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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Peter

Beitragvon Peter » 22.06.2007, 01:25

aus copyright-gründen gelöscht

siehe: http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=
Zuletzt geändert von Peter am 19.02.2008, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 22.06.2007, 13:08

Hallo Peter,
ein besonderer Blick, den das Lyrich auf das geliebte Du wirft. Mir scheint die Nacht hier sogar für den Tod zu stehen, so dunkel sind die verwendeten Bilder. Formal wäre sicher noch Einiges verdichtbar (z. B. eingeschobene Erklärungen wie, "anders als am Tag", "Kann man’s glauben?" etc.) aber das ist sicher ein Stilfrage. Ansonsten gern gelesen!
LG
Manfred

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.06.2007, 19:07

Hallo Peter,
ich versuch mich mal.

Da ist ein Ich, in einem Dunkel, einer Nacht.
Das Du wird nicht angesprochen, es erscheint nur als Bild, und auch hier tritt das Du noch zurück, wird Erinnerung und am Ende erscheint gar die Frage, ob es (das Du und die Liebe) jemals wirklich existiert hat, oder nur eine „Sage“, eine Geschichte des Ich aus der Vergangenheit ist.

Bei den ersten zwei Zeilen frage ich mich, ob es das Bild, das sich das Ich von der Frau macht, am Tage anders ist, als in der Nacht. Oder ihr Bild von der Welt sich verändert durch seine Nacht. Also sie in seiner (Gedanken-)nähe ihren Tag (ihr Wesen) verliert.

wenn der Lichtschleier... ? Ist das die Hoffnung, könnte das Ich durch den Lichtschleier des Du erreicht werden?

"denn ich halte es in den Händen"
ihr Bild, ihre Sicht auf die Dinge an sich? oder wie sich sein Bild von ihr entwickelt?

Es scheint mir, als ob aus dem Gedicht einzelne Worte herausschauen, und obwohl sie anders aussehen, als man erwartet, rufen sie doch Erinnerungen wach. Beim Leser des Gedichtes und beim Betrachter des Bildes.

Liegt eine Gefahr in der Dunkelheit des Ich, das sie bedroht? In ihrem Leben. Hat das Ich angst, sie könne leer werden, ihre Augen nicht mehr sehen, ihr Mund nicht mehr reden, ihre Nase (Intuition) sie nicht mehr leiten, angetrieben durch die Winde und durch die Schatten des Ich hindurch?

Kann das Ich, das sich selbst ganz herausnimmt, und über sich schreibt und nicht an sie, das du nicht mehr erkennen und auch nicht das Gefühl, weil die Nacht schon zu sehr von ihm Besitz ergriffen hat?

ich lese
"und das Rot ihrer Wangen" (ist er überrascht? sich nicht sicher, warum sie gerötet sind, von der Lebendigkeit oder ihrer Liebe?)
mit den letzten zwei Zeilen zusammen,
wird sie ihre Röte Verlieren, ihr Gefühl, ihr Leben und in seine Dunkelheit fallen, wird sie sich in ihm verlieren?
warum verlor sich der Tag (in der Nacht)?
Ist es schon zu spät?

Es kommt mir so vor, als wolle das Ich, in dem es sich zurücknimmt das Du schützen, vor der Nacht.
Oder wird es durch das Du mit seiner eigenen Nacht konfrontiert, die es erst durch sie sehen kann? Wird das Ich durch das Du gezwungen sich an das zu erinnern, was einmal in ihm war?

Falls ich ein wenig richtig gelesen habe, scheint mir der Text sehr fürsorglich, sehr liebevoll, aber auch vorsichtig, sich distanzierend.
da steht ein „aber“ des Ich, zwischen dem „Ich“ und dem „Du“
aber sie hat rote Wangen!

oder es ist alles ganz anders.

oh je, ich fürchte das ist wieder ein smilescher Sturmkommentar.

liebe Grüße smile

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 23.06.2007, 09:46

für mich ein verwirrspiel zwischen tag- und nachtsicht, kaleidoskophafte charakterisierung mit brechungen. interessant zu lesen. zwischendurch etwas verspielt - kann das sein, peter?

gruß
chiqu.

Peter

Beitragvon Peter » 23.06.2007, 19:27

Hallo Perry,

danke fürs Lesen. Die Stilfrage habe ich mir auch gestellt, mir kommt es so vor, als wären manche Sätze nur "angestellt", aber das Gedicht nimmt sie meinem Lesen nach am Ende auf.

Hallo Smile,

nein, kein Sturmkommentar, finde ich, sondern ein interessanter Nachvollzug, der sich zwar nicht ganz innerhalb meiner Intention bewegt, aber mir doch für sich selbst und als Möglichkeit gültig erscheint. Das Wort "Sage" z.B. begreife ich anders - für mich eine Sprache, deren Herkunft man nicht mehr weiß, die aber trotzdem anwesend ist und wirkt. Oder "Lichtschleier".... beinah soetwas wie die Haut des Bildes... (Alles schwierig...)

"denn ich halte es in den Händen"
ihr Bild, ihre Sicht auf die Dinge an sich? oder wie sich sein Bild von ihr entwickelt?


Das darf man, glaube ich, eins zu eins lesen, obwohl es natürlich... Also, es geht darum, dass man den Anderen erhält, man erhält sein Bild durch die Tage, durch die Nächte, und da fällt es auf, wie dieses Bild wandelt, wie vielfältig es ist, zum einem im Tag, zum anderen in der Nacht. Man hält es... Es wird aber immer schwerer... Also, es wird in sich schwer... und so wird es dunkel.

Das Fürsorgliche, das du ansprichst, scheint mir zuletzt das Wesentliche, denn dieses Bild-Halten ist auch ein Bewachen, damit ihm nichts geschieht, und ein Verteidigen auch, deshalb, wie mir scheint: "Die roten Wangen!"


Hallo Ralph,

die Verwirrung spielt auch eine Rolle. Auch das Verspielte. Sehe ich auch so.

Euch liebe Grüße,
Peter

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.06.2007, 10:03

Hallo Peter,
was mich verwirrt, ist diese Verallgemeinerung, dieses Weg vom Ich und auch weg vom Du hin zum "man". So lese ich auch das
Plötzlich trifft dich der Blick
die sich durch deine Hände spielt

oder meintest du hier das Du? Ist da ein Perspektivwechsel?
Du schreibst:
Das Fürsorgliche, das du ansprichst, scheint mir zuletzt das Wesentliche, denn dieses Bild-Halten ist auch ein Bewachen, damit ihm nichts geschieht, und ein Verteidigen auch, deshalb, wie mir scheint: "Die roten Wangen!"

Hält sie ihn denn auch? Denn sonst müsste doch das Ich die roten Wangen bekommen.
Das Wort "Sage" z.B. begreife ich anders - für mich eine Sprache, deren Herkunft man nicht mehr weiß, die aber trotzdem anwesend ist und wirkt.

Du liest also die Wandlung des Bildes in ein "nichtmehr erkennen können" und schließlich zur Sage positiv und nicht als Verlust des Du?
Ich finde das "verlor" so abschließend, so endgültig. So sicher.

Ich fürchte, ich verstehe nicht wirklich, denn auch das "verspielte" finde ich nicht. Dazu scheint es mir viel zu traurig.

liebe Grüße smile

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.06.2007, 15:52

Lieber Pater,

ich habe Dein gedicht schon oft gelesen und finde immer noch etwas neues darin. Zunächst einmal hat es in mir tatsächlich das Bild eines menschen hervorgerufen, er in der Dämmerung das Bild des geliebten menschen anschaut. Und da ist es ja tatsächlich so, dass ein Bild sich verändern könnte in der Weise wie Du es beschreibst. Dass das Vertraute "fremd" wird, obwohl man es in den Händen hält.
Das könnte schon fast ein äußeres Bild für einen inneren Vorgang sein. Das fasziniert mich. Auch, dass man das, was dann fremd wird, über die Erinnerung versucht, wieder ins Vertraute zu holen.

Am Schluss fasziniert mich, wie fast eine Umdeutung geschehen könnte oder gerade eine alte Wahrheit sichtbar werden könnte, wenn "der Tag sich verliert", was wiederum sowohl bildlich als auch im übertragenen Sinne gelesen werden kann.

Mir zeigt sich in Deinem gedicht der Facettenreichtum von Persönlichkeiten und ihren Deutungen, auch in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit. Und gerade in der Liebe. Schön, wenn es gelingt, das "in den Händen zu halten".

Liebe Grüße

leonie

(Ich hoffe, es war nicht zu wirr)

P. S. An dem "abgebrochenen Lichtschleier" am Anfang knabbere ich noch. Wobei ich das Bild sehr schön und hier sehr treffend finde.

Peter

Beitragvon Peter » 24.06.2007, 16:25

Hallo Smile,

an der Man-Stelle und an den Du-Stellen will das Gedicht zu einem Beispiel werden, es ist die eigene Erfahrung, die übergeht in etwas Allgemeines, in die Sage - Und es ist zudem ein Ansprechen-wollen, den Leser-ansprechen-wollen, am Ende mit dem Du.

Du liest also die Wandlung des Bildes in ein "nichtmehr erkennen können" und schließlich zur Sage positiv und nicht als Verlust des Du?


Ich lese es als eine "Raum-Erweiterung", ohne Beurteilung. Es ist eine Art Tod, der sich verwirklicht, der da war auch im Lichtschleier, der anwesend ist als vielleicht das: eigentliche Dasein im Schein...

Verspielt finde ich den Ton des ganzen, mir selbst kommt das Gedicht fast kindlich vor.

Liebe Grüße,
Peter

--

Liebe Leonie,

Zunächst einmal hat es in mir tatsächlich das Bild eines menschen hervorgerufen, er in der Dämmerung das Bild des geliebten menschen anschaut.


Ja, so ist es gewollt, man darf 1:1 lesen.

Das könnte schon fast ein äußeres Bild für einen inneren Vorgang sein.


Auch so ist es gewollt, ja, es ist dieser innere Vorgang. (Ein Entschwinden, und es ist vielleicht die Angst in der Liebe, dieser immer aufkommende Bildverlust - wobei im Gedicht aber auch mehr gesagt sein will. Nicht allein das Liebesbild geht über, alle Dinge gehen über, aber, wie ich oben sagte, nicht unbedingt in einen Verlust, eher gehen sie über in einen anderen Raum.)

eine alte Wahrheit


Ja, das ist der Sagengedanke - dass es diese Wahrheiten gibt.

Schön, wenn es gelingt, das "in den Händen zu halten"


Ja, es ist die Aufgabe. (Aber, man könnte noch weiterdenken. Das Gedicht geht selbst nicht so weit, aber es wäre ein Gedanke, dass der, der hält, auch gehalten wird, also in diesem klassischen Sinn des Bildes im Bild. Vielleicht gibt es nochmal Hände, die denjenigen halten, der hält.)

Liebe Grüße,
Pater Peter
(du darfst gern beichten, wenn du magst:-))

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.06.2007, 16:55

Lieber Pater Peter,

ich bitte höflichst um Absolution, da ich mich immer wieder als des Beherrschens der Tastatur unfähig erweise und in diesem Falle jemanden in eine Berufsgruppe zwang, der er vermutlich nicht angehört/ angehören möchte!

Liebe Grüße

leonie



Wobei das hier vielleicht doch dazu passen würde (und das meine ich keineswegs negativ, ich finde das einen schönen Gedanken):

Aber, man könnte noch weiterdenken. Das Gedicht geht selbst nicht so weit, aber es wäre ein Gedanke, dass der, der hält, auch gehalten wird, also in diesem klassischen Sinn des Bildes im Bild. Vielleicht gibt es nochmal Hände, die denjenigen halten, der hält.)
Zuletzt geändert von leonie am 24.06.2007, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.

Peter

Beitragvon Peter » 24.06.2007, 17:07

Liebe Tochter Leonie,

ehrlich gesagt, habe ich schon wirklich mit diesem Gedanken gespielt, hier eine Seelen- bzw. Beicht-Ecke einzurichten. Leider bin ich nicht befugt, habe aber schon in jungen Jahren ein gewisses Talent bewiesen zur Hohen Rede. (Vielleicht zu hoch?)

Die Absolution geb ich dir natürlich, soweit ich kann.

Und liebe Grüße dazu,
Peter


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