bettgewiegt ( früher: bettgelegt)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 17:20

2. Fassung

bettgewiegt (perrys titel übernommen, danke!)

dem geiger auf der straße
lauschen – seidentöne
tragen in den schlaf

doch weckt der tag
schlägt donnernd erinnerung



statt vertonte regenbogenseide trägt - seidentöne tragen (danke, Pan)
-----
bettgelegt

lauschen dem geiger
auf der straße

vertonte regenbogenseide
trägt in den schlaf
ummantelt zu münden
im vergessen

doch weckt der tag
schlägt donnernd erinnerung


1. Wort still entfernt - danke Max!

(c)ELsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 19.04.2007, 17:07, insgesamt 5-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 15.04.2007, 17:47

Liebe Elsa,

ich habe dieses Gedicht auch im Dialog gesehen. Nun bin ich in dieser Rubrik etwas strenger als im Dialog (da darf ich ja auch nicht kommentieren *g*), und daher gibt es hier ein paar kritische Anmerkungen.


still lauschen dem geiger
auf der straße


Hier finde ich das "still" überflüssig, denn lauschen ist (für mich - denke es Dir dazu, wenn ich es nicht immer schreibe) auch still werden.

vertonte regenbogenseide


finde ich sehr problematisch. Zum einen, weil Herr Hinz und Frau Kunz immer und immer "regenbogen" schreiben, wenn sie eine Metapher für "schön" haben wollen, zum anderen, weil ja die Regenbogenseide ja eigentlich etwas ist, was es nicht gibt (ich ahne schon, dass irgendwelche Bastelläden, irgendwelches Zeug als Regenbogenseide verkaufen, nur ist es halt nicht so, dass Herr max (und ich vermute auch einige andere) sich darunter einen konkreten Gegenstand vorstellen könnten. Nur ist dieser relativ vage Gegenstand "Regenbogenseide" aber als Metapher gemeint, sie wird nämlich vertont und das, liebe Elsa, kann ich mir leider gar nicht mehr vorstellen - aber vielleicht bin ich da auch strenger als ich es bei meinen Gedichten wäre.

ummantelt zu münden
im vergessen


verwirrt mich: wer ummantelt wen und wer mündet ins Vergessen?

schlägt donnernd erinnerung


da finde ich das donnernd sehr dick aufgetragen.

Vielleicht kann ich meinen Gesamteindruck am besten schildern, wenn ich sage, dass mir alle "farben" des Gedichts zu wenig durchmischt sind, bei genauem Hinsehen ist halt Wasser nicht nur blau, eine Wiese nicht nur grün (z.B.) und Musik nicht nur regenbogenfarben.

Liebe Grüße
max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 18:11

Lieber Max,

ich hab es ja deswegen hierher gestellt, damit ich Kritik und Anregungen kriege.

Der Schluß muss dick sein. Ich erlebe es so, wenn ich Probleme habe, vergesse ich sie im Schlaf. Es ist wie ein Donnerschlag, wacht man auf - alles ist schrecklich präsent.
Geht es dir nicht so?

Regenbogenseide gibt es, früher war sie der Stoff für Regenmäntel, sie schillert in allen möglichen Farben.

das still muss weg, du hast recht.

Die Musik ummantelt (hüllt ein, wiegt zur Ruhe), was im vergessen mündet, dem Schlaf.

Offenbar muss ich noch was tun damit. Danke dir!

Lieben Gruß
ELsa
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leonie
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Beitragvon leonie » 15.04.2007, 18:21

Liebe Elsa,

ich habe etwas Mühe, es ssinnentnehmend zu lesen, weil ich die Inversionen nicht verstehe.
Für mich wäre z.B.

dem geiger auf der straße
lauschen

plausibler. Dann wäre der bezug zur vertonten Regenbogenseide auch klarer.

Ähnlich empfinde ich es bei dem "ummantelt".

Dann finde ich, Du verwendest sehr viele Verben, dadurch wirkt es fast ein wenig überladen für mich und die Bilder nehmen sich gegenseitig etwas von ihrer Kraft.

Liebe Grüße

leonie, die glücklicherweise meist "sanfter" erwacht.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 19:10

Liebe leonie,

danke dir.

Ich erwache auch nicht ständig so, aber immer mal wieder.

Ich habe bis jetzt daran herumgekürzt, auch Überlegungen von Max miteinbezogen und
nun deine. Es ist vermutlich überfrachtet, kein neues Gedicht.

Ich habe eine 2. Fassung eingestellt oben.

Lieben Gruß
ELsa
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pandora

Beitragvon pandora » 16.04.2007, 08:24

liebe elsa,

den moment, den du beschreibst, kenne ich gut. ich denke, jedem ist das phänomen bekannt.

was die sprachliche umsetzung anbelangt, so teile ich die bedenken von max. die "vertonte regenbogenseide" ist auch nach meinem geschmack zu dick aufgetragen. ich würde an deiner stelle versuchen, diese stelle irgendwie zu versimpeln. ("regenbogentöne tragen in den schlaf" - "seidentöne tragen in den schlaf" - "regenmelodie trägt in den schlaf" ...)

"schlägt donnernd erinnerung" geht für mich in ordnung. (wenn ich mich so aus dem schlaf fitze und meine traumwelt abstreife, donnerts ab und zu recht heftig.)

lg
p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.04.2007, 08:52

Liebe Pan,

danke für dein Feedback, Seidentöne würden mir sehr gefallen, darf ich sie einfach mal so schnappen? Der Regen hat da keine weitere Bedeutung, es war nur das Bild dieser Ballonseide, dass ich vor Augen hatte, ohne an die Abnutzung von Regenbogen zu denken.

Schön, dass du dieses Hochdonnern kennst (also nicht schön für dich) aber für meine Beschreibung dieser Sache.

Lieben Gruß
ELsa
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pandora

Beitragvon pandora » 16.04.2007, 08:54

hallo elsa,

klar, schnapp sie dir.

lg
p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.04.2007, 09:01

Erledigt :-)

Danke schön, Pan. Und nun lasse ich es so.

Herzlich,
ELsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.04.2007, 14:38

Liebe Elsie,

die neue Version gefällt mir sehr gut. Die Verdichtung hat deinem Gedicht gut getan!
Worüber ich jedoch noch nachdenke, ist der Titel.
"bettgelegt" trifft es m.E. nicht. Dieser Titel beschreibt nicht das, was du beschreibst.
Oder hattest du noch eine 2. Intention, die sich mir noch nicht erschlossen hat?
Saludos
Mucki

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Beitragvon leonie » 16.04.2007, 15:00

Liebe Elsa,

ja, mir gefällt es so auch besser, es hat wirklich gewonnen durch die Bearbeitung. Muckis Einwand zum Titel kann ich verstehen. Spontan fiele mir "Nachtmusik" ein.

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 16.04.2007, 21:02

Liebe Elsa, liebe Pan,

die Seidentöne empfinde ich als einen echten Fortschritt!

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon Elsa » 16.04.2007, 21:31

Liebe Mucki, liebe leonie,

Den Titel mag ich nicht hergeben. Die Seidentöne (danke nochmals Pan und fein, dass es dir, Max, gefällt) also das Geigenspiel lässt sie zur Ruhe kommen, endlich. Daher bettgelegt.

Mit ihren Sorgen, die am nächsten Morgen donnernd wecken, wäre sie sonst nicht schlafen gegangen.

So ist das gemeint. Und so soll es nun bleiben.

Danke euch für die Unterstützung!

Lieben Gruß
ELsa
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leonie
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Beitragvon leonie » 16.04.2007, 21:41

Das ist gut, dann behalte ich "Nachtmusik" als Titel für ein potentielles gedicht von mir. :-) . Ich sammle schon Assoziationen, Ideen...Mal sehn, ob was draus wird.

Liebe Grüße

leonie


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