ein mauer-fall
als sie blutüberströmt nach hause kam und unter schock ihre tasche im bad ausschüttete und all die scherben darin auf den kachelboden splitterten und sie vor lauter zittern nicht wusste was sie nun tun sollte damit
fegte er das gebrochene glas auf den kacheln zusammen, zog ihr die blutgefleckte jacke aus, setzte sie auf einen stuhl, gab ihr einen feuchten lappen für ihre wangen, wusch ihre tasche aus und ihre jacke gleich mit
während sie reglos auf dem stuhl saß und alle auf sie einredeten, sie aber all diese stimmen nur von ferne hörte, weil sie sich noch fallen sah mitten auf ihr gesicht und immer wieder den boden verlor
machte er ihr einen tee, stellte ihn vor sie hin, und bereitete dann das abendbrot,
das sie nicht aß
2.versuch
ein mauer-fall
als sie blutüberströmt nach hause kam und unter schock ihre tasche im bad ausschüttete und all die scherben darin auf den kachelboden klirrten und sie sich bückte, um mit zitternden händen die splitter einzusammeln, obwohl sie sie gar nicht sah
schob er sie zur seite, fegte das gebrochene glas auf den kacheln zusammen, zog ihr die blutgefleckte jacke aus, setzte sie auf einen stuhl, gab ihr einen feuchten lappen für ihre wangen, wusch ihre tasche aus und ihre jacke gleich mit
als sie auf dem stuhl saß und ihre nase abtastete, ihren mund, ihre wangen, die jochbeine, die ihre fingerspitzen nicht wiedererkannten, während alle über brüche und schwellungen sprachen, sie aber die stimmen nur von ferne hörte, weil sie sich noch abrutschen spürte und fallen sah mitten auf ihr gesicht und immer wieder den boden verlor
machte er ihr einen tee, drückte ihr die tasse in die hand, stellte einen teller vor sie hin und legte eine scheibe brot mit käse darauf
doch sie konnte den becher nicht fest halten.
ein mauer-fall
Liebe Eva,
ich lese das mauer vor -fall, als Ableitung des Adjektivs "mau".
Denn die Mauer des Schweigens wird nicht durchbrochen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier eine Opfer/Täterkonstellation vor mir habe. Einges deutet darauf hin.
Allerdings steht deine Kurzprosatext im Monstthema und das wiederun heißt, Kommunikation.
Hier scheint mir durch einen "Unglücksfall" jede Kommunikation mit der Protagonistin ausgeschlossen. Modern: kein Input möglich. Sie lässt mit sich alles geschehen aber verweigert die Nahrung als Antwort.
Die Scherben in der Tasche, die sie ausschüttet, müssen eine Bedeutung haben. (Sind echte Scherben, evtl. von einem Autounfall gemeint? Es könnte auch im übertragenen Sinne von Lebensscherben die Rede sein)
Ich denke noch darüber nach.
Dein Text hat mich merkwürdig berührt in seiner Verschlossenheit, trotz präziser Schilderung der Vorgänge. Ich bleibe verwirrt, außen vor zurück und frage mich, was mag da geschehen sein?
Liebe Grüße
Gerda
ich lese das mauer vor -fall, als Ableitung des Adjektivs "mau".
Denn die Mauer des Schweigens wird nicht durchbrochen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier eine Opfer/Täterkonstellation vor mir habe. Einges deutet darauf hin.
Allerdings steht deine Kurzprosatext im Monstthema und das wiederun heißt, Kommunikation.
Hier scheint mir durch einen "Unglücksfall" jede Kommunikation mit der Protagonistin ausgeschlossen. Modern: kein Input möglich. Sie lässt mit sich alles geschehen aber verweigert die Nahrung als Antwort.
Die Scherben in der Tasche, die sie ausschüttet, müssen eine Bedeutung haben. (Sind echte Scherben, evtl. von einem Autounfall gemeint? Es könnte auch im übertragenen Sinne von Lebensscherben die Rede sein)
Ich denke noch darüber nach.
Dein Text hat mich merkwürdig berührt in seiner Verschlossenheit, trotz präziser Schilderung der Vorgänge. Ich bleibe verwirrt, außen vor zurück und frage mich, was mag da geschehen sein?
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Eva,
fpür mich liest sich das so, als ob für die anderen "das Leben weitergeht" während für "sie" oder in ihr etwas "getötet, abgestorben" ist. Die anderen kümmern sich zwar, besonders "er", aber auf einer sehr sachlichen Ebene, die die Tiefe des Geschehens nicht erreicht. Insofern scheitert Verständnis und auch Kommunikation in dieser Situation, weil "sie" eigentlich etwas anderes braucht als das, was die anderen ihr geben.
Mir ging es wie Gerda, der Text berührt mich trotz Kargheit und Verschlossenheit.
Liebe Grüße
leonie
fpür mich liest sich das so, als ob für die anderen "das Leben weitergeht" während für "sie" oder in ihr etwas "getötet, abgestorben" ist. Die anderen kümmern sich zwar, besonders "er", aber auf einer sehr sachlichen Ebene, die die Tiefe des Geschehens nicht erreicht. Insofern scheitert Verständnis und auch Kommunikation in dieser Situation, weil "sie" eigentlich etwas anderes braucht als das, was die anderen ihr geben.
Mir ging es wie Gerda, der Text berührt mich trotz Kargheit und Verschlossenheit.
Liebe Grüße
leonie
Hallo Gerda, hallo leonie, danke für eure Aufmerksamkeit.
Mein Anliegen, eine Kommunikation zweier Menschen darzustellen, die scheitert, weil beide aufgrund eines Unglücks-Falles nur in den Reaktionsmustern ihrer Überlebenstrategien funktionieren können, ist mir wohl nur teilweise gelungen.
Spannend und hilfreich fand ich, dass der Text bei dir, Gerda, das hinterlässt, was den Schockzustand der Protagonistin ausmacht: Ich bleibe verwirrt, außen vor zurück und frage mich, was mag da geschehen sein?, während, wie leonie es ausdrückt, für die anderen das leben weitergeht / gehen muss.
In diese Richtung habe ich versucht, in der zweiten Version die unterschiedlichen Befindlichkeiten in ihren Ausdrucksmöglichkeiten nochmal zu verdeutlichen.
Liebe Grüße
Eva
Mein Anliegen, eine Kommunikation zweier Menschen darzustellen, die scheitert, weil beide aufgrund eines Unglücks-Falles nur in den Reaktionsmustern ihrer Überlebenstrategien funktionieren können, ist mir wohl nur teilweise gelungen.
Spannend und hilfreich fand ich, dass der Text bei dir, Gerda, das hinterlässt, was den Schockzustand der Protagonistin ausmacht: Ich bleibe verwirrt, außen vor zurück und frage mich, was mag da geschehen sein?, während, wie leonie es ausdrückt, für die anderen das leben weitergeht / gehen muss.
In diese Richtung habe ich versucht, in der zweiten Version die unterschiedlichen Befindlichkeiten in ihren Ausdrucksmöglichkeiten nochmal zu verdeutlichen.
Liebe Grüße
Eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock
Liebe eva,
ich mag an dem Text, die Zwischenposition, die er einnimmt...das Bild der Scherben in der Handtasche ist auf der Grenze zwischen genau so konkret und im übertragenen Sinn gelesen zu werden - hat für mich eine tolle Wirkung.
die erste Fassung - besonders das Ende "das sie nicht aß" finde ich deutlich stärker als die Neufassung.
Ich lese den Text allerdings anders als deiner Intention gemäß:
Ja, ich glaube, das ist wirklich nicht das, was man erliest....dafür hört der Text auch zu früh auf oder nicht? Ich meine, der Text erzählt ja (auch wenn etwas im übertragenen Sinne gebündelt) das Unmittelbare nach dem Unglück...ein Scheitern aufgrund unterschiedlicher Reaktionsmuster ist da schwierig zu erzählen...ich lese in erster Linie, dass "er" im Sinne von leonies Interpretation "versagt"...bei ihr kann ich da nicht ansetzen, weil jeder Verwundete in der direkten Phase danach wohl nicht ansprechbar ist....oder?
(Diese andere Lesart schwächt für mich den Text aber nicht)
Übrigens finde ich den Titel und das Wortspiel darin "doof"....wird dem Text nicht gerecht...den würde ich mir als einziges anders wünschen...
Liebe Grüße,
Lisa
ich mag an dem Text, die Zwischenposition, die er einnimmt...das Bild der Scherben in der Handtasche ist auf der Grenze zwischen genau so konkret und im übertragenen Sinn gelesen zu werden - hat für mich eine tolle Wirkung.
die erste Fassung - besonders das Ende "das sie nicht aß" finde ich deutlich stärker als die Neufassung.
Ich lese den Text allerdings anders als deiner Intention gemäß:
Mein Anliegen, eine Kommunikation zweier Menschen darzustellen, die scheitert, weil beide aufgrund eines Unglücks-Falles nur in den Reaktionsmustern ihrer Überlebenstrategien funktionieren können, ist mir wohl nur teilweise gelungen.
Ja, ich glaube, das ist wirklich nicht das, was man erliest....dafür hört der Text auch zu früh auf oder nicht? Ich meine, der Text erzählt ja (auch wenn etwas im übertragenen Sinne gebündelt) das Unmittelbare nach dem Unglück...ein Scheitern aufgrund unterschiedlicher Reaktionsmuster ist da schwierig zu erzählen...ich lese in erster Linie, dass "er" im Sinne von leonies Interpretation "versagt"...bei ihr kann ich da nicht ansetzen, weil jeder Verwundete in der direkten Phase danach wohl nicht ansprechbar ist....oder?
(Diese andere Lesart schwächt für mich den Text aber nicht)
Übrigens finde ich den Titel und das Wortspiel darin "doof"....wird dem Text nicht gerecht...den würde ich mir als einziges anders wünschen...
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Eva,
deine Zeilen hinterlassen bei mir ein Gefühl der Atemlosigkeit. Sie wirken sehr gehetzt. Das kommt durch die Art, wie du geschrieben hast. Alles klein, fast alle Kommas fehlen, eine Handlung nach der anderen und keinerlei Emotionen, nur Handlung. Es ist eigentlich eine dramatische Szene, die aber nicht dramatisch erzählt wird, sondern durch abgehackte, direkt hintereinander folgende, mechanische Reaktionen dargestellt wird und das alles wie in Zeitraffer.
Es nimmt mich gefangen, wirft tausend Fragen in mir auf, gerade durch die Emotionslosigkeit.
So etwas in dieser Art habe ich noch nie gelesen. Es ist faszinierend und aufreibend zugleich.
Saludos
Mucki
deine Zeilen hinterlassen bei mir ein Gefühl der Atemlosigkeit. Sie wirken sehr gehetzt. Das kommt durch die Art, wie du geschrieben hast. Alles klein, fast alle Kommas fehlen, eine Handlung nach der anderen und keinerlei Emotionen, nur Handlung. Es ist eigentlich eine dramatische Szene, die aber nicht dramatisch erzählt wird, sondern durch abgehackte, direkt hintereinander folgende, mechanische Reaktionen dargestellt wird und das alles wie in Zeitraffer.
Es nimmt mich gefangen, wirft tausend Fragen in mir auf, gerade durch die Emotionslosigkeit.
So etwas in dieser Art habe ich noch nie gelesen. Es ist faszinierend und aufreibend zugleich.
Saludos
Mucki
Liebe Eva,
Mucki schreibt, dass sie den Text wie gehetzt findet.
Dieses Empfinden habe ich nicht.
Im Gegenteil ich empfinde eher, dass alles wie im zeitraffer abläuft.
Ich indentifiziere mich allerdings auch mit der Verunglückten, die eben nach Innen gekehrt ist und das Geschehen um sich herum unbeteiligt wahr nimmt.
Ich habe jetzt beide Versionen noch einmal gelesen und gegeneinander abgewogen.
Die erste gefällt mir besser.
Du musst nicht denken, nur weil sich für mich z. B. nicht alles völlig erschlossen hat, dass es mehr an Ausführung oder Erklärung bedarf.
Im Prinzip hatte ich verstanden worum es dir ging. Ich war auch erstaunt, einen Überarbeitung zu lesen.
Mit anderen Worten, ich bevorzuge eindeutig Version eins, und zwar auch so wie sie da steht, klein ohne Zeichensetzung. Ich finde bei einem so kurzen Text, "darf"
man das machen, insbesondere, weil m. M. dieses zur Geschichte passt (bruchstückhaft, Scherben, verletzt)
Liebe Nachtgrüße
Gerda
Mucki schreibt, dass sie den Text wie gehetzt findet.
Dieses Empfinden habe ich nicht.
Im Gegenteil ich empfinde eher, dass alles wie im zeitraffer abläuft.
Ich indentifiziere mich allerdings auch mit der Verunglückten, die eben nach Innen gekehrt ist und das Geschehen um sich herum unbeteiligt wahr nimmt.
Ich habe jetzt beide Versionen noch einmal gelesen und gegeneinander abgewogen.
Die erste gefällt mir besser.
Du musst nicht denken, nur weil sich für mich z. B. nicht alles völlig erschlossen hat, dass es mehr an Ausführung oder Erklärung bedarf.
Im Prinzip hatte ich verstanden worum es dir ging. Ich war auch erstaunt, einen Überarbeitung zu lesen.
Mit anderen Worten, ich bevorzuge eindeutig Version eins, und zwar auch so wie sie da steht, klein ohne Zeichensetzung. Ich finde bei einem so kurzen Text, "darf"
.gif)
Liebe Nachtgrüße
Gerda
Schon fließt das Wortgewässer weiter in den nächsten Monat, deshalb nur noch kurz:
Danke für das Votum für die erste Version, sie ist bestimmt die Authentischere. Gefreut haben mich besonders die verschiedenen Perspektiven oder Erfahrungsweisen, die der Text wohl eröffnet hat - von Muckis Atemlosigkeit bis zu Gerdas Zeitraffer, denn das alles findet ja in einem Schockzustand statt. Was da heißt, ich habe zwar das Ziel meines Darstellung nicht erreicht (nämlich zwei Kommunikationsformen, die sich verfehlen), aber dafür den Zustand getroffen, in dem Kommunikation scheitern muss (obwohl Paul Watzlawick - Gott habe ihn selig! - ja meinte, man kann nicht nicht kommmunizieren).
Der Titel, Lisa, ist doof (auch ohne Anführungszeichen
) und ich greife gerne deinen Vorschlag auf, Mucki, es bleibt ein schlichter "Fall".
Liebe Grüße
Eva
Danke für das Votum für die erste Version, sie ist bestimmt die Authentischere. Gefreut haben mich besonders die verschiedenen Perspektiven oder Erfahrungsweisen, die der Text wohl eröffnet hat - von Muckis Atemlosigkeit bis zu Gerdas Zeitraffer, denn das alles findet ja in einem Schockzustand statt. Was da heißt, ich habe zwar das Ziel meines Darstellung nicht erreicht (nämlich zwei Kommunikationsformen, die sich verfehlen), aber dafür den Zustand getroffen, in dem Kommunikation scheitern muss (obwohl Paul Watzlawick - Gott habe ihn selig! - ja meinte, man kann nicht nicht kommmunizieren).
Der Titel, Lisa, ist doof (auch ohne Anführungszeichen

Liebe Grüße
Eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock
Liebe Eva, liebe Gerda,
Ich grüble etwas, da ich mit der Atemlosigkeit und der Zeitraffer, die ich in meinem Kommentar oben erwähnte, gerade das Empfinden des Gehetzten ausdrücken wollte, dass mir bei so ankam.
Ihr scheint da zu unterscheiden.
Zeitraffer ist doch gerade gehetzt, da sehr schnell, halt das Gegenteil von Zeitlupe.
Ist es nicht ein Widerspruch, "Gehetzt" versus "Zeitraffer" zu setzen, da beides doch im Prinzip das Gleiche aussagt?
Saludos
Mucki
Mucki schreibt, dass sie den Text wie gehetzt findet.
Dieses Empfinden habe ich nicht.
Im Gegenteil ich empfinde eher, dass alles wie im zeitraffer abläuft.
Gefreut haben mich besonders die verschiedenen Perspektiven oder Erfahrungsweisen, die der Text wohl eröffnet hat - von Muckis Atemlosigkeit bis zu Gerdas Zeitraffer,
Ich grüble etwas, da ich mit der Atemlosigkeit und der Zeitraffer, die ich in meinem Kommentar oben erwähnte, gerade das Empfinden des Gehetzten ausdrücken wollte, dass mir bei so ankam.
Ihr scheint da zu unterscheiden.
Zeitraffer ist doch gerade gehetzt, da sehr schnell, halt das Gegenteil von Zeitlupe.
Ist es nicht ein Widerspruch, "Gehetzt" versus "Zeitraffer" zu setzen, da beides doch im Prinzip das Gleiche aussagt?
Saludos
Mucki
Hallo Mucki,
ich habe das so verstanden:
im Gehetzt-Sein jage ich mit, im Zeitraffer stehe ich im Zentrum des Sturms und lasse die Dinge an mir vorbei jagen. Nicht der Zeitfluss, sondern der Standort macht für mich den Unterschied aus.
Grüße aus der Holledau
Eva
ich habe das so verstanden:
im Gehetzt-Sein jage ich mit, im Zeitraffer stehe ich im Zentrum des Sturms und lasse die Dinge an mir vorbei jagen. Nicht der Zeitfluss, sondern der Standort macht für mich den Unterschied aus.
Grüße aus der Holledau
Eva
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock
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