Maisucht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 25.05.2007, 18:27

Maisucht

Gerade jetzt
würde ich gerne bei dir sein
auf der Wiese
wo sich Kletten
an den Stoff klammern
wie unsere Haut aneinander

da du mich fest hältst
unter schattenden Bäumen
deren Äste den Himmel umarmen
bis unser Blick sich wieder weitet
und wir zu Lerchenliedern
schweigen



Verändert: schattenden statt schattenspendenden, Komma weg- und "die" vor Kletten
hinzugefügt: da und Teilung in zwei Strophen
Zuletzt geändert von königindernacht am 30.05.2007, 07:26, insgesamt 2-mal geändert.

Scal

Beitragvon Scal » 27.05.2007, 09:21

Liebe Kö,

"Maisucht" finde ich inhaltlich zwar passend, aber im Verhältnis zum Gedicht, als Auftaktklang, erscheint es mir fast als zu nüchtern, trocken (Vom Mai besucht?)

wie unsere Haut aneinander

ist als Bildvergleich zu den Kletten nicht so ganz überzeugend (wie wir aneinander?)

Ob nicht vor

du mich fest hältst

noch einmal das wo aufklingen könnte?

unter schattenspendenden Bäumen

Alternative: unter schattenden Bäumen

Denkbar vielleicht, anstatt des etwas abgegriffenen umarmen: bearmen?

Noch einmal wo vor unser Blick?

Meine Variantenidee zusammengefasst:

Gerade jetzt
würde ich gerne bei dir sein
auf der Wiese
wo sich die Kletten an den Stoff klammern
wie wir aneinander

wo du mich fest hältst
unter schattenden Bäumen
deren Äste den Himmel bearmen

wo unser Blick
sich wieder weitet
und wir zu Lerchenliedern
schweigen



Lieben Gruß
Scal

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 27.05.2007, 10:12

Hallo, Königindernacht!

Schöne Zeilen :smile:

Das "wo" vor "unser Blick ist eine gute Idee, das würde auch helfen, auf die traurigen Reste (;-)) von Zeichensetzung zu verzichten... (andernfalls müsstest du wohl noch eine Kommata inverstieren, denke ich - ganz oder gar nicht?!) "Umarmen" allerdings ist nicht abgegriffen, sondern normal - bitte lassen :smile: Und "bis" durch "wo" ersetzen ist ein schwerwiegender Eingriff in die Sinnstruktur, den ich auch nicht gerne sehen würde.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.05.2007, 21:19

Liebe KÖ!

Komisch?

Garnichts habe ich hier auszusetzten!

Mir scheint es rundrum gelungen und bestens gesetzt mit den den Brüchen und Zeichen.

Dein Text hat alles, was ich an solchen Momenten liebe: Hitze, Sehnsucht, Abschied, Erinnerung und Nachdenklichkeit, und das in einer sehr realitätsnahen Mischung.

Reizt mich sehr zum Sprechen!

Mit bestem Gruß

Moshe

(Lieber Scalidoro: Das dreimalige WO scheint mir nicht so gelungen.)

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 27.05.2007, 23:14

Guten Abend, ihr Lieben,

statt "Sehsucht"- "Maisucht". Ja, über den Titel lässt sich wirklich streiten. Ich kann eure Überlegeungen gut nachvollziehen. Die Idee der "schattenden Bäume" gefällt mir sehr gut. Das "Bearmen" bedeutet ja, sich hineinrecken, die Arme ausstrecken. "Umarmen" bedeutet mehr und soll das Bild des liebenden Paares unter dem Baum aufgreifen.

Kann sich Haut aneinanderkletten? Du schlägst vor, Scal, es in "wir" umzuwandeln. Auch hier teile ich deine Meinung nicht. Wenn man keinen Millimeter Luft mehr zwischen sich spüren möchte, fast miteinander verschmilzt, sich nicht loslassen möchte, dann "klettet die Haut"- in meinen Augen.
Das gilt auch für das "bis"- Es ist zeitlich gemeint. Eine Veränderung in deinem Sinne, Scal, würde den Sinn verändern, wie ferdi schrieb. Das möchte ich nicht.

Moshe, wenn ich gleich die Veränderungen vorgenommen habe, wäre ich über eine gesprochene Version sehr froh. Probierst du es einmal? (Das wäre dann der erste meiner Texte mit einer Männerstimme gelesen.

Scal: Danke für das "schattende", es klingt viel lyrischer und weicher, Ferdi, danke für den Zeichensetzngstipp- es können alle Satzzeichen raus (auch ohne wo) und Moshe, danke für deinen wunderbaren Vorschlag,

herzlichst, KÖ

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 30.05.2007, 07:29

Guten Morgen, ihr Dichter,

ich habe mich, angeregt durch eure Kommentare, doch noch einmal an das Gedicht gesetzt und zwei Veränderungen vorgenommen: Statt des vorgeschlagenen "wo" habe ich "da" eingesetzt, das zeitlich gemeint ist und habe den Text zweistrophig gesetzt.

Das erscheint mir nun selbst ein wenig runder. Was meint ihr?

Habt einen guten Tag, herzlichst, KÖ

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.05.2007, 08:03

Liebe KÖ,

schön! Dein Gedicht liest sich flüssig und üppig, Sehnsucht in feine Bilder geschrieben.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.05.2007, 02:51

Liebe Kö,

das ist ein wunderschönes und sehr zartes, verträumtes Liebesgedicht voller Bilder, die man eindrucksvoll vor Augen hat.
Ich würde es so gerne von dir gelesen hören ;-)
Buenas noches
Mucki


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