Lied für einen Einzelgänger

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Perry

Beitragvon Perry » 26.04.2007, 22:30

Lied für einen Einzelgänger


Er ist stark
keine Last scheint zu schwer
selten kann ihm
ein Hindernis widerstehen

manchmal auch stur
nachtragend bis in den Tod
zerschlägt er
schon mal Porzellan

meist aber weise
äußerst feinfühlig
trägt er den Strahl der Sonne
auf dem Rücken

Er ist der Elefant in mir


Vor der Basilika Santa Maria in Rom steht eine Elefantenstatue mit einem Obelisk auf dem Rücken.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Bernini-Elefant.jpg

Max

Beitragvon Max » 26.04.2007, 22:58

Lieber Manfred,

mir gefällt dieser Hymnus auf den Elefanten, den ich aber gerade angesichts des von Dir verlinkten Fotos vor allem als ein Lied auf den Elefanten auf dem Bild lese. Hätte ich dieses Foto nicht gesehen, hätte ich mich sicher mehr von der letzten Strophe

Er ist der Elefant in mir


leiten lassen. So aber wünschte ich mir vielleicht einen noch stärkeren Bezug zu dem "in mir" - ich will gerne wissen, was ihn zu einem speziellen Elefanten macht, zu dem Elefanten in Dir.

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 26.04.2007, 23:37

Hallo Max,
dieser Text soll in erster Linie eine Selbstbetrachtung sein, eben des Elefanten in meinem Wesen. Das Bild ist nur zur Untermalung der letzten Strophe mit dem Sonnenstrahl (Obelisk) auf dem Rücken gedacht.
Freut mich sehr, dass dich der Text ansprechen konnte.
Danke und LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.04.2007, 14:00

Hallo Manfred,

dein Gedicht gefällt mir sehr gut. Es hat so etwas Ehrliches und auch Stolzes, wiederum auch Nachdenkliches in sich.

Die letzte Zeile:

Er ist der Elefant in mir

würde ich kürzen auf:

Er ist in mir.

Das hat etwas so Hoffnungsvolles und Lebensbejahendes. Dass du den Elefant meinst, geht aus deinen Zeilen hervor. (Auch ohne Bild. Auch das Licht auf dem Rücken verstehe ich sofort ohne Bild) Ich sehe es so richtig vor mir,-)
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.04.2007, 16:53

Lieber Manfred,

Ich habe eine Frage zum Titel. Elefanten sind meines Wissens keine Einzelgänger, sie haben eine Herde, die halten wie Pech und Schwefel zusammen.

Daher würde ich Elefantenlied als Titel anregen oder wie ein Elefant.

Bis auf die 3. Strophe lese ich Altbekanntes. Ohne Bild könnte ich diese jedoch nicht verstehen.
Und den Bezug, das LI trägt ihn in sich, finde ich daher auch nur in den Str. 1 und 2. Das sind ja Charakteranlagen, die auch für Menschen vorstellbar sind.
Aber einen Sonnenstrahl auf dem Rücken tragen, verzeih, das kann ich als Charakterisierung leider so nicht nachvollziehen. Ja, Licht im Herzen oder im Blick, aber auf dem Rücken?

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 27.04.2007, 20:08

Hallo Mucki,
ein wenig hat wohl jeder etwas von einem Elefanten in sich, sonst könnten wir das Leben kaum meistern. Deinen Vorschlag werde ich gerne überdenken, vielleicht in der Form: "Er ist auch in mir."
Danke für deine Einschätzung und LG
Manfred

Hallo Elsa,
eine Elefantenherde ist ein Matriarchat, männliche Elefanten werden mit ca. 12 Jahren ausgestoßen und dürfen sich nur noch in der Brunstzeit nähern, deshalb der Einzelgäner.
Das Bild mit dem Sonnenstrahl (Obelisk ist ein versteinerter Sonnenstrahl) kann z.B. bedeuten, dass auch das Tragen der Lebenslast Freude (Sonne) bereiten kann.
Danke für dein Interesse und LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.04.2007, 20:38

Lieber Manfred,

Das wusste ich nicht, daher sieht es nun anders aus mit dem Titel. Danke für die Erklärung.

Das Bild mit dem Sonnenstrahl (Obelisk ist ein versteinerter Sonnenstrahl) kann z.B. bedeuten, dass auch das Tragen der Lebenslast Freude (Sonne) bereiten kann.
Nun, das ist sehr positiv gesehen, daher wohl in Verbindung mit weise und feinfühlig und von dir als Charakteranlage betrachtet.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 28.04.2007, 11:05

Hallo Elsa,
ja es ist ein Wesenszug, den man sich als Alleinerziehender (Einzelkämpfer) zulegt, um die Freude am Leben nicht zu verlieren (lächel).
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.04.2007, 11:30

Lieber Manfred,

Ich verstehe voll und ganz.
Unter diesem Aspekt sehr, sehr, kenn ich das doch allzu gut.

Herzlich
ELsa
Schreiben ist atmen

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 30.04.2007, 00:01

Hallo, Manfred,

inhaltlich gibt es dem einfach nichts hinzuzufügen. *lächel*

Bitte überprüfe doch einma diese Strophe:


manchmal
auch stur
nachtragend bis in den Tod
zerschlägt er
schon mal Porzellan

Vielleicht ist diese Doppelung irgendwie noch "eleganter" zu lösen,

herzlichst, KÖ

Perry

Beitragvon Perry » 30.04.2007, 16:58

Hallo KÖ,
danke für deine Einschätzung und das genaue Hinsehen. Ich denke, statt "manchmal" kann man genauso gut hin und wieder etc. schreiben.
LG
Manfred


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