Es war einmal ein Maler namens Eduard, der wollte ein Pferd malen. Einen schönen, edlen, schwarzen Hengst auf einer Blumenwiese. Also begann er fröhlich mit seinem Werk und es gelang ihm wunderbar. Als er den Pinsel niederlegte, blickte ihn ein Pferd so lebensnah an, dass er das feuchte Fell förmlich riechen konnte. Es war ihm, als poche das Blut unter seinen Fingern, wenn er seine Hand auf die Leinwand legte. Und beinah hörte er ein leises Schnauben, wie zur Begrüßung. Doch dann erschrak Eduard. Man hatte ihm gesagt, ein Bild müsse Dynamik haben. Wo war die in seinem Bild. Nichts davon zu sehen. Also stellte er es schnell in die Ecke und begann von neuem. Ein galoppierendes Pferd. Und auch dieses gelang ihm vortrefflich. Der Wind blies einem ins Gesicht und man konnte die Freiheit schmecken. Eine Weile genoss Eduard diesen Anblick und freute sich über seine Zeichenkunst. Bis die Zweifel sich einschlichen. Gab es nicht schon hunderte, wenn nicht tausende von Pferdebildern? Was also sollte das besondere an diesem sein, was hob es von den anderen ab. Hätte man nicht ebenso ein Pferd fotografieren können? Es war also keine Kunst. Es war nichts. Eduard kam ins Schwitzen. Eine Idee musste her. Eine noch nie dagewesene. Vielleicht ein Hund auf dem Rücken des Pferdes. Nein, das war Zirkus oder Bremer Stadtmusikanten. Nein es musste etwas Irreales sein. Ein Baum. Ja, er würde dem Hengst einen Baum auf den Rücken malen. Ihm Wurzeln um seinen Bauch legen. Also malte er flink einen Baum, keinen ungewöhnlichen, einfach irgendeinen hinein in sein Bild. Und zum Glück deckten seine Ölfarben wunderbar, machten durch die dicke Schicht den Baum fast noch plastischer. Eduard war nun zufrieden und legte sich schlafen. Und er schlief schlecht, träumte von seinem Bild und schreckte morgens um drei Uhr aus seinem Dämmerschlaf. Jetzt wusste er, was falsch war. Wie hatte er das übersehen können. Er hatte ein Pferdebild gemalt, auf dem für jeden deutlich sichtbar ein Pferd zu sehen war. Wie banal. Kein Geheimnis, keine Tiefe lag in seinem Bild. Es war Handwerk, niemals Kunst. Der Rappe musste weg. Es ging doch um die Idee des Tieres, um die künstlerische Begegnung, da durfte nicht abgebildet werden. Eduard brauchte dieses Mal viel Farbe. Doch letztlich war nichts mehr von seinem Pferd zu sehen, das er heimlich schon Peregrin genannt hatte. Eduard stand nun vor seinem Meisterwerk. Einer ausgedorrten Landschaft mit einem Baum, dem Dornen gewachsen waren, die Wolken anstachen, die natürlich nicht an Pferde erinnerten, das wäre ja schon eine beinah lächerliche Andeutung gewesen. Aus den Wolken tropfte es rot auf die rissige Erde und die Wurzeln des Baumes schienen begierig das rot aufzusaugen. Es sog sich durch den Stamm hinauf, verändert die Farbe langsam über violett ins dunkle blau, um an den Blättern hellblau vor dem grauen Himmel zu erstrahlen. Nun war sein Werk vollendet und Eduard sank beruhigt in tiefen Schlaf.
Die Kritiker nahmen sich des Bildes voller Begeisterung an. Es wurde philosophiert und interpretiert. Über Hungersnöte in Afrika, die Weltpolitik, das psychologische Phänomen der Autoaggression. Es wurden Ebenen gefunden, die Eduard erblassen ließen ihn ihrer Tragweite und seinen intellektuellen Horizont bei weitem überstiegen. Und doch, was niemand sah, einfach niemand erkannte, war der Grund, der Ursprung, seine Intention. Peregrin wurde nicht gefunden. Er blieb dem Betrachter fremd. Aber da, hinter der dicken Schicht Farbe, konnte man ihn da nicht zittern sehen, vor Anstrengung vom weiten Weg? Eduard sah ihn so deutlich, wieso nicht die anderen. Er hatte doch alles bedacht, jeden Hinweis, den er jemals bekommen hatte sorgsam umgesetzt. Und nun das. Niemand verstand sein Bild und niemand seine Frage, ob man denn nicht noch etwas finde, wo ja schon so viel an Inhalt gefunden worden war. Selbst der Titel des Bildes „Der Fremdling“ hatte niemanden auf die richtige Spur gebracht. Zweifelnd und niedergeschlagen ging Eduard nach Hause, betrat sein Atelier und sein erster Blick fiel auf Peregrin, wie er da so statisch auf seiner Blumenwiese stand und ihn begrüßte. Nicht vorwurfsvoll. Nur froh, dass er zurück war.
Peregrin
Liebe smile,
da hast Du ein schönes Gleichnis geschrieben. Der Anfang erinnerte mich an das Nietzscheanische Bild vom Künstler, der in seinem Werk verschwindet. Aber bei Dir geht es ein wenig weiter. Da gehst gleichsam die bekannte Kunstgeschichte vom Realismus hin zur abstrakten Kunst, um letztlich doch ein Plädoyer für das altbekannte zu formulieren. Deshalb habe ich mit der "Moral" Deiner Geschichte zu meine Probleme. Vor allem, weil ich mich darüber wundere, dass ein Maler oder sonst ein Künstler eine Intention verfolgen soll und tatsächlich so naiv sein sollte, darauf zu hoffen, diese verwirklichen zu können. Aber das sind inhaltliche Anmerkungen, die nicht davon ablenken sollen, dass Du Dein Gleichnis schön und ansprechend formuliert hast. Hier ein paar Kleinigkeiten:
Schreibt man das nicht groß?
... ,die Eduard erblassen ließen in ihrer Tragweite, und seinen intellektuellen Horizont bei weitem überstiegen.
Besser: ... gefunden worden war.
Hier fehlen Satzzeichen. Vielleicht: Und doch! Da, hinter der dicken Schicht Farbe, konnte man ihn da nicht zittern sehen, vor Anstrengung vom weiten Weg.
Grüße
Paul
da hast Du ein schönes Gleichnis geschrieben. Der Anfang erinnerte mich an das Nietzscheanische Bild vom Künstler, der in seinem Werk verschwindet. Aber bei Dir geht es ein wenig weiter. Da gehst gleichsam die bekannte Kunstgeschichte vom Realismus hin zur abstrakten Kunst, um letztlich doch ein Plädoyer für das altbekannte zu formulieren. Deshalb habe ich mit der "Moral" Deiner Geschichte zu meine Probleme. Vor allem, weil ich mich darüber wundere, dass ein Maler oder sonst ein Künstler eine Intention verfolgen soll und tatsächlich so naiv sein sollte, darauf zu hoffen, diese verwirklichen zu können. Aber das sind inhaltliche Anmerkungen, die nicht davon ablenken sollen, dass Du Dein Gleichnis schön und ansprechend formuliert hast. Hier ein paar Kleinigkeiten:
etwas irreales
Schreibt man das nicht groß?
die Eduard erblassen ließen ihn ihrer Tragweite und seinen intellektuellen Horizont bei weitem überstiegen.
... ,die Eduard erblassen ließen in ihrer Tragweite, und seinen intellektuellen Horizont bei weitem überstiegen.
Niemand verstand sein Bild und niemand seine Frage, ob man denn nicht noch etwas finde, wo doch schon so viel an Inhalt gefunden wurde.
Besser: ... gefunden worden war.
Und doch da hinter der dicken Schicht Farbe, konnte man ihn da nicht zittern sehen, vor Anstrengung vom weiten Weg?
Hier fehlen Satzzeichen. Vielleicht: Und doch! Da, hinter der dicken Schicht Farbe, konnte man ihn da nicht zittern sehen, vor Anstrengung vom weiten Weg.
Grüße
Paul
Liebe Smile,
Nee, hinter Tragweite kommt kein Komma.
Ansonsten finde ich, Paul hat das so treffend kommentiert, dass ich ihn nicht wiederholen will.
Ich habe das ganz gern gelesen, weil ich es gut geschrieben finde, aber inhaltlich verwundert es mich doch.
Liebe Grüße
leonie
Nee, hinter Tragweite kommt kein Komma.
Ansonsten finde ich, Paul hat das so treffend kommentiert, dass ich ihn nicht wiederholen will.
Ich habe das ganz gern gelesen, weil ich es gut geschrieben finde, aber inhaltlich verwundert es mich doch.
Liebe Grüße
leonie
Lieber Paul Ost,
Naaa gut, wenn Du meinst. Es geht mir absolut gegen mein Komma-Gefühl, das eigentlich meistens richtig liegt...Aber auch Gefühle laufen ja mal in die falsche Richtung...
Und ich muss zugeben: Die Regel könnte ich jetzt nicht aus dem Kopf aufsagen.
Also gebe ich klein bei und grüße Dich herzlich.
leonie
Naaa gut, wenn Du meinst. Es geht mir absolut gegen mein Komma-Gefühl, das eigentlich meistens richtig liegt...Aber auch Gefühle laufen ja mal in die falsche Richtung...

Und ich muss zugeben: Die Regel könnte ich jetzt nicht aus dem Kopf aufsagen.
Also gebe ich klein bei und grüße Dich herzlich.
leonie
Ein Kunstwerk verschwindet allzu oft hinter den "intellektualen Einlegungen" der werten "Kritiker", welche ihre in "Bildung" transformierte Mittelmäßigkeit auf selbiges zur Erhöhung ihres Ego zu projizieren trachten .. Selbstbeweihräucherung des Mittelmaßes, als mehr ist diese Art der Kritik nicht zu verstehen .. wo keine Schöpferkraft ist, dort kann auch kein Verstehen sein, im Sinne einer Geistesverwandschaft mit dem Künstler und also ist diese Art der Bewertung nichts als intellektualer Snobismus und der Künstler allein ist der Maßstab seiner Kunst, in dem Maße wie er selbst wahr und nicht nur ein verblendeter Scharlatan, ein Pfuscher ist .. und allerdings - der Maßstab, an dem sich ein Kunstwerk zu messen hat ist allein seine Originalität - ist es originell oder nur Paraphrase und hier wird es entgegen aller "Genderforschung" interessant - es gibt keine "weibliche Kunst", die nicht doch nur Imitation oder letztlich korrupter Einfall wäre - wie es keine Philosophinnen geben kann, so kann es auch keine Künstlerinnen geben - "Künstlerinnen" haben in aller Regel nur die Weiblichkeit in all ihren Beziehungen zur Welt zum Sujet - Ideen, objektive Wahrheiten darf Mann von "Künstlerinnen" nicht erwarten .. es gibt keine großen Malerinnen, keine großen Komponistinnen etc. .. eine Frau Amanda Mozart ist a priori undenkbar .. das noch zu der Mär von der "Unterdrückung" .. hihi ..
LG
Nihil
LG
Nihil
Lieber Paul,
danke, meine Fehler habe ich verbessert.
Das Komma ist mein Feind (gleich nach Groß- und Kleinschreibung) da lass ich lieber mal eines zuviel weg.
also gut, ich bin dann wohl rätselhaft und naiv, denn die Hoffnung hege ich gelegentlich tatsächlich noch.
Ich gebe zu, ich bin mir nicht sicher, ob der Text in dieser Rubrik richtig aufgehoben ist, vielleicht hätte ich ihn auch unter Kritisch, Satirisch... stellen sollen. Hättest du ihn dann anders gelesen?
Liebe Grüße smile
Liebe Leonie,
danke für deinen Kommentar, "gut geschrieben" freut mich!!!
Was? Die Geschichte, der Verlauf, das Ende, die Aussage??
Liebe Grüße smile
danke, meine Fehler habe ich verbessert.
Das Komma ist mein Feind (gleich nach Groß- und Kleinschreibung) da lass ich lieber mal eines zuviel weg.

dass ein Maler oder sonst ein Künstler eine Intention verfolgen soll und tatsächlich so naiv sein sollte, darauf zu hoffen, diese verwirklichen zu können

Ich gebe zu, ich bin mir nicht sicher, ob der Text in dieser Rubrik richtig aufgehoben ist, vielleicht hätte ich ihn auch unter Kritisch, Satirisch... stellen sollen. Hättest du ihn dann anders gelesen?
Liebe Grüße smile
Liebe Leonie,
danke für deinen Kommentar, "gut geschrieben" freut mich!!!
inhaltlich verwundert es mich doch.
Was? Die Geschichte, der Verlauf, das Ende, die Aussage??
Liebe Grüße smile
Hallo Nihil, Mr. Smilieman
hast du schon mal Sören Kierkegaard "Entweder - Oder" gelesen? Nur kurz ein Zitat daraus:
(Falls das nicht erlaubt ist, bitte wieder löschen)
(Wann hast du Louisas "hihi" geklaut?)
danke für deinen Kommentar
liebe Grüße smile
hast du schon mal Sören Kierkegaard "Entweder - Oder" gelesen? Nur kurz ein Zitat daraus:
(Falls das nicht erlaubt ist, bitte wieder löschen)
Das Weib ist vollkommener als der Mann, denn derjenige, der etwas erklärt, ist doch wohl vollkommener als derjenige, der einer Erklärung nachjagt.
.gif)
(Wann hast du Louisas "hihi" geklaut?)
danke für deinen Kommentar
liebe Grüße smile
Huhu Smile.
(noch keinen Kommentar gelesen)
Ich finde du verdeutlichst in deinem Text sehr gut den Unterschied zwischen Kunst und Künstlichkeit. Das hat nichts damit zutun, ob das Bild nun surreal ist oder nicht, sondern mit dem Beweggrund, der Intention. Wenn es nämlich absichtlich "verklausuliert" wird, entsteht keine Kunst, sondern Künstlichkeit. (Auch sehr sehr oft bei Hobbydichtern auszumachen)
Ich würde die Komik noch etwas steigern, zB. Dialoge mit den vermeintlichen Kritkern einbauen. Außerdem vielleicht dem Maler noch etwas mehr Gesichtsfarbe geben *g … er ist ja eine wunderbare Leinwand, mit seinen -jetzt schon- verrückten Zwiegesprächen mit seinen Bildern … das würde ich noch etwas ausbauen.
Nun noch ein paar Korinthennifleien:
müsse
groß groß
voller
Hatten wir gerade.
doch doch doch
LG
Nifl
(noch keinen Kommentar gelesen)
Ich finde du verdeutlichst in deinem Text sehr gut den Unterschied zwischen Kunst und Künstlichkeit. Das hat nichts damit zutun, ob das Bild nun surreal ist oder nicht, sondern mit dem Beweggrund, der Intention. Wenn es nämlich absichtlich "verklausuliert" wird, entsteht keine Kunst, sondern Künstlichkeit. (Auch sehr sehr oft bei Hobbydichtern auszumachen)
Ich würde die Komik noch etwas steigern, zB. Dialoge mit den vermeintlichen Kritkern einbauen. Außerdem vielleicht dem Maler noch etwas mehr Gesichtsfarbe geben *g … er ist ja eine wunderbare Leinwand, mit seinen -jetzt schon- verrückten Zwiegesprächen mit seinen Bildern … das würde ich noch etwas ausbauen.
Nun noch ein paar Korinthennifleien:
Man hatte ihm gesagt, ein Bild müsste Dynamik haben.
müsse
über violett ins dunkle blau,
groß groß
voll Begeisterung
voller
Und doch!
Hatten wir gerade.
Er hatte doch al
doch doch doch
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Nifl,
danke, danke, danke!
wo sind diese "doch" nur alle hergekommen?
Ich bin so unkomisch, dass ich nicht weiß, ob mir eine Erweiterung glücken würde.
off topic: Geht das mit dem Zitat in meinem Kommentar an Nihil? Ich habe mich durch die rechtlichen Aspekte noch nicht durchgewühlt.
liebe Grüße smile
danke, danke, danke!

Ich bin so unkomisch, dass ich nicht weiß, ob mir eine Erweiterung glücken würde.

off topic: Geht das mit dem Zitat in meinem Kommentar an Nihil? Ich habe mich durch die rechtlichen Aspekte noch nicht durchgewühlt.
liebe Grüße smile
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