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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klara
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Beitragvon Klara » 14.04.2007, 21:44

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Zuletzt geändert von Klara am 17.06.2007, 15:32, insgesamt 3-mal geändert.

pandora

Beitragvon pandora » 14.04.2007, 22:19

liebe klara,

dein kleiner text lässt mich als leser auf einem schmalen grat wandeln.

zum einen weiß ich, dass sich ältere menschen nach und nach vom leben verabschieden (können) und ich bin geneigt, den sachverhalt ansich ernst zu nehmen.

andererseits jedoch sind deine zeilen durchsetzt mit feinem spott ("Mindestens anderthalb Flaschen Dornfleder hat sie gebraucht zum Sterben üben..."). und nachsichtig ironisch wird sie beschrieben, die mutter auf dem lande.

tragisch-komisch.

den letzten satz würde ich überdenken. die mutter übt sterben. mit netz und doppeltem boden. vom hochhaus springen wird man aber nicht zu simulationszwecken, oder?

lg
p.
Zuletzt geändert von pandora am 14.04.2007, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.04.2007, 23:02

Liebe Klara,

Sehr von außen, beobachtend, fast ein bisschen als würde es umgekehrt sein - eine Mutter betrachtet die Sperenzchen ihres Kindes, einerseits liebevoll, nachsichtig, aber auch ironisch und doch ist für mich unterschwellig Traurigkeit zu spüren.

Die beschriebene Mutter gefällt mir ausnehmend gut! Sie ist so "echt", so menschlich, klasse.

"Immer mehr loslassen – ist das nicht eine famose Idee?“
Dieser Satz steht für mich nicht an der richtigen Stelle. Mir gefiele er als Schlußsatz.

Nein, sie wird sich nicht vom Hochhaus stürzen, aber vielleicht im Wald verlaufen und erfrieren? Ich finde das Hochhaus auch nicht die beste Lösung.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Sam

Beitragvon Sam » 15.04.2007, 08:58

Hallo Klara,

starker Text! Ich liebe diese Bleistiftskizzen von Personen, weil man in dem Wenigen, das gesagt wird, so unheimlich viel erkennen kann. Wenn es denn gut gemacht ist. Was bei deinem Text der Fall ist.

Mir gefällt, wie sich der Erzähler nicht einmischt. Mit "abwinkender Geste" erzählt und damit den Leser mit der Mutter alleine lässt. Jetzt geht nämlich die Mail direkt zum Leser. Und der liest:

Sterben üben. Ist das nicht eine gute Idee?
So nach und nach alles nicht mehr so wichtig finden
Immer mehr loslassen – ist das nicht eine famose Idee?


und erinnert sich an seine eigenen Gedanken nach einer Flasche Dornfelder oder wasauchimmer.

Das Ende hat es auch in sich. Wird die Mutter sich nicht vom Hochhaus stürzen, weil sie auf dem Land lebt, oder weil sie stundenlang Cello übt?

Mäkeln könnte ich nur über Geschmackssachen.

„Keine Sorge, ich habe keinen mir bekannten Krebs oder so“,


Der Satz gefällt mir nicht so ganz. Man weiß, was er ausdrücken soll, aber er sagt eigentlich etwas anderes aus.


Aber ansonsten: Feinfein!!

LG

Sam

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 15.04.2007, 11:21

hallo klara,
auch ich wandere auf einem grat, weil sich spöttisches augenzwinkern mit etwas sehr sehr ernstem mischt.

gerade der satz mit dem loslassen ist eine zentrale aufgabe immer wieder und vorallem in bezug auf das sterben.

mich erschüttert fast, wie die mutter ihre tochter damit konfrontriert ohne den eigenen ernst dabei zu bewahren, oder ist das genau das ziel??
steht die tochter mit dieser mitteilung nicht erst mal ganz schön im regen? auch wenn zu spüren ist, dass diese scheinbar an solche situationen gewöhnt ist.

aber trotz der gratwanderung erreicht dein text in seiner kürze eine große berührung bei mir als leser und das spricht für deine erzählung!

lg silvi

Max

Beitragvon Max » 15.04.2007, 13:24

Liebe Klara,

der Text hat für mich genau die richtige Distanz zum Erzählten. Dis Mischung aus Staunen, Spott und versteckter Sorge kann ich gut nachvollziehen.

Außerdem ist es so erzählt, dass es mich als Leser selbst bei diesem kurzen Text neugierg macht, ich frage mich von Absatz zu Absatz: was kommt jetzt. Den "Dornfleder" hatte ich zunächst "Doornkaat" gelesen, aber nun bin ich beruhigt.

Pandoras Kritik am Hochhaus des letzten Satzes kan ich verstehen. Mir ist, als sei das ein gedanke, den die Protagonistin oder die Erzählerin oder beide vor allem deshalb hatten, weil er sich so gut gegen das Landleben kontrastieren lässt, "echt" in dem Sinne ist er weniger (denke ich)[obschon es ja schon etwas über die Protagonistin aussagt] - und das fällt mir umso mehr auf, als mir der Schluss mit dem Cello sehr echt klingt.

Liebe Grüße
Max

Klara
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Beitragvon Klara » 15.04.2007, 13:40

Hallo,

habe mich sehr über das viele gute schnelle Feedback gefreut - danke schön!

Ob es eine Gratwanderung ist, Pandora und Elsa? Ich weiß es nicht. Verstehe auch nicht genau, was ihr meint, fürchte ich.

Sam, dank dir für deine Anregung. Den Satz mit dem Krebs versuche ich zu ändern.

Silvi, du erliest sehr warmherzig die prekäre Situation der Tochter (die ja mehr Informationen erhält als sie vielleicht möchte oder verarbeiten kann bzw. die Distanzlosigkeit der Mutter wahrscheinlich schwer erträgt...) - wahrscheinlich lädt der Text nicht zum Mitgefühl, weil er so distanziert ist. Danke für dein Lesen.

Mit dem Hochhaus habt ihr wohl recht. Ich habe es gestrichen und den Schluss leicht geändert. Ist es so flüssiger?

LG
Klara

Max Dernet

Beitragvon Max Dernet » 15.04.2007, 15:39

ein text, der nicht geglättet ist und nicht ausgewogen . eine fesselnde skizze. ein kern für einen umfangreicheren text?

max

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 15.04.2007, 18:38

hallo max

ich empfinde den text aussreichend, wie eine zeichnung, bei der ein weiterer strich zuviel wäre, all die fragen und überlegungen, die mir beim lesen kamen, möchte ich nicht beantwortet haben..

Hallo klara

die ja mehr Informationen erhält als sie vielleicht möchte oder verarbeiten kann bzw. die Distanzlosigkeit der Mutter wahrscheinlich schwer erträgt...)



genau das bestätigt mein gefühl, ja!

lg silvi

Klara
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Beitragvon Klara » 15.04.2007, 18:50

ein text, der nicht geglättet ist und nicht ausgewogen .

ja.

lg
klara

Max Dernet

Beitragvon Max Dernet » 15.04.2007, 18:58

Klara hat geschrieben:
ein text, der nicht geglättet ist und nicht ausgewogen .

ja.

lg
klara


warum zwickst du den beifall ab? :blink2:

Klara
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Beitragvon Klara » 15.04.2007, 18:59

warum zwickst du den beifall ab?

Weil ich dir zustimme .-)
(und mich wunderte, dass es vorher keiner sah)
((und weil ich auf deine Frage keine Antwort habe...))

lg
klara

Max Dernet

Beitragvon Max Dernet » 15.04.2007, 19:11

hallo klara,

damit ich nicht mißverstanden werde: man kannn diese rohe kleine skizze gut so stehen lassen.
man könnte aus die skizzerten gedanken auch ausarbeiten.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 19:15

Klara hat geschrieben:Ob es eine Gratwanderung ist, Pandora und Elsa? Ich weiß es nicht. Verstehe auch nicht genau, was ihr meint, fürchte ich.


Liebe Klara, ich hab nix von Gratwanderung ...?

Nur über das Hochhaus.

Lieben Gruß
ELsa
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