Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.07.2007, 16:44

ich hämmerte die eiserne Zurückweisung
in einen Baum
seh ihr zu
beim in die Höhe wachsen

angewurzelt

seit Jahren

schon abgestorben

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.07.2007, 17:17

ich seh ihr zu
als gehöre sie nicht zu mir
ich seh ihr zu
als wäre sie ein Geschwür
ich seh ihr zu
als ob sie nicht wachse
und doch
wuchert sie eitrig weiter
und denkt nicht im Traum daran
endlich zu sterben

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.07.2007, 17:33

stürbe sie
wer würde es merken
wäre da ein fehlen
ein loch im raum
ein vergessenssplitter in der zeit?

stürbe sie
würde jemand weinen
wenigstens anstandshalber
die augen wässern
bis zum leichenschmaus?

nun kauft sie taschentücher im familienpack

für ihre eigenen tränen

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 01.07.2007, 17:44

Professor Stapelbuch doziert

Es wächst, rein äußerlich,
Ein Leben, bis es stirbt.
Ob es den Tod umwirbt,
Des Todes Nähe meidet,
Ist etwas, das entscheidet
Ein jedes Ich für sich.
Zuletzt geändert von ferdi am 03.07.2007, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Max

Beitragvon Max » 02.07.2007, 22:29

Vom Sterben der Riesen

Wachsen
weil groß sein
stark heißt

und sterben
weil dieses groß sein
dann auch endlich
zu groß sein
heißt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.07.2007, 23:17

so groß kann
eine Geste sein
so unsagbar groß
auch wenn
sie noch so klein scheint
doch
weiß ich sie zu schätzen
da sie keiner
großen Worte bedarf

Herby

Beitragvon Herby » 04.07.2007, 22:16

Lange
saßen sie stumm
unter dem großen Baum

hofften
er gebe ihnen von seiner Kraft

zurück
blieben ihre Träume
an einem rostigen Nagel
in seinem Stamm

scarlett

Beitragvon scarlett » 04.07.2007, 22:39

du findest den rostigen nagel
noch immer dort

doch aus dem alte stamm
treibts neue triebe -

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 06.07.2007, 02:24

Rost, sprich Eisen-Drei-Oxid,
Ist ein recht porösliches,
Doch nicht wasserlösliches
Braunes Korrosionsprodukt.

Zeit vergeht, und vor ihr flieht
Alles, was da grässliches,
Ekelhaftes, hässliches
Uns in den Gehirnen juckt.

Wenn man dann am Nagel zieht,
Bröselt unvergnügliches,
Böses und betrübliches
Aus dem Ich, das nicht mal zuckt.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.07.2007, 21:25

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Mein eigener Riff
bohrt sich ins Stolperfleisch
als prägnante Phrase

Und das Leben ist schon abgelängt
ritsch ratsch

Solist bin ich
Zuletzt geändert von Nifl am 06.07.2007, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 06.07.2007, 21:33

Solist

In Gedanken nur
allein an die Rampe treten
das Wesentliche
spielen

Und in diesen Gedanken
nicht zittern
nicht zaudern
nicht fehlen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.07.2007, 22:11

das Wesentliche
zittert
als Solo
in den Gedanken

keine Premiere

Gast

Beitragvon Gast » 08.07.2007, 01:37

die hundertste aufführung
spannung halten
wie bei der ersten
den bogen führen
obwohl er jeden strich kennt
immer wieder jede note
frisch herauslocken
zum jubeln bringen
klagen lassen klingen

Gast

Beitragvon Gast » 08.07.2007, 01:52

spannung
bogen
deflated mood
appropriate action?
take a nap
locken mit festen?
klingen klagen leise
aus der Sakristei?
orgelklang
robenschwang
frohlocken


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