terra cognita

Sam

Beitragvon Sam » 08.04.2007, 19:37

2. Version


terra cognita

dichten ist ein seltsames land
wie kindheit und liebe

nur zeitweilig
erhalten wir bleiberecht

um tage zu sammeln
küsse
und worte





1. Version

terra cognita


dichten ist ein seltsames land
wie kindheit und liebe

da man
nur zeitweiliges
bleiberecht erhält

um zu sammeln:
tage
küsse
worte
Zuletzt geändert von Sam am 12.04.2007, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 14.04.2007, 16:29

Alles klar, Max. Ich denke mir jetzt mal so meinen Teil dazu, der natürlich zu denken gibt ...


Gemeint ist: Demokratie ist, wenn es um Qualität geht, nicht immer ein guter Berater. Wenn ich wissen möchte, was die Kubikwurzel aus 8 ist, wird mir eine umfrage vermutlich ergeben, dass es keine Kubikwurzeln gibt - soll ich dann vielleicht nicht doch besser denken, dass diese Wurzel 2 ist?

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.04.2007, 17:06

Wenn so viele hier der Meinung sind, dass das "seltsam" in diesem Gedicht stimmig und gut ist, dann spricht das doch für sich, Max. Das hat nichts mit Mathematik zu tun. Hier geht es um Hineinfühlen, Hineinlesen.
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 14.04.2007, 17:29

Liebe Mucki,

ich werde mal versuchen drei Dinge zu trennen, damit das nicht dauernd durcheinder geht.

1.) Wenn Sam meint, dass "seltsam" dahin gehört, dann ist das ok fü mich. Er ist der Autor und bestimmt, was in sein gedicht gehört.

2.) Das betdeutet aber trotzdem nicht, dass man über Qualität abstimmen kann, sonst wäre der Gewinner von "Deutschland sucht den Superstar" Deutschlands bester Musiker. - Man sollte das politische Konzept der Demokratie (über das es auch genug zu sagen gäbe) nicht damit verwechseln, dass man mit Abstimmungen gültige Urteile über die Wirklichkeit fällen kann. Das Beispiel was ich gegeben habe, hat nur insofern mit Mathematik zu tun, als dass dort "wahr" und "falsch" besonders gut getrennt ist (und wieso wusste ich, dass Du schreiben würdest: Das hat nichts mit Mathematik zu tun?). Du kannst, wenn Du möchtest, auch eine Mehrheitsmeinung nehmen, ob Beuys malen kann und bekommst ein "Nein, das ist keine Kunst". Soll ich mich deshalb in meinem Urteil über Beuys beeinflussen lassen?

3.) Kein Zweifel: ein gutes Gedicht braucht Intuition, ein Hineinlauschen in die Sprache. Dennoch sind "ich habe mir das rein intuitiv so gedacht" oder "ich fühle das" so sehr dürftige Argumente in der Textarbeit.

Liebe Grüße
max

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 14.04.2007, 18:29

Hallo Sam!

Das "seltsam" ist noch drin? Gut. Wäre schade drum gewesen :schwitz: Die Straffung des Mittelteils gefällt mir auch gut. Den Schlussteil zu ändern, wie du es getan hast, war sicher eine Option; die alte Version hatte aber auch etwas für sich. Na ja, deine Entscheidung. Der Titel hat mir von Anfang an gefallen, aber gut, ich bin ja auch ein ziemlicher Latein-Fan ;) So, damit wäre zu allen Punkten etwas gesagt, oder? Nein, halt! Das wichtigste fehlt noch: Ein schönes Gedicht ist dir da geglückt! :hand0051:

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.04.2007, 18:30

Ach Max,

lass es uns dabei bewenden, dass es für Sam dahin gehört und einige ihm da zustimmen, ok?
Ich mag hier nicht in Diskussionen einsteigen, die doch nie enden würden, weil es natürlich Argumente pro und contra gibt, keine Frage ;-)
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 14.04.2007, 18:38

Ok, Mucki, machen wir so .. friedenspfeife (das war keine Beleidigung *g*).

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.04.2007, 18:47

Jou, Friedenspfeife, du hartnäckiger Max, du! :mrgreen:
rauchende Grüße
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 14.04.2007, 20:39

Hallo,

Version eins ist stärker .-)

Gruß
K

Gast

Beitragvon Gast » 15.04.2007, 01:43

Hallo Sam,

ich finde dir ist ein Kurzgedicht gelungen. Das "Dichten" als ein Land zu bezeichen, dazu noch als ein seltsames, in dem man Küsse und Worte finden kann, gefällt mir.
Obwohl ich es mir bezüglich des Vergleichs Dichten / Kindheit konsistenter und konsequenter fortgeschrieben hätte vorstellen können (Küssen (Liebe) und Worten (Dichtung) die Kindheit (???))
Es bleibt ein Vergleich in der Luft hängen.

Was ich mich, seit dem ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe dennoch frage, wieso steht es im Monatsthema?
Verstehe mich bitte nicht falsch, meinetwegen kann es da stehen, ich wüsste nur gern den Grund.
Ich vermute nämlich, dass du dir etwas dabei gedacht hat.
Dichten an sich ist ja nicht kommunikativ.
Von Inernetforen jetzt mal abgesehen, ;-) aber um die geht es ja auch nicht in deinem Text.
Oder geht es dir eher so, dass "Die Zähmung" (Zitat zum Monatsthema) der Worte für die Dichtung, den Weg in diesen Faden wies?

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.04.2007, 02:09

Liebe Gerda,

diese Frage, warum das Gedicht unter dem Monatsthema steht, hatte ich auch schon gestellt, doch dann verstand ich durch die unterstrichenen Worte im Gedicht:

dichten ist ein seltsames land
wie kindheit und liebe

nur zeitweilig
erhalten wir bleiberecht

um tage zu sammeln
küsse
und worte

All dies ist ja eine Form von Kommunikation.
Buenas noches ;-)
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 15.04.2007, 03:35

Liebe Mucki,

danke für die Erläuterung, dass diese Worte kommuniktive Aspekte beinhalten habe ich schon auch gelesen. ;-)
Wäre nicht jeder Text schon persé Kommunikation, weil er sich der Sprache bedient? Oder noch einen Schritt weiter, wo ist der Text, der unter dieser Prämisse nicht Kommunikation ist?
Ich verstehe das Monststhema dahingehend, dass eine inhaltliche Bearbeitung des Themas erfolgen sollte. Mir geht es aber um eine andere Facette. s. o.
Ich möchte es von Sam wissen, seine Meinung im Hinblick auf seinen Text interessiert mich. :smile:

Liebe Grüße
Gerda

Sam

Beitragvon Sam » 15.04.2007, 08:34

Hallo Mucki & Max,

interessante Diskussion. Ob das "seltsam" da nun hingehört oder nicht, ist reine Geschmackssache. Würde ich es weglassen, wäre es nicht mehr das Gedicht, das ich hatte schreiben wollen. Es würde zwar dann dir Max besser gefallen, anderen vielleicht auch, aber mir nicht mehr. Und dann wäre es für mich sinnlos.

Hallo ferdi,

den Schluss habe ich geändert, nachdem ich mir ihn in verschiedenen Versionen immer wieder laut vorgesagt habe. Durch die Straffung des Mittelteils, wird dieser etwas weicher, runder und daran habe ich den Schluss angepasst.
Und vielen Dank für das: :hand0051:

Hallo Klara,

Version eins ist stärker .-)


Dann ist die 1. Version für dich. Mit den allerbesten Grüßen ,-)


Hallo Gerda,

freut mich, wenn du das Gedicht als gelungen bezeichnest.

Obwohl ich es mir bezüglich des Vergleichs Dichten / Kindheit konsistenter und konsequenter fortgeschrieben hätte vorstellen können (Küssen (Liebe) und Worten (Dichtung) die Kindheit (???))
Es bleibt ein Vergleich in der Luft hängen.


Es gibt ja auch noch die Tage. Dichten/Liebe/Kindheit vs. Tage/Küsse/Worte Wobei ich keine genaue Zuordnung vornehmen wollte, weil man in allen drei "Ländern" alle diese Dinge sammelt. Man kann sie als drei verschiedene Länder betrachten, aber auch als Gebiete, die durchaus eine Verbindung zueinander haben, bzw. im Land des Dichtens zusammenlaufen. Das führt schon zu deiner Frage:

Was ich mich, seit dem ich dein Gedicht das erste Mal gelesen habe dennoch frage, wieso steht es im Monatsthema?


Weil man, abgesehen von der Zeit, die Dinge, die man in diesen Länder sammelt, in erster Linie durch Kommunikation sammelt. Küsse und Worte = Handlung und Sprache. Daraus entsteht die Topographie des Landes, eine Karte, die wir im Gedächtnis abspeichern.

Dichten ist oftmals nichts anders, als ein Sichten dieser Karten, der Versuch einer erneuten Resie an diese Orte, wobei man feststellt, dass sich diese Länder verändert haben, sozusagen zu einem anderen, eigenen Land geworden sind. Das ist für mich auch eine Art der Kommunikation, der Inneren natürlich.

Auch das Motto: "Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", spielt da schön mit herein. Einmal durch den Titel, und dann durch die Erkenntnis, dass man sie vielleicht nie ganz kennenlernen wird, weil man sie nie vollständig zähmen (verstehen) wird, diese drei Länder: Dichten, Liebe, Kindheit.

Liebe Grüße und allen nochmals vielen Dank!

Sam

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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 09:03

Lieber Sam,

Ich finde die 2. Fassung sehr gelungen.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 15.04.2007, 11:56

Hallo Sam,

vielen Dank für eine Ausführungen, ich kann ihnen folgen. :smile:

Einen schönen Sonntag
Gerda


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