hände

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Scal

Beitragvon Scal » 16.06.2007, 16:41

ich weiß:
um wärmere tage zu suchen ...

du kamst, ich
habe, leicht betrunken
mit deinem namen schwalben benannt

mag sein, möge sein
du denkst an die hände

sie sind in die taschen des mantels geraten
dort rascheln sie einsam in süßem papier

edit 11/07

ursprünglich:

Ich kam ja
um wärmere Tage zu suchen
um die Züge auf singende Schwellen zu legen

und habe, leicht betrunken
die Schwalben mit deinem Namen benannt

Es ist so seltsam schwer
das Atmen lange fliegend zu halten
So karstete dieser Stimmbruch hervor

Vielleicht, ich weiß nicht, du denkst meine Hände?
Sie sind in die Taschen des Mantels geraten
Dort rascheln sie nun mit süßem Papier
Zuletzt geändert von Scal am 14.11.2007, 23:28, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 16.06.2007, 17:07

Lieber scal,

dieses Gedicht mag ich sehr, es ruft viele Assoziationen in mir hervor, die Bilder sind ungewöhnlich. Ich kann gar nicht genau sagen, welches ich besonders mag, alle.
Ich habe auch keine Änderungsvorschläge, finde es rundum gelungen.

Liebe Grüße

leonie

Doch, eine Kleinigkeit, ich würde überlegen, die Artikel vonr "Züge" und "Schwalben" wegzulassen.

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 16.06.2007, 20:15

Hallo Scal,
das gefällt mir klanglich sehr (würde allerdings den Artikel vor Züge auch weglassen, vor den Schwalben nicht).
Inhaltlich und bildlich bin ich noch etwas am suchen, wobei ich vor allem bei den Zügen scheitere
Es ist so seltsam schwer
das Atmen lange fliegend zu halten
So karstete dieser Stimmbruch hervor

das finde ich besonders schön und wahr (ev. würde ich versuchen eines der "so" zu ersetzen.)
es scheint mir der Rückblick (vom Herbst auf den Frühling) einer Liebe zu sein

liebe Grüße smile

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 16.06.2007, 22:00

Lieber scal,

hui - das habe ich auch sehr genossen - du hast mir Herbst gemacht an diesem Gewittertag.

Ich würde zwei Dinge überlegen: das "so" in Vers 8 würde ich klein schreiben, ich verlange nach der Bindung.

Und den ersten Vers würde ich nicht umbrechen...

Ich kam ja um wärmere Tage zu suchen
um die Züge auf singende Schwellen zu legen

und habe, leicht betrunken
die Schwalben mit deinem Namen benannt

Es ist so seltsam schwer
das Atmen lange fliegend zu halten
so karstete dieser Stimmbruch hervor

Vielleicht, ich weiß nicht, du denkst meine Hände?
Sie sind in die Taschen des Mantels geraten
Dort rascheln sie nun mit süßem Papier


Der Text ist für mich eine einzige Hinwendung und voller leiser Poesie.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 16.06.2007, 22:02

*lach* das ist jetzt krank. Ich habe erst JETZT den Titel gelesen @Herbst. Naja, wahrscheinlich unterbewusst wahrgenommen (aber unheimlich war das schon).
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 16.06.2007, 22:09

Lieber Scal,

tolles Gedicht.

Die ser präzisen, sehr originellen Bilder ("karstet" z.B.) gefallen mir.

Was die Artikel vor "Züge" und "Schwalben" angeht, so schließe ich mich zumindest, was die Schwalben angeht Leonie an ...

Hat mir sehr gefallen.

Liebe Grüße
max

Scal

Beitragvon Scal » 17.06.2007, 00:58

Liebe Leonie,

vielen Dank, ich werde das "die" vor Züge in einer zweiten Version weglassen.

Liebe smile,

es ist, wie du sagst, ein Rückblick vom Herbst auf den Frühling einer Liebe. Was die zwei "so" anbelangt, habe ich an eine Änderung der Zeile "Es ist so seltsam schwer" auf "Wie ist es seltsam schwer" gedacht. Danke dir. Die "Züge" ließen sich evtl. auch noch auf das Gesicht beziehen.

Liebe Lisa,

du hast recht, der Zeilenumbruch zu Beginn muss nicht sein. Das große "So" vor "karstete" scheint mir passend zu sein, weil davor gewissermaßen ein tiefes Durchatmen - eine Atempause - "stattfindet". Danke dir, ich hoffe und gehe davon aus, dass du inzwischen schon wieder sommerdurchwindet bist.

Lieber Max,

herzlichen Dank, den Artikel vor Züge lasse ich - wie bei Leonie gesagt - weg; vor Schwalben nicht, weil das "die" auch etwas Hindeutendes an sich hat.


Liebe Grüße euch
Scal

Perry

Beitragvon Perry » 18.06.2007, 16:09

Hallo Scali,
ja ein wundervoll poetischer Text. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man gerade bei so intensiv empfunden Texten zu umgangssprachlichen Formulierungen neigt, über die dann so mancher Lektor die Hände über den Kopf zusammenschlagen mag. :smile:
Deshalb meine Anregung nur als unbedeutende Randbemerkung:

Ich kam wärmere Tage zu suchen
die Finger auf singende Schwellen gelegt

und habe, leicht betrunken
die Schwalben mit deinem Namen benannt

Es ist schwer den Atmen fliegend zu halten
so sehr karstet der Stimmbruch hervor

Meine Hände sind in die Manteltaschen geraten
dort rascheln sie mit süßem Papier

LG
Manfred

Scal

Beitragvon Scal » 18.06.2007, 17:00

Vielen Dank Manfred,

deine Anregung geht mehr in Richtung erläuternd-erzählende Prosa, scheint mir. Der lyrische "Fließklang" ist mir wichtig.
Ob die erwähnten Lektoren Gedichte schreiben können ?

Lieben Gruß
Scal

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.06.2007, 21:16

Prima Sehnsucht, die sich leicht zurückzieht, aber doch noch alles Weitere erahnen lässt.
Mir gefällt diese leichte und noch offene Erotik.

Moshe

Scal

Beitragvon Scal » 22.06.2007, 18:10

Herzlichen Dank, Moshe!

Lieben Gruß
Scal

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 24.06.2007, 11:28

hallo scal.
herbstlich betrunken schwerleichtes liebesgedicht. gerne gelesen, auch wenn ich über das ein und andere stolperte.


Ich kam ja um wärmere Tage zu suchen
um Züge auf singende Schwellen zu legen

und habe, leicht betrunken
"die Schwalben mit deinem Namen benannt" / klingt verkorkst. wie wär`s mit: "den schwalben deinen namen gegeben" oder "die schwalben nach dir benannt"?

Wie ist es seltsam schwer
"das Atmen lange fliegend zu halten" / dieses bild kann ich nicht nachvollziehen. meinst du "den atem anhalten"?
So karstete dieser Stimmbruch hervor

Vielleicht, ich weiß nicht, du denkst meine Hände?
Sie sind in die Taschen des Mantels geraten
Dort rascheln sie nun mit süßem Papier

_



lieben gruß
chiqu.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 24.06.2007, 11:36

Lieber Scal,

das ist so schön! Ich kann gar nicht alles hervorheben, denn es ist das Ganze.

Sehr gern gelesen und nachgedacht,
ELsa
Schreiben ist atmen

Herby

Beitragvon Herby » 24.06.2007, 12:21

Hi Scal,

bei dem Text und den Vorkommentaren kann ich es jetzt kurz machen:

zum Genießen und Sich-Verlieren schön!

Danke und liebe Grüße
Herby


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 11 Gäste