April 1933

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 11.06.2007, 17:09

April 1933

Ich gehe
gehe-gehe
wohin
mit mir
und meinen Kindern
aus Ahnung

Pogrom

wohin
vor Hetze
und Zersplitterung
in die Deckung
mit langem Ton
aus Geschichte
über dem Lachen
der Verbleibenden im

Pogrom

unter das Kreuz
in den Handel
mit wenig Waffen
tief
weg
von unserem

Pogrom

meine Brüder
meine Cousinen
unsere Assimilation
verschwinden
mit Papier erst
Geld dann
und Körper

Pogrom

nichts ließ
geschändet

Schande

Niko

Beitragvon Niko » 13.06.2007, 05:48

hallo moshe!
dein text irritiert mich etwas. bei pogrom fällt mir spontan die reichspogromnacht ein. die aber war im november 1938. 1933 war das jahr in dem hitler reichskanzler wurde. allerdings war das nicht im april sondern am 30. januar.
somit stehe ich mit dem titel im dunkeln und weiß ergo den text nicht zuzuordnen.
lieben gruß: Niko
nachtrag:
ich habe !april 1933" ergoogelt. im april 33 begannen überwiegend boykottmaßnahmen gegenüber jüdischen einrichtungen und geschäften.
ein pogrom aber ist etwas anderes. pogrom bedeutet (ich zitiere aus wikipedia):
"....eine gewaltsame Massenausschreitung gegen Mitglieder einer religiösen, nationalen, ethnischen oder andersartigen (etwa durch Nutzung fiktiver Kriterien geschaffenen) Minderheit einer Nationalität oder Bevölkerung, verbunden mit Plünderung und Misshandlungen bis hin zu Mord und Genozid."
im april gab es keine pogrome gegen juden etc. jedenfalls nicht in dem sinne und den ausmaßen, wie wir es von der reichspogromnacht kennen
also stimmen für mich titel und thema nicht überein.
lieben gruß: Niko

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 13.06.2007, 19:36

Lieber Niko!

Du musst hier nicht nach geschichtlichen Fakten suchen.
Wie du sehen kannst, schreibe ich eine Serie von Texten, die alle subjektive Gedanken an einem Punkt in einer Dekade zum Inhalt haben. Die Punkte sind jeweils im April angesiedelt.
Genauso, wie du dir vielleicht aus irgendwelchen Umständen im April 2003 Gedanken und Empfindungen zum Fall der Mauer gemacht hast, stehen meine Texte durchaus in Verbindung zu tatsächlichen Ereignissen, aber eben nicht unmittelbar, sondern subjektiv im Raum.
Es ist meine Absicht hier ein persönliches Vorher- und/oder Nachher-Denken und Empfinden aufzuzeigen, wie es uns wohl allen eigen ist.

Natürlich ist es sehr konsequent meine eigene Sichtweise und somit auch nichts Faktisches, es sei denn man akzeptiert Subjektivität als Faktum.

Mit liebem Gruß

Moshe

Niko

Beitragvon Niko » 13.06.2007, 21:29

subjektivität kann man nicht als faktum akzeptieren. weil sie gegensatz sind.
es bleibt festzuhalten, lieber moshe, dass man (aus meiner subjektivität heraus) geschichte nicht einem gedichtszyklus unterwerfen kann und sich die fakten zurechtbiegt, damit das mit dem april auch immer hinhaut. etwas anderes ist es bedingt, wenn du den zyklus als ein gesamtwerk veröffentlichst.
menschen machen meist sich gedanken, wenn anlässe gegeben sind. ein spezielles datum zb. oder wenn ich eine synagoge sehe. ja - dann denke ich an die reichspogromnacht. ich denke an den mauerfall am tag der einheit. und genau wie die reichskristallnacht oder der mauerfall braucht es sonst keinen anlass, darüber nachzudenken. es ist in unzähligen situationen immer mal wieder da. aber: ein wie ich finde, irreführendes datum bringt da nichts. solche daten sind die fakten, die dazu dienen, wach zu halten. aber es muss ein prägnantes datum sein. du hättest auch den 30. januar nehmen können - hitlers ernennung zum reichskanzler. oder das sterbedatum von hindenburg, das hitler zu reichskanzler und reichspräsident in einem machte. oder vielleicht doch das datum vom marsch auf münchen? oder der kapp - putsch? oder vielleicht das datum des ermächtigungsgesetzes? oder das datum des mordes des diplomaten in holland, der einem jüdischen bürger angelastet wurde und somit aufhänger wurde für die kristallnacht?
alles richtige daten, moshe. aber der 9 november 38 ist das datum des pogroms. und nur dieses zählt und weckt dementsprechende erinnerungen bzw gedanken. schließlich muss man auch davon ausgehen, so man für die öffentlichkeit schreibt, und das tust du, sonst läge es in der schublade bei dir in givataim, dass die meisten leser keinen direkten bezug zu der zeit haben. aus rein alterstechnischen gründen.
lieben gruß: Niko


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