o. T. (vorher: so oft

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 13.04.2007, 18:05

so oft
den weg gegangen so oft
am maisfeld entlang hinauf
zu den ernsten tannen

doch niemals
niemals kamen wir
oben an


scarlett, 2007
Zuletzt geändert von scarlett am 01.05.2007, 09:17, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 13.04.2007, 19:30

hallo scarlett!
solche zweigleisigen gedichte mag ich sehr. so auch dies. was ich mich frage: kannst du den titel nicht zeitgleich als einstieg ins gedicht nehmen und das folgende so oft streichen?
und über den sinn von "oben rätsele ich ein wenig. hab ich ein brett vor dem kopf, oder käme der text auch ohne aus? ich stehe diesbezüglich ein wenig im dunkeln. ginge es nicht so?:

so oft

den weg gegangen
am maisfeld entlang hinauf
zu den ernsten tannen –

doch niemals
niemals kamen wir
an

auch der endende gedankenstrich scheint mir überflüssig. bitte fasse es als gedanken dazu auf. nicht als verschlimmbessern wollen! ;-)

lieben gruß: Niko

Max

Beitragvon Max » 13.04.2007, 20:00

Liebe Scarlett,

Mit der Frage, was den "oben" bedeutet: Oben auf den Tannen, stehen die Tannen oben, geht es um ein "oben" in einem Gespräch? steht Niko nicht allein da ... ich steh mit ihm da herum ;-).

Tatsächlich versteh ich nicht nur aus meiner Perspektive als Verächter von Satzzeichen in gedichten die Gedankenstriche ebenso wenig. Den ersten vielleicht noch (nur ist da ja schon ein Strophenumbruch, um innezuhalten), den zweiten gar nicht mehr, mir ist nicht klar, worauf ich da warten sollte (vielleicht auf das nächste Gedicht ;-) ).

Die erste Zeile schiner mir evetuell auch stärker, wenn Du das "so oft" nach vorne schiebst. Was meinst Du?

Liebe Grüße
max

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 13.04.2007, 20:38

das mit dem so oft kann ich mit den beiden vorrednern teilen, aber das oben sollte bleiben, denn ich sehe es nicht nur als das unbegegnen, sondern auch das unverstehen, das wo man unten rumdümpelt, höhe als blickmöglichkeit???

lg silvi

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 13.04.2007, 21:36

Die Höhe, ja die Höhe, die wurde hier nicht erreicht, aber nicht mit dem Text, der es trotz aller Kleinigkeiten sehr schön fast, sondern durch die Beiden.

Möge die Höhe dann doch noch erreicht werden, jeweils.

Scarlett, das hast du schön gesagt.

Das Maisfeld ist Prima, wie die Tannen.

Moshe

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 13.04.2007, 22:09

Ein Maisfeld in Hanglage, darüber dunkle Tannen - das ist sehr weit von dem weg, was einem hier in der Gegend landschaftlich so passieren kann... Das "oben" passt aber gut in den Text, denke ich; auch weil es ja hinauf zu den ernsten Tannen geht, oben also "angekommen im Ernsten" heißen kann, was ja (für mich) zum Text passt.

Scarlett, da scheint dir ein schöner Text gelungen zu sein ;-)

Ferdigruß!
Zuletzt geändert von ferdi am 14.04.2007, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Niko

Beitragvon Niko » 13.04.2007, 23:46

"das wo man unten rumdümpelt, höhe als blickmöglichkeit???" die richtung gibt allerdings das "hinauf" schon vor, silvi...

lieben zwischenrufgruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.04.2007, 00:34

Liebe scarlett,

dein Gedicht gefällt mir. Ich lese den Weg am Maisfeld als leichten Weg ohne Tiefe, als oberflächlich. Einen Weg, den man eben ohne Hürden gehen kann, ohne Probleme, ohne Konflikte. Die ernsten Tannen jedoch interpretiere ich als das eigentliche Ziel einer Beziehung, nämlich gemeinsam Konflikte zu lösen, schwierige Wege gemeinsam gehen. Und das haben die beiden in deinem Gedicht eben nie geschafft, es versucht, ja, aber nicht erreicht, haben niemals auch schwere Zeiten überstanden, sich wirklich ernsthaft miteinander auseinandergesetzt oder sind schwere Wege gegangen, was ja eigentlich die Stärke und Kraft einer Beziehung auszeichnet.

Die Bindestriche braucht es m.E. beide nicht.
Saludos
Mucki
P.S: Das "so oft" würde ich auch an den Anfang setzen.

scarlett

Beitragvon scarlett » 14.04.2007, 20:22

ja, die bindestriche kommen raus, das "oben" bleibt drin -

man kann doch hinauf gehen, bergauf gehen, immer wieder und auch stetig - und doch niemals oben ankommen: auf einer anhöhe, auf einem berg, auf etwas, was einfach höher liegt als der ausgangspunkt, oder??? (selbst im übertragenen sinn!)

Lieber Niko, max, moshe, ferdi, liebe silvi, liebe mucki

ich danke euch herzlich für die gedanken zu meinem kurzen gedicht -

ihr habt das mit dem "so oft" an gesprochen, ursprünglich stand es auch am anfang d h dann insgesamt zweimal im text, so wie auch das niemals zweimal vorkommt. Aber das ist zu viel, ich werde es an den anfang setzen und die wiederholung streichen.

Inhaltlich kommt das, was sowohl silvi als auch mucki so ausführlich dazu geschrieben haben, meiner intention sehr nahe - dabei bilden das maisfeld einerseits und die tannen andrerseits die beiden pole - hinzu kommt noch das eine vom menschen angelegt, auf nährendes hinauslaufende, warm, das andere frei und stolz, hoch, dunkel, geheimnisvoll, das eine "niedrig" das andere hoch hinaus strebend.... ach, da kann man schon eine menge hineinlesen, denke ich ....

ferdi, ich geb ja zu, daß auch meine "wahlheimat" oberbayern mit solch einem bild eher nicht dienen kann, meine "ursprungsheimat" hingegen schon... und ich glaube mich zu erinnern, sowas auch irgendwo in der toskana schon gesehen zu haben (die toskanische landschaft erinnert mich immer sehr an meine herkunftsheimat).

Und ja, max, es soll heißen "oben... bei den tannen" sind wir nie angekommen, aber wer weiß, vielleicht wollten die beiden ja auch auf die tannen??? ;-) wie die else? und nicht nur im maisfeld verstecken spielen...

Ich danke für euer lob -

liebe grüße,

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.04.2007, 01:16

Liebe scarlett,

ich finde diese Version gut, aber mir fehlt die Wiederholung im ersten Vers. Das "so oft" kannst du nicht nehmen, wenn du es als Titel behältst, ist klar, aber vielleicht ginge eine Wiederholung von "hinauf", so:

so oft den weg gegangen
am maisfeld entlang hinauf
hinauf zu den ernsten tannen

doch niemals
niemals kamen wir
oben an


Diese Wiederholungen gefallen mir so gut, sie geben dem Gedicht eine ganz besondere Melodie, die vorher drin war und nun fort ist.
Wobei mir die Wiederholung von "so oft" besser gefallen würde, da sie besser mit "niemals" interagiert, doch dann müsstest du einen anderen Titel finden :12:

Ich danke für euer lob -


scarlett, du bist echt der Hammer! :banane3: Sogar hier hast du einen Bindestrich gesetzt :spin2:
Dir mal ein Bäpperle an die Stirn kleb mit der Aufschrift: Auf Bindestrichzwang achten! *feix*
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 15.04.2007, 12:20

also wie soll ich es jetzt lösen???

vielleicht so?

so oft
den weg gegangen so oft
am maisfeld entlang hinauf
zu den ernsten tannen

doch niemals
niemals kamen wir
oben an

liebe grüße von einer scarlett,

die ab sofort nur noch dann einen strich setzt, wenn der auch 100% bleiben wird (hihi... u vor lauter "angst" wahrscheinlich gar keinen mehr zu nehmen wagt... :spin2: )

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.04.2007, 13:39

Liebe scarlett,

ja, genauso! Dann keinen Titel, wie du in deiner ersten Antwort schriebst, bevor du es editiert hast ;-)
Diese doppelte WH in beiden Versen macht dein Gedicht aus, gibt ihm diese besondere Note!

die ab sofort nur noch dann einen strich setzt, wenn der auch 100% bleiben wird (hihi... u vor lauter "angst" wahrscheinlich gar keinen mehr zu nehmen wagt... :spin2: )


:totlach:

Saludos
Mucki


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