eine handvoll du

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 22.05.2007, 15:36

[b]e
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 17:09, insgesamt 3-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 22.05.2007, 17:09

Lieber Niko,

hier lese ich wieder dein Potential für außergewöhnliche Bilder. Erst Mal : Toll.
Das musst ich jetzt schnell los werden, bevor ich an Einzelheiten herummäkele ;-)

Für mich sind die außergwöhnlichen Bilder noch nicht stimmig.

"Sich an etwas die Zähne ausbeißen", diese Redewendung ist schnell enttarnt, ;-) aber wie schweigt man sich, an sich selbst die Zähne aus, wenn es doch im Weiteren darum geht, dass das Gegenüber in dem Fall das Lyrich, angeschwiegen wird.

Das Mienenfeld ist zwar als Wortspiel interessant, kommt mir hier aber zu gewollt, wirkt angehängt, ist mir auch ein Wortspiel zu viel, zu sehr auf Wirkung aus.

In V 2, "spitzen stumpf dengeln", als Bild finde ich stark. Aber wieso, das Ohr in dem Fall dengelt, verstehe ich nicht, denn zu hören gibt es ja nichts @ Schweigen.
Passen würde das, wenn Wortspitzen wie Pfeile geflogen, verteilt worden wären.

In Vers 3, wieder gute Elemente, aber ich würde dazu tendieren, wenn Augen Träume zuwinkeln, dass der jenige, dem sie gehören, dann Durchblick hat. Ich meine, wer Träume nicht wahrhaben will, sie leugnet (schön das zuwinkeln) steht fest auf dem Boden der Realität, blickt durch., @ Verstand versus Gefühl.

"stahlmantelhülse" siehe "mienenfeld"

Vers 4 und 5 sind meiner Ansicht die Stärksten und im Gegensatz zu den Versen 1 bis 3, die ich anders formulieren und verschlanken würde, (./.
"stahlmantelhülse" ./."mienenfeld" ) finde ich diese beiden so wie sie sind gut gelungen.


Liebe Grüße
Gerda

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.05.2007, 11:23

Hallo Niko!

Hm... Eigentlich gefällt mir das Stück, aber es ist bezüglich des Verhältnisses Inhalt / Aufwand an Mitteln doch, irgendwie, hart an der Grenze ;-) Aber ich komme noch damit klar, denke ich. "Mienenfeld" statt "Minenfeld" ist Absicht, nehme ich an, aber "Ambos" statt "Amboß" verstehe ich nicht... Vielleicht doch ein Schreibfehler?!

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Perry

Beitragvon Perry » 23.05.2007, 16:13

Hallo Niko,
ein Text der für mich zwischen Vorwurf und Hoffen pendelt. Die Bilder sind gewohnt "scharf" mit Sprichwörtlichkeiten gewürzt gesetzt, so dass mir die Schlusshinwendung ins Romantische fast ein wenig zu abrupt erfolgt.
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.05.2007, 18:22

Lieber Niko,

dein mund ist zäh
schweigt sich
an dir die zähne aus
und bleibt ein mienenfeld


Ohja, das ist mir wohlbekannt, wenn es Streit gibt zwischen zwei Menschen. Im Kiefer sitzt die unterdrückte Aggression. Um sie nicht rauszulassen, schweigt man lieber. Daher ist das mi(e)nenfeld gut getroffen.

auf dem ambos amboss
dengelt das ohr
die eindringlichen
spitzen stumpf


Toll formuliert. Als würde das Ohr die giftigen Streitworte stumpf machen,
Ohropax.

deine augen
winkeln die träume zu
blicken nicht durch
_dringen nicht die stahlmantelhülse


sehr treffend, wie du alle Sinnesorgane des Gesichts in Ablehnung versetzt.

dies alles will sagen:
ich finde nicht statt

Genau: für DICH bin ich nicht mehr da.

doch eben endeckte ich
dich
als du mir
eine handvoll
zuschwiegst


Ach ist das fein. In dem Moment, wo man will, dass der andere das zuschweigen mitkriegt, könnte sich noch was zur Ausspache ergeben.

Gern gelesen und sehr genickt dabei. Kraftvoll und genau geschrieben, das mag ich.

Lieben Gruß
Elsa

PS: Du solltest es hörbar machen, hm?
Schreiben ist atmen

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eva
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Beitragvon eva » 23.05.2007, 19:23

hallo niko,

im großen und ganzen: siehe elsa. mag die starken sprachbilder (mehr als die ausgelösten erinnerungen).

aber
blicken nicht durch
_dringen nicht die stahlmantelhülse

ist mir zu plakativ, zu grobgestrickt - eine phrase kombiniert mit einem kriegsbild durch einen bindestrichbrücke gedankenschwer verbunden - das braucht es so dick nicht, finde ich

dies alles will sagen:
ich finde nicht statt

da war ich irritiert, welches ich das gerade gemeint ist - das angesprochene ich , also du wirst ignoriert
oder das beschriebene ich, mit seiner nicht nicht kommunizieren botschaft.
ich habe es kapiert, es war letzteres, aber das wollte ich dir trotzdem kurz rückmelden.
eilige grüße
eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.05.2007, 20:38

Wortgewaltig, lieber Niko, ausdrucksstark!

Schwierigkeiten hab ich mit der dritten Strophe - "stahlmantelhülse" - mir zu sehr terminus technicus (oder so ähnlich *g*)

Nichtsdestotrotz: gern gelesen, auch wenn mir nicht alles so klar ist.

Abendgrüße,

scarlett

Niko

Beitragvon Niko » 23.05.2007, 23:05

hallo und danze für die zahlreichen kommentare.
mal im einzelnen:
aber wie schweigt man sich, an sich selbst die Zähne aus, wenn es doch im Weiteren darum geht, dass das Gegenüber in dem Fall das Lyrich, angeschwiegen wird.

ich komm hier nicht ganz mit deiner sichtewise klar, gerda. gemeint ist einfach, dass hier die umschriebene person nichts auslässt, um sich selbst aus dem weg zu gehen. das ist eigentlich thema des ganzen gedicht. und ich finde, man kann sich an sich selbst die zähne ausbeißen, weil man durch "sich verschweigen" nicht an sich selbst herankommt / herankommen will.

Das Mienenfeld ist zwar als Wortspiel interessant, kommt mir hier aber zu gewollt, wirkt angehängt, ist mir auch ein Wortspiel zu viel, zu sehr auf Wirkung aus.
einspruch, euer ehren :smile: klar: es ist ein wortspiel. aber die beiden bedeutungen der worte sind hier ganz gezielt gesetzt. ein gesicht hat eine miene und kann eine mine sein. eine drohende "waffe" in form von abweisendem, vernichtend kaltem ausdruck. in jedem hautpartikel.
aber wieso, das Ohr in dem Fall dengelt, verstehe ich nicht, denn zu hören gibt es ja nichts @ Schweigen.
sich selbwst verschweigen und das, was von außen herangetragen wird, für sich selbst zurechtbiegen, es entschärfen, etc.......das war so gemeint.
wenn Augen Träume zuwinkeln, dass der jenige, dem sie gehören, dann Durchblick hat. Ich meine, wer Träume nicht wahrhaben will, sie leugnet (schön das zuwinkeln) steht fest auf dem Boden der Realität, blickt durch., @ Verstand versus Gefühl.
ich bin nicht der meinung, gerda, dass menschen, die träume verleugnen automatisch verstandesmenschen sind. manchmal gestattet man sich das träumen nicht. weil man meint, es steht einem nicht zu, oder weil man angst vor der enttäuschung hat. oder angst vor dem ausscheren aus der realen welt. das beinhaltet für mich nicht automatisch, dass dieser mensch dann ein verstanddominantes individuum ist.
dank für das generelle "toll" :smile:

jau, ferdi...-ein fehlerteufel. wird geändert. dank dir für den hinweis. was du aber mit
bezüglich des Verhältnisses Inhalt / Aufwand an Mitteln doch, irgendwie, hart an der Grenze
meinst, würd mich dann aber doch brennend interessieren.

so dass mir die Schlusshinwendung ins Romantische fast ein wenig zu abrupt erfolgt.
da hast du nicht unrecht, perry. aber drückt das nicht auch ein wenig die überraschtheit dieses "vorfalls" aus?
freue mich über deinen positiven kommentar!


Zitat:
dies alles will sagen:
ich finde nicht statt

Genau: für DICH bin ich nicht mehr da.
so ist es natürlich auch richtig gedacht, elsa, aber schwerpunktmäßig soll diese stelle sagen: ich bin nicht. also das verleugnen sich selbst gegenüber. - was dann letztendlich - naja, nicht zwingend - auch das gegenüber mit einschließt. durch die wortwahl wollte ich beides möglich machen.
Du solltest es hörbar machen, hm?

ja, werd ich gern machen. diesen text von mir würd ich, fällt mir grad auf, sogar gern lesen. wie siehts aus...- magst du, elsa und / oder wer anderes den text auch sprechen? dann können wir vergleichen und lernen und abgucken und so...
mag die starken sprachbilder (mehr als die ausgelösten erinnerungen).
natürlich mag ichs, wenn gedichte von mir ankommen. aber ich hoffe doch, nicht zuviel ausgelöst zu haben,eva...



Zitat:
blicken nicht durch
_dringen nicht die stahlmantelhülse

ist mir zu plakativ, zu grobgestrickt - eine phrase kombiniert mit einem kriegsbild durch einen bindestrichbrücke gedankenschwer verbunden - das braucht es so dick nicht, finde ich

ich weiß nicht, eva....ich hab lange gebastelt an der stelle. da liegt dann vielleicht auch schon der hund begraben. ich wollte durch, dringen und durchdringen. und bei stahlmantelhülse dachte ich weniger an krieg, sondern an eine schutzhülle wie von stahl. undurchdringlich und hülse eben dieses leere ausgehölte.....ich fands eigentlich so sehr gehaltvoll. räume aber ein, das stahlmantelhülse ein ziemlicher wortfettklops ist. was soll ich nu machen?
da war ich irritiert, welches ich das gerade gemeint ist - das angesprochene ich , also du wirst ignoriert
oder das beschriebene ich, mit seiner nicht nicht kommunizieren botschaft.

wie oben bei elsa beschrieben, soll der schwerpunkt auf dem beschriebenen ich liegen. aber auch das gegenüber ist damit gemeint. schön, dass dir das auffiel. wenngleich auch nicht ganz so angekommen wie gedacht...
auch dir "danke" für dein kommentieren und beschäftigen, scarlett. zu den stahlmantelhülsen hab ich ja weiter oben schon geschrieben. vielleicht ist ja mein gesamter kommentar für dich bezüglich der ein oder anderen stelle hilfreich.

lieben gruß euch allen: Niko

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.05.2007, 23:25

Hallo Niko!

Wenn die Bilder und Effekte zu dicht aufeinander folgend auf mich einrauschen, blende ich oft einen teil davon aus und konzentriere mich auf ein paar wenige Punkte. Mag mein Problem sein :smile:

Ferdigruß!

Ach ja, der Fehlerteufel, Teil 2: endeckte -> entdeckte :12:
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.05.2007, 23:31

Lieber Niko

Zitat:Du solltest es hörbar machen, hm?

ja, werd ich gern machen. diesen text von mir würd ich, fällt mir grad auf, sogar gern lesen. wie siehts aus...- magst du, elsa und / oder wer anderes den text auch sprechen? dann können wir vergleichen und lernen und abgucken und so...


Mach ma! Gern! Morgen geht es noch, dann bin ich weg über Pfingesten im Wald ohne Latop (wie ich das aushalten werde...) :-)

Lieben Gruß
ELsa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 24.05.2007, 18:51

Lieber Niko,

meine Lesung wird sich auf nächste Woche verschieben, da ich ab Morgen bis Montag away bin und heute nicht mehr die Ruhe daheim habe dazu.
Also fang du doch mal an, ok?

Schöne Pfingsttage dir und jedem, der das hier liest,
ELsa
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Niko

Beitragvon Niko » 24.05.2007, 19:04

okie, elsa.........ich leg gleich los......

angenehme pfingstzeit wünscht: Niko

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Beitragvon Elsa » 24.05.2007, 19:15

Klasse!

Und danke, noch bin ich ja da. Erst Morgen weg, aber eben keine Aufnahmeruhe, wähhh.

Lieben Gruß
Elsa
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Gast

Beitragvon Gast » 25.05.2007, 02:03

Lieber Niko,

es ist die Perspektive aus der das Lyrich erzählt, die mich irritiert.
du weißt ja, ich bin hartnäckig um der Sache willen.


Zu Vers 1

Wieso ist sich Lyrich sicher, dass das Du sich, an sich selbst die Zähne ausschweigt? Am eigenen Schweigen ersticken vielleicht.(@ Allwissender Erzähler?)
Das Lyrich behauptet das. Ich habe aber keine Basis dafür, es zu glauben.
Es funktioniert so nicht mit dieser Redensart, es bedarf immer eines Gegestandes eines Gegenübers, an dem sich jemand die Zähne ausbeißt., respektive ausschweigt.
Was hat es für eine Bedeutung, zu jemandem zu sagen: Du schweisgt dir an dir selbst die Zähne aus? Das Lyrich bleibt von dieser Aussage unberührt. So als ob das Schweigen des Dus keine Wirkung auf das Ich hat. Wo ist da Beziehung?

Vers 2
(euer Ehren finde ich übrigens doof)
Wer hat die (Wort)spitzen gesprochen, die vom Ohr gedengelt werden ?
Der Textverlauf vermittelt mir den Eindruck, dass das Lyrich wohl dann diese gesprochen haben muss, verständlich dann das Schweigen des Lyr Du. eindrignliche Spitzen passt dann nicht zueinander.
Entweder verschließt sich das Du vor eindringenden Wortspitzen oder vor eindringlichen Worten

Vers 3

Niko hat geschrieben: ich bin nicht der meinung, gerda, dass menschen, die träume verleugnen automatisch verstandesmenschen sind. manchmal gestattet man sich das träumen nicht. weil man meint, es steht einem nicht zu, oder weil man angst vor der enttäuschung hat. oder angst vor dem ausscheren aus der realen welt. das beinhaltet für mich nicht automatisch, dass dieser mensch dann ein verstanddominantes individuum ist.

Das was du schreibst ist eine Verallgemeinerung, ich meinte es schon konkret, textbezogen.
Wenn du noch einmal nachliest, wirst du feststellen, dass ich nichts von einem "Verstandesmenschen geschrieben habe. Nur weil einer durchblickt und realitätsnah ist, muss er noch lange kein Verstandesmensch sein.

Die an Kriegsbegriffe angelehnten Metaphern finde ich nach wie vor zu dick aufgetragen und damit stehe ich nicht allein.

Bei den anderen Punkten, die anscheinend nur ich so kritisch sehe, meine ich ganz ehrlich, dass genau, da Klippen sind, die noch ein wenig "gedengelt" ;-) werden müssen.
Am liebsten würd dich dir zurufen, bleib dran, schau noch mal genau.

Wenn du sicher bist, dass ich das nicht richtig verstehe, aber im Text alles folgerrichtig steht, dann muss ich passen.

Liebe Grüße
Gerda


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