Freitag, 17.30 Uhr

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 18.04.2007, 18:52

Freitag, 17.30 Uhr

Zwei Stühle links neben dem Tisch
Zwei Stühle rechts neben dem Tisch
Baumwollsatin hält nicht mehr den Duft gefangen
Von Hefezopf und Milchkaffee
Aufgebrauchte Ration

Stille fließt auf den Boden
Versickert im Teppich
Tageweise portionierter Zeit

Uhrenticken plätschert von der Wand
Umspült die Krümel des längst gegessenen Kuchens
Mahnt mich
Die Hände zu bewegen ohne meinen Gedanken freien Lauf zu lassen

Eine Stunde noch
Dann zwei Tage bei mir
Danach fünf Tage allein

Eine Stunde ...
Zuletzt geändert von MarleneGeselle am 23.04.2007, 22:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 18.04.2007, 21:51

Hallo Marlene,
ich vermute es geht um ein Elternteil, der seine Kinder nur am Wochenende bei sich hat.
Zeile 3 stört mich klanglich und bildlich, weil ich das Satin und den Kaffee nicht mit den Kindern zusammenbringe.
ev.
die Tischdecke riecht sauber
hat den Duft von Hefezopf und warmer Milch verloren

Strophe 2 finde ich sehr gelungen

In Strophe 3 hätte ich das Uhrenticken nicht noch einmal fließen lassen.
Vielleicht:
Uhrenticken kriecht von der Wand
findet die Krümel...

Vielleicht findest du ja eine Anregung darunter.

liebe Grüße smile

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.04.2007, 00:18

Hallo Marlene,

Der Titel weißt darauf hin, dass der Vater oder die Mutter das Kind nur am Wochenende bei sich haben darf.

Ich habe ein Problem mit den Zeiten.

Freitag, 17.30 Uhr

Zwei Stühle links neben dem Tisch
Zwei Stühle rechts neben dem Tisch
Tischdeckensatin hält nicht mehr den Duft gefangen von Hefezopf und Milchkaffee
Aufgebrauchte Ration

Stille fließt auf den Boden,
versickert im Teppich
tageweise portionierter Zeit

Uhrenticken fließt von der Wand
Umspült die Krümel des längst gegessenen Kuchens
Mahnt mich
Die Hände zu bewegen ohne meinen Gedanken freien Lauf zu lassen


Bis hier ist es für mich Beschreibung des gerade Vergangenen, der Kuchen ist längst gegessen.


Eine Stunde noch
Dann zwei Tage bei mir
Danach fünf Tage allein

Eine Stunde ...

Und hier ist es das Warten auf das Kind. Ist deshalb zeitlich m.E. durcheinander oder habe ich etwas übersehen?
Übrigens: Groß- und Kleinschreibung müsstest du mal checken. Z.B.
Mahnt mich
Die Hände....

und auch die Interpunktion.
Entweder gar keine oder konsequent setzen.
Ich würde eigentlich eher alles klein schreiben und keine Zeichen setzen. Ein Gedicht, das nachdenklich stimmt.
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 19.04.2007, 05:41

hallo marlene!
dramaturgisch betrachtet würde ich strophe 2 und 3 tauschen. die stille-strophe war entweder ursprung oder kam später dazu...hab ich den eindruck. spontan bemerkt. später am tag schau ich wieder rein. es gefällt mir sehr!
lieben gruß: Niko

Niko

Beitragvon Niko » 19.04.2007, 13:53

hallo!
mir erzählt das gedicht von dem warten einer person auf den liebsten. eine wochenendbeziehung (zwei tage bei mir / dann fünf tage allein) es könnte aber alles mögliche sein. zb. ein "kinderwochenende" eines geschiedenen.
mir gefällt das sehr gut,. marlene. auf die bemerkung mit der "stille-strophe" kam ich heut morgen, weil sie sowohl interpunktion aufweist und zusätzlich nicht - wie ansonsten im text üblich bei dir - mit einem großbuchstaben anfängt. auf jedenfall würde ich das angleichen an den rest. strophe 2 und 3 gefallen mir extrem gut. tauschen.....ja. ich denke schon, dass das sinn machen würde. das sähe dann so aus:

Freitag, 17.30 Uhr

Zwei Stühle links neben dem Tisch
Zwei Stühle rechts neben dem Tisch
Tischdeckensatin hält nicht mehr den Duft gefangen von Hefezopf und Milchkaffee
Aufgebrauchte Ration

Uhrenticken fließt von der Wand
Umspült die Krümel des längst gegessenen Kuchens
Mahnt mich
Die Hände zu bewegen ohne meinen Gedanken freien Lauf zu lassen

Stille fließt auf den Boden,
versickert im Teppich
tageweise portionierter Zeit

Eine Stunde noch
Dann zwei Tage bei mir
Danach fünf Tage allein

Eine Stunde ...

hat auch was bezüglich der optik. es wirkt wie sich immer mehr verjüngend, enger werdend. das würde zum thema ungeduldiges warten auf einen moment zu" gut passen. naja.... vielleicht könntest du die beiden längeren strophen noch weiter verknappen. sie wirken mir beim mehrmaligen lesen schon etwas zu ausschweifend. die "kürzeren" strophen dagegen sind wirklich gut komprimiert.

lieben gruß: Niko

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 19.04.2007, 17:18

Hallo Marlene,

Ich sehe auch Kinder einer zerbrochenen Ehe in dem Warten.
Es gefällt mir sehr gut, wie du die Stille zeigst, in der sich das LI auch erinnert an gute, warme Zeiten.

Nicht so gut gefällt mir, dass du die Krümel des Hefezopfs in der 3. Str. nochmals aufnimmst, das ist mir zuviel, vielleicht gibt es noch ein anderes Bild? Denn wenn es so alte Krümel sind vom längst gegessenen Kuchen der Vergangenheit, ist es schwer vorzustellen, dass das LI sie jetzt erst mit den Händen wegräumt.

Oder lese ich das falsch?

Mir gefällt Nikos Vorschlag, Str. 2 und 3 zu vertauschen, aber da wird die Redundanz des Kuchens und der Krümel noch auffälliger.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 19.04.2007, 18:28

Hallo an Alle,

zuerst meinen Dank für die zahlreichen Antworten in so kurzer Zeit.

Die Kleinigkeiten wie Groß/Kleinschreibung usw. habe ich oben schon geändert.

Hier geht es um eine Wochenendehe bzw. die Monotonie des sich immer wiederholenden Taktes: fünf Tage allein, zwei Tage zusammen. Die Reihenfolge der Strophen kann ich nicht einfach ändern. Meine Prot. muss ja noch etwas an Arbeit erledigen, ehe Er kommt. Im Esszimmer muss noch gesaugt werden, es wird ja immer nur am Wochenende benutzt.

Liebe Grüße
Marlene

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leonie
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Beitragvon leonie » 19.04.2007, 18:47

Liebe Marlene,

mir gefällt Dein Text auch gut. Nur das doppelte "fließt" stört mich, vielleicht kannst Du eins durch ein anderes Verb ersetzen?

Dann könnte ich mir vorstellen, dass "Satin" ausreichend wäre, da man ja weiß, dass es um den Tisch geht.


Liebe Grüße

leonie

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.04.2007, 15:37

Liebe Marlene!

Mir gefallen die eingefangenen Momente und alles was zwischen den Zeilen steht.

Eine Komprimierung wäre für mich sehr gut vorstellbar, ebenso das umstellen der Strophen aus oben genannten Gründen.

Warum es unter Kurzlyrik steht verstehe ich nicht.

MlG

Moshe

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 23.04.2007, 22:23

Hallo Leonie,
Hallo Moshe,

danke für eure Rückmeldungen. Im Moment habe ich eine mittlere Portion Renovierungsstress, daher komme ich erst jetzt zum Antworten.

@Moshe: Komprimieren ist so sehr nicht mein Fall, gelingt nicht jedem. Umstellen würde den Inhalt verändern, meine Prot. zwingt sich dazu, mit der Arbeit fertig zu werden, statt dauernd zu grübeln.

@Leonie: Ich hab noch ein wenig geändert. "Baumwollsatin" und "plätschern" habe ich genommen.

Liebe Grüße
Marlene


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