Die mit den Rehen flüstert

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
no-name

Beitragvon no-name » 06.05.2007, 08:21

„Guck Dir das arme Ding an“, sagt meine Kollegin Marina mitleidig. Sie steht im offenen Türrahmen unseres Büros und guckt hinaus auf die Wiese. Ich gähne, die heiße abgestandene Luft im Büro hat mich müde gemacht.
„Was ist denn?“
„Nun steh’ doch mal auf und komm her, Sandra!“ Marinas Stimme wird drängender, „wann sieht man schon mal ein Reh so nahe?!“
„Ein Reh?“ frage ich begriffsstutzig.
„Na, ein Elefant sieht anders aus!“ grinst sie.
Ich schlurfe barfuss zu ihr rüber und tatsächlich, sie hat nicht gelogen. Ein junges Reh, rennt panisch etwa zehn Meter von uns entfernt am Zaun entlang, immer wieder läuft es hin und her. Verzweifelt sucht es den Ausgang, den es nicht mehr finden kann. Es hat sich eingesperrt.
Ich schlüpfe in meine Latschen und gehe an Marina vorbei, die mir interessiert zusieht. Langsam bewege ich mich auf das in Panik erstarrte Reh zu. Dabei rede ich beruhigend auf das verschreckte Tier ein. Es bleibt tatsächlich stehen, zittert aber immer noch am ganzen Körper wie Espenlaub. Ich nähere mich bis auf einen Meter an das Tier und bleibe stehen. Wir sehen uns gegenseitig in die Augen.
’Das ist einer von diesen magischen Momenten, wie es im Leben nur ganz wenige gibt’, denke ich und mein Herz schlägt so laut, dass ich befürchte, das Reh wird schon deswegen jeden Moment angstvoll davon springen, aber es bewegt sich noch immer kein Stück vom Fleck. Wie angewurzelt steht es vor mir und sieht mich an. Es zittert jetzt auch nicht mehr. Hört es mir etwa zu? Die glänzenden schwarzen Augen blicken mich erwartungsvoll an. Ich weiß nicht mehr, was ich dem Tier alles gesagt habe, bis ich mich irgendwann immer noch aufreizend langsam an dem Tier vorbeibewegt habe in Richtung des Ausgangs. Es ist unglaublich, aber das Reh folgt mir, ebenfalls langsam, sich meinem Tempo anpassend. Am schmalen Ausgang zur Wiese angekommen, öffne ich das Gatter noch ein Stückchen weiter, damit dem Tier bewusst wird, dass diese Stelle der Ausgang in die Freiheit ist. Es macht ein schnaubendes Geräusch, so als würde es niesen und senkt den Kopf ein bisschen, allerdings nicht, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
„Was bist Du für ein kluges und schönes Tier“, murmele ich leise. Stolz hebt das Reh den Kopf und schreitet langsam und ohne Hast an mir vorbei, durch das offene Gatter. Nach einigen Schritten bleibt es stehen und sieht sich nach mir um. Dann wendet es den Kopf wieder in Richtung des Waldes und springt davon.
Ich sehe ihm seufzend nach. Die Anspannung fällt von mir ab.
Aus dem Fenster des Nebenbüros ruft meine Kollegin Michaela:
„Ich wusste gar nicht, dass wir eine “Rehflüsterin“ unter uns haben!“
Alles lacht und mir wird erst jetzt bewusst, dass mich meine sämtlichen Kollegen die ganze Zeit aus den offenen Fenstern beobachtet haben müssen.
“Na, toll…“, denke ich, jetzt habe ich einen neuen Spitznamen, den ich mir mit Sicherheit noch monatelang anhören darf...

Sam

Beitragvon Sam » 06.05.2007, 10:41

Hallo no-name,

erstmal ein herzliches :welcome:

Ich nehme an, der Text da oben erzählt etwas, das du selber erlebt hast. Anders kann zumindest ich mir seine Entstehung nicht erklären. Weil als fiktionales Prosastück wäre es doch von ziemlicher Banalität, oder?


Liebe Grüße

Sam

no-name

Beitragvon no-name » 06.05.2007, 12:07

Hallo Sam,

zuallererst einmal danke für deinen Kommentar.

Ja, ich habe das von mir Beschriebene selbst erlebt, aber ist das für den Text an sich nicht schnurzegal?

Wenn du meine Zeilen als "fiktionales Prosastück ziemlich banal" findest, dann ist das deine Meinung, die ich als solche respektiere, aber nicht teile, denn ich finde meinen Text nicht banal.
Es würde mir helfen, wenn du mir erklären würdest, was an der vonmir beschriebenen Situation für dich "banal" ist"?
Hättest du geschrieben, dass dich mein Text nicht anspricht, nicht berührt und vor allem, warum dies so ist, dann hätte ich mit deinem Kommentar mehr anfangen können. Schade.

Freundliche Grüße von no-name.

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 06.05.2007, 13:42

Hey no-name,

schön, dass du ein bisschen Wind in die Prosaecken bringst.

Ein Reh verläuft sich in einen Garten und wird von der Protagonistin befreit. So gelesen muss ich Sam Recht geben. Ein bisschen musste ich an eine Walt Disney Inszenierung denken (besonders hier: Nach einigen Schritten bleibt es stehen und sieht sich nach mir um. Dann wendet es den Kopf wieder in Richtung des Waldes und springt davon.)
Andererseits hatte ich auch schon so ein ähnliches Erlebnis und kann dieses verwirrende (archaische?) Gefühl viel mehr in den Augen zu sehen als das Braun (unterstelle ich jetzt einfach mal), gut nachempfinden. Allerdings könnte die Hilfestellung für den Leser in diese Richtung schon noch ein bisschen intensiviert werden (falls du überhaupt in dahin möchtest).
Ansonsten überleg dir mal, was du eigentlich mit dem Text willst? Was ist deine Intention? Was sollte die Prämisse sein? Wo ist der Konflikt? Die Krise? Und alles, was nicht zur Beantwortung obiger Fragen beiträgt -> rausschmeißen!

zB.
" Ich schlüpfe in meine Latschen und gehe an Marina vorbei, die mir interessiert zusieht."

oder
„Ich wusste gar nicht, dass wir eine “Rehflüsterin“ unter uns haben!“
Alles lacht und mir wird erst jetzt bewusst, dass mich meine sämtlichen Kollegen die ganze Zeit aus den offenen Fenstern beobachtet haben müssen.
“Na, toll…“, denke ich, jetzt habe ich einen neuen Spitznamen, den ich mir mit Sicherheit noch monatelang anhören darf...


Auch in diesem Text viel zu viele Adjektive.

LG
Nifl


Das habe ich mal gelesen (nur als Anregung. Und glaube nicht, da gäbe es nichts zu nifln)
Im nächsten Moment sahen wir uns in die Augen, Ihr Blick war klar und direkt. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich sah in die sanften schwarzen Augen der personifizierten Natur. Dann geschah etwas in meinem Inneren, und ich spürte, daß es meine eigenen Augen waren, die mich ansahen. Die Grenze zwischen mir als Mensch und der Hirschkuh als Tier löste sich auf, wir waren
eins. Ich war Jäger und Beute zugleich. Das war tatsächlich so, ich habe es mir nicht bloß eingebildet. Es war unendlich viel stärker als meine Einbildungskraft. Ich war auf jeder Ebene meines Wesens mit diesem Tier verbunden, vom kleinsten Molekül bis in die Tiefen meiner Seele. In diesem Augenblick wurde der Fluch meiner verdammten Rationalität von mir genommen, meines immerwährenden Bedürfnisses, alles logisch zu erklären, in allem ein Symbol zu sehen. Es war ein Augenblick reiner, konzentrierter Existenz.
Meine Hand bewegte sich zum Abzug, ohne daß ich darüber nachgedacht hätte. Es war alles Teil des gleichen Energiestroms, der mich mit der Hirschkuh verband. Alles war natürlich und richtig, denn ich spürte in mir beide Seiten des Geschehens. Ich war bereit zu töten, und ich war bereit getötet zu werden. Es war alles Teil eines einzigen Kontinuums, eines einzigen Gleichgewichtes.


Aus "Das weiße Land der Seele" von Olga Kharitidi
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Charly

Beitragvon Charly » 06.05.2007, 14:23

Hallo no-name,

willkommen hier im Forum!

:welcome:

Zu der Geschichte.

Was ist eigentlich das Besondere an diesem Text?
Warum sollte er erzählt werden?

Selbstredend - wie oft bekommen Großstädter ein Reh zu sehen! Und dann auch noch so nah.
Aber haben wir nicht alle schon mal eine Meise aus dem Wohnzimmer dirigiert? Einen Igel von einer stark befahrenen Straße gerettet?
Es ist aber nichts dabei passiert - Gott sei Dank. Oder auch nicht.
Denn dann hätten wir etwas, von dem wir erzählen könnten.
Was ist passiert als du diesem Reh ermöglicht hast das Tor in die Freiheit zu finden?
Ist in dir persönlich etwas passiert?
Hat sich deine Einstellung zu etwas geändert?
Dann erzähl uns davon.
Oder hat sich dein Chef gefreut, und hat dir eine Gehaltserhöhung gegeben, obwohl du ihn sonst immer umsonst versucht hast dazu zu überreden?

Sam

Beitragvon Sam » 06.05.2007, 14:40

Hallo no-name,

Ja, ich habe das von mir Beschriebene selbst erlebt, aber ist das für den Text an sich nicht schnurzegal?

Ist es nicht. Denn gerade beim Selbsterlebten erliegt man schnell der irrigen Vorstellung (und ich glaube, das ist hier der Fall), die reine, möglichst detaillierte Nacherzählung könnte in dem Leser dasselbe auslösen, was man selber in jener Situation empfunden/gedacht hat.

Es würde mir helfen, wenn du mir erklären würdest, was an der vonmir beschriebenen Situation für dich "banal" ist"?

Ich halte die ganze Geschichte für banal, u.a. aus oben genannten Gründen. Literatur entsteht dort, wo sich Aussen- und Innenwelten begegnen, wo sie kollidieren, ineinandergreifen und durch das Aufschreiben in einen Dialog gezwungen werden. Davon kann ich in deinem Text nicht die Spur erkennen. Deswegen ist er für mich nichts weiter, als ein netter Tagebucheintrag, und hat als solcher auch durchaus seine Berechtigung. Ansprüchen, die darüber hinausgehen, kann er allerdings nicht gerecht werden.

Liebe Grüße

Sam

no-name

Beitragvon no-name » 06.05.2007, 16:07

Hallo Nifl,

mmmh, danke, frischer Wind ist manchmal sicher gut, aber momentan frage ich mich gerade ernsthaft, ob ich hier im blauen Salon richtig bin. Ich meine, es ist ja schön, wenn man prompte Reaktionen auf einen neu eingestellten Text bekommt, ich habe nur das ungute Gefühl, dass es mir hier zu - wie soll ich sagen - "elitär" zugeht.

Was bitte wird denn hier erwartet? Bitte nicht falsch verstehen, denn ich habe überhaupt nichts gegen konstruktive Kritik, ich werde nach und nach sicher auch darauf eingehen...
Auch habe ich null gegen Textarbeit und bin immer daran interessiert, mich zu verbessern - leider habe ich langsam das ungute Gefühl, dass hier eine Messlatte angelegt wird, die Autoren, die nur "unterhalten" wollen, gar nicht erfüllen können. Kann das sein?

Mein Text "Die mit den Rehen flüstert" wurde in einem anderen Forum völlig anders aufgenommen. Das muss natürlich nichts heißen, die Reaktionen hier verwundern mich gerade im Vergleich aber doch - das muss ich zugeben. Ich bin überrascht, nichts weiter...

Nichts gegen deinen Textvorschlag, Nifl, aber so schreibe ich nicht, und das habe ich auch nicht empfunden. Es ist ein guter Text, keine Frage, und ich bin dir auch dankbar, dass du ihn mir zum Lesen zur Verfügung gestellt hast, aber ich fange jetzt nicht an, jedes Wort meines Textes infrage zu stellen... ;-)

Dass ich nach deiner Meinung zu viele Adjektive benutze... okay, darüber werde ich nachdenken müssen- das kann ich annehmen und versuchen, dies zukünftig zu vermeiden.

Danke für deinen Kommentar und die konstruktive Kritik.

Freundliche Grüße von no-name.

no-name

Beitragvon no-name » 06.05.2007, 16:11

Hallo Charly,

auch an dich danke fürs Lesen und deinen Kommentar.

Sorry, aber deine Fragen beantwortet mein Text gröstenteils deswegen nicht, weil dein Ansatz ein völlig anderer ist, als meiner.

LG von no-name.

no-name

Beitragvon no-name » 06.05.2007, 16:19

Hallo Sam,

wir reden aneinander vorbei: Für die Qualität meines Textes, - so da denn eine wäre, - ist es nach meinem Empfinden völlig egal, ob ich das Beschriebene selbst erlebt habe oder nicht.

Denn gerade beim Selbsterlebten erliegt man schnell der irrigen Vorstellung (und ich glaube, das ist hier der Fall), die reine, möglichst detaillierte Nacherzählung könnte in dem Leser dasselbe auslösen, was man selber in jener Situation empfunden/gedacht hat.


Sorry Sam, aber hier liegst du - zumindest in meinem Fall - absolut falsch, denn so denke ich nicht. Das versichere ich dir.

Wenn du meinen Text als "netten Tagebucheintrag" empfindest, dann ist das gut so, immerhin! Ich weiss nicht, ob du das verletzend gemeint hast, denn so könnte man das durchaus empfinden, mich stört das ehrlich gesagt nicht die Bohne!
Gibt es denn hier im Blauen Salon eine Rubrik für "Tagebucheinträge"? Falls ja, dann bitte ich den Moderator, meinen Text dahingehend zu verschieben...

Es grüßt mit Verbeugung...

no-name.

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 06.05.2007, 16:53

Hallo no-name.

Nun ä ja. Ich denke es zeichnet den Salon aus, keine Anstalt zum gegenseitigen Beklatschen zu sein. Es ist doch sehr wertvoll, wenn man zu seinem Text verschiedene Sichtweisen bekommt? Ich bin auch eher ein Freund von unterhaltender Literatur. Diese Gattung sollte jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Es gibt ein großes Portfolio an Gesetzmäßigkeiten, die es zu lernen und zu beachten gilt. Wir wollen uns verbessern (interdisziplinär), an Texten kneten und sie aus allen Windrichtungen begutachten. Ich kenne auch niemanden hier, von dem ich schreiben könnte, er sei gut genug, dass er sich zurücklehnen könnte. Letztlich entscheiden die Verlage. Versuche vielleicht, dich ein Stück weit von deinem Text zu distanzieren und ihn wie ein Außenstehender zu betrachten. Ich würde mich freuen, wenn du bliebest und noch mehr Texte kritisierst und einstellst.

LG vom
Klugscheißernifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 06.05.2007, 17:05

Hallo no-name,
ich habe die Diskussion hier verfolgt, und frage mich schon auch, was du eigentlich mit deinem Text beim Leser auslösen wolltest. Du schreibst:
die Autoren, die nur "unterhalten" wollen, gar nicht erfüllen können.

Den Leser unterhalten, im Sinne von ihm eine Geschichte erzählen, die keinerlei tieferen philosophischen oder psychologischen Ansatz verfolgen soll, sondern sich rein im alltäglichen, "banalen" Alltag abspielt, ist meiner Ansicht nach nicht einfach. Genau hier ist es besonders wichtig sprachlich den Leser in den Bann zu ziehen und ihm das Gefühl zu vermitteln an etwas besonderem Anteil nehmen zu können.
Genau das vermisse ich an deiner Geschichte.
Du scheinst dir mit deinem Text sehr sicher zu sein. Hast du ihn reingestellt, um noch daran zu arbeiten, oder um positive Kritik zu bekommen? Die du, soweit ich dich verstanden habe, ja schon in einem anderen Forum bekommen hast. Mir ist nicht ganz klar, was du erwartest.

liebe Grüße smile

Charly

Beitragvon Charly » 06.05.2007, 17:39

Hallo no-name!

Von mir sind hier noch keine Texte wohlwollend aufgenommen worden.

Und das ist gut so.


Ich war einmal in so einem Forum. Da verliert man nur Zeit, ohne konstruktiv an seinem Text arbeiten zu können.
Es gibt eine so genannte "Betriebsblindheit" eigenen Texten gegenüber. Selbstverständlich musst du nicht alles 1:1 übernehmen. Aber nachdenken darüber dürfte auch nicht schaden.
Ich habe bisher immer Nutzen aus den Bemerkungen ziehen können.

Was Elite anbelangt ... Ich kenne da ein Forum, da bekämst du Tränen in die Augen, wenn du dort solch einen Text einstellen würdest.

Also - nix elitär hier. Ehrlich, helfend, konstruktiv.

Blöde Frage - hast du schon was veröffentlicht?

Sam

Beitragvon Sam » 06.05.2007, 18:28

Hallo no-name,

Ich weiss nicht, ob du das verletzend gemeint hast, denn so könnte man das durchaus empfinden

Es geht hier um Texte, und die sind ja glücklicherweise unverletzlich.

Nichts liegt mir ferner, als hier jemanden verletzen zu wollen. Aber ich glaube, dass der Leser, durch die Zeit, die er sich nimmt, einen Text zu lesen und darüber nachzudenken, sich das Recht erwirbt, seine Meinung dazu zu äußern - wie immer die auch ausfällt.

LG

Sam

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6788
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 06.05.2007, 21:11

Hallo Charly,

Du hast mich neugierig gemacht; wirst Du sagen, wie jenes tränentreibende Forum heißt?


Hallo Sam,

ich glaube schon, dass ein Text -- sozusagen -- verletzlich sein kann; er ist meines Erachtens ein Fragment derjenigen Seele, die ihn geschaffen hat; solange ein Text mit seiner urhebenden Seele verbunden ist, ist er Seelenbestandteil und nicht vom verletzlichen Ganzen trennbar; erst wenn das Werkstück sich abkoppelt, verliert es Seele und Verletzlichkeit. Aber dann ist es auch kalt und egal. (Falls das jetzt zu geschwollen klang; ich bin kein Esoteriker!) -- Kurzum: Die These, ein Werk sei emotional getrennt von seinem Urheber kritisierbar, halte ich für eine Illusion, denn der Urheber bedingt sein Produkt; das wäre meiner Meinung nach so, als würde etwa der Regen gutgeheißen, während seine Nässe bemängelt würde.


Hallo No-Name,

ich finde Charlys und Sams Kritik an Deinem Text berechtigt. -- Nebenbei: Während in anderen Foren vorwiegend Lobeshymnen als Freundschaftsdienst gelten mögen, sind es hier, glaube ich, eher die detailierten Kritiken, die als Freundschaftsdienst angesehen werden. Zumeist jedenfalls, hehe. Das kann zwar gelegentlich frustrierend sein, das kann mir keiner verleugnen, aber der Lerneffekt bringt wiederum langfristig umso gesteigerte Erfolgserlebnisse, will ich behaupten.


Cheers

Pjotr
Zuletzt geändert von Pjotr am 06.05.2007, 21:14, insgesamt 1-mal geändert.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste