wörter suchen heimat

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2007, 08:54

2. Fassung

/...in Ausbruchsversuchen gedichtet
und unbehaust an Grenzen gestoßen...

– Miroslav Duŝanić – /


wörter suchen heimat

wir streuen sie – so von sinnen
bis sich worte zusammenfügen

erblühen zu gebilden
die vom lieben und leiden
auch dem tod erzählen

wolkenkuckucksheime
wachsen aus geröteten himmeln
und träume über träume

– bestenfalls –

kann sein sie verdorren
als hülsen und erstarren
– welche qual


-----
1. Fassung

/...in Ausbruchsversuchen gedichtet
und unbehaust an Grenzen gestoßen...

- Miroslav Dušanić - /
*

wörter suchen heimat

dichter schmieden worte
zusammen
– so von sinnen

lassen sie erblühen
zu gebilden
des leidens und der liebe

erwecken tränen
oder tanzen

bestenfalls

es kann sein sie verdorren
und erstarren
als leere hülsen – welche qual


(c)Elsa Rieger

* Anmerkung: Mein Freund und lyrischer Kollege und ich tauschen immer wieder mal unsere Gedichtzeilen als Zitate und Titel mit Namensnennung aus.
Zuletzt geändert von Elsa am 13.04.2007, 10:32, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 12.04.2007, 10:02

hallo elsa!
dein gedicht hat mich gleich zu einem verdreh-gedicht animiert. ich hoffe, du kannst mir das mal verzeihen...

unbegrenztes hausen
(ein ausbruchsgedicht)

dichter schmieden
und verdorren
bestenfalls
als leidige blüte
an erweckten gebilden

heimat
welche qual!
eine starre leere
hülse

das fiel mir spontan ein, elsa...bitte verzeih. ein dichterischer anflug.
lieben gruß: Niko, der sich später zum ursprungswerk äußert....

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2007, 13:23

Hallo Niko,

No, das ist nicht übel :-)

Ich mag Gegen- oder Parallelgedichte gern! :lachen0059:

Und in meinen Threads kann man das auch gern machen. Es ist belebend.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.04.2007, 19:53

Liebe Elsa,

wir haben ja mal abgemacht, dass wir uns alles sagen ,du weißt schon :blumen:

in diesem Text sind für mich sehr sehr viele Worte nicht originell - ganz anders, als in deinen anderen Gedichten, ich habe sie mal fett markiert:



wörter suchen heimat

dichter schmieden worte = schon fast eien Floskel, ein Autor muss dichter an sein Ausdrucksgebiet heranleuchten!
zusammen
– so von sinnen

lassen sie erblühen
zu gebilden
des leidens und der liebe (die kombi, sond die anderen Bilder anders, lasse ich mir dies da inhaltlich ja stimmig noch zu...)

erwecken tränen
oder tanzen
(bitte beides nicht unds schon gar nicht die Kombination...wer mir ein Tanzgedicht schriebt, dass ich lesen mag, der würde mich wirklich beeindrucken..

bestenfalls

es kann sein sie verdorren
und erstarren

als leere hülsenwelche qual


Warum welche Qual fett ist, verstehe ich nicht ganz, führt das das Zitat zuende?
[b]

Das Zitat oben finde ich fantastisch, das Thema neben der Liebe und Menschenstudien das im grunde einzig interessante beim Schreiben - aber die Umsetzung hier finde ich zwar nicht schlecht(!), aber langweilig...es sticht mich nichts und es brennt für mich nichts...

Ich schreibe das so klar, weil du für mich sprachlich viel stärker sein kannst, siehe deine anderen Gedichte, die ich kenne oder deine Geschichten.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.04.2007, 20:14

Liebe Elsa,

hier geht es mir ähnlich wie Lisa, ich habe Dich auch sprachlich viel stärker erlebt als dieses Gedicht es ist. Und auch Bilder, die viel eindrücklicher und origineller waren, von Dir gelesen.
Aber auch inhaltlich habe ich Zweifel: - vor allem bei dem "so von sinnen". Ich finde, das stimmt nur bedingt, ist nur der erste Schritt, in dem ein Gedicht entsteht. Und Hülsen sind für mich eigentlich immer leer...

Ist nicht böse gemeint...

Liebe Grüße

leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.04.2007, 20:36

Liebe Elsa,

also so hart wie meine vorgängerinnen würde ich nicht gegen diese zeilen zu gericht ziehen wollen.

Die idee finde ich nämlich schon mal sehr gut, "wörter suchen heimat" eine tolle formulierung.
Auch das "so von sinnen" verstehe ich wohl anders - für mich macht das sinn, das kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn man wie verrückt nach formulierungen sucht, nach wörtern und die sich nicht fügen wollen - das hat schon was mit wie von sinnen zu tun.

Zu viel wird mir allerdings das gebilde aus leiden und liebe - das kann heute nicht mehr greifen. Da muß ich meinen vorkommentatoren beipflichten.

Das fettgedruckte "welch qual" kann ich allerdings auch nicht so recht zuordnen - willst du damit sagen, daß die qual überwiegt, schwerer wiegt als alles andere beim schmieden der worte?

Wäre dieses gedicht nicht auch beim monatsthema denkbar?

Mit lieben grüßen in den abend,

scarlett

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2007, 20:36

Liebe Lisa,

wir haben ja mal abgemacht, dass wir uns alles sagen ,du weißt schon
unbedingt! das ist mir sehr wichtig, du weißt das ja :-)

danke für deine genaue Beurteilung, ich werde sie überdenken, wobei du mit Klischeeformulierungen recht hast. Es lag in meiner Absicht, da *auch* Klischees zu verwenden, aber es sind zu viele, wenn ich sie so aufgereiht betrachte.

Warum welche Qual fett ist, verstehe ich nicht ganz, führt das das Zitat zuende?
nein, es hat mit dem Zitat nichts zu tun. es sollte ein wenig ironisch sein.

Jedenfalls, ich werde nun genau dran arbeiten. Hab vielen Dank dafür.

Liebe leonie,

gerade sehe ich, während ich schreibe, du hast ähnliche Bedenken wie Lisa.

Ich Depp, natürlich sind Hülsen leer! :rolleyes:
vor allem bei dem "so von sinnen". Ich finde, das stimmt nur bedingt, ist nur der erste Schritt, in dem ein Gedicht entsteht
Aber genau den will ich hier beschreiben. Erst danach in der Folgestrophe erblühen sie. insofern stimmt die Reihenfolge doch?
Danke auch dir, ich mach mich mal mit meinen Wörtern vom Acker, um sie in andere Worte zu fassen.

Lieben Gruß,
ELsa
Schreiben ist atmen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.04.2007, 10:34

Liebe Lisa, leonie,

ich habe mir die Nacht um die Ohren geschlagen damit :cool:

Es wird zwar immer noch nicht das Gelbe vom Ei sein, aber ich bemühte mich, die Klischees zu ersetzen und dennoch meine Gedanken beizubehalten.

Sollte es großer Mist sein, bitte ich um Verschiebung in die Schreibwerkstatt.

Danke und lieben Gruß,
ELsa
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 13.04.2007, 19:37

Liebe Elsa mit der Nacht um die Ohren,

ich würde das Gedicht nicht großen Mist nennen :-).

Ich fürchte fast, woran es "leidet", ist das "große" Vorwort, das Du, wie ich finde, wunderbar entdeckt hast, das Zitat von Dusanic.
Als ich das gelesen habe, wurde mir ganz froh und ich dachte: Ja, so muss man schreiben! Es ist natürlich mit diesem Auftakt nicht leicht, die Gestlatungskraft dieser Zeilen - z.B, finde ich das "unbehaust" ganz großartig - beizubehalten und darum ist die Kritik an den Zeilen vielleicht härter als sie ohne den starken Auftakt wäre.

Liebe Grüße
max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.04.2007, 20:08

Lieber Max, wie lieb von dir.

Der Autor des tollen Vorworts selbst ist allerdings schwer begeistert davon, da wir Freunde sind, und er mich oft scharf kritisiert, scheint es ihm tatsächlich zu gefallen.

Ich messe mich da bestimmt mit einem Meister der Lyrik, das stimmt. Vielleicht kommt ja noch besseres raus dabei. Irgendwann.

Ich danke dir,
lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 13.04.2007, 20:18

Liebe Elsa,

ich überlege noch. Mir kommt das "worte" zu schwach vor (gerade, weil die wörter auch schon da waren und es sich nicht deutlich genug davon absetzt). Wie wäre "Verse" oder sogar etwas wie "Wesen"?

lieben und leiden und tod, das ist für mich vor allem ein Problem, weil es in der Kombination für mich schon fast klischeehaft ist. Vielleicht kannst Du andere Worte dafür finden, noch besser Bilder. Mir fällt gerade auch nichts Besseres ein als z.B.:

erblühen zu gebilden
die erzählen:
von dir und mir und
abschied und beginn

Ich glaube, das ist im Werden, auf gutem Weg!

Liebe Grüße

leonie


Ja, und: das Zitat legt natürlich wirklich die Latte hoch.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.04.2007, 20:30

Liebe leonie,

danke für die Aufmunterung, ich habe Hoffnung, es wird wachsen.
Deine Vorschläge, das erneute Klischee zu umgehen, gefallen mir sehr!
So in der Art werde ich weiterdenken.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen


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