Alles treibt zur Blüte

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 04.06.2007, 15:11

3. Fassung:

Alles treibt


Der Tag wächst in den Abend
öffnet sich zum Traum
Ich warte in der blauen Pagode
mit Apfelblüten im Haar

Dein Kuss ist der Eintritt
ins Land des Lächelns
Dein Wort das Erwachen
in einer fremden Welt

2. Fassung:

Alles treibt zu Blüte


Der Tag wächst
in den Abend
öffnet sich zum Traum

Ich warte im Salon
der blauen Pagode
mit Apfelflor im Haar

Dein Kuss ist der Eintritt
ins Land des Lächelns
zugleich ein Abschiedsgruß

1. Fassung:

Alles treibt zu Blüte


Der Tag wächst in den Abend
Nachtschwärze ersehnt das Licht
Lippen berühren die Haut
ertasten sich im Gesicht

Säfte steigen zur Spitze
Blätter schmachten nach Sonne
Hände umfangen Körper
bedrängen sich mit Wonne
Zuletzt geändert von Perry am 15.06.2007, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.06.2007, 09:22

Lieber Perry,

davon ab, dass ich den Zeilen durch eine andere Setzung etwas mehr Luft geben würde (weiter) finde ich die Zeilen eigentlich sehr gelungen - nur wenn ich am Ende des Textes angekommen bin, habe ich das Gefühl, sie waren nur der Auftakt, der Text wurde abgebrochen, ist noch nicht fertig. Mir scheint, dir sind eine Reihe Bilder eingefallen, die sprachlich gelungen sind und sich auch in einen gemeinsamen Kontext fügen, aber dann hast du die Feder viel zu früh neidergelegt?

(zudem würde ich Land des Lächelns ersetzen..weiß nicht...erstens klingt das nicht tief genug @Intention und irgednwie ist es bei mir auch rassistisch konnotiert...was jetzt wieder sicher nicht so vorherrschend ist für viele andere und ich kanns jetzt auch nicht konkret auf was beziehen...aber es erinnert mich an devote Einheimische die in Kolonialmanie anderen einen pseudoexostischen Urlaub bereiten).

Will sagen: Mehr von diesem text!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 14.06.2007, 10:32

Hallo Lisa!

Na ja, wenn Perry doch nach Motiven einer Operette schreibt, die so heißt (Du kommst übrigens drin vor ;-))?! Da scheint mir die Verwendung des Ausdrucks doch statthaft. Zudem ich einer von denen bin, die keine "rassistische Konnotation" entdecken können :smile:

Hallo Perry!

Die "freie Fassung" hat etwas und gefällt; die gereimte wirkt dagegen sehr gezwungen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.06.2007, 11:42

Lieber ferdi,

hm ~~, ich weiß nicht, die Konnotation geht dadurch ja nicht weg. (Im Gegenteil sogar? Ok dazu müsste man dann die Operette untersuchen ;-))

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 14.06.2007, 13:07

Liebe Lisa, lieber Manfred, lieber ferdi,

ich denke hinter der Idee, in Anlehnung an die Léhar Operette: "Das Land des Lächelns" einen Text zu verfassen ist in erster Linie eine Idee, über die Liebe zweier Menschen zu schreiben, die im jeweiligen Kultutkreis gefangen sind.

Hier findet ihr den Text der Arie, auf die Perrx m. E. Bezug nimmt:

http://andreas-praefcke.de/wunderlich/d ... xtland.htm
Die Arie, die sehr bekannt ist, weil sie von vielen berühmten Interpreten gesungen wurde, ist überfüllt, mit all jenen Attributen, die man schwerlich heute in der Liebeslyrik noch als glaubwürdig verwenden kann.

Hier eine Inhaltsangabe der Handlung

http://www.planet-vienna.com/Musik/Oper ... echeln.htm

Ja, Lisa ... du kommst drin vor ;-)

Zu deinem Text, lieber Manfred, möchte ich sagen:

er zeigt nur die eine Seite, nämlich die der romantischen Liebe, deren Erfüllung zwar möglich, aber im Leben nicht praktikabel.
Ich würde mir wünschen, dass der Text tiefer geht, als nur diese eine Facette zu thematisieren.
So belibt er beliebig und an der Oberfläche.
Hier prallen zwei Kulturen auf einander, die europäische am Beginn des 20. JH auf die Chinas, in dem noch die Vielweiberei vorgeschrieben ist.

"Apfelflor" finde ich aus merhreren Gründen nicht passend.
Ich kann nir nichts darunter vorstellen, mir fehlt das vorangestellte (Apfel)blüten(flor).
Mir ist klar, dass du Blüte vermeiden wolltest, was aber meiner meinung nach nicht gut klingt.
Solltest du in Anlehnung an "Trauerflor" dieses "flor" im Hinblick auf den Abschied (Liebestod) gewählt haben, fände ich es auch nicht recht passend.

Liebe Grüße an euch alle
Gerda

Nachtrag:
Etwas Wichtiges habe ich vergessen, der Titel ist für mich absolut irreführend. Denn wieso treibt alles zu Blüte, wenn die Liebe in der Praxis zum Scheitern verdammt ist?
Zuletzt geändert von Gast am 15.06.2007, 10:38, insgesamt 2-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 14.06.2007, 15:23

Hallo Lisa,
jetzt habe ich endlich einen Text für dich geschrieben (lächel) und du findest ihn rassistisch angehaucht. Nein im Ernst, ich wäre sehr an einer Variation von dir interesiert, da ich selbst noch nicht ganz zufrieden bin.

Hallo Ferdi,
freut mich, dass dir die freie Form gefällt.

Hallo Gerda,
danke für deine Quellenverweise. Leider überforderst du schon mal wieder dieses kleine Liebesgedicht durch eine zu intensive Einbeziehung des Hintergrundbildes.
Ich will dir aber gerne meine Intention näher erläutern:
In der Reimform waren mehrere Bilder des "zur Blüte treiben" integriert:
Der Tag in den Abend (Tod), das Dunkel zum Licht (Erkenntnis) und die Liebe zur Erfüllung. Da der Text sich aber in der Reimform nicht entfalten konnte, habe ich mich in der freien Form auf das Bild der Liebe beschränkt. Vor den romantisch leichten Bildern aus der Operette "Land des Lächels" habe ich die exotisch reizvolle Liebe wachsen lassen, die letztlich aber an der zu großen Kluft der Kulturen scheiterte.
Es ist wie gesagt nur ein stellvertretendes Bild dafür, dass sich "alles" entwickelt und versucht zur Blüte zu treiben.
LG
Manfred

PS:
Mit dem Flor hast du Recht, mittlerweile habe ich noch ein wenig daran gefeilt:

Alles treibt


Der Tag wächst in den Abend
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Gast

Beitragvon Gast » 14.06.2007, 15:59

Lieber Manfred,

es wurd dich vielleicht wundern, aber mit dieser Antwort habe ich ziemlich genau gerechnet.
Ich lese nicht zum ersten Mal,
Perry hat geschrieben:Leider überforderst du schon mal wieder dieses kleine Liebesgedicht durch eine zu intensive Einbeziehung des Hintergrundbildes.

dass ich zu viel von deinem kleinen Gedicht verlange.
Dabei verlange ich von dir ;-) mehr Beschäftigung mit dem Hintergrund, damit dieser in den Text einfleißen kann und das Gedicht gehaltvoller macht.
Was ist schlimm daran ;-) Wäre doch schön, wenn ich dich verlocken könnte mal eine andere Richtung einzuschlagen, und damit eine Art Weiterentwicklung mitanzutreiben.
Konkret:
Warum stellst du denn einen Bezug zum Werk Léhars her, wenn dein Gedicht eigentlich nur vom allgemeinen Erblühen handeln soll? Das ist doch wirklich oft genug ergiebig beschrieben und (allein) kaum noch interessant genug.

Ich würde weiter fassen, die Idee ist doch äußerst reizvoll, gleichsam einen kulturhistorischen Bezug einzubauen, ja und ich würde mich freuen, von dir in diese Richtung zu lesen.
Manchaml sind zarte Ansätze da (molawischen Schwesterm) und dann sprechen die Texte auch sofort eine tiefere Ebene an.
Jedenfalls gefällt mir die überarbeitete 3. Version schon bedeutend besser, weil da etwas anklingt von der kulturellen Kluft.


Liebe Grüße
Gerda

Perry

Beitragvon Perry » 14.06.2007, 22:16

Hallo Gerda,
es freut mich, dass dich meine Antwort nicht missgestimmt hat und dass du mir Anregungen geben willst meine Lyrik weiter zu entwickeln.
Es ist nur so, dass anscheinend unsere lyrischen Zielrichtungen konträr sind. Ich möchte die Inhalte in meinen Gedichten nur andeuten, lediglich Assoziationen zwischen Text und Bild in einer Art herstellen, dass sie die Fantasie des Lesers anregen sich ein eigenes Bild zu schaffen oder einfach nur an meiner Intention gefallen finden.
Der Drucktext wird keinen Hinweis auf die Operette Lehars haben, dieser Bezug ist nur ein Bonbon für Leser die ihn erkennen. Natürlich sollten die romantisch exotischen Bilder den Inhalt einer sich entfaltenden Liebesblüte auch alleine erkennen lassen, wenn auch ohne Happy End.
Was die moldawischen Schwestern anbelangt ist das kein typisches Gedicht für mich. Diese Zeilen sind wegen des Realitätsbezuges stark prosalastig gehalten.
LG
Manfred

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Beitragvon Lisa » 15.06.2007, 08:40

Liebe Gerda,

danke für die ganzen Informationen (auch wenn der erste und der zweite Link derselbe ist?), ich hab auch noch ein bisschen bei wiki & Co geguckt.
Perry...ich habe da aber überhaupt nicht das Hintergrundwissen, um Ratschläge zu erteilen. ich finde mich aber (ich hatte den Operettenbezug gar nicht gelesen) darin ebstätigt, dass dein text dann nur (auf schöne Weise!) anreißt, aber nicht auserzählt. Die "rassistische" Wirkung der einen Stelle ist wie gesagt nur mein Gefühl, begründen kann ich es absolut nicht - also nimm da snicht zu ~, du weißt schon. Es reibt sich allein an der Formulierung.

Webnn die Bilder schon in dem Operettentext selbst vorkommen, wird es mit der Eigenständigkeit dieses Textes natürlich noch viel schwieriger...ich könnte mir vorstellen durch eine neue Ebene (kursiv gesetzt?) das Motiv zu erweitern, indem man den Operettenbezug auf ein neues (Liebes-)verhältnis bricht. Also ein ganz modernes/konkretes, individuelles - das fügt man als Ebene hinzu und macht den text so eigenständiger und runder.

Das wäre so meien Idee, aber die ist sicher zu ~.


Liebe Grüße,
Lisa, die sich noch nie in einen Chinesen verliebt hat (außer in den, vor dem sich Effi Briest fürchtet)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 15.06.2007, 10:40

Liebe Lisa,

entschuldige, dass ich den falschen Link für den Inhalt gesetzt habe,(gut dass du es bemerkt hast) ;-) nun ist er berichtigt. Hier nochmal:
http://www.planet-vienna.com/Musik/Oper ... echeln.htm

Liebe Grüße
Gerda

Perry

Beitragvon Perry » 15.06.2007, 16:35

Hallo Lisa,
danke für deine Anregungen, die man durchaus umsetzen könnte. Ich wollte aber eine vom Werk unabhängige Aussage transportieren. Die Operette liefert nur die Bilder und wenn jemand sie kennt vielleicht auch noch eine Hintergrundstory. Die Aussage ist aber unabhängig davon, alles treibt ... einem Ziel entgegen. Selbst wenn es wie hier ein Wasserfall von "fremden" Worten ist, der das "sprachlose" Liebesglück in die Tiefe stürzen lässt. Mehr soll das Gedicht nicht transportieren.
LG
Manfred


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