Im Labyrinth

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 07.05.2007, 21:37

Im Labyrinth

Gerade
zeigst du zum Ausgang

Doch ich will den Baumwegen folgen
mich in Zweigen verlieren
atmen
was wieder grünt*


Das ist ein kleiner Versuch, der einem der vielen wundervollen Bilder Orits entstammt, will nur testen, ob es auch so taugt.

*geändert: "wenn es" zu "was" - merci an Leonie
auch geändert: "grünt" zu "wieder grünt", danke an Carl
Zuletzt geändert von Max am 12.05.2007, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.05.2007, 21:46

Lieber Max,

mir gefällt das gut und ich habe gleich Bilder vor Augen. Ich verstehe nur das "er" in der letzten Zeile nicht und lese eher "was grünt".

Liebe Grüße

leonie

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 07.05.2007, 21:46

Hallo Max,

finde ich für eine Kurzskizze nicht schlecht, aber das "er grünt" geht mir quer. Vermutlich wegen dem Plural in Wegen und Zweigen. Das suggeriert mir ein größeres Bild als nur ein dichtes Geäst.

"Gerade.. zum Ausgang" gefällt mir sehr, regt zur Frage an, ob da nicht irgendwas mit "abbiegen" gehen könnte, oder wär das schon zu offensichtlich spielerisch?

Hat mir jedenfalls gefallen

reimerle

Max

Beitragvon Max » 07.05.2007, 21:54

Liebe Leonie, liebes Reimerle,

ihr habt recht .. ich habe den Baum da mi gedacht. Mal schauen, ob mir flink was anderes einfällt.

Lieber/s Reimerle,

ich bin ja für Speilerisches oft zu haben, aber ich verstehe die Frage

"Gerade.. zum Ausgang" gefällt mir sehr, regt zur Frage an, ob da nicht irgendwas mit "abbiegen" gehen könnte


nicht *lach*.

Danke für die Blitzantwort.

Liebe Grüße
max

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 07.05.2007, 21:58

Hallo Max

Ich finde Grundidee und Aussage (so wie ich sie verstehe) sehr schön.

Aber Reimerle hat Recht. ER grünt wirkt unpassend wegen der Mehrzahl der Wege und Zweige. Ich dachte erst, da müsste "es grünt" stehen.

Schönen Abend

Jürgen

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 07.05.2007, 22:00

Hi Max

da hast Du schneller getippt :lachen0023: .

"Es grünt" gefällt Dir nicht?

MfG

Jürgen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 07.05.2007, 22:00

Hallo Max,

Gerade
zeigst du zum Ausgang

doch ich will abbiegen
auf Baumwege

so war das gedacht mit dem "gerade" und dem "abbiegen".

gruß

Reimerle

Max

Beitragvon Max » 07.05.2007, 22:02

Lieber Reimerle,

ah, danke, ich war da wohl etwas schwer von Begriff.

Das ist in der tat einen Gedanken wert.

Liebe Grüße
max

Max

Beitragvon Max » 08.05.2007, 13:58

Lieber Jürgen,

"es grünt" geht sicher genauso. "Was grünt" bringt einfach eine zusätzliche Bedeutung in den Text, darum habe ich das gewählt.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 09.05.2007, 13:57

Hallo Max,
Labyrinth ist ja ein Begriff, mit dem sich gut mehrdeutig spielen lässt. Ich frage mich deshalb, warum du neben dem bekannten Wegproblem (gerade zum Ausgang oder den Baumwegen folgen), keine andere bzw. zusätzliche Sicht eingebaut hast. Das Du und Ich wäre doch ein guter Ansatz für eine 2. Denkebene.
Vorschlag:
Im Labyrinth

Gerade
zeigst du zum Ausgang
doch ich will
den Baumwegen folgen

mich nicht
in den Zweigen verlieren
mit denen du
grün lächelnd winkst

LG
Manfred
PS: Vermutlich bin ich aber nur betriebsblind und habe mich selbst im Wortlabyrinth verrannt.

Peter

Beitragvon Peter » 09.05.2007, 19:56

Lieber Max,

ich finde die Zeilen sehr bildreich. Ein Lebens-Gegenentwurf steckt darin, einer zwischen Ordnung und... Natur. Andrerseits auch etwas... vielleicht zwischen Leben und Tod. Der "Engel", ich glaube man darf an einen Engel denken, zeigt auf den Ausgang, aber der Mensch... Vielleicht steckt sogar eine Theorie in deinem Text, die heißt: Ich will lieber klein sein! Da ist der Ausgang, der Rahmen, ein großer Rahmen - ich aber verliere mich lieber ins Kleine, weil dort zu atmen ist - das Grün.

Dein Text spielt mit vielem.

Und das über wenige Zeilen.

Liebe Grüße,
Peter

Max

Beitragvon Max » 09.05.2007, 22:04

Lieber Peter,

hab Dank für Deinen Kommentar. Was mir gefällt: die Bilder dieses kleinen Gedichts scheinen auch
außerhalb des konkreten Bezugs, in dem es entstanden ist

(siehe Orits schönes Foto:
http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=5085)

Assoziationen weckt. Ansosnten muss ich wohl zugeben, dass ich - anders als manchmal bei anderen Gedichten - dieses Gedicht auch mit dem augenzwinkernden Gedanken: "Schaun mer mal, was die Kommentare so ergeben" gepostet haben. Diese übertreffen nun manchmal das Gedicht ...

Liebe Grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 09.05.2007, 22:13

Lieber Perry,

Deine Version wirft einen anderen Aspekt auf. Wenn ich das recht verstehe, will sich Dein lyr. Ich nicht verlieren, während das meine dies sehr wohl möchte, weil es nur über die kleinen Verästelungen an die Stellen kommt, wo es grünt und weil es vielleicht auch eine Skepsis gegenüber allem allzu geraden hat und ahnt, dass der Reichtum im Detail steckt .. nun ja, so könnte man denken ;-).

Liebe grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2007, 01:25

Hallo Max,

das gefällt mir sehr gut und es funktioniert auf jeden Fall auch ohne das tolle Bild von Orit.
Man sieht alles vor sich. Besonders mag ich, dass das LI ganz bewusst seinen eigenen, schwereren Weg gehen möchte, genau weiß, dass es sich verirren könnte, aber eben die Hürden in Kauf nehmen will, um sich am Grün zu erfreuen, das Leben zu atmen, auch wenn es eben nicht geradeaus geht. Es hat etwas Rebellisches,-)
Sehr gern gelesen.
Saludos
Mucki


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