zueignung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 24.04.2007, 13:09

zueignung
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2007, 13:32

Hallo Niko,

wie ich dir schon unter "Wahre Worte" schrieb, finde ich dieses Gedicht einfach großartig! :daumen:
Müsste der Titel nicht "Zuneigung" heißen (Tippfehler?)
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 24.04.2007, 13:47

Lieber Niko,

das finde ich sehr schön!

Lichtvolle Grüße,
ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.04.2007, 14:22

Die "arglosen augenblicke" und "die nacht ist eine muschel" - das gefällt mir am besten!

Alabastergrüße,

scarlett

pandora

Beitragvon pandora » 24.04.2007, 14:49

lieber niko,

ich kann mich den vorschreibern nicht anschließen.

für mich sind das drei bilder (smaragd - mandeln - muschel) und überlegungen, die ich in meiner vorstellung nicht verbinden kann.
mir fehlt der schlüssel.

lg
p.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2007, 16:24

Lieber Niko,

als ich das gestern unter "wahre Worte" las gefiel mir das - genau in diesem Kontext - das war nett aufgegriffen und "hatte was", die Geste ließ es glitzern.

Als Einzeltext kann dieser Text aber für mich nicht bestehen -
nicht nur, dass ich genauso wie pan die Einzelbilder nicht zusammenbringe (was eben durch die Abhängigkeit von bestimmten Worten kommt und man leider spürt), auch überschreitet der Text für mich die Grenze der "Fülle", was besonders in dieser Stelle deutlich wird:

mandeln erinnern
an innehalten
zuneigung und bewandtnis
pulsieren melancholisch
durch arglose augenblicke


wie gesagt: Im wahre-Worte thread war das schön, da ging es ja gerade darum, viele vershciedene Begriffe aufzugreifen, aber für sich allein würde ich "melancholisch und arglose sofort streichen. Aber auch dann ginge mir bei genauerem Hingucken der Sinn ab....das sind so Kontexte, die auf den ertsen Blick nicht schlecht klingen, aber wenn man genauer hinguckt, fehlt dann eine Aussage dazwischen...sie laufen wie schräg...treffen sich nicht...


Zwei Bilder allerdings würde ich unbedingt in einen anderen Text oder eine Neufassung mit hinübernehmen, das ist: "mandeln erinnern" und "die nacht ist eine muschel", die Bilder sind wirklich stark (wobei mandeln schon sehr...auszelebriert sind in der Lyrik..trotzdem...), die sähe ich gerne noch einmal in einem angemessenem Kontext wieder!


Achso (wir sollten das ja in Einzelfällen anmerken, falls wir Kommentare nicht gelungen finden): Mucki und Elsa, euch finde ich hier etwas oberflächlich - nicht, weil es sich nur um ein kurzes großes Lob handelt, sondern weil ich den Inhalt, wenn es ihn denn zwischen den Einzelbezügen gibt, für so verschachtelt halte, dass ich finde, man sollte erklären, was einem denn so besonders gefällt - für mich ist das nicht einfach herauszuarbeiten, für euch scheinbar schon - könnt ihr mir erklären, was euch begeistert? Ich hoffe, dieses verabredete Hinweisen kann stattfinden, ohne dass dies wie Kritik am Autor wirkt.


Deshalb insgesamt: Der Text für sich allein kann für mich nicht bestehen, ist es aber trotzdem wert, weil du zwei starke Bilder geschaffen hast - von denen ich aus den Text neu aufbauen würde ohne auf den "wahre-Worte-Thread" zu achten.


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2007, 17:12

Liebe Lisa,

ich interpretiere Nikos Gedicht nicht als "Geste", da es einige der "wahren Worte" verwendet. Ich sehe durchaus einen durchdachten Zusammenhang.

Wenn ich jetzt mal "Zueignung" als Titel nehme (und nicht "Zuneigung", da ich dachte, es könnte ein Verschreiber sein), sehe ich hier den Titel als Symbol der Freundschaft.
Ich interpretiere Nikos Gedicht so:

Das LI möchte etwas versprechen, befindet sich in einer Sinnlichkeit, die ihn dazu verführt. Wie weit es sich dieser Verführung unterwerfen kann und will, vergleicht das LI mit dem Smaragd, einem grünen, glänzenden (Lichthof) Stein. Dieser Stein enthält in seinem Innern viele Farben (Tiefe).
Das LI denkt an eine Mandel, sie lässt das LI zögern, von der Versuchung abhalten, lässt seinen Drang zaudern, soll es oder nicht? Einmal ist da ja die Süße der Mandel (Zuneigung), dann aber eben ihre besondere Gattung der Bittermandel (Bewandtnis). Dieses Zaudern wechselt wehmütig/traurig (melancholisch) hin und her. (pulsieren) Verdrängung der bitteren Mandel, wehmütiger Fokus auf die Süße (arglose Augenblicke). Die Mandeln haben eine raue Außenschale, so wie der Smaragd auch ein Inneres hat.
Schließlich verändern sich die Umstände (Lichtveränderung) und das LI überlässt seine Versuchung, seine Sehnsucht der Nacht, welche eine Muschel ist. Sie kann sich öffnen (die Leidenschaft) oder aber völlig verschließen, wie die Muschel.

Smaragd - Mandel - Muschel

Alle drei sind Objekte, die etwas in sich bergen, etwas Tieferes in sich tragen, also durch ein Kontext, der sich im Gedicht durchzieht.

Für mich ist das Gedicht Poesie durch und durch ;-)
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 24.04.2007, 18:26

Lieber Niko,

Nach Lisas Anfrage, warum ich dein Gedicht schön finde, und dass ich das näher erklären sollte, macht ich das nun gern.

zueignung

Dieser Titel ist für meine Empfindung richtig, Zuneigung wäre es nicht.
Durch den Titel las ich aufmerksam, was du denn wem zueignest und fand daher 3 Symbole in 3 Strophen, die jeweils eine andere Empfindung ausdrücken, die in der letzten Strophe aber zu einer werden: Lichtveränderung.

1.
im versprechen
liegt versuchung
die tiefe ist
ein smaragd
im lichthof der leidenschaft

Leichthin kann man sagen: ich bin bei dir. Ist es kein Lippenbekenntnis,
findet man die Tiefe. Das Grün eines funkelnden Smaragds ist ein schönes Bild dafür.

2.
mandeln erinnern
an innehalten
zuneigung und bewandtnis
pulsieren melancholisch
durch arglose augenblicke

Mandeln. Sie erinnern definitiv an das Bild, was du vermittelst. Ich habe Mandeln gegessen im Winter im warmen Zuhause - das strahlt nun mal Zuneigung aus und Stille. Ich habe sie auch in der Wüste gegessen, als Gast in einem tunesischen Dorf. Arglos als Tourist. Und dann durfte ich das kärgliche Haus betreten, in dem die Beine der Betten in wassergefüllten Gefäßen stehen, damit die giftigen Wüstenviecher die Schlafenden nicht beißen - die Frauen holen das Wasser von einem kilometerweit entfernten Brunnen, was für eine Plage! Die Mandeln sind dort sehr kostbar und es ist ein großes Geschenk, sie als Gast zu bekommen. Melancholie!

3.
lichtveränderung

die nacht ist
eine muschel

Die Nacht ist eine Muschel und sie schließt die nun Vertrauten,
die sowohl Leidenschaft und auch Melancholie und Innehalten verbindet, weil sie einander kennengelernt haben, ein.

Vielleicht erklärt das nun besser, warum ich dein Gedicht schlicht schön nenne. Das ist es aus o.g. Gründen. Fertig. :-)

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2007, 19:45

Liebe Mucki, liebe Elsa,

mal ab davon ob ich (immer) folgen kann oder nicht, das fand ich jetzt toll! Ja, damit kann ich was anfangen...danke..


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 24.04.2007, 19:49

Liebe Lisa,

Das freut mich!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 25.04.2007, 16:49

Hallo Niko,
die Diskussion ist höchstinteressant, zeigt sie doch wie unterschiedlich Texte auf die (geneigte) Fantasie wirken können.
Grundsätzlich gefällt mir der Text durchaus, vor allem das Schlussbild halte ich für sehr gelungen. Was mich persönlich hindert meine Fantasie freizulassen, ist ganz einfach der "bestimmende" Unterton in den Bildern:
"Im Versprechen liegt Versuchung" ist das so?
"Mandeln erinnern an Innehalten" mich nicht!
Bin sehr gespannt, was du selber dazu zu sagen hast.
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2007, 16:58

Bin sehr gespannt, was du selber dazu zu sagen hast.


So geht es mir auch, Niko.
Äußer dich doch mal, hm?
Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit auf einige Kommentare zu deinen Texten nicht eingegangen bist.
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 25.04.2007, 20:20

Könnte es sein, daß zu viel geredet und seziert wird, und zu wenig verstanden?

Wenn man nahe Texte schreibt, möchte man nicht seziert, sondern verstanden werden. Da gibt es ein Feld von Unverständnis, das Schweigen bewirken kann.

Lyrik ist doch auch gerade daß, was zwischen den Worten steht, und nicht in ihnen.


Moshe.

Max

Beitragvon Max » 25.04.2007, 21:38

Lieber Moshe,

das sind prinzipiell ja weise Worte, aber Unverständnis ist ja nicht nur ein Fehler des Betrachters, sondern kann durchaus auch eine Schwäche des Gedichts sein.

Lieber Niko,

mein Gefühl sagt, dass dieser Text (noch) nicht perfekt ist. Oft ist ja ein kennzeichen eines perfekten Textes eine gewissen scheinbare Leichtigkeit, bei der man erst später merkt, dass jedes Wort des Textes genau dort ist, wo es hin gehört. Hier habe ich den Eindruck, dass Du irgendwie unbedingt die Wöter Smaragd, Muschel und Mandlen unterbringen wolltest. Wieso weiß ich eigentlich nicht genau - jedenfalls kann ich Perrys Fragen nachvollziehen.

Liebe grüße
max


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