wolkenkuckucksheim

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 29.05.2007, 14:42

2. Fassung

das kind
baut ein wolkenkuckucksheim
mit vorhängen aus federnflaum
ich bringe teerosenblätter vorbei

die tür fällt zu

im nebelwehen
such ich das alte
wolkenschloss vergeblich

doch hebe ich den kopf zum himmel
kann ich das kind noch fliegen sehen

manchmal


Danke, Scarlett für Formatierung und ein "noch"!



1. Fassung

das kind baut ein
wolkenkuckucksheim mit
vorhängen aus federnflaum
ich bringe teerosenblätter vorbei

die tür fällt zu

im nebelwehen suche ich das
alte wolkenschloss vergeblich
doch hebe ich den kopf zum himmel
kann ich das kind* fliegen sehen

manchmal



*es durch das kind ersetzt - danke Gerda!


(c)Elsa Rieger


http://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenkuckucksheim
Zuletzt geändert von Elsa am 12.06.2007, 22:52, insgesamt 4-mal geändert.
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Gast

Beitragvon Gast » 29.05.2007, 15:43

Liebe Elsa,

das ist wunderschön poetisch. Das Bild ist in sich stimmig und sehr berührend. Die Leichtigkeit kindseits, (Wolken/Federbild) die Schwere Elternseits,
(unerreichbares Schloss) fein gesetzt.

Meine Interpretation:

Es geht um den Konflikt zwischen Elternteil und Kind, ( ob erwachsen werdend, oder bereits erwachsen, ist gleich) ums Abnabeln, um Verlustangst, beim Elternteil, das Kind nicht vor Erfahrungen, die ihm nicht bekommen werden schützen zu können. Vielleicht will man das Kind auch vor dem Bau von Luftschlössern warnen. Man hat ja so viel mehr Lebenserfahrung voraus. ;-)
Im Streit fällt die Tür zu, vielleicht nur kurzzeitig die Zimmertüre.
Manchmal allerdings fällt aber auch die ""Herzenstür" zu. Dann findet man keinen Zugang. Dann, wenn das "Wolkenkuckucksheim" schon bezogen ist. Wenn dann das Schloss zum Öffnen (Worte oder anderen Mittel) nicht gefunden werden kann, sieht es nicht gut aus für die sich bemühende Elternseite, von der aus du den Text konzipiert hast. Manchmal hilft es sogar nicht mal mehr, zu wissen, wo das Schloss ist … Traurig.

Hier ist der Bezug nicht klar:
Elsa hat geschrieben: kann ich es fliegen sehen


Ist das das Kind gemeint? Das gäbe Sinn, aber grammatisch kann ich den Bezug leider nur zu „wolkenschloss“ herstellen, was aber m. E. nicht gewollt sein kann.

Liebe Grüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 29.05.2007, 15:58

Liebe Elsa,

ja, das mag ich auch sehr. Ich kann es mir auch als ein Gedicht einer Person vorstellen. Die erste Strophe auf die Kindheit bezogen, die zweite auf das Erwachsenenalter, dazwischen die Tür.

Ich würde auf jeden Fall das "manchmal" streichen, es schwächt die vorhergehende starke Strophe ab. Und im Grunde sagt die Strophe es für mich mit aus.

Liebe Grüße

leonie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 29.05.2007, 16:48

Liebe Gerda, liebe leonie,

danke für das rasche Feedback!

Gerda, ja, so ist es gemeint, wie du es in deiner liebevollen Interpretation ausführst. Als Eltern ist es oft so schwierig, die Türe offen zu halten und dabei die Träume des Kindes zu achten. Die Sorge kann vieles in der Beziehung kaputt machen.
Hier ist der Bezug nicht klar:
« Elsa » hat folgendes geschrieben:kann ich es fliegen sehen

Ist das das Kind gemeint? Das gäbe Sinn, aber grammatisch kann ich den Bezug leider nur zu „wolkenschloss“ herstellen, was aber m. E. nicht gewollt sein kann.
Ja, das Kind ist gemeint, hm, das muss ich wohl dann anders schreiben *grübel*

Vielleicht so:

doch hebe ich den kopf zum himmel
kann ich es fliegen sehen
das kind - manchmal


?

leonie, das manchmal kann ich, wie ich glaube, nicht weglassen, denn es passiert nur so selten. Du hast recht, man könnte es auch als Gegensatz Kind/Erwachsen lesen, ja.

Schön, dass ihr es mögt, ich war ein bisschen zittrig wegen Romantik/Klischee :-)

Lieben Gruß
ELsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.05.2007, 17:42

Liebe Elsie,

das ist so schön verträumt...

Ich lese hier das Kindliche im Erwachsenen, dann den Cut, der Erwachsene, der eben das kindlich aufgebaute Wolkenschloss manchmal noch sehen kann. Deshalb finde ich das "manchmal" wichtig, würde es drin lassen.
Sehr gerne gelesen!
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 29.05.2007, 18:35

Liebe Elsa,

ja oder:

doch hebe ich den kopf zum himmel
kann ich das kind fliegen sehen

manchmal

Ich finde auch, dass das "manchmal" nicht überflüssig ist, weil es auch einen Bezug herstellt zum Passus:
die tür fällt zu

der ebenso abgestzt ist.

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 29.05.2007, 19:15

Liebe Mucki,

danke für die Bestätigung -> manchmal.

Ja, eben man kann es auch so lesen. Aber es sollte doch das Kind sein, das fliegt. Entweder in den träumen des erwachsen gewordenen oder aber ein Elternteil.

Lieben Gruß
ELsie
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 29.05.2007, 19:17

Liebe Gerda,

Ich habe deinen Vorschlag für besagte Zeile gern übernommen, es ist so schlichter, danke dafür.

Und das manchmal muss bleiben, ich hab nochmals nachgedacht. Es ist auch, wie du bemerktest, bewusst wie die Tür abgesetzt.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 30.05.2007, 13:37

Hallo Elsa,
mir gefallen die Bilder dieses kindlichen Träumens und der Wehmut des Erwachsenseins ebenfalls gut. Womit ich nicht ganz klar komme ist der Stein des Anstoßes. Was haben die Teerosenblätter damit zu tun, dass die Tür zufällt?
LG
Manfred
PS:
Könnte mir den ersten Teil auch in der Vergangenheitsform vorstellen.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.05.2007, 13:53

Lieber Manfred,

Womit ich nicht ganz klar komme ist der Stein des Anstoßes. Was haben die Teerosenblätter damit zu tun, dass die Tür zufällt?


Das Eltern-Ich hat eindeutig das Falsche mitgebracht/gesagt/gewollt. Vielleicht hätte es besser Zuckerzeug oder Verständis mitbringen sollen? Teerosenblätter sind etwas, was vielleicht Erwachsene mögen, aber Kinder nicht. Das zumindest ist meine Überlegung für dieses elegante, konservative Symbol.

In Vergangenheitsform? Für mich passiert hier alles gleichzeitig, hm ....

Danke für dein Feedback!

Lieben Gruß
ELsa
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scarlett

Beitragvon scarlett » 12.06.2007, 11:00

Liebe Elsa,

ich "wühle" mich gerade durch die Texte, die in meiner Urlaubszeit gepostet wurden. Dabei fand ich diesen von dir, der mir äußerst gut gefällt. Nicht nur, daß ich das Thema spannend finde, sondern daß er sich in zweierlei HInsicht lesen läßt (Kind - Erwachsener, eigene Kindheit versus Erwachsensein) mag ich ganz besonders.

Schöne, leichte Bilder geschickt verbunden mit Schwere, die Teerosenblätter trotz ihrer scheinbaren Leichtigkeit haben es mir angetan...

Das einzige, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann, ist die Setzung. Die Zeilenumbrüche erschließen sich mir nicht - vor allem die erste Verszeile ist dabei das markanteste Beispiel. Aber vielleicht hast du dir ja was dabei gedacht, was nur ich nicht verstehe - würde mich interessieren und auch, ob du meinen Versuch hierzu sehen willst (was natürlich dann meine Interpretationsweise mit einschließt).

Das "manchmal" muß ganz klar bleiben, ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, und in die letzte Zeile ein "noch" einfügen, also so:

"kann ich das Kind noch fliegen sehn

manchmal"

Gerne gelesen,

scarlett

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.06.2007, 13:03

Liebe Scarlett,

danke schön! Du hast recht, ich habe keine Ahnung warum ist das so gesetzt habe,
*grübel*

gerne hätte ich deine Vorschläge. Und da "noch" wäre nicht übel am Ende.

Teerosenblätter: gut erkannt, dass es nur scheinbar leicht ist.

Gespannt auf deine Hilfe,
ELsa
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scarlett

Beitragvon scarlett » 12.06.2007, 14:23

Liebe Elsa,

das wäre eine mögliche Variante.

Gerne würde ich die Teerosenblätter, dieses wunderschöne Bild, aus seiner etwas eingequetschten Stelle "befreien" - Zeilenanfang oder - ende, verstehst du, was ich meine? Es käme viel besser zum Tragen, denke ich...

das kind
baut ein wolkenkuckucksheim
mit vorhängen aus federnflaum
ich bringe teerosenblätter vorbei

die tür fällt zu

im nebelwehen
such ich das alte
wolkenschloss vergeblich

doch hebe ich den kopf zum himmel*
kann ich das kind*noch fliegen sehen

manchmal

*evtl. doch schau ich auf zum himmel

Grüße,

scarlett

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.06.2007, 21:27

Liebe Scarlett,

Ich danke dir sehr, das übernehme ich ganz und gar *strahl*

Herzlichen Gruß
ELsa
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