Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 18.05.2007, 08:46

Wer nur findet, was er sucht,
Ist vom Schicksalsgott verflucht -
Wer benötigt, was er findet,
Weiß, wie man ihn überwindet!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 18.05.2007, 08:52

überraschende Wege finden
mit dem Schicksal Fangen spielen
gekonnt sich selbst ein Bein stellen
schon vorher wissen, dass es wehtun wird
trotzdem hineinstürzen
festhalten
das Bluten ignorieren
die Scherben auch

verfluchtes Gewissen
es ist immer zu schnell

Max

Beitragvon Max » 18.05.2007, 19:50

In Neuruppin
halten wir noch kurz an
bei deinem Denkmal
dann biegen wir
kurz vor Rheinsberg
(das wir auch nachher nie sahen)
nach rechts

Wie eine Schlange
windet sich der Weg
ins kalte Glück
Zuletzt geändert von Max am 18.05.2007, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 18.05.2007, 20:36

ich sprang in die Ruhr

bei den anschmiegsamen Schlangen
Krokodile bewachten mich im wogenden Schilf
und ich versank wohlfühlig
in der grünen Wiege der exotischen Gedanken

am Ufer erwarteten mich die lauernden Augen
meines geliebten schwarzen Panther
hinter seinen Stäben aus Ästen
sang er noch immer sein Lied

es war der Laubfrosch
der mich wachküsste
er ahnte wohl, dass ich schwamm
im falschen Gebiet

(inspiriert von Tom ;-) )

Gast

Beitragvon Gast » 19.05.2007, 00:19

Aus dem Dunkel
ins Licht des Pfarrgartens
Ein paar Schritte
dann stand ich vor dem
dem alten Tümpel
und es schauderte mich
wenn ich an die
Bildinschrift dachte
C. P. A.S

Eine Wasserlilie
hatte der tote Knabe
noch in der Hand

Culpa Patris Aquis Submersus*
Durch des Vaters Schuld im Wasser versunken.
(„Aquis submersus“ eine Novelle von Theodor Storm)

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 19.05.2007, 01:54

sie reckt ihre hand
nach halmen
immer wieder
und wieder
halme knicken
und knicken
einer nach dem anderen

sie reckt ihre hand
weiter
solange sie
den kopf noch
aus dem moor strecken kann

lianen schlängeln sich
um ihre beine
enger
immer enger
bis
sie loslässt
einen halm in der hand

Max

Beitragvon Max » 19.05.2007, 21:45

Halm
so denke ich ihn mir
hat dunkelblondes Haar
straßenköterblond
sagt er zu Freunden
und meint zu scherzen
und eine graue Haut

Das kommt
natürlich vom Rauchen
und davon
dass er die Tage meidet

Das weiß Halm
wenn er nachdenkt
nachts

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 20.05.2007, 09:55

Er ist Lichttechniker
Nacht für Nacht
Die Sonne ist ordinär
brummt er
und programmiert einen
Gala Glitzerdonner
für die Stars

Sein Glimmen
nimmt keiner wahr
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 20.05.2007, 10:07

wenn man leuchtet
spielt licht
keine rolle

Gast

Beitragvon Gast » 20.05.2007, 10:38

Rollenspiele

Mann und Frau
Mutter / Kind

"Früh übt sich"
garantiert
kein späteres Gelingen

Max

Beitragvon Max » 20.05.2007, 14:27

Gelingen
so dachte er sich
muss im Schwäbischen liegen

Ein kleine Stadt
stellte er sich vor
zwischen Esslingen und Überlingen
vielleicht an einem See

Mit Menschen
die auf historischen Plätzen
unter alten Kirchtürmen wandelten

Deren Gesicht
bei all ihrem Tun
vor Wonne glänzte
Zuletzt geändert von Max am 20.05.2007, 15:20, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.05.2007, 14:51

selten gelingt
was man sich konkret vornimmt
oft hilft
der zufall reichlich nach
auch wenn man nicht
an zufälle
glaubt

Max

Beitragvon Max » 20.05.2007, 15:22

Zu selten
gelang ihm ein Abweg

Die Worte
der Schicksalsgöttinen
(er stellte sie sich hämisch lächelnd vor)
trieben ihn
aufs Ausgretetene zurück

wie der stumpfe Stecken
das siecher werdende Vieh

Er vergaß
auf Zufälle zu hoffen

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 21.05.2007, 21:49

Denke ich an Moira
reißt sie ihren Mantel auf
drunter der Tod
drunter das Herz

Im Alltag
vergesse ich sie
drunter der Tod
drunter das Herz
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste