Als hättest du gelauscht / obwohl ich weiß

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.06.2007, 15:15

Neufassung

Als hättest du gelauscht / obwohl ich weiß

ist gestern die Zeit vergangen, hat der Sperling unter dem Fenster
gehangen; die Spinne; in den Fäden; gezittert
hab den Regen gewittert                         – – wie ein Tier,

obwohl ich weiß, dass es nur das Wellblech war


Ich hab überlegt, ob ...ja...

Ob du mich liebst.
Und ob ich dich nicht liebe, weil, oh großer Graus,
man keinen Menschen lieben kann.
Aber eigentlich – eben in ihm, in diesem Gedanken über dieser Zeile, der ja ganz der meine war, doch nur

ob du mich liebst



Ich schrieb dir einen Brief in die Stunden

(Liebster P.,
nun bin ich doch ein wenig blumenkrank geworden.
                                                Deine Amsel)




und doch; es war so ruhig. Es wurde ein Lied aus allem

(eines von denen, die ich im Radio immer falsch verstehe
und darum singe, obwohl es sie gar nicht gibt

Everybody's got to love someone ~ Everybody's got to learn sometime)




Als hättest du...


                      – – hast du?











Ertsfassung (Formatierung weg = nicht imemr wieder erneurt @editieren)

Als hättest du gelauscht / obwohl ich weiß

ist gestern die Zeit vergangen, hat der Sperling unter dem Fenster
gehangen; die Spinne; in den Fäden; gezittert
hab den Regen gewittert – – wie ein Tier,

obwohl ich weiß, dass es nur das Wellblech war


Ich hab überlegt, ob ...ja...

Ob du mich liebst.
Und ob ich dich nicht liebe, weil, oh großer Graus,
man keinen Menschen lieben kann.
Aber eigentlich – eben in ihm, in diesem Gedanken über dieser Zeile, der ja ganz der meine war, doch nur

ob du mich liebst



Ich schrieb dir einen Brief in die Stunden

(Liebster P.,
nun bin ich doch ein wenig blumenkrank geworden.
Deine Amsel)




und doch; es war so ruhig. Es wurde ein Lied aus allem

(eines von denen, die ich im Radio immer falsch verstehe
und darum singe, obwohl es sie gar nicht gibt

Everybody loves somebody sometimes / Everybody's got to learn sometime)




Als hättest du...


– – hast du?
Zuletzt geändert von Lisa am 03.07.2007, 12:21, insgesamt 5-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 27.06.2007, 23:53

Hallo Lisa,
eine etwas skurile Vermischung von Szenenfragmenten, die aber durchaus einen gewissen Reiz ausstrahlt.
Leider sind auch einige schiefe Bilder (Sperling hängt, Spinne wie ein Tier) und ein "liebst du mich Geplänkel" drin, das mich weniger überzeugt.
Lohnt sich aber auf jeden Fall daran zu arbeiten.
LG
Manfred

Nihil

Beitragvon Nihil » 28.06.2007, 00:37

Liebe Lisa,

ich bewundere und betrauere zugleich dein Vermögen, emotionale Nuancen derart differenziert zu empfinden und darzustellen, dass es einem beinahe bange um dich werden könnte .. du bist hoffnungslos überreflektiert und viel zu differenziert und du solltest meinem Empfinden nach zu einer Schlichtheit, auch im Sinne von einer Eindeutigkeit (wenn das mal so einfach wäre ..) und damit von einer Einheitlichkeit, insbesondere des Gefühls zurückfinden, nicht etwa für deine Lyrik, sondern für dich selbst ..

.. rät dir ..

Dr. Nihil ;-)

Klara
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Beitragvon Klara » 28.06.2007, 00:59

ich bewundere und betrauere zugleich dein Vermögen, emotionale Nuancen derart differenziert zu empfinden und darzustellen, dass es einem beinahe bange um dich werden könnte .. du bist hoffnungslos überreflektiert und viel zu differenziert und du solltest meinem Empfinden nach zu einer Schlichtheit, auch im Sinne von einer Eindeutigkeit (wenn das mal so einfach wäre ..) und damit von einer Einheitlichkeit, insbesondere des Gefühls zurückfinden, nicht etwa für deine Lyrik, sondern für dich selbst

oh nein, nihil!

Dann ginge nicht nur dir etwas verloren, sondern auch Lisa. Denn auch das Glück würde anders empfunden. Und auch das Glück zu schreiben kleiner sein. Denn es ist Glück zu schreiben.

Zum Text nicht in der Nacht, Verzeihung. Ich lese später genauer.

Gute Nacht
Klara

Nihil

Beitragvon Nihil » 28.06.2007, 01:37

Oh Klara, ich denke, dass man ein Glückempfinden nur spontan und ohne den Umweg über die Reflexion empfinden kann .. genauso ist es mit dem Lächeln, dem Lachen .. man kann sich jedes Empfinden hinfort in die Ratio reflektieren und differenzieren - ein Glücksempfinden hat Frau dann nicht mehr .. siehst du das anders? Vielleicht irre ich mich auch .. ich habe von Emotionen nicht viel Ahnung, weder im theoretischen noch praktischen Bereich, ich bin ja selbst kalt wie ein Fisch .. ;-)

LG

Dr. Nihil

P.S.: Bist du dir sicher, dass es ein Glück ist zu Schreiben, ist Schreiben nicht vielmehr oftmals nur die Erleichterung eines Unglücks? Die glücklichen Menschen schweigen und genießen .. ;-)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 28.06.2007, 03:09

Hallo Lisa,

für mein Empfinden:

Großes originelles fesselndes Gedankengemälde, mit tiefem dreidimensionalem Pinselstrich, reich an Details, an emotionalen Nuancen, daher stets von neuem faszinierend.

Exquisites Timing im Textbild, aufgrund wohlüberlegtem Umgang mit Zeichenpalette und Setzung.

Leise, und doch voller Intensität, emotional wie intellektuell.

Anders als mit diesen einfachen Stichworten kann ich mein Empfinden leider nicht ausdrücken.


Nastrovje

Pjotr



P.S.: "Liebster P., ...", ein Brief an Perry (hehe)? Ich hätte da ein "M." erwartet. Nein, nein, ich weiß schon, das sind alles fiktive Lyrichs und Lyrdus.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.06.2007, 08:20

Hallo ihr Lieben,

danke ~ ja, also erstmal: Huhu, das in dem Text bin nicht ich! Und darum gibts auch ein P., das keine Probleme bereitet ,-). (falls es jemand an der Amsel erkennt...aufgrund dessen, dass der erste Teil des Titels wieder Herrn Peter "entliehen" ist (aber die Amsel hat er von mir! ,-)), ist dieser kleine, feine Buchstaben eine Referenz an ihn...das Lauschgedicht ist ihm geschuldet)

Trotzdem Nihil, du hast das schon fein erkannt - hoffnungslose Überreflexion, die auch in Klaras Sinne betrauert werden kann, sicher, aber schon auch zu nichts Nütze ist in der Liebessumme.

Pjotr: Einfache Stichworte? Ich habe sie geliebt zu lesen...

Lieber Perry,

ja, der Anfang...~~~ ich weiß...aber...ich weiß nicht...Sperling und Spinne musstens trotzdem sein, auch das gewitter wittern...wenig originell, aber...die wollten trotzderm auch mal ran ,-). Schön finde ich deinen einfachen Umgang mit der Überreflexion = Liebesgeplänkl. Denn du hast schon recht..es sind zwar etwas kompliziertere Annahmen als während eines Dordiskobesuchs oder Bockbierfestes, nach dem man schwanger ist, aber im Endeffekt bewegen sie sich in keiner anderen Welt. Darum hast du das schon gut falsifiziert und ich kann das wohl so annehmen. Bilder dann hoffentlich das nächste Mal wieder ansprechend.

Falls das hier noch weitergeht: Ich komme erst am Samstag abend zurück!

Danke, dass ihr noch was zum Text gesgat habt!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.06.2007, 09:28

Liebe Lisa,

Offenbar sind deine Texte so vorzüglich gebaut, dass immer wieder das Gefühl aufkommt, es seist du, die sie in den Bildern herumtreibt :-)

Aber das kann nicht sein, denn du bist du und deine Protagonisten sind Fiktion. (Ich wehre mich auch immer, wenn ich 'tragisches' verzapfe, dass man mich darin sehen möchte.)

Hier ist ein Hänger für mich im Text:
Everybody loves somebody sometimes / Everybody's got to learn sometime)
Die veränderte Liedzeile sollte dieselbe Silbenanzahl haben wie die originale.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.07.2007, 13:55

Liebe Elsa,

Offenbar sind deine Texte so vorzüglich gebaut, dass immer wieder das Gefühl aufkommt, es seist du, die sie in den Bildern herumtreibt


wieso? wieso bedingt das eine das andere? Also natürlich bin das ich, aber eben auf eine völlig andere Weise, als es sich behaupten ließe (siehe meien Signatur).

Die Liedstelle ist wohl die Krux...leider wusste ich nicht, dass es ein Lied gibt, das "Everybody loves somebody sometimes" heißt bzw. die Liedstelle hat..aber jetzt, wo du es anspriuchst, ich kenne es natürlich auch .-((((. Eigentlich ist es nämlich so:

Der ERSTE Teil ist der ausgedachte *lach* und der zweite ist die Originalstelle...aus dem Lied der Korgis...was eben heißt: Everybody's got to learn sometime. Und der erste Teil "Everybody loves somebody sometimes " ist die falsch rausgehörte Variante..

aber das ist natürlich jetzt doof...wenns ein Lied gibt was so heißt wie die falsch gehörte Stelle ,-))).

Die Silbenzahl muss aber nicht die gleiche sein..weil das Lied auf, auf das ich mich beziehe, singt er die Stelle ja mit ahhahaha.~~~dehnung...also da ist viel platz...für silbenziehen und all das ..ich habe das...mir ja auch nicht ausgedacht...also naja..vielleicht hast du auf schriftebene sogar recht...ich ändere einfach das erste Everybody in ein anybody...dann hätte man beide probleme etwas eingeschränkt? Also Silbenanzahl wäre dann gleich und das erste Lied gäbs dann so nicht.

Aber die Frage ist, ob man es noch besser darstellen kann...damit der Leser es auch wirklich versteht? Hilfe!!

Danke...

Ich ändere das mal oben...

Liebe Grüße,
Lisa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.07.2007, 15:08

Liebe Lisa,

Offenbar sind deine Texte so vorzüglich gebaut, dass immer wieder das Gefühl aufkommt, es seist du, die sie in den Bildern herumtreibt
wieso? wieso bedingt das eine das andere? Also natürlich bin das ich, aber eben auf eine völlig andere Weise, als es sich behaupten ließe (siehe meien Signatur).


Ich bezog mich auf deinen Satz:
also erstmal: Huhu, das in dem Text bin nicht ich!

Daher meine Überlegungen dazu.

Der ERSTE Teil ist der ausgedachte *lach* und der zweite ist die Originalstelle...aus dem Lied der Korgis...was eben heißt: Everybody's got to learn sometime. Und der erste Teil "Everybody loves somebody sometimes " ist die falsch rausgehörte Variante..
aber das ist natürlich jetzt doof...wenns ein Lied gibt was so heißt wie die falsch gehörte Stelle ,-))).
Das ist ja tatsächlich ....
Mit anybody hast du das auf jedenfall gelöst!

Aber die Frage ist, ob man es noch besser darstellen kann
Dazu weiß ich keinen Rat, ich glaube, der Leser kann es verstehen. Ich würde zwischen die Lieder keinen / sondern "anstatt" stellen, aber das liegt sicher nicht in deiner Intention.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 01.07.2007, 17:42

Hallo Lisa.

Lisa hat geschrieben:...ich ändere einfach das erste Everybody in ein anybody...dann hätte man beide probleme etwas eingeschränkt?


Mit "anybody" am Anfang wirkt der Satz jetzt auf mich wie eine Frage (und das Fragezeichen fehlt dann hinten). Liegt das noch in Deiner Absicht? (Für mein englisches Empfinden wird "any-" eigentlich nur bei Negierungen oder Fragen angewendet.)


Cheers

Pjotr

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.07.2007, 22:29

Hallo Lisa,
(ich fürchte ich verstehe schon wieder die einzelnen Bilder nicht wirklich :confused: .)

Aber das Anybody klingt nicht richtig, das hat Pjotr ja auch schon angeführt.
(Ich kannte die zweite "richtige" Liedzeile nicht, habe also auch diese für die Veränderte gehalten.)

Wäre es denn eine Möglichkeit zu schreiben:
"Everybody's got to love someone" das wäre so ähnlich, dass ein falsch verstehen möglich wäre. Ob es deine Intention träfe, weiß ich nicht.

Eine Frage noch: ist eine blumenkranke Amsel verliebt oder einsam oder...?

liebe Grüße smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.07.2007, 23:33

"Everybody's got to love someone" das wäre so ähnlich, dass ein falsch verstehen möglich wäre.


Das fände ich auch sehr treffend.

Lieben Gruß
ELsa
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.07.2007, 22:22

Hallo,

Elsa,

das "anstatt" jhatte ich auch erst - aber ist es stilistisch nicht etwas plump? Aber vielleicht eben verständlich ,-) (seufz...)

Liebe smile,

eine blumenkranke Amsel ist wohl in der Verleibtheit einsam. Aber in einem Liebesbrief innerhalb eines Gedichts darf sie es ja ruhig auch etwas eigenwillig sein und sich ein wenig in Unklarheit hüllen und wirken)

Dein Alternativvorschlag ist eine ganz fantastische Idee!! Ich übernehme das!! Es nimtm das Assoziationsproblem und das Rhythmusproblem weg und es sagt letzlich, auch wenn ich meinem original mini nachtrauere, genau, was ich sagen wollte.

DANKE!!! :blumen:

Ich ändere das mal oben


Pjotr;
ja natürlich...das anybody..ich dachte an irgendwen, auch wenn ich schon (trotz miesester Englischkenntnisse) weiß, dass es so grammatisch nicht lesbar gewesen wäre...ich wollte es krude nutzen, aber...ich denke smiles Idee ist toll, also brauchen wir nicht weiter über anyunsinn sprechen :pfeifen:

Liebe Grüße,
Lisa
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