Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 12.05.2007, 16:53

Rissige Fugen
Heimatbeton
für diese Ranken

In mir wuchern
harte Zeiten

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.05.2007, 17:29

Rezept:

harte Zeiten
weichen
auf
wenn man sie in heiße Worte legt

eingemachte Traurigkeit
haltbar
für die Ewigkeit

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.05.2007, 17:47

harten zeiten ausweichen
kann man nicht
harte zeiten aufweichen
gelingt bisweilen
nimmt man sich selbst
die härte

Nifl
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Beitragvon Nifl » 12.05.2007, 17:59

Bild


Das Wort ist verloren
ein trockenes Blatt im Winter
wenn endlich Regen fiele
versteckten sich die Risse
unter den Pfützen
würden sich besaufen
an den Tränen
würden die Wendungen
vermatschen
nicht ohne Stolz
dem Beton
ihre falschen Blüten zeigen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.05.2007, 20:47

Blütentod

da ging ich in den Garten
und köpfte alle Blumen
warf die fröhlichen Farbgesichter
in den braunen Matsch
nahm eine Schaufel
und schlug
und schlug
drauf ein
bis ich

weinte

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noel
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Beitragvon noel » 13.05.2007, 08:09

Bild
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Max

Beitragvon Max » 13.05.2007, 21:06

Gehör

Hier arbeitet
die kleine Schnecke

Selbst hinter der
Paukentreppe
klingen im Vorhof
noch die Hammerschläge

Mozart
liegt auf dem Amboss

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leonie
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Beitragvon leonie » 14.05.2007, 15:39

Steig in den Bügel
aufs Schallwellenpferd

seine Mähne flattert
den Tönen voran

es trägt dich
gegen den Wind

durch Zeit, Raum
Haut und Herz

auch
zu mir

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.05.2007, 15:46

Und wenn der Gaul
mit mir durchgeht,
ich meinen Ohren traue,
im Wissen,
einer Täuschung zu unterliegen?

Dann war der spontane Impuls
ein schlechter Ratgeber.

Hör auf damit!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.05.2007, 19:38

geh doch endlich
mal durch mit mir
du sturer Esel
ich will lieber galoppieren
nicht diskutieren
bis das letzte Körnchen Wahrheit
mir selbst die Zügel nimmt

Max

Beitragvon Max » 14.05.2007, 21:04

Zügel

Mein Wille
riecht für dich nach Leder
schimmert leicht fettig
quietscht in deine langen Ohren
wenn er sich an deinem
sturen Wollen
reibt

Gast

Beitragvon Gast » 15.05.2007, 02:34

Pferdefuß

Der Geruch des Halfters
nach Jahren noch
kann mich nicht trennen
lass es am Haken im Stall
und
wenn ich morgens erwache
ist mir als hörte ich Wiehern

aram
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Beitragvon aram » 15.05.2007, 07:29

vierundzwanzigtausend klicke

als ich am morgen erwache

relativ unerklärlich

warum manches schlimm ist

obwohl es

erst recht verglichen mit anderem

so gut sein müsste
 

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.05.2007, 08:14

vierundzwanzigtausend blicke

bis ich am abend schlafen gehe

verstehe ich

warum objektiv alles gut ist

obwohl es

subjektiv betrachtet

aussieht wie das ende


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