Die Liebe ein Tag; vom Donner gerührt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2007, 14:53

Die Liebe ein Tag; vom Donner gerührt. Erdbeerstürme, die
Ameisen töten. Und in der Mitte das Gold. Regen fällt. Scheitelt mir
das Haar hinab. Wünsch ich mir deine Hand. In Hosen blühen Echsen.

Tick vor den Schreibtisch. Tack unterm Wasser. Tick zwischen
der Kabelage. Tack ans Klavier. Tick im kühlen Schrank. Tack und du?
Wie geht es dir damit? Wie dreht sich dir die Uhr im Magen um?

(Das ist ja das schlimme, dass ich dich nicht sehen kann,
ganz gleich, wo du, ganz gleich wo ich)

Das geht so verdammt schnell: Eine Weile Tag in der Iris und schon
über der Entscheidung das Gewitter unter den Füßen verloren.

Aber weißt du...

Wenn ich durchs Fenster nach draußen seh (Augen spazieren führen):
Fische Fische Fische. In den Pfützen. Nichts als Fische. Auf der Seite.
Das Wasser ist so flach.

Siehst du sie?

Der vorgestellte Kuss überwiegt den echten und wird doch nicht echt.
Windelweiches Herz. Beschissen von – ja wem eigentlich? (von Europa!)

Klop Stock, die Nesseln roden sich gut. Brenn an Lehnchen, brenn.

(eben vom Donner gerührt)

Aber weißt du, wie schön du bist?

Einmal haben wir zusammen ein Gemälde gesehen (hing an vier Nadeln).
Auf dem hatten die Liebenden weiße Wangen und über ihnen
bestieg der Bock keine Wolke! Freilich nichts für die
Schulinterpretation, aber ich bin mir so sicher! (weil ich dich liebe).

Und Störche über Aldi.

Ich hab dich einmal weinen hören.

So schön bist du.



Tippfehler ausgebessert, siehe Komms.
Zuletzt geändert von Lisa am 16.05.2007, 15:56, insgesamt 4-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 17.05.2007, 17:27

Hallo Lisa,
nachdem bereits so viel über deinen Text geschrieben wurde, kann ich zusammenfassend für mich nur feststellen: Du hast uns hier einen Wortdiamant mit vielen glänzenden Facetten der Liebe geschenkt.
Danke und LG
Manfred
PS: Mein Favorit sind übrigens auch die "blühenden Echsen" in der Hose (lächel).

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.05.2007, 12:21

Liebe Elsa,

:wub:


Lieber Perry,

danke für dein Kompliment.

Und hätte ich bei dir raten müssen! @Echsen ;-)

Wechselwarme Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 19.05.2007, 09:04

Hallo lisa,

nun bin ich schon eine ganze Weile um den Text herumgeschlichen. Auch wenn du gesagt hast "steht doch alles da :) ", mein Verständnis ist da anders.

Da sind einige sehr starke Passagen, die unmittelbar wirken. Die zweite Strophe bringt die Geräusche und das leere Zimmer sehr stark an. Die Kabelage habe ich stellvertretend für einen PC gelesen. Das stehende und laufende Gut für die Elektronik sozusagen.

Dann die flachen Pfützen und überall (kalte) Fische? ein Gewimmel das die Verlassenheit vom Lyrich unterstreicht?

Die Erdbeerstürme sind seltsam. Wenn ich das Bild drehe, sehe ich ein Rudel Wanderameisen, das eine kahle Schneise schlägt, eine Spur der Zerstörung. Andererseits muss ich das so nicht lesen. Erdbeerstürme, die Ameisen töten kann ja auch eine Aufzählung sein.

"Klop stock" ist über meinem Horizont.

Da ist genug Stoff für mehrere Texte drin. Ich nehm den Block für mich mit, der mich am meisten anspricht. Ungefähr so:

Tick vor den Schreibtisch. Tack unterm Wasser. Tick zwischen
der Kabelage. Tack ans Klavier. Tick im kühlen Schrank. Tack und du?

Das geht so verdammt schnell: Eine Weile Tag in der Iris und schon
über der Entscheidung das Gewitter unter den Füßen verloren.

So schön bist du.

Gruß

reimerle

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.05.2007, 08:58

Lieber reimerle,

danke! Ich denke, du hast mit deinem verkürztem Reisegepäck gar nicht so Unrecht - aber zur Zeit haben ich halt meine unangemessen sprengende Phase ;-) (um berühmt zu klingen!)...wie diese Springkrautpflanzen.

Und diese Phase sagt mir halt zurzeit, dass das so wildgewachsen stehen bleiben muss. Aber vielleicht kommt mal eine ganz andere Phase und dann hol ich die Heckeschere raus.

Ich hab gefreut, dass du dich offiziell hier hergedschlichen hast!

Kabelage = pc ja!

Die Ameisen lass ich trotzdem mal hilfestellungsunangetastet :-)

Liebe Grüße,
Lisa
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eva
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Beitragvon eva » 21.05.2007, 10:40

du hast bilder, die ziehen mir die schuhe aus, und in deine sprache könnte ich mich reinlegen. das war jetzt ein kurzer ausschnitt unzensierter bayrischer begeisterung. für die intensive auseinandersetzung, die dieser text eigentlich bedingungslos fordert, fehlt mir leider die zeit. deshalb nur ein paar kurze einwürfe zum drüberschauen:
die zeilenumbrüche sind mir zu gewollt (besonders im ersten absatz)
einige einschübe finde ich überflüssig, sie verläutern mir den text zu sehr (besonders die in () und dieses "Siehst du sie?")
aber ansonsten -
eilige, aber begeisterte grüße
eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.05.2007, 23:12

Hallo Lisa!

Für mich wäre es ein Erzählgedicht.

Der Inhalt ist ohne Frage ein sehr schöner, bei allen Fragen die da auftauchen.

Die Klammern finde ich nicht sehr gelungen, denn da würde ich mir eine Freiheit ohne Klammern wünschen, genauso wie mir die Brechungen doch irgendwie weniger unterstützend zu sein scheinen. Wenn sie absichtlich gewählt sind, sehe ich die Konsequenz der damit verbundenen Aussage nicht.
Deine Kraft spüre ich, aber die Vermittlung des Inhaltes nicht.

'Klop Stock, die Nesseln roden sich gut. Brenn an Lehnchen, brenn gut.',

z.B. ist mir ein Satz, der sich mir weder im Zusamenhang mit der vorherigen Zeile, noch mit der nachfolgenden erschließt.

Diese Aussage, wie auch andere, ist mir zu privat, als daß ich sie irgendwie verstehen könnte.


Lieber Max!

Vieleicht kannst du mir ja diesmal weiterhelfen.

Mit liebem Gruß

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.05.2007, 14:38

Liebe Eva,

danke, so zieh ich natürlich gern jemanden die Schuhe aus! ...hui!

Ich würde mich sehr freuen, wenn du vielleicht doch die Zeit findest, die Klammern noch einmal genauer zu kritisieren, moshe hat sie ja auchangesprochen....vielleicht entdecke ich dabei noch zu große Schwächen. Da die meisten ja Schwierigkeiten hatten, den Text überhaupt lesen zu können, weiß ich nicht, ob die Klammern wirklich zu erklärend sind?

...

Lieber moshe,
danke für deine Kritik, die immer so erfrischend ist!

Ich möchte allerdings unbedingt drauf verweisen, dass der Text nicht von max und mir handelt, ja? In diesem Sinne ist wohl deine Lesart eher das private und nicht der Text :-). Also, dass er nach innen gewendet sein kann, sich nicht genug ums Außen kümmert, ich denke, das hast du schon richtig erspürt - der zweite Schluss dann allerdings, wodurch du auf Max verweist, ist nicht angemessen.

(Vielleicht die richtige Stelle, um es zu verraten: Es müssen nicht einmal Dinge zwischen Mann und Frau sein, die ich in meinen Texten zwischen sie lege...das ist oft nur die Ausdrucksmöglichkeit).

Zum Klopstock: Ich habe hier schon etwas zu geschrieben - auf Seite 1 der Kommentare..vielleicht dient das als Anknäpfungspunkt? Wenn nicht oder ja - frag gerne mehr!

Liebe Grüße,
Lisa
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eva
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Beitragvon eva » 25.05.2007, 22:27

Hallo Lisa,
nur nochmal kurz: die Klammerinhalte wirken auf mich wie "originelle Hinführungen", die ich so nicht brauchen möchte, um dem Wortfluss zu folgen. Manche könnten einfach klammerlos glücklich machen: weil ich dich liebe oder vielleicht auch die 4 Nadeln. Andere halte ich für völlig verzichtbar (Augen spazieren führen, Donner gerührt). Und (Europa) bleibt mir schlicht ein Rätsel.
LG
Eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock


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