vorbei - endfassung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 15.04.2007, 14:43

ja
ich wollte der zeit
hinter den rücken sehn

und wieder den weg
mit dir gehn

zu den ernsthaften tannen*
(heller pfad unserer jugend)

doch nun?

kleingärten garagen ställe -

das lachen fiel mir
aus den händen
und dir
nichts mehr ein

neben uns
weinte der mohn
seine schwarzen tränen

*vorher:
und mit dir
den weg wieder gehn
zu den ernsthaften tannen

danke niko, silvi!
erste strophe vorher:
ich wollte der zeit
in die karten sehn


scarlett, 2007
Zuletzt geändert von scarlett am 24.04.2007, 22:24, insgesamt 7-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 20.04.2007, 15:53

Lieber Max,

jemandem in die karten schauen heißt doch, jemandes absichten bzw. pläne erkennen zu wollen, oder? zumindest habe ich diese erklärung dafür gefunden.


Liebe Scarlett,

ja, das stimmt shcon, aber ich würde das eher auf zukünftige Pläne beziehen als auf die Pläne, die jemand gehabt hat, oder?

Liebe Grüße
max

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 16:47

Liebe scarlett,

es kommt jetzt zum altpapier und aus is!


Nein, nein, dafür ist dein Gedicht viel zu tief! ;-)

ja
ich wollte der zeit
in die karten sehn


Dies scheint ja der "Knackpunkt" zu sein.

Wie wäre es mit:

ich schaute der zeit
in die karten


und wieder den weg --> wollte wieder den weg (also "und" weg)
mit dir gehn
zu den ernsthaften tannen

(heller pfad unserer jugend) --> Klammern weg? und kleingärten garagen ställe direkt dahinter?

kleingärten garagen ställe --> hier einen Satz dazu? Z.B. etwas im Sinne von: orte unserer begegnungen (hier fehlt mir auch ein kleiner Zusatz)

das lachen fiel mir
aus den händen
und dir
nichts mehr ein – --> Bindestrich weg

neben uns
weinte der mohn
seine schwarzen tränen


Die letzten beiden Verse finde ich einfach wunderbar und vor allem die schwarzen Tränen des Mohns!
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 20.04.2007, 16:51

Liebe Mucki,

ich sehe nicht, wieso

ich schaute der zeit
in die karten


das etwas ändert!

Ich plädiere übrigens NICHT für Altpapier, nachdrücklich!

Liebe Grüße,

max

PS: Enteweder kann ich übrigens wieder besser sehen oder Du hast alles fett geschrieben, Mucki.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 17:10

Hallo Max,

ich habe meinen Kommentar fett geschrieben, da ich teilweise kursiv zitiert habe.

Also, ich sehe schon einen Unterschied zwischen:

ja
ich wollte der zeit
in die karten sehn


und

ich schaute der zeit
in die karten


Die erste Variante, vor allem, wegem dem "ja", hat, wie soll ich es ausdrücken, etwas von "Selbstvorwurf", so als ob das LI etwas Verbotenes, ihm nicht Erlaubtes tun würde und gleichzeitig auch einen Hauch von "Das war ein Fehler".

Und die zweite Variante: Hier ist das LI aktiver. Es hört sich etwas wehmütiger an, ohne jedoch diesen "Vorwurf" an sich selbst. Und dieses Wehmütige kommt danach im Gedicht, deshalb passt es für mich besser.
Hab ich mich jetzt zu verquast ausgedrückt oder verstehst du, was ich meine :12:
Es klingt für mich einfach anders, stimmiger, mit der zweiten Variante.
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 20.04.2007, 17:21

Liebe Mucki,

ok den Unterschied verstehe ich. Ich muss allerdings sagen, dass ich prinzipiell Schwierigekietn mit der Formulierung habe "der Zeit in die Karten zu sehen" - die würde ich eher auf zukünftige als auf vergangegen Ereignisse anwenden. Klar, daran kann dann Deine Variante nix ändern.

Liebe Grüße
max

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 17:29

Hallo Max,

okay, man könnte auch schreiben:

ich wanderte durch
die ebenen der zeit

oder

meine gedanken wanderten
durch die zeit

oder so etwas in der Art, damit es klarer wird.
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 20.04.2007, 18:19

Ja genau Mucki,

oder auch:

Auf dem Weg
zu den ernsthaften tannen
suchte ich
nach den Fußspuren der Zeit

oder so etwas ..

Liebe Grüße
max

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 19:51

Jep, Max,
das wäre auch eine Möglichkeit.

Liebe scarlett,

bitte wirf die Flinte nichts ins Korn und schau dir unsere Anregungen an, hm?
Dein Gedicht ist wirklich ein sehr Gutes. Es ist doch nur dieser Satz oben.
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 20.04.2007, 20:26

Hallo Scarlett, hallo ihr anderen!

Das Gedicht gehört sicher nicht ins Altpapier ;-)

Mucki: Das "Ja" am Anfang ist prima - das ist nichts weiter als eine Bestätigungsformel. Ein Selbstvorwurf ist für mich überhaupt nicht erkennbar!

Max: Deine Probleme mit dem "in die Karten sehen" leuchten mir gar nicht ein: "ich wollte der zeit
in die karten sehn" heißt doch nur, dass es in der Vergangenheit einen Zeitpunkt gab ("Ich wollte") zu dem das "Ich" sich Klarheit über seine Zukunft verschaffen wollte ("der Zeit in die Karten sehen") - der von dir geforderte Bezug auf "zukünftige Ereignisse" ist also da!

Also, Scarlett, lass dir dein Gedicht bloß nicht zerreden. Es ist gut so, wie es da steht, es ist stimmig, es macht Sinn, es liest sich schön. Was will man mehr?!

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.04.2007, 13:28

Liebe Kommentatoren,

schön, dass ihr nicht aufgebt, was ich innerlich schon abgehakt hatte.

Dieses Vereinbaren von einerseits Zukünftigem - wie es die Redewendung nahelget - und dem Vergangenen, also was in dieser Zeit geschehen ist, was die Zeit aus dem einstigen Weg (und nicht nur dem) gemacht hat, das ist der Knackpunkt (hihi... das "n" hab ich grad noch eingefügt!!!)
Ich dachte, wenn ich das Ganze in die Vergangenheit setzte (also ich wollte und nicht ich will), würde das gehen - geht aber wohl nicht, oder nur "irgendwie" mit geistiger Verrenkung... :-) . Obwohl Ferdi es in meinem Sinne verstanden hat.

Interessant finde ich, dass Mucki dieses "ja, ich wollte" mal anspricht, weil genau so wie sie es verstanden hat, ist es gemeint: das Ich wollte es, entgegen der Hinweise, der Ahnung (unausgesprochen), dass es nicht mehr das vorfinden wird, was einmal war. Es ist auch trotzig, sich trotzdem wieder aufzumachen.
Und diese Ahnung (ich nenne es jetzt einfach mal so) wird Gewißheit, (so nach dem Motto: du wolltest es ja unbedingt, jetzt siehste, was du davon hast!) denn: was findet das Ich auf diesem Weg, der früher ein "heller" war denn vor?
"kleingärten garagen ställe" - also eigentlich nichts, von dem man annehmen könnte, dass es diesen Weg früher zu was Besonderem gemacht hätte, im gegenteil: er ist ver/zugebaut, zudem suggerieren die gewählten Substantive Kleinbürgerlichkeit, "Fortschritt" und je nachdem an was für Ställe der Leser denkt, ein gewisser "Luxus" (Pferdeställe) oder eher das Gegenteil davon, wenn man etwa an Hühnerställe, Schweineställe denkt, an "Selbstversorger" neben den Kleingärten.
Und selbst das lyrDu ist nicht mehr dasselbe, ihm fällt angesichts der Traurigkeit des lyrIchs ja ncihts mehr ein...

Soweit so gut - ich habe mir ja trotzdem das Hirn weiter zermartert ;-) , dieses "der zeit in die karten sehen" gewendet und gewendet und bin auf folgende Alternative gestoßen:

was hieltet ihr davon, wenn es die"verspielten karten" wären?

Das bleibt im Bild (Karten spielen, etwas verspielen, verspielt sein im ggs zu ernsthaft!)) und fügt doch eine Nuance Vergangenheit hinzu, oder nicht?

Vielleicht sollte mein Gedicht in die Werkstatt verschoben werden - wenn es mit dieser, neuen Idee immer noch nicht passt, weil dann muss ich vollkommen neu anfangen (und DAS wird dauern, ich sitz einfach zu fest drin, könnt ihr das verstehen?)

Ich habe mir alle eure Vorschläge notiert, vielleicht brauch ich sie ja doch noch, wenn ich von vorn anfangen muss.

Ganz lieben Dank euch allen - für das "Nicht-Locker-Lassen", Helfen und die Annerkennung bzw. das Lob.

Grüße von einer jetzt ganz gespannt wartenden

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 21.04.2007, 14:17

Liebe scarlett,

meinst du wirklich jetzt (noch) in die Werkstatt?

Ich sehe ehrlich gesagt keinen Nutzen für dich im Verschieben, denn die Arbeit, die geleistet wurde - werden soll - war von dir ja eher nicht vorauussehbar.
Du hattest dein Gedicht doch eingestellt, im Glauben, dass es kein Fall für die Werkstatt sei.
Wenn du es aber möchtest, mach ich das natürlich.

Sonnige Grüße
... und nicht verzagen - lieber neu ansetzen - meine ich

Gerda

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 21.04.2007, 20:00

Liebe scarlett,
verzeih, das sich jetzt nicht alles gelesen habe, aber in die Tonne gehört das nie nie!

Ich habe es mit Genuss gelesen!

Die Kritik am Kartenbild kann ich allerdings verstehen - ich habe nicht alles verfolgt, aber für mich ist es einfach schwächer als der starke Rest. Auch braucht es das meiner Meinung nach gar nicht. Ich finde, es macht den Text inhaltlich banaler.


Ich finde in dieser Version reihte der Text sich wunderbar in den neuen scarlett-Ton ein :-):

vorbei


und wieder den weg
mit dir gehn

zu den ernsthaften tannen

(heller pfad unserer jugend)

kleingärten garagen ställe

das lachen fiel mir
aus den händen
und dir
nichts mehr ein –

neben uns
weinte der mohn
seine schwarzen tränen

Ansonsten finde ich nur noch den Titel etwas zu langweilig/gängig (wie wäre es mit , alles andere ist sprachlich toll (der Mohn zwar schon sehr oft benutzt, aber das Bild ist originell...). Die tannen und die kleingärten passagen finde ich mehr als gelungen!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 22.04.2007, 02:33

Zu dieser spätnächtlichen Stunde muss ich doch noch etwas fragen.
… und am Ende wurde es mehr …
Liebe scarlett,

für den Papierkorb, nein, da ist so viel Gutes, was aber m. M. nach noch nicht wirklich abgestimmt auf einander ist.
Was mich erstaunt, dass niemand gefragt hat, warum eigentlich von "kleingärten, ställen und garagen" die Rede sein muss ,- oder habe ich es überlesen?
Für mich passt das überhaupt nicht in den poetischen doch eher schwebenden Text (ernshafte Tannen, schwarze Tränen)
Wobei ich "ernst" besser und ausreichend fände.

Für mich die zwei besten Verse sind:

und wieder den weg
mit dir gehn
zu den ernsthaften tannen


und

das lachen fiel mir
aus den händen
und dir
nichts mehr ein –


Mit dem erklärenden Nachsatz:
(heller pfad unserer jugend)
tue ich mich schwer, weil man sich das eigentlich auf Grund des "wieder den weg" denken kann und "pfad unserer jugend" für mich irgendwie bieder (fromm) klingt.
Der Mohnvers, liebe scarlett, (wir hatten es schon Mal mit dem Mohn) soll nicht dazu führen, dass du mich verfluchst, aber ich finde ihn zu hoch bewertet,
Schwarze Tränen überdies zu dramatisch, für die ansonsten schlichten Bilder. Bei schwarzen Tränen denke ich auch nicht an Mohn, sondern an irgendwelche schwarzen Madonnenstatuen.
Zu den Karten ist schon reichlich geschrieben worden.

Ich glaube ich würde radikal streichen, nur die Kernaussage belassen, ohne Karten ohne Tränen, denn wenn das Lachen aus den Händen fällt, ist eigentlich alles gesagt.

mit dir
wie früher
auf dem weg
zu den ernsten tannen

mir fällt das lachen
aus den händen
und dir nichts mehr ein

Aber ich kann verstehen, weil dich ganz andere Gedanken bewegen, wenn du sagst, dass dies überhaupt nichts mehr mit deiner Intention zu tun hat.
Also schmeiß meines weg.

Liebe Nachtgrüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 22.04.2007, 09:22

Liebe Lisa,

ok, ich kappe jetzt das eingangsbild mit den karten- nachdem ich deine version über nacht hab sacken lassen und nach erneutem lesen, wird das jetzt so bleiben.
Deinen vorschlag zum titel finde ich irgendwie nicht - du deutest zwar eine alternative an, aber wo ist sie???
Ich danke dir für die rückmeldung, dass dir die anderen bilder zusagen (selbst das mohnbild) freut mich.

Liebe Gerda,

nee, das mit der werkstatt hat sich erledigt, es ging ja nur um diese eine stelle, dieses eine bild mit den karten, das mir am anfang zwar schlüssig erschienen war, bei dem ich aber mittlerweile eingesehen habe, dass es nicht funktioniert.

Warum es die kleingärten etc. sein müssen? Gerade als kontrast, liebe gerda, als etwas "gebändigtes", von menschenhand angelegtes im kontrast zu den anderen bildern. Ansonsten hab ich dazu noch einiges assoziiert, was ich im letzten posting geschrieben habe.

Der erklärende nachsatz soll was distanziertes, eine andere ebene hineinbringen, auch eine spur ironie, wenn du so willst; dass es auf dich von der wortwahl her etwas bieder fromm klingt- hm, na ja, ironisch gesehen schon, hast recht.

Und was den mohn anbelangt: ich werde niemals aufhören, nach neuen verwendungsmöglichkeiten für dieses bild zu suchen, der liegt mir einfach zu sehr am herzen, dmait verbinde ich so viel, was mit meinem innersten zu tun hat. Und nein, ich werde dich doch nicht verfluchen - nur weil es nicht deines ist und du damit nicht so viel anfangen kannst.

Tja, und deine version hat in der tat nicht mehr viel mit meiner intention zu tun, die ist mir dann doch etwas zu verkürzt.
Aber: lieb von dir, dass du dir gedanken gemacht und nochmal hinterfragt hast.

Ich wünsche euch beiden einen schönen, sonnigen Sonntag.

Liebe Grüße,

scarlett


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 37 Gäste