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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klara
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Beitragvon Klara » 09.05.2007, 12:05

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Zuletzt geändert von Klara am 17.06.2007, 15:30, insgesamt 1-mal geändert.

aram
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Beitragvon aram » 09.05.2007, 15:07

liebe klara!

mir gefällt der text - wobei ich zugebe, die autorin -sozusagen als figur- mitzulesen: im forum ist das ja zwangsläufig so - liefe mir der text zusammenhanglos in freier wildbahn über den weg, würde ich fragen, was er da will, wer da erzählt.

die letzte zeile würde ich streichen, trotz ihrer doppeldeutigkeit, um die es dir möglicherweise gerade geht - doch dass es ein traum ist, ist ja gleich klar... und den klammerausdruck mit seiner extraperspektive finde ich reingepresst - vielleicht eher so (?) -


Mit Papa

Ich bin wieder in der 6. Klasse.
Mein Vater spricht mit mir über eine Art Zukunft.
„Die Schule fällt dir zu leicht“, sagt er.
Es ist kein Tadel, nur eine Feststellung.
„Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“
Ich wundere mich, denn meine Noten sind genau wie ich: durchwachsen.
„Du langweilst dich“, erklärt er.

Dann weiß ich nicht mehr, und es ist_schade, dass ich nicht mehr weiß, was er mir noch gesagt hat, weil es interessant war und ich gern drüber nachgedacht hätte. Aber ich finde all die wichtigen Worte nicht mehr, nur noch das Gefühl.

Normalerweise spricht mein Vater_von der Arbeit. Seine Töchter stehen unter der Kür, als Pflicht, und seine Frauen gehören zum notwendigen Training. Das ist schön, wie ein Kind in seinem Mittelpunkt zu stehen.

Telefonklingeln weckte mich. Es war nicht mein Vater.



- "gehören zum notwendigen training" verstehe ich aber nicht - pflicht / kür / training - klingt bedeutungsvoll, aber ich dringe nicht durch. damit entgeht mir vermutlich wesentliches.


liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Klara
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Beitragvon Klara » 09.05.2007, 15:54

Hallo aram, danke für dein Feedback - schön, dich mal wieder zu lesen .-)

Mit dem Satz in Klammern bin ich auch noch nicht glücklich.

Ich bitte dich, den Text möglichst dennoch in freier Wildbahn zu lesen (da du ja auch so gut wie nichts von der Person hinter "Klara" weißt, dürfte das so schwer doch nicht fallen). Kannst du den Text mal versuchsweise als "Figur" lesen? Der Inhalt ist hier nämlich erstmal zweitrangig. Ich wollte vor allem etwas Technisches probieren (und deshalb steht da auch der letzte Satz, der dir so platt oder redundant vorkommt, wenn ich richtig verstehe?):

Ich wollte probieren, ob es gelingt, von einem gegenwärtigen Traum(gespräch) - Traum ist ja immer Gegenwart, oder? hm... muss ich drüber nachdenken... kann man im Präteritum träumen??... - zu gleiten in gegenwärtiges waches Refletieren über den Traum(vater) hin zum vergangenen Traum - als Traum Vergangenheit und als Vergangenheit ungeträumt, rückblickend aus der Gegenwart durch den Traum ins Vergangene. Deshalb das Doppeldeutige. Spreche ich chinesisch oder gelingt es nicht?

Grüße
Klara
Edit: dein Vorschlag zum Entzerren (oder Entzippen ,-)) der Klammer überzeugt mich nicht.

aram
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Beitragvon aram » 09.05.2007, 16:47

hallo klara,

da du ja auch so gut wie nichts von der Person hinter "Klara" weißt, dürfte das so schwer doch nicht fallen

ich sagte ja auch nicht, dass ich die autorin als person lese, sondern figurativ - ohne vorstellung einer subjekt-figur kann ich den text nicht lesen... .-(

Kannst du den Text mal versuchsweise als "Figur" lesen?

hm, wie soll das gehen ??

Ich wollte vor allem etwas Technisches probieren (und deshalb steht da auch der letzte Satz, der dir so platt oder redundant vorkommt, wenn ich richtig verstehe?)

ja - das technische daran versteh ich nicht, ist mir zu hoch...

kann man im Präteritum träumen??...

ich würde (vorsichtig) ja sagen

Spreche ich chinesisch oder gelingt es nicht?

doch, es gelingt zumindest streckenweise .-)

ob es gelingt, von einem gegenwärtigen Traum(gespräch) [...] zu gleiten in gegenwärtiges waches Refletieren über den Traum(vater) hin zum vergangenen Traum - als Traum Vergangenheit und als Vergangenheit ungeträumt, rückblickend aus der Gegenwart durch den Traum ins Vergangene. Deshalb das Doppeldeutige.


ich verstehe die absicht - finde aber die umsetzung nicht... bleib bitte unbedingt dran, die herausarbeitung dieser zeit - und reflexionsebenen fände ich es wert, gefällt mir sehr

auch auf die auflösung der logik hinter pflicht-kür-training bin ich gespannt - (falls ihr sich entziehen nicht nur an meinem unverständnis liegt)

aram

(p.s. ich hab dich seit längerem vermisst, was allerdings nur an mir liegt, da ich auf meiner seite keinen ausreichenden raum für deine texte -z.b. prosa, die länger als ein paar zeilen ist- bzw. den einstieg in die kommentarstrecken fand)
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l. cohen

Klara
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Beitragvon Klara » 09.05.2007, 17:03

hallo aram,

Zitat:
Kannst du den Text mal versuchsweise als "Figur" lesen?

hm, wie soll das gehen ??

wie eine Tanzfigur. Eine Pirouette von absolut jetzt (schlaf-traum-kind) zu begreifen (nicht-mehr-kind, analysieren) zu rückblick-auf-absolut-jetzt (nicht mehr absolut-jetzt, sondern relativ jetzt). Eins beißt ins andere. Ich hab versucht, einen Zipfel zu erhaschen.

Zitat:
Ich wollte vor allem etwas Technisches probieren (und deshalb steht da auch der letzte Satz, der dir so platt oder redundant vorkommt, wenn ich richtig verstehe?)

ja - das technische daran versteh ich nicht, ist mir zu hoch...

Ich habs eben versucht zu erklären.

Zitat:
kann man im Präteritum träumen??...

ich würde (vorsichtig) ja sagen

Ich würde vorsichtig nein sagen ,-)

ich verstehe die absicht - finde aber die umsetzung nicht... bleib bitte unbedingt dran, die herausarbeitung dieser zeit - und reflexionsebenen fände ich es wert, gefällt mir sehr

ja, ich bleib dran .-)

auch auf die auflösung der logik hinter pflicht-kür-training bin ich gespannt - (falls ihr sich entziehen nicht nur an meinem unverständnis liegt)

das ist gar nicht so geheimnisvoll. Es ist der Gegensatz Traumvater - Realvater. Der Traumvater ist zugewandt. Der Realvater ist abgewandt und hat klare Prioritäten: zuerst der Beruf (Kür), wo er glänzen kann; dann die Kinder, für die er verantwortlich ist (Pflicht), dann die Frau(en), deren Anwesenheit notwendig ist - wegen der Kinder, wegen des Status, wegen der nur so teilweise gelingenden Verdrängung von Einsamkeit. "Training" ist vielleicht nicht so ein passender Begriff, aber ich wollte in dem Tanzbild bleiben, Eiskunstlauf, weißt du, deshalb auch "Figur". Aber ich fürchte, das wird jetzt sogar für dich zu kryptisch...

hab dich auch vermisst.

Klara

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Beitragvon leonie » 09.05.2007, 17:08

Liebe Klara,

mich hat Dein Text sehr berührt mit seiner Sehnsucht nach einem zugewandten Vater. Auch, dass so ein gespräch schon den Wunsch nach Zuwendung erfüllen würde (nicht eine Umarmung, ein Kuscheln, sondern ein gespräch über die Schule), da zeigt sich für mich, wie arm das lyr Ich in dieser Hinsicht ist.

Ich fand nur diese Stelle nicht ganz klar formuliert:

normalerweise spricht mein Vater nur von der Arbeit – seine Töchter stehen unter der Kür, als Pflicht, und seine Frauen gehören zum notwendigen Training)


Vielleicht: Seine Töchter, sind Pflicht, nicht Kür, und seine Frauen...

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon aram » 09.05.2007, 17:13

kann man im Präteritum träumen??...


ich würde (vorsichtig) ja sagen


Ich würde vorsichtig nein sagen ,-)


(aber für 16 minuten war es wahr)

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Beitragvon Pjotr » 09.05.2007, 17:32

Hallo,

an dem Text fällt mir nichts verbesserungswürdiges auf. Nach dem ersten Lesen erschien er mir klar, nach dem zweiten kristallklar. Damit meine ich sowohl den emotionalen Inhalt als auch die technischen Zeitebenen. Höchstens "Training" könnte, wenn es denn sein muss, genauer umschrieben werden, aber ... muss nicht wirklich, meine ich.

Ich empfinde den Text als fesselnd und originell strukturiert.


Salve

Pjotr (Literatur-Laie)

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Beitragvon Klara » 09.05.2007, 22:36

Freut mich sehr, Pjotr.

freut mich.

sehr.

Gute Nacht!
Klara (Amateurin)

Sam

Beitragvon Sam » 10.05.2007, 07:20

Hallo Klara,

Klara (Amateurin)

Kleines Understatement, oder? ,-)

Mir geht es wie Pjotr. Einmal gelesen, noch ein wenig gegrübelt, dann aber wird die Sache recht klar. Hier wird ein Vater geträumt, der eine Form von Aufmerksamkeit an den Tag legt, die über das Alltägliche hinausgeht, die sich nicht im Allernotwendigsten erschöpft, weit über die reine Pflicht hinaus. Ein Vater, der in der Realität eben genau so nicht war.

Kindersehnsüchte, die sich irgendwann erfüllen. Zu spät. Und nur im Traum.

Gefällt mir sehr gut!

Liebe Grüße

Sam

Klara
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Beitragvon Klara » 10.05.2007, 09:01

Hallo Leonie,

danke für dein Lesen.
mich hat Dein Text sehr berührt mit seiner Sehnsucht nach einem zugewandten Vater. Auch, dass so ein gespräch schon den Wunsch nach Zuwendung erfüllen würde (nicht eine Umarmung, ein Kuscheln, sondern ein gespräch über die Schule), da zeigt sich für mich, wie arm das lyr Ich in dieser Hinsicht ist.

So ein Gespräch wie das geträumte (von dem die Ich-Erzählerin leider den größten Teil vergessen hat) wäre ja nicht nur eines über Schule, sondern über das, was wesentlich der Tochter entspräche, damit sie sich entfalten und ihren Anlagen gerecht werden kann - wäre also bedeutsamere Zuwendung als ein Streicheln übern Kopf oder eine flüchtige Umarmung. Das Sprecher-Ich ist ja nicht drei Jahre alt, sondern in der sechsten Klasse.


Hallo Sam,
das freut mich, was du sagst ,-)


Zitat:
Klara (Amateurin)


Kleines Understatement, oder? ,-)


Ein Amateur (franz. für „Liebhaber“) ist eine Person, die - im Gegensatz zum Profi - eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen.

Unter Beruf hingegen versteht man diejenige institutionalisierte Tätigkeit, die ein Menschfür finanzielle oder herkömmliche Gegenleistungen oder im Dienste Dritter regelmäßig erbringt. Im Allgemeinen dient die Ausübung eines Berufes der Sicherung des Lebensunterhaltes.

[merci wikipedia]

So gesehen, weniger Understatement als ökonomische Realität für viele Schreiber - egal, ob "Profis" (im schreibtechnischen Sinne), Amateure oder Anfänger, egal, ob publizistisch tätig oder nicht. Außerdem betonen doch manche Schreiberinnen hier im Forum so sehr den nicht-professionellen Charakter ihres Schreibens, umarmen mit dieser Haltung gleich alle anderen mit, ob diese anderen wollen oder nicht - und machen die so Umarmten lächerlich, die mehr wollen als Feierabendschreiben, als wäre das irgendwie ungehörig. Ist es ja auch ,-)

(Ich mag den Begriff "Amateur"...)

Herzlich
Klara


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