dieser Vermischung von wertender Beschreibung, Vermenschlichung, Belehren des Wales und dann auch noch die Perspektive des Erzählers selbst.

Am Besten fände ich die Geschichte, wenn du eine Linie konsequent durchziehen würdest, also nur Beschreibung oder aber von Anfang an den Erzähler mit einführen und ihn aktiv die Wale beobachten lassen und sozusagen das Verhalten der Wale und das, was er sieht, auf sich selbst reflektieren lassen.

Das waren jetzt meine Anregungen, vielleicht kannst du etwas damit anfangen. ;-)
Saludos
Mucki

Edith

Beitragvon Edith » 14.07.2007, 11:15

Hallo ihr Lieben,
ihr gebt mir ja ganz schön viel zu denken! Danke Euch allen!
Ich werde mal "abhandeln" und antworten, ja?

Einige von Euch kämpfen mit der Vermenschlichung, aber das war eigentlich beabsichtigt. Der Blick eines Menschen in eine ihm unverständliche Welt. Der Mensch mit seinem vermeintlich so hohen Grad an Sozialisierung und Wissen, der so vielen Naturphänomenen oder auch nur dem Paarungsverhalten der Wale ganz einfach ahnungslos gegenübersteht. DAS war meine Intention, kombiniert mit einem etwas idealisierenden, verträumt-sehnsüchtigen Blick.
Deswegen auch Geschlechtsakt - Vermenschlichung. Kein Mensch paart sich :-) !

@ Mucki
Also den Titel zu ändern, um dadurch eine Erklärung für die Tatsache, dass es sich um WALE handelt, finde ich eine sehr gute Idee. Danke, Mucki! Das werde ich in jedem Fall machen.

Zur "Walin" haben einige sich schon geäußert. Ich habe zwar auch gleich nach dem Satz "Nur ein Mensch kann..." begriffen, dass es sich um einen weiblichen Wal handelt, trotzdem fände ich deine Story besser, wenn das Vermenschlichte sich viel mehr zurücknehmen würde, der Erzähler rein äußerlich betrachtet, bewundert, schwärmerisch, ok, jedoch nur beschreibend, soweit es möglich ist. Deine Geschichte ist eine Vermischung von Betrachtung der Wale und menschlichem Denken, bezieht jedoch den Menschen nicht konsequent ein, sondern bleibt beim Wal, dies jedoch zu vermenschlicht. Das ist die Crux. Da man das menschliche Denken hier schlecht komplett rausnehmen kann (dann müsstest du eine komplett andere Geschichte schreiben), versuche, zu reduzieren, wo es geht. Ich gebe dir konkrete Anregungen, wo es gehen könnte.

Da hast Du sicher recht, Mucki, aaaber da muss ich wirklich noch mal ganz genau draufkucken, wie ich das am Besten ändere. Wahrscheinlich werde ich den Menschen noch mehr einbeziehen statt ihn rauszunehmen - einige Deiner Textanregungen gefallen mir sehr und ich werde nochmal ein spezielles Augenmerk darauf haben. Danke!

@ Gerda
In diesem Satz ist enthalten, dass der Erzähler die Wale für autarke Wesen hält, denen der Mensch nichts "vormachen" kann, du aber andererseits den "Dummen Menschen" die Walin belehren lassen möchtest. So machst du diese unabhängigen und imposanten Meeressäuger zu "Schülern" eben jenes "Dummen Menschen". Da wackelt der Text für mich. (Ich hab aber keine Idee, wie das zu ändern wäre).

Das leuchtet mir schon sehr ein, was Du da schreibst. Zugleich hab ich aber auch keine Lösung. GEDACHT war es so, dass der Mensch aus eigenen, schlechten (dummen) Erfahrungen gelernt hat, seine Fehler einfach nur erkennt und dem Wal sozusagen "rät", sie nicht auch zu machen, sondern bei sich selbst zu bleiben, was natürlich eine brutale Vermenschlichung ist, aber gedacht war es so.

@ nifl:
Du hast natürlich recht. Das mit hören gehört etc. muss ich nochmals überdenken! Der Wal hat bereits gesungen, da hat sie ihn nicht gehört, dann singt er wieder und sie hört ihn - so war es gedacht.

Perfekte Leichtigkeit:
Ich wollte die Leichtigkeit überspitzen, wenn man so sagen kann, sie betonen, ihre Einzigartigkeit herausheben.

Bleibt die Zeit stehen:
ändere ich wahrscheinlich in die Richtung ab, dass die Zeit keine Rolle mehr spielt, unwichtig wird... irgendwie so.

Danke Euch nochmals!
Ich muss das jetzt mal sacken lassen, bevor ich mich darüber her mache.
Falls jemandem noch was einfällt oder auffällt oder wie auch immer - her damit :smile:!


Viele Grüße,
Edith

Benutzeravatar
Thomas Milser
Beiträge: 6069
Registriert: 14.05.2006
Geschlecht:

Beitragvon Thomas Milser » 14.07.2007, 12:35

Hallo Edith,

auch ich konnte den Text schön flüssig lesen, weil er wirklich rund erzählt ist.
Inhaltlich ging es mir jedoch genau wie Peter. Als aus dem kleinen Mädchen etwas Tonnenschweres wurde, erschrak ich doch arg.

Nach dem Überfliegen der Korrekturvorschläge kam es mir spontan in den Sinn, dass das Wort 'Wal' bzw. 'Walin' kein einziges Mal in dem Text auftauchen sollte. Ich bin sicher, dass das Ändern der Anrede (ein einfaches 'Du'?) bzw. Weglassen der Speziesbezeichnung die Magie, die zweifellos diesem Text bereits innewohnt, immens verstärken würde. Mit deiner schönen Sprache sollte es gelingen, den Leser selbst dieses Bild aufbauen zu lassen.

Wäre zwar ein harter Eingriff, aber vielleicht einen Versuch wert?

Liebe Grüße,
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Edith

Beitragvon Edith » 14.07.2007, 12:56

Hallo Tom,
Du meinst also, ich sollte den Titel so lassen und im Text das Wort "Wal" rauslassen?
Nur nochmal zum Verständnis...

Meinst Du, der Leser *kapiert* das dann noch?

Liebe Grüße,
und danke auch für das Kompliment bzgl. der Sprache!

Edith

Benutzeravatar
Thomas Milser
Beiträge: 6069
Registriert: 14.05.2006
Geschlecht:

Beitragvon Thomas Milser » 14.07.2007, 13:02

Ich würde nen Schritt weitergehen und es in der Überschrift auch ändern... Sonst isses halbherzig.

Keine Ahnung, wie du deine Leserschaft einschätzt... :o)))) Ist doch deren Problem, oder?

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.07.2007, 13:23

Hallo Edith,

Wahrscheinlich werde ich den Menschen noch mehr einbeziehen statt ihn rauszunehmen - einige Deiner Textanregungen gefallen mir sehr und ich werde nochmal ein spezielles Augenmerk darauf haben. Danke!


fein,-) Wenn du den Titel änderst, den Menschen von Beginn an reinnimmst und, wie Tom es vorschlägt, "Walin" komplett rausnimmt (ich finde das eine gute Idee mit dem "Du", durch den Titel weiß man, dass der Mensch Wale meint), dann wird das eine schöne Geschichte werden. Aber lass dir Zeit, Edith, überhaste nichts, lass erst mal sacken, das ist meist gut, weil man ein bisschen Distanz zum Text bekommt. Und geh dann in aller Ruhe ran ;-)
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5728
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 14.07.2007, 14:44

Ich bin mir nicht sicher, ob es dem Text gut täte, nicht zu benennen, wovon er spricht. Klar, dass der aufmerksame Leser es schon herausfinden wird, aber damit würde für meinen Geschmack der Schwerpunkt des Textes zu sehr auf das "Rätsel" geschoben - der Leser geht mit einem befriedigten "Jawoll, ich hab's rausgefunden!" aus dem Text, statt mit einem bildhaften Eindruck.

Gruß aus der Sonne :banana_1:
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste