Juni 1942
Als ich noch Kleider trug
saß ich
in der geöffneten Brust
des Kirschbaumes
Man sagte mir
wir würden Zug fahren
der dampfe Wölkchen
die nach oben ziehen
Man sagte mir
es wäre eng
fliege mein Luftballon an die Decke
kitzelt mich seine Schnur
Man sagte mir
man wisse nicht
die Farben der Landschaft
male ich mit Holzstiften
Als mit meinem Haar Bienen spielten
lag ich
in hohen Gräsern
die spitz schwiegen
.
[align=right]änderungen: [ ein "e" an kitzelt und statt "fliege" kommt "flöge"(s3) ]
- außerdem gleicher abstand zwischen strophen[/align]
Juni 1942
Liebe Thea,
ganz spontaner erster Leseeindruck: Das ist Klasse.
Schon das Bild:
finde ich sehr originell und habe ich noch nie zuvor gesehen.
Das
scheint mir darauf zu verweisen, dass das lyr. Ich die Zeit, auf die der Titel verweist, nicht persönlich kennt, aber deren Erzählungen die in den Strophen 2-4 geschilderten Bilder erzeugen.
Die Strophe
spricht mich besonders an, da es mich daran erinnert, dass es für mich eine Zeit gibt, die gewissermaßen schwarz.weiß ist, weil es wohl Farbaufnahmen nicht ode rnur sehr selten gab. Egal, ob das so gemeint ist, die Assoziation springt und spricht mich an.
Das Pieksen der Gräser als
zu beschreiben, finde ich sehr gelungen.
Ich freue mich, von Dir Lyrik zu lesen.
Liebe Grüße
max
ganz spontaner erster Leseeindruck: Das ist Klasse.
Schon das Bild:
saß ich
in der geöffneten Brust
des Kirschbaumes
finde ich sehr originell und habe ich noch nie zuvor gesehen.
Das
Man sagte mir
scheint mir darauf zu verweisen, dass das lyr. Ich die Zeit, auf die der Titel verweist, nicht persönlich kennt, aber deren Erzählungen die in den Strophen 2-4 geschilderten Bilder erzeugen.
Die Strophe
Man sagte mir
man wisse nicht
die Farben der Landschaft
male ich mit Holzstiften
spricht mich besonders an, da es mich daran erinnert, dass es für mich eine Zeit gibt, die gewissermaßen schwarz.weiß ist, weil es wohl Farbaufnahmen nicht ode rnur sehr selten gab. Egal, ob das so gemeint ist, die Assoziation springt und spricht mich an.
Das Pieksen der Gräser als
in hohen Gräsern
die spitz schwiegen
zu beschreiben, finde ich sehr gelungen.
Ich freue mich, von Dir Lyrik zu lesen.
Liebe Grüße
max
liebe thea,
es gab hier vor kurzem eine diskussion, wonach es viele nicht gut finden, in diesem forum texte die besonders gefallen im kommentar als solche zu bezeichnen, weil damit indirekt andere unangenehm berührt würden - ich äußere bei texten wie diesem weiterhin meine meinung, dass ich sie - natürlich nur meinem geschmack entsprechend - auf einem allgemeinen niveau finde, das ich gerne lese.
ich kann in den text hineingehen, mit ihm mit, und mir wird in jeder zeile etwas erzählt. und zwar unabhängig davon, ob ich "verstehe worum es geht" oder nicht, es nur ahnen kann, vielleicht nicht mal das, vielleicht mehreres. das schätze ich an lyrik.
(ich meine das nicht definitiv)
die bilder der eröffnungsstrophe emfpinde als besonders stark, ebenso gelungen das (hypothetische) kitzeln der luftballonschnur, das malen der farben der landschaft mit holzstiften, das spitze schweigen der gräser.
die doppelten absätze finde ich weniger gut bzw. visuell störend und formalinhaltlich redundant, da die unterscheidung bereits durch den strophenaufbau vollzogen wird.
eine besonderheit der drei mittleren strophen sind die konjuntive, die jeweils im letzten satzteil in den indikativ aufgelöst werden.
s4 ist darin weniger eindeutig, nicht nur wegen der gleichlautenden konjugation, mehr noch weil hier nicht klar wird, ob die aussage weitergeführt oder unterbrochen ist - nach s2 und s3 löst das zusätzliche unterschwellige irritation aus (von der ich eher nicht glaube, dass sie beabsichtigt ist, aber das ist letztlich irrelevant) - s4 scheint in sich weniger verbunden als die übrigen strophen (sollte / könnte hier ein absatz stehen?) - diese imbalance, 'störung' des gängigen, passt zur atmosphäre des textes, zur subtilen bedrückung und bedrohung.
der titel ist das einzige, das mir etwas problematisch scheint - er hat wesentlichen anteil an der konkretisierung der 'interpretationsvermutungen', ist dadurch ziemlich belastet - könnte die entsprechende information auf andere art in den text fließen und der titel davon befreit werden, fände ich das vermutlich geordneter und stimmiger.
sehr gern gelesen
aram
es gab hier vor kurzem eine diskussion, wonach es viele nicht gut finden, in diesem forum texte die besonders gefallen im kommentar als solche zu bezeichnen, weil damit indirekt andere unangenehm berührt würden - ich äußere bei texten wie diesem weiterhin meine meinung, dass ich sie - natürlich nur meinem geschmack entsprechend - auf einem allgemeinen niveau finde, das ich gerne lese.
ich kann in den text hineingehen, mit ihm mit, und mir wird in jeder zeile etwas erzählt. und zwar unabhängig davon, ob ich "verstehe worum es geht" oder nicht, es nur ahnen kann, vielleicht nicht mal das, vielleicht mehreres. das schätze ich an lyrik.
(ich meine das nicht definitiv)
die bilder der eröffnungsstrophe emfpinde als besonders stark, ebenso gelungen das (hypothetische) kitzeln der luftballonschnur, das malen der farben der landschaft mit holzstiften, das spitze schweigen der gräser.
die doppelten absätze finde ich weniger gut bzw. visuell störend und formalinhaltlich redundant, da die unterscheidung bereits durch den strophenaufbau vollzogen wird.
eine besonderheit der drei mittleren strophen sind die konjuntive, die jeweils im letzten satzteil in den indikativ aufgelöst werden.
s4 ist darin weniger eindeutig, nicht nur wegen der gleichlautenden konjugation, mehr noch weil hier nicht klar wird, ob die aussage weitergeführt oder unterbrochen ist - nach s2 und s3 löst das zusätzliche unterschwellige irritation aus (von der ich eher nicht glaube, dass sie beabsichtigt ist, aber das ist letztlich irrelevant) - s4 scheint in sich weniger verbunden als die übrigen strophen (sollte / könnte hier ein absatz stehen?) - diese imbalance, 'störung' des gängigen, passt zur atmosphäre des textes, zur subtilen bedrückung und bedrohung.
der titel ist das einzige, das mir etwas problematisch scheint - er hat wesentlichen anteil an der konkretisierung der 'interpretationsvermutungen', ist dadurch ziemlich belastet - könnte die entsprechende information auf andere art in den text fließen und der titel davon befreit werden, fände ich das vermutlich geordneter und stimmiger.
sehr gern gelesen
aram
Zuletzt geändert von aram am 20.05.2007, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
offtopic @aram:
Ich glaube, Aram, so war es nicht gemeint. Du sollst nur nicht sagen: Der text ist viel besser al s der letzte von max, der sowieso nicht schreiben kann..gif)
Außerdem kann man sich bei sehr guten Texten - wie diesem - einfach nonchalant über alles hinwegsetzen und sagen: Klasse, der Text.
Lieeb Grüße
max
aram hat geschrieben:es gab hier vor kurzem eine diskussion, wonach es viele nicht gut finden, in diesem forum texte die besonders gefallen im kommentar als solche zu bezeichnen, weil damit indirekt andere unangenehm berührt würden
Ich glaube, Aram, so war es nicht gemeint. Du sollst nur nicht sagen: Der text ist viel besser al s der letzte von max, der sowieso nicht schreiben kann.
.gif)
Außerdem kann man sich bei sehr guten Texten - wie diesem - einfach nonchalant über alles hinwegsetzen und sagen: Klasse, der Text.
Lieeb Grüße
max
offtopic @max - ich glaube schn, dass es s gemeint war, max - denn annähernd ähnliches wie in deinem meispiel habe ich nie gesagt, sndern nur "endlich finde ich wieder einen tollen text" (es geht dabei m.e. um die implizite niveauunterscheidung, die als unangenehm empfunden wird) - aber sowas sag jetzt ohnehin nicht mehr :-)
sonntagsgrüße
aram
sonntagsgrüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
Liebe Thea,
hui!
Das hat mir jetzt aber sehr gefallen!
Und nichts mehr von Glasscheiben oder wenn doch, dann welche mit Kirschgeschmack!
Der Auftakt ist natürlich ---- eben ein Auftakt!
Ich würde die UMbrüche etwas freier gestalten, sie machen den Text etwas zu eng, wie sie jetzt sind.
Hier bin ich zu doof, wie ist das grammatisch gemeint?
?? Bestimmt gibt es einen Sinn, aber ich bin gestrauchelt und noch nicht aufgestanden (aber auch im Liegen war der Rest vom Text dann noch ein Genuss).
Bei 1942 suche ich dann nach einem "Kriegs"bezug, finde aber keinen, Irgendwie auch wieder gut, dass ich dann mit einer so platten Konditionierung auf die Nase falle (obwohl ich ja schon daliege). Icxh bin gespannt, ob andere da noch feinsinniger sind und die Bezüge herstellen oder ob es keine gibt, die meinen Assoziationen gehorchen. (Fände ich letzlich wieder gut, weil es dann trotzdem einen Bezug dazu herstellt - denn natürlich gab es auch "sowas" 42, diesen seltsamen Fokus hat ja nur der polemische Historiker (und so einer sind wir ja fast alle)).
Inhaltlich werde ich am meisten von "als ich noch Kleider trug" angezogen, weil sich das mir noch nicht erschlossen hat im eigentlichen Sinne und mir es doch etwas sagt. Ich meine die Genese (Kind - Erwachsen) scheint in dieser Aussage ja umgekehrt zu sein, aber dann, vom Ton des Textes hier und dem Kontrast "man sagte mir", doch nicht. Ich mag diese Schwebe und werde hier ab und zu vorbeischauen und gucken, ob sich etwas setzt.
Also: bis auf die Umbrüche: ein Huitext...der berührt.
Liebe Grüße,
Lisa
edit: oh entschuldigung, ich hatte das Fenster zu lange auf...aram hat die Umbrüche ja schon angemerkt!
hui!
Das hat mir jetzt aber sehr gefallen!
Und nichts mehr von Glasscheiben oder wenn doch, dann welche mit Kirschgeschmack!
Der Auftakt ist natürlich ---- eben ein Auftakt!
Ich würde die UMbrüche etwas freier gestalten, sie machen den Text etwas zu eng, wie sie jetzt sind.
Hier bin ich zu doof, wie ist das grammatisch gemeint?
der dampfe Wölkchen
?? Bestimmt gibt es einen Sinn, aber ich bin gestrauchelt und noch nicht aufgestanden (aber auch im Liegen war der Rest vom Text dann noch ein Genuss).
Bei 1942 suche ich dann nach einem "Kriegs"bezug, finde aber keinen, Irgendwie auch wieder gut, dass ich dann mit einer so platten Konditionierung auf die Nase falle (obwohl ich ja schon daliege). Icxh bin gespannt, ob andere da noch feinsinniger sind und die Bezüge herstellen oder ob es keine gibt, die meinen Assoziationen gehorchen. (Fände ich letzlich wieder gut, weil es dann trotzdem einen Bezug dazu herstellt - denn natürlich gab es auch "sowas" 42, diesen seltsamen Fokus hat ja nur der polemische Historiker (und so einer sind wir ja fast alle)).
Inhaltlich werde ich am meisten von "als ich noch Kleider trug" angezogen, weil sich das mir noch nicht erschlossen hat im eigentlichen Sinne und mir es doch etwas sagt. Ich meine die Genese (Kind - Erwachsen) scheint in dieser Aussage ja umgekehrt zu sein, aber dann, vom Ton des Textes hier und dem Kontrast "man sagte mir", doch nicht. Ich mag diese Schwebe und werde hier ab und zu vorbeischauen und gucken, ob sich etwas setzt.
Also: bis auf die Umbrüche: ein Huitext...der berührt.
Liebe Grüße,
Lisa
edit: oh entschuldigung, ich hatte das Fenster zu lange auf...aram hat die Umbrüche ja schon angemerkt!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Thea,
die Erzählwege der Bilder teilen ein feines, poesievolles Erleben mit.
Das Als am Anfang und Ende und das Man dazwischen "öffnen", sie nehmen mich gewissermaßen an der Hand, führen mich weiter.
Die Absätzgliederung könnte gleichbleibend groß bleiben, denke ich.
Müsste es nicht kitzelte heißen ?
Ein schönes Gedicht, finde ich.
Lieben Gruß
Scal
die Erzählwege der Bilder teilen ein feines, poesievolles Erleben mit.
Das Als am Anfang und Ende und das Man dazwischen "öffnen", sie nehmen mich gewissermaßen an der Hand, führen mich weiter.
Die Absätzgliederung könnte gleichbleibend groß bleiben, denke ich.
Müsste es nicht kitzelte heißen ?
Ein schönes Gedicht, finde ich.
Lieben Gruß
Scal
Hallo ihr Lieben,
ich danke euch für die Kommentare!!
zunächst @ Pandora: du bist genial! ich stand davor, als ich mir meine ersten gedanken (s 4)notierte_ das ist schön, zu wissen, dass du sie auch gesehen hast
als nächstes, etwas was ihr alle bemängelt habt: ich hab die erste und letzte strophe wieder näher zur Mitte gebracht ((wie es auch ursprünglich war, aber als ich es dann abgetippt habe -das ist so typisch- hatte ich dieses gefühl, ich muss doch mehr erklären))
@ aram
ja richtig! s4 stört mich deswegen auch! !
ich bin noch am überlegen, die strophe so zu zeichnen, dass sie sich dem schema der vorherigen
zwei anpasst (beim schreiben habe ich mehrmals die konjugation von malen verflucht > schön, wie intensiv (blödes wort, grad hab ich kein besseres, verzeih) du als leser die sprache berührst, dass du das auch angemerkt hast)
--letztlich wollte ich aber einen (leisen) bruch in s4 andeuten, den ich mir dann als irritation des lyr. Ich gedacht hab, wenn diese irritation aber auf den leser zu sehr abfärbt ist das- ungeschickt
den titel fand ich (bis eben) ziemlich stimmig. vielleicht liegt es daran, dass wir verschiedene auffassungen haben, welche aufgabe der titel in bezug auf gedicht hat: klar, dass nicht draufstehen muss, was drin steckt- mir aber waren die anspielungen zug, eng, unwissenheit und spitzes schweigen noch zu schwach, um in die richtung zu führen, die ich wollte
(da ich allerdings auch für individuelle lesart plädiere, werd ich deinen einwand noch überdenken)
@Max:
danke, so was lese ich sehr sehr gern: jemandem ein bild geschenkt zu haben!
die schwarzweiße zeit- das bild hast du mir jetzt geschenkt!
@Lisa:
dein drittes wort hats mir angetan
freut mich, dass ich es quasi hervorgekitzelt hab
Liebe Lisa, "dampfe" ist der konjunktiv vom verb dampfen und wird durch "man sagte mir" ausgelöst. so etwas nennt man indirekte rede, quasi erzählte wörtliche rede...
.gif)
zur jahreszahl ist zu sagen: deportationen
@scalidoro:
danke auch dir für das feedback!
dass ich ins präsens verfalle, hat aram ja schon angemerkt. grammatikalisch hast du wahrscheinlich recht, ich wollte das kitzeln aber näher am LI haben, vom vorher benutzten konjunktiv und von der beschriebenen vergangenen zeit losgelöst; das kitzeln quasi als gedanke eigenständig bestehend, weil das kitzeln ja nicht eintrat/eintreten wird, sondern nur im kopf des lyr. Ichs präsent ist (mhm alles klar_?
)
Liebe Grüße,
Thea
ich danke euch für die Kommentare!!
zunächst @ Pandora: du bist genial! ich stand davor, als ich mir meine ersten gedanken (s 4)notierte_ das ist schön, zu wissen, dass du sie auch gesehen hast
als nächstes, etwas was ihr alle bemängelt habt: ich hab die erste und letzte strophe wieder näher zur Mitte gebracht ((wie es auch ursprünglich war, aber als ich es dann abgetippt habe -das ist so typisch- hatte ich dieses gefühl, ich muss doch mehr erklären))
@ aram
eine besonderheit der drei mittleren strophen sind die konjuntive, die jeweils im letzten satzteil in den indikativ aufgelöst werden.
s4 ist darin weniger eindeutig, nicht nur wegen der gleichlautenden konjugation, mehr noch weil hier nicht klar wird, ob die aussage weitergeführt oder unterbrochen ist - nach s2 und s3 löst das zusätzliche unterschwellige irritation aus
ja richtig! s4 stört mich deswegen auch! !
ich bin noch am überlegen, die strophe so zu zeichnen, dass sie sich dem schema der vorherigen
zwei anpasst (beim schreiben habe ich mehrmals die konjugation von malen verflucht > schön, wie intensiv (blödes wort, grad hab ich kein besseres, verzeih) du als leser die sprache berührst, dass du das auch angemerkt hast)
--letztlich wollte ich aber einen (leisen) bruch in s4 andeuten, den ich mir dann als irritation des lyr. Ich gedacht hab, wenn diese irritation aber auf den leser zu sehr abfärbt ist das- ungeschickt
den titel fand ich (bis eben) ziemlich stimmig. vielleicht liegt es daran, dass wir verschiedene auffassungen haben, welche aufgabe der titel in bezug auf gedicht hat: klar, dass nicht draufstehen muss, was drin steckt- mir aber waren die anspielungen zug, eng, unwissenheit und spitzes schweigen noch zu schwach, um in die richtung zu führen, die ich wollte
(da ich allerdings auch für individuelle lesart plädiere, werd ich deinen einwand noch überdenken)
@Max:
finde ich sehr originell und habe ich noch nie zuvor gesehen.
danke, so was lese ich sehr sehr gern: jemandem ein bild geschenkt zu haben!
dass es für mich eine Zeit gibt, die gewissermaßen schwarz.weiß ist,
die schwarzweiße zeit- das bild hast du mir jetzt geschenkt!
@Lisa:
dein drittes wort hats mir angetan
.gif)
Hier bin ich zu doof, wie ist das grammatisch gemeint?
Liebe Lisa, "dampfe" ist der konjunktiv vom verb dampfen und wird durch "man sagte mir" ausgelöst. so etwas nennt man indirekte rede, quasi erzählte wörtliche rede...

.gif)
zur jahreszahl ist zu sagen: deportationen
@scalidoro:
danke auch dir für das feedback!
Müsste es nicht kitzelte heißen ?
dass ich ins präsens verfalle, hat aram ja schon angemerkt. grammatikalisch hast du wahrscheinlich recht, ich wollte das kitzeln aber näher am LI haben, vom vorher benutzten konjunktiv und von der beschriebenen vergangenen zeit losgelöst; das kitzeln quasi als gedanke eigenständig bestehend, weil das kitzeln ja nicht eintrat/eintreten wird, sondern nur im kopf des lyr. Ichs präsent ist (mhm alles klar_?
.gif)
Liebe Grüße,
Thea
liebe thea,
der titel erschien mir 'beladen' mit dieser information, weil mir "juni" zu unspezifisch erschien, ich verstand es nur exemplarisch - denn mir war nicht bewusst, dass deportationen im besonderen in jenem monat stattfanden - mein einwand lag also an meiner unwissenheit, nicht am text.
zu s4 - es will mir immer noch scheinen, als könnten das auch zwei strophen sein - oder lese ich die strophe nur unverbunden? - ist sie, unabhängig von der konjunktiv-indikativ-frage, nicht anders gebaut als s2/s3? - jedenfalls kann ich mir eine auflösung dieser indifferenz durch absatz, und damit aufgabe der symmetrie der mittelstrophen, auch vorstellen.
andererseits glaube ich schon, dass die momentane irritation dem leser zumutbar ist, weil sie hand in hand mit der situation des lyr.ich geht. es kommt darauf an, wie du selbst lesen möchtest.
ich finde, das beseitigen der doppelabsätze hat dem textbild gutgetan.
ich hatte noch nicht angemerkt, dass mich die persönlich rückblickende perspektive des lyr.ich, über jedes ende hinaus, sehr anspricht.
liebe grüße
aram
der titel erschien mir 'beladen' mit dieser information, weil mir "juni" zu unspezifisch erschien, ich verstand es nur exemplarisch - denn mir war nicht bewusst, dass deportationen im besonderen in jenem monat stattfanden - mein einwand lag also an meiner unwissenheit, nicht am text.
zu s4 - es will mir immer noch scheinen, als könnten das auch zwei strophen sein - oder lese ich die strophe nur unverbunden? - ist sie, unabhängig von der konjunktiv-indikativ-frage, nicht anders gebaut als s2/s3? - jedenfalls kann ich mir eine auflösung dieser indifferenz durch absatz, und damit aufgabe der symmetrie der mittelstrophen, auch vorstellen.
andererseits glaube ich schon, dass die momentane irritation dem leser zumutbar ist, weil sie hand in hand mit der situation des lyr.ich geht. es kommt darauf an, wie du selbst lesen möchtest.
ich finde, das beseitigen der doppelabsätze hat dem textbild gutgetan.
ich hatte noch nicht angemerkt, dass mich die persönlich rückblickende perspektive des lyr.ich, über jedes ende hinaus, sehr anspricht.
liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
Hallo Thea,
ich hatte deinen Text ursprünglich als Frühkindheitserinnerung im Sinne von "erzählter Heimat" gelesen. Mit der Zusatzinformation "Deportation" erhalten die 3 mittleren Verse eine ganz andere Bedeutung, weil sie von der Zugfahrt berichten. Ich finde deshalb, dass diese Information sehr wichtig ist und vielleicht sogar im Titel aufscheinen sollte (z.B. Deportation 1942). Beim Schlussvers wünschte ich mir eine Zeitzuordnung, z.B. ein jetzt, falls damit die neue Heimat gemeint sein sollte, ansonsten ist es ein Wiederaufgreifen des ersten Verses (gewollt?).
Die Bilder gefallen mir übrigens ausgezeichnet!
LG
Manfred
ich hatte deinen Text ursprünglich als Frühkindheitserinnerung im Sinne von "erzählter Heimat" gelesen. Mit der Zusatzinformation "Deportation" erhalten die 3 mittleren Verse eine ganz andere Bedeutung, weil sie von der Zugfahrt berichten. Ich finde deshalb, dass diese Information sehr wichtig ist und vielleicht sogar im Titel aufscheinen sollte (z.B. Deportation 1942). Beim Schlussvers wünschte ich mir eine Zeitzuordnung, z.B. ein jetzt, falls damit die neue Heimat gemeint sein sollte, ansonsten ist es ein Wiederaufgreifen des ersten Verses (gewollt?).
Die Bilder gefallen mir übrigens ausgezeichnet!
LG
Manfred
Liebe Leonie,
schön, dass meine erzählweise dich anspricht!
Lieber aram,
ich denke s4 hängt an unserer unterschiedlichen art zu lesen/atmen (und an meiner wortsetzung wahrscheinlich auch, die sollte ja leiten).
ich lese so: man wisse nicht die farben der landschaft- (ich) male sie (mir) mit Holzstiften.
dein vorschlag, die zeilen zu lösen, würde mir den zusammenhang aufbrechen- vllt kann ich ihn ja sichtbarer zeichnen...
um noch mal auf den titel zu kommen: ich möchte nicht, dass du denkst, dass dann die deportationen den höhepunkt erreichten (falls man so etwas überhaupt nüchtern sagen darf; ich will/kann es auch gar nicht) auf jeden fall ist es eine zeit, in der auffallend viele deportationen stattfanden, bei denen keine der personen überlebte (!die zeit, in der die mobile gaskammer zum einsatz kam)(gleichzeitig gab es gelungene fluchtversuche aus kz) und deswegen, ...
... Lieber Manfred,
habe ich bewusst im schlussvers keine zeitangabe gemacht und mich entschieden, dass der leser erfühlen darf, wie spitz er das spitz haben möchte
dass ich die strophe an den schluss gesetzt habe, sollte zumindest klarstellen, dass die erste strophe zeitlich vor der letzten stattfand-
deinem einwand, dass quasi ein schlüsselwort dem text eine bestimmte lesart gibt, stimme ich vollkommen zu: nur finde ich, das wort deportation schmeckt hier nicht. ich hatte erhofft, der "juni 1942" lässt sanfter darauf schließen und macht es gleichzeitig tatsächlicher
(der titel wurde ja jetzt öfter angesprochen; ich habe noch keine endgültige lösung für mich gefunden)
Liebe Grüße,
Thea
schön, dass meine erzählweise dich anspricht!
Lieber aram,
ich denke s4 hängt an unserer unterschiedlichen art zu lesen/atmen (und an meiner wortsetzung wahrscheinlich auch, die sollte ja leiten).
ich lese so: man wisse nicht die farben der landschaft- (ich) male sie (mir) mit Holzstiften.
dein vorschlag, die zeilen zu lösen, würde mir den zusammenhang aufbrechen- vllt kann ich ihn ja sichtbarer zeichnen...
um noch mal auf den titel zu kommen: ich möchte nicht, dass du denkst, dass dann die deportationen den höhepunkt erreichten (falls man so etwas überhaupt nüchtern sagen darf; ich will/kann es auch gar nicht) auf jeden fall ist es eine zeit, in der auffallend viele deportationen stattfanden, bei denen keine der personen überlebte (!die zeit, in der die mobile gaskammer zum einsatz kam)(gleichzeitig gab es gelungene fluchtversuche aus kz) und deswegen, ...
... Lieber Manfred,
habe ich bewusst im schlussvers keine zeitangabe gemacht und mich entschieden, dass der leser erfühlen darf, wie spitz er das spitz haben möchte
dass ich die strophe an den schluss gesetzt habe, sollte zumindest klarstellen, dass die erste strophe zeitlich vor der letzten stattfand-
deinem einwand, dass quasi ein schlüsselwort dem text eine bestimmte lesart gibt, stimme ich vollkommen zu: nur finde ich, das wort deportation schmeckt hier nicht. ich hatte erhofft, der "juni 1942" lässt sanfter darauf schließen und macht es gleichzeitig tatsächlicher
(der titel wurde ja jetzt öfter angesprochen; ich habe noch keine endgültige lösung für mich gefunden)
Liebe Grüße,
Thea
Das fühlende Erwarten, Zugehen auf den Text, wird durch den Titel, durch das ungefähre Wissen um die Zusammenhänge, wie vorgefärbt - eine Art Vorzeichen für das Kommende.
Die erste Zeile bestätigt es:
Als ich noch Kleider trug
Wie ein leises, sinnend-träumendes Zurückfühlsprechen eines deputierten Mädchens erlebe ich die weiteren Worte.
Man sagte mir
Als
Ohne erläuternden Hinweis wird es wahrscheinlich im Allgemeinen so sein, dass der Leser annimmt, die Autorin habe bei kitzelt auf das "Kunjunktiv-e" vergessen. Vermute ich.
Lieben Gruß
Scal
Die erste Zeile bestätigt es:
Als ich noch Kleider trug
Wie ein leises, sinnend-träumendes Zurückfühlsprechen eines deputierten Mädchens erlebe ich die weiteren Worte.
Man sagte mir
Als
Ohne erläuternden Hinweis wird es wahrscheinlich im Allgemeinen so sein, dass der Leser annimmt, die Autorin habe bei kitzelt auf das "Kunjunktiv-e" vergessen. Vermute ich.
Lieben Gruß
Scal
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