1. geänderte Fassung: 2. geänderte Fassung
Sander
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Tag, ich bins, Sander, der Arbeitssuchende, na, fällts wieder ein? Sie haben sich nicht gemeldet. Muss ich den alles selbst erledigen? Haben Sie schon mal Stellenanzeigen gelesen? Die Zeitungen bringen nur noch Anzeigen, da tränen meine Augen, bis ich das durchhab, da kann ich weiß Gott wie viel rauchen. Also nicht, dass Sie jetzt denken, wenn wir den nehmen würden, dann schnorrt der sich Kippen, macht zu viel Zigarettenpausen und stinken tut der auch noch. Nein, so bin ich nicht, hören Sie? Oder sind Sie auch Raucher? Na, dann wissen Sie ja, wie verdammt teuer das heute ist und das Geld wird immer dringender. Na also, sehn Sie, ich arme Sau, ich brauch wirklich Geld. Jetzt werde ich mich ablenken müssen, mein Blutdruck steigt wieder und der Onkel Doktor will für meine Besuche bezahlt werden. Rufen sie zurück!
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Hier Sander. Was soll das, ich muss ständig mit so nem Gerät reden, bald kriegt es einen Namen, Edgar, wie wärs damit? Arbeitssuche ist zääääh, wann finden Sie denn was für mich? Arbeiten Sie überhaupt? Ach ja, das hatten wir schon, Sie machen zu viele Zigarettenpausen, stimmts? Klar, dann braucht das alles mehr Zeit. Also nicht, dass Sie jetzt denken, ich wär nicht überrascht, wenn Sie erst in zwei Jahren anrufen. Ich will Sie ja nicht anmachen, is ja bestimmt anstrengend, Ihre Arbeit, und wenn Sie weit vom Raucherzimmer hocken, Sie Ärmster, müssen ständig hin und her laufen. Und Sie brauchen bestimmt auch das Geld, alle brauchen es, haben ne Frau mit Kindern oder ne schicke Freundin, die ausgeführt werden will, oder Sie haben beides, aber ich mach Ihnen keinen Vorwurf. Vielleicht geht Edgar ans Telefon, weil Sie so eifrig einen Job für mich suchen und ich bin einfach zu ungeduldig. Gut, ich bin bestimmt zu ungeduldig, ich werde einfach warten, noch ein wenig warten, dann melde ich mich wieder.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Schönen Tag, hier spricht Sander. Ich suche was zum Wohnen in Wiesbaden. Ich brauche auch eine Umzugshilfe, habe alte Möbelstücke, wissen Sie, alt und nicht wertvoll, aber sperrig. Familienhinterlass, was sonst. Also, ich brauche schon einen großen Laster und jemanden, der mir hilft mit denen, vorsichtig, die haben ihre Geschichte, erzählen sie mir manchmal, manchmal schreien sies mir auch nach. Hab mir schon überlegt, ob ich nicht alles verkaufen soll, aber ich kann ihr das nicht antun. Irgendwann will sie vorbeikommen und die restlichen Sachen holen. Sie hat noch diesen Wandschrank hier stehen, der von der Oma mütterlichseits vererbt. Hin und wieder, wenn mir warm ist, würd ich ihn schon gerne eintreten, die Schubladen rausziehen, durchtreten, das alte Holz brechen hören. Aber dann seh ich sie, wie sie vor ihm steht, die Unterwäsche einräumt. Der ist sperrig, der Schrank, richtig breit ist er, stämmig, stilvoll, so einen wollt sie immer haben, so einen hat sie gekriegt; breite Schultern, kurzes Haar und is auch noch in einer Kanzlei und bietet jedem so ganz würzige Zigarren zum Paffen an. Ich sag Ihnen, ich freu mich auf das Apartment.
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Bitte sprechen Sie jetzt.
Hey Homie! Sie haben ja sicher einen Grund, nicht dran zu gehen. Ich wills auch gar nicht wissen. Aber wie lange soll ich denn noch auf den Umzug warten? Ich hab keine Arbeit, und beneiden Sie mich bloß nicht, ich sitz nur im alten Haus und warte auf den Anruf von Home Company, herzlichen Glückwunsch, das Portal lässt Sie durch, jetzt fängt das neue Zeitalter an, Sie habens geschafft. Brauch jetzt frische Luft, gehe hinaus, drinnen ist alles verstaubt, ich krieg schon Asthma. Also, vorher war ich schon mal draußen und mir ist eingefallen, dass Sie ja genau dann anrufen könnten, wenn ich weg bin, also rufe ich Sie diesmal an, um Sie zu warnen; ich bin bald nicht da. Vorhin, da bin ich durch die Altstadt gelatscht, dort war ein Karussell und ein kleiner Stand, an dem hab ich ne Cola getrunken, verflucht teuer und dann krieg ich noch Schluckauf, aber eigentlich hat das Karussell angezogen. War so eins, in dem Menschen festgekettet sind und in engen Sitzen durch die Luft geschleudert werden und alles quietscht. Mir war, als hätte mich mein Leben gegrüßt, genauso schnell wie dieses Karussell dreht es sich auch bei mir und ich sehe trotzdem immer dieselbe Landschaft vorbeiziehen, immer das gleiche, als will mich das Leben verarschen. Ich bin dann damit gefahren, wollte mal analysieren, vielleicht entdeck ich ja den Fehler, wieso das Ding sich nur im Kreis dreht. Und dann bin ich geflogen, immer schneller, schneller und die Angst war dabei und mein Blick war diagonal und manchmal ganz weg, weil ich die Augen zugepresst habe, aber immerhin bin ich geflogen, über die Masse hinweg, die hat vielleicht hoch zu mir gesehen und sich geduckt. Danach musste ich mich übergeben. So Dinger muss man verbieten, das schadet nur, die arme Jugend, mit so was wird sie also verdorben. Jetzt muss ich weg, brauche frische Luft, meine Beine, sie zittern. Rufen Sie an, Sander, die Wohnung, dringend.
Guten Tag. Sie sind bei der Beratungsstelle Suchtkranker. Leider rufen Sie außerhalb der Dienstzeiten an. Wir bitten Sie, Ihren Anruf zu wiederholen oder eine Nachricht zu hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Abend. Sie sind wieder nicht da. Wie wollen Sie denn helfen, soll ich diesen Automaten vollheulen und Sie helfen den Polizisten, morgen die Leiche zu identifizieren? Ist das Ihr Job? Na schön, dann fang ich mal an: Ich sitze wieder an meinem Tisch, an dem in der Bar. Ja, schon gut, ich weiß, ich sollt nicht herkommen, aber mich hat ja auch keiner dran gehindert! Gleich wird mir ein Cocktail hingestellt. Der leuchtet mir entgegen, da schillert das ganze Leben, gibt sich einen verführerischen Namen, lockt, will aber nicht haben. Den kann man nur hinunterschlucken, so schnell es geht. Ja, Sie wissen doch, wies dann abläuft, man trinkt weiter, weil die Wahrheit nicht schmeckt, weil einem süßen Geschmack so leicht zu glauben ist, weil es dann erlaubt ist, daneben zu pinkeln, weil man erwachsen ist und den alten Weisen spielen kann, der aus einer Ecke heraus die Jugend beobachtet und dabei den Kopf schüttelt. Ja, die heutige Jugend, wenn die wüsste, was das Leben noch auf sie loslässt. Und dann kommt die Musik... dann wirds wild, dann springt die Jugend plötzlich hoch und zwischen den anderen herum, springt zwischen Elendshaufen, springt mit den Händen zur Decke. Weiß nicht, wie ich da noch herausragen soll. Dann kann ich nicht mehr den Weisen spielen, ich schleiche mich hinaus und keinen kümmerts, ob ich sitz oder geh, man tanzt nur mit dem Tanzenden. Das erwischt mich jedes Mal kalt, darauf trink ich dann, in irgendeinem Lokal, in irgendzweien, versuch mich wieder warm zu kriegen. Dort übe ich dann für den nächsten Tag, ich übe warten, bis man mich unter dem Tisch herauszieht und ich die Pflastersteine umarme. Wieso sind Sie nicht am Hörer? Sie hätten mir abraten sollen, überhaupt wegzugehen, Sie hätten mir die Wahrheit schonender beibringen sollen, hätten mich in den Arm nehmen sollen und sagen sollen, ich sei unmusikalisch geworden, ich verstehe das nicht mehr, Sie hätten auf Deutsch sagen können, Mann, du bist zu alt, es wächst dir weißes Haar aus dem Ohr, kein Grund zu saufen. Ich wette, Sie machen auch gerade blau oder sind es schon. Vielleicht treffen wir uns, Sie werden mich erkennen, ich werde Ihnen mit dem Blue Pool entgegenwinken.
Hallo, hier sind Pia, Rebecca und Rainer Bender. Wir sind zur Zeit nicht daheim. Nach dem Ton können sie uns eine Nachricht hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Guten Tag, hier spricht Sander. Nein, Sie kennen mich nicht, da verpassen Sie auch nicht viel. Ich hinterlasse Ihnen eine Nachricht, Sie werden mich aber nicht mehr erreichen. Sollten Sie wider Erwarten das Bedürfnis zum Sprechen haben, wenden Sie sich an die Homies. Die freuen sich, wenn jemand anruft.
>>Originalfassung:
Sander
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden hier. Zurzeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Tag, hier ist wieder Sander, ich war der Arbeitssuchende. Und ich hoffe, dass meine Suche bald ein Ende hat. Haben Sie schon mal Stellenanzeigen gelesen? Die Zeitungen bringen nur noch Anzeigen, Anzeigen, Anzeigen, da tränen meine Augen, bis ich das alles durchgeschaut habe, da kann ich weiß Gott wie viel rauchen, nein, ich rauche selten, bin nicht abhängig, ich mach nicht viele Zigarettenpausen. Und das Geld, es wird immer dringender. Dauernd seh ich die Mahnungen vor mir liegen und wenn ich dann wegseh, muss ich noch mehr dran denken, dann ist das Bild eingebrannt. Wissen Sie, muss mich einfach ablenken lassen, immer ablenken lassen davon, dass ich unablässig einem Nichts entgegenlauf. Nein, ich bin nicht glücklich, ich bin nicht verblendet. Ich brauch wirklich Beschäftigung, ich werde mich ablenken müssen. Rufen sie bitte zurück.
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden hier. Zurzeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Hier Sander. Schon seltsam, ständig mit so nem Gerät zu reden. Arbeitssuche ist zäh, aber so hab ich mir gedacht, Veränderungen kommen von heute auf morgen, aber bis es heute ist, können Jahre vergehen. Also nicht, dass Sie jetzt denken, ich wär nicht überrascht, wenn Sie erst in zwei Jahren anrufen. Natürlich kann ich verstehen, dass Sie wenig Zeit haben, is ja auch anstrengend, Ihre Arbeit, und sie brauchen bestimmt das Geld, alle brauchen es, haben ne Frau mit Kindern oder ne Freundin, die ausgeführt werden will, oder Sie haben beides, aber ich will Ihnen keinen Vorwurf machen. Vielleicht suchen Sie gerade einen Job für mich und ich bin einfach zu ungeduldig. Gut, ich bin bestimmt zu ungeduldig, ich werde einfach warten, n wenig warten, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Schönen Tag, hier spricht Sander. Ich suche ein Apartment in Wiesbaden. Ich brauche auch eine Umzugshilfe, habe alte Möbelstücke, wissen Sie, alt und nicht wertvoll, aber sperrig. Ich brauche schon einen Laster, jemand muss mir helfen mit denen, vorsichtig, die haben ihre Geschichten, erzählen sie mir manchmal, manchmal schreien sie sie mir auch nach. Hab mir schon überlegt, ob ich nicht alles verkaufen soll, aber ich kann ihr das nicht antun. Sie hat noch diesen Wandschrank hier stehen. Hin und wieder, wenn mir warm ist, würd ich ihn schon gerne eintreten, die Schubladen rausziehen, durchtreten, das alte Holz brechen hören, doch dann seh ich sie, wie sie vor ihm steht, das Jackett aufhängt. Der ist sperrig, der Schrank, richtig breit ist er, stämmig, stilvoll, so einen wollt sie immer haben, so einen hat sie gekriegt, mit breiten Schultern und kurzem Haar. Ich freue mich auf das Apartment, ich freue mich, denk ich.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Guten Tag! Sie haben sicher Arbeit, sind beschäftigt und so, aber wie lange soll ich denn noch auf den Umzug warten? Ich hab keine Arbeit, nur im alten Haus sitzen und warten, auf den Anruf von Home Company, herzlichen Glückwunsch, das Portal lässt Sie durch, jetzt fängt das neue Zeitalter an, Sie habens geschafft. Brauch jetzt frische Luft, gehe hinaus, bloß weg vom Alten. Also, vorher war ich schon mal draußen un mir ist eingefallen, dass Sie ja genau dann anrufen könnten, wenn ich weg bin, also rufe ich Sie diesmal an, um Sie zu warnen, ich bin bald nicht da. Vorhin, da bin ich durch die Altstadt gelatscht, dort war ein Karussell und ein kleiner Stand, an dem hab ich ne Cola getrunken, verflucht teuer und dann noch Schluckauf, aber eigentlich hat das Karussell angezogen. War so eins, in dem Menschen festgekettet sind und in engen Sitzen durch die Luft geschleudert werden. Mir war, als hätte mir mein Leben gegrüßt, genauso schnell wie dieses Karussell dreht es sich auch bei mir und ich sehe trotzdem immer die selbe Landschaft vorbeiziehen, immer s gleiche, als will mich das Leben verarschen. Ich bin dann damit gefahren, wollte analysieren und ich bin geflogen, immer schneller, schneller und die Angst war dabei und der Blick war diagonal und manchmal ganz weg, weil ich die Augen zugepresst habe, aber immerhin bin ich geflogen, über die Masse hinweg, die hat vielleicht hoch zu mir gesehen und sich geduckt. Danach musste ich mich übergeben. Jetzt muss ich weg, brauche frische Luft, meine Beine, sie zittern. Rufen Sie an, Sander, das Apartment in Wiesbaden, dringend.
Guten Tag. Sie sind bei der Kontakt- und Beratungsstelle Suchtkranker. Leider rufen Sie außerhalb der Dienstzeiten an. Wir bitten Sie, Ihren Anruf zu wiederholen oder eine Nachricht zu hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Abend. Sie sind wieder nicht da. Wie wollen Sie denn helfen, wenn Sie schlafen und ich Ihre Hilfe brauche, unbedingt? Möchte eben mit Ihnen reden und das ist Ihr Job, oder? Ich sitze wieder an meinem Tisch, an dem in der Bar, sollt nicht herkommen. Die Beine tragen einen automatisch, ich nenne es Ritual. Gleich wird mir wieder so ein Cocktail hingestellt. Der leuchtet entgegen, da schillert das ganze Leben, gibt sich einen verführerischen Namen, lockt, will aber nicht haben. Den kann man nur hinunterschlucken, schlucken, so schnell es geht. Und dann trinkt man wieder, weil die Wahrheit nicht schmeckt, weil einem süßen Geschmack so leicht zu glauben ist, weil man erwachsen ist und den alten Weisen spielt, der aus einer Ecke heraus die Jugend beobachtet. Und dann kommt die Musik... dann wirds wild, dann springt die Jugend hoch und zwischen den anderen herum, springt zwischen Elendshaufen, springt hoch. Weiß nicht, wie ich da noch herausragen soll. Dann kann ich nicht mehr den Weisen spielen, ich schleiche mich hinaus und keinen kümmerts, ob ich sitz oder geh, man tanzt nur mit dem Tanzenden. Und das erwischt mich jedes Mal kalt, darauf trink ich dann, in irgendeinem Lokal, in irgendzweien. Dort warte ich, bis man mich wegschickt. Wieso sind Sie nicht am Hörer? Sie hätten mir abraten sollen, überhaupt wegzugehen, Sie hätten mir die Wahrheit schonender beibringen sollen, ich bin unmusikalisch geworden, ich versteh das nicht mehr, Sie hätten auf Deutsch sagen können, Mann, du bist zu alt, kein Grund zu saufen. Oder haben Sie abends keinen Dienst, weil auch Sie ausgehen?
Dann treffen wir uns vielleicht, Sie werden mich erkennen, ich werde Ihnen mit dem Blue Pool entgegenwinken.
Guten Tag. Hier ist Familie Bender. Wir sind zurzeit nicht daheim. Sie können uns nach dem Ton eine Nachricht hinterlassen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Guten Tag, hier spricht Sander. Nein, Sie kennen mich nicht. Ich hinterlasse Ihnen eine Nachricht, Sie werden mich aber nicht erreichen können.
Sander
Hallo Paul Ost,
dir auch vielen lieben Dank für den Kommentar.
Die beste Motivation ist zu wissen, dass Erwartungen an mich gestellt werden.
Ich werd also dem Sander neue Wörter zuflüstern und dann weiter...Das wird aber paar Wochen dauern, im Moment gewinnt meine Facharbeit an Priorität...
Liebe Grüße
Thea
dir auch vielen lieben Dank für den Kommentar.
Die beste Motivation ist zu wissen, dass Erwartungen an mich gestellt werden.
Ich werd also dem Sander neue Wörter zuflüstern und dann weiter...Das wird aber paar Wochen dauern, im Moment gewinnt meine Facharbeit an Priorität...
Liebe Grüße
Thea
Hallo Thea,
mit Fokus auf die nachfolgend zitierten Passagen, habe ich deine 2. Fassung jetzt gelesen.
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Tag, ich bins, Sander, der Arbeitssuchende, na, fällts wieder ein? Sie haben sich nicht gemeldet. Muss ich denn alles selbst erledigen? Haben Sie schon mal Stellenanzeigen gelesen? Die Zeitungen bringen nur noch Anzeigen, da tränen meine Augen, Komma bis ich das durchhab, da kann ich weiß Gott wie viel rauchen. Also nicht, dass Sie jetzt denken, wenn wir den nehmen würden, dann schnorrt der sich Kippen, macht zu viel Zigarettenpausen und stinken tut der auch noch. Nein, so bin ich nicht, hören Sie? Oder sind Sie auch Raucher? Na, dann wissen Sie ja, wie verdammt teuer das heute ist und das Geld wird immer dringender. Na also, sehn Sie, ich arme Sau, ich brauch wirklich Geld. Jetzt werde ich mich ablenken müssen, mein Blutdruck steigt wieder und der Onkel Doktor will für meine Besuche bezahlt werden. Rufen sie zurück!
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Hier Sander. Was soll das, ich muss ständig mit so nem Gerät reden, bald kriegt es einen Namen, Edgar, wie wärs damit? Arbeitssuche ist zääääh, wann finden Sie denn was für mich? Arbeiten Sie überhaupt? Ach ja, das hatten wir schon, Sie machen zu viele Zigarettenpausen, stimmts? Klar, dann braucht das alles mehr Zeit. Also nicht, dass Sie jetzt denken, ich wär nicht überrascht, wenn Sie erst in zwei Jahren anrufen. Ich will Sie ja nicht anmachen, is ja bestimmt anstrengend, Ihre Arbeit, und wenn Sie weit vom Raucherzimmer hocken, Sie Ärmster, müssen ständig hin und her laufen. Und Sie brauchen bestimmt auch das Geld, alle brauchen es, haben ne Frau mit Kindern oder ne schicke Freundin, die ausgeführt werden will, oder Sie haben beides, aber ich mach Ihnen keinen Vorwurf. Vielleicht geht Edgar ans Telefon, weil Sie so eifrig einen Job für mich suchen und ich bin einfach zu ungeduldig. Gut, ich bin bestimmt zu ungeduldig, ich werde einfach warten, noch ein wenig warten, dann melde ich mich wieder.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Schönen Tag, hier spricht Sander. Ich suche was zum Wwohnen in Wiesbaden. Ich brauche auch eine Umzugshilfe, habe alte Möbelstücke, wissen Sie, alt und nicht wertvoll, aber sperrig. Familienhinterlass, was sonst. Also, Komma ich brauche schon einen großen Laster und jemanden, der mir hilft mit denen, vorsichtig, die haben ihre Geschichte, erzählen sie mir manchmal, manchmal (das doppelte "manchmal" Absicht, als Stilmittel?) schreien sies mir auch nach. Hab mir schon überlegt, ob ich nicht alles verkaufen soll, aber ich kann ihr das nicht antun. Irgendwann will sie vorbeikommen und die restlichen Sachen holen. Sie hat noch diesen Wandschrank hier stehen, der von der Oma mütterlichseits vererbt. Hin und wieder, wenn mir warm ist, würd ich ihn schon gerne eintreten, die Schubladen rausziehen, durchtreten, das alte Holz brechen hören. Aber dann seh ich sie, wie sie vor ihm steht, die Unterwäsche einräumt. Der ist sperrig, der Schrank, richtig breit ist er, stämmig, stilvoll, so einen wollt sie immer haben, so einen hat sie gekriegt; breite Schultern, kurzes Haar und is auch noch in einer Kanzlei und bietet jedem so ganz würzige Zigarren zum Paffen an. Ich sag Ihnen, ich freu mich auf das Apartment.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Hey Homie! Sie haben ja sicher einen Grund, nicht dran zu gehen. Ich wills auch gar nicht wissen. Aber wie lange soll ich denn noch auf den Umzug warten? Ich hab keine Arbeit, und beneiden Sie mich bloß nicht, ich sitz nur im alten Haus und warte auf den Anruf von Home Company, herzlichen Glückwunsch, das Portal lässt Sie durch, jetzt fängt das neue Zeitalter an, Sie habens geschafft. Brauch jetzt frische Luft, gehe hinaus, drinnen ist alles verstaubt, ich krieg schon Asthma. Also, vorher war ich schon mal draußen und mir ist eingefallen, dass Sie ja genau dann anrufen könnten, wenn ich weg bin, also rufe ich Sie diesmal an, um Sie zu warnen; ich bin bald nicht da. Vorhin, da bin ich durch die Altstadt gelatscht, dort war ein Karussell und ein kleiner Stand, an dem hab ich ne Cola getrunken, verflucht teuer und dann krieg ich noch Schluckauf, aber eigentlich hat das Karussell angezogen. War so eins, in dem Menschen festgekettet sind und in engen Sitzen durch die Luft geschleudert werden und alles quietscht. Mir war, als hätte michr mein Leben gegrüßt, genauso schnell wie dieses Karussell dreht es sich auch bei mir und ich sehe trotzdem immer dieselbe Landschaft vorbeiziehen, immer das gleiche, als will mich das Leben verarschen. Ich bin dann damit gefahren, wollte mal analysieren, vielleicht entdeck ich ja den Fehler, wieso das Ding sich nur im Kreis dreht. Und dann bin ich geflogen, immer schneller, schneller und die Angst war dabei und mein Blick war diagonal und manchmal ganz weg, weil ich die Augen zugepresst habe, aber immerhin bin ich geflogen, über die Masse hinweg, die hat vielleicht hoch zu mir gesehen und sich geduckt. Danach musste ich mich übergeben. So Dinger muss man verbieten, das schadet nur, die arme Jugend, mit so was wird sie also verdorben. Jetzt muss ich weg, brauche frische Luft, meine Beine, sie zittern. Rufen Sie an, Sander, die Wohnung, dringend.
Guten Tag. Sie sind bei der Beratungsstelle Suchtkranker. Leider rufen Sie außerhalb der Dienstzeiten an. Wir bitten Sie, Ihren Anruf zu wiederholen oder eine Nachricht zu hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Abend. Sie sind wieder nicht da. Wie wollen Sie denn helfen, soll ich diesen Automaten vollheulen und Sie helfen den Polizisten, Komma morgen die Leiche zu identifizieren? Ist das Ihr Job? Na schön, dann fang ich mal an: Ich sitze wieder an meinem Tisch, an dem in der Bar. Ja, schon gut, ich weiß, ich sollt nicht herkommen, aber mich hat ja auch keiner dran gehindert! Gleich wird mir ein Cocktail hingestellt. Der leuchtet mir entgegen, da schillert das ganze Leben, gibt sich einen verführerischen Namen, lockt, will ich aber nicht haben. Den kann man nur hinunterschlucken, so schnell es geht. Ja, Sie wissen doch, wies dann abläuft, man trinkt weiter, weil die Wahrheit nicht schmeckt, weil einem süßen Geschmack so leicht zu glauben ist, weil es dann erlaubt ist, daneben zu pinkeln, weil man erwachsen ist und den alten Weisen spielen kann, der aus einer Ecke heraus die Jugend beobachtet und dabei den Kopf schüttelt. Ja, die heutige Jugend, wenn die wüsste, was das Leben noch auf sie loslässt. Und dann kommt die Musik... dann wirds wild, dann springt die Jugend plötzlich hoch und zwischen den anderen herum, springt zwischen Elendshaufen, springt mit den Händen zur Decke. Weiß nicht, wie ich da noch herausragen soll. Dann kann ich nicht mehr den Weisen spielen, ich schleiche mich hinaus und keinen kümmerts, ob ich sitz oder geh, man tanzt nur mit dem Tanzenden. Das erwischt mich jedes Mal kalt, darauf trink ich dann, in irgendeinem Lokal, in irgendzweien, versuch mich wieder warm zu kriegen. Dort übe ich dann für den nächsten Tag, ich übe warten, bis man mich unter dem Tisch herauszieht und ich die Pflastersteine umarme. Wieso sind Sie nicht am Hörer? Sie hätten mir abraten sollen, überhaupt wegzugehen, Sie hätten mir die Wahrheit schonender beibringen sollen, hätten mich in den Arm nehmen sollen und sagen sollen, ich sei unmusikalisch geworden, ich verstehe das nicht mehr, Sie hätten auf Deutsch sagen können, Mann, du bist zu alt, es wächst dir weißes Haar aus dem Ohr, kein Grund zu saufen. Ich wette, Komma Sie machen auch gerade blau oder sind es schon. Vielleicht treffen wir uns, Sie werden mich erkennen, ich werde Ihnen mit dem Blue Pool entgegenwinken.
Hallo, hier sind Pia, Rebecca und Rainer Bender. Wir sind zur Zeit nicht daheim. Nach dem Ton können sie uns eine Nachricht hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
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Ich habe im Text nur Korrekturen vorgenommen, kein Kommentar, der kommt nun
Der Tenor vom Sander ist jetzt ein anderer, sehr viel spöttischer. Dadurch kommt die Tragik deutlicher heraus und auch der Sarkasmus von Sander. Dieses Spöttische hast du konsequent in der ganzen Story durchgezogen. Bis auf den Schluss. Da würde ich dann auch noch etwas dransetzen, weil dieser letzte Satz zu "mitleiderhaschend" klingt. Du könntest z.B. noch dransetzen: "Rufen sie bei den Homies an, die sind im Bilde" oder sowas in der Art (könntest auch das Arbeitsamt nehmen, etwas aus der Story halt). Dann hast du in der Story eine Linie drin. Und das ist gut. Vorher war es zu sehr "Mischmasch".
Insgesamt finde ich die Story jetzt wesentlich besser und "runder". Auch hast du das Umgangsprachliche jetzt überall drin. Was noch fehlt, ist der Geldmangel/Grund, den du deutlicher einbringen wolltest, weshalb Sander bei der Home Company anruft.
Für mich hat die Story jetzt gewonnen.gif)
Saludos
Mucki
mit Fokus auf die nachfolgend zitierten Passagen, habe ich deine 2. Fassung jetzt gelesen.
Ich habe mich dann für diese Reihenfolge entschieden, weil Sander zuerst Arbeit sucht/ Geld braucht und danach erst (nach erfolgsloser Suche) sich notgedrungen nach einem neuen, billigeren Haus (bedingt durch seinen Geldmangel) umschauen muss. Das werde ich aber zur Erklärung mit in den Text einbringen.
Ja, finde ich auch, die Suchtberatung wird also umgangssprachlicher werden!
Meine Intention war ein Individuum zu zeichnen, welches im realistischen Alltag lebt (also ja: gesellschaftskritisch und realistisch beabsichtigt).
Dem Sander habe ich aber die Eigenschaft zugeschrieben, sich eben nicht ohnmächtig seinem Schicksal zu fügen, sondern gegen die bitter dargestellte Realität anzukämpfen. Daraus ergibt sich dann seine ironische, überzogene Art (also die von dir unterstrichenen Sätze), die aber erkennen lässt, dass er eigentlich seine Ausweglosigkeit erahnt.
Ich denke aus der Absicht, den Sander selbst als Gesellschaftskritiker fungieren zu lassen, ihn aber im realistischen Umfeld zu lassen, ergibt sich dann die von dir bemängelte Kontinuität.
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Tag, ich bins, Sander, der Arbeitssuchende, na, fällts wieder ein? Sie haben sich nicht gemeldet. Muss ich denn alles selbst erledigen? Haben Sie schon mal Stellenanzeigen gelesen? Die Zeitungen bringen nur noch Anzeigen, da tränen meine Augen, Komma bis ich das durchhab, da kann ich weiß Gott wie viel rauchen. Also nicht, dass Sie jetzt denken, wenn wir den nehmen würden, dann schnorrt der sich Kippen, macht zu viel Zigarettenpausen und stinken tut der auch noch. Nein, so bin ich nicht, hören Sie? Oder sind Sie auch Raucher? Na, dann wissen Sie ja, wie verdammt teuer das heute ist und das Geld wird immer dringender. Na also, sehn Sie, ich arme Sau, ich brauch wirklich Geld. Jetzt werde ich mich ablenken müssen, mein Blutdruck steigt wieder und der Onkel Doktor will für meine Besuche bezahlt werden. Rufen sie zurück!
Guten Tag, Arbeitsvermittlung Wiesbaden. Zur Zeit können wir Ihnen nicht weiterhelfen. Melden Sie sich bitte noch einmal oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Ton. Bitte sprechen Sie jetzt.
Hier Sander. Was soll das, ich muss ständig mit so nem Gerät reden, bald kriegt es einen Namen, Edgar, wie wärs damit? Arbeitssuche ist zääääh, wann finden Sie denn was für mich? Arbeiten Sie überhaupt? Ach ja, das hatten wir schon, Sie machen zu viele Zigarettenpausen, stimmts? Klar, dann braucht das alles mehr Zeit. Also nicht, dass Sie jetzt denken, ich wär nicht überrascht, wenn Sie erst in zwei Jahren anrufen. Ich will Sie ja nicht anmachen, is ja bestimmt anstrengend, Ihre Arbeit, und wenn Sie weit vom Raucherzimmer hocken, Sie Ärmster, müssen ständig hin und her laufen. Und Sie brauchen bestimmt auch das Geld, alle brauchen es, haben ne Frau mit Kindern oder ne schicke Freundin, die ausgeführt werden will, oder Sie haben beides, aber ich mach Ihnen keinen Vorwurf. Vielleicht geht Edgar ans Telefon, weil Sie so eifrig einen Job für mich suchen und ich bin einfach zu ungeduldig. Gut, ich bin bestimmt zu ungeduldig, ich werde einfach warten, noch ein wenig warten, dann melde ich mich wieder.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Schönen Tag, hier spricht Sander. Ich suche was zum Wwohnen in Wiesbaden. Ich brauche auch eine Umzugshilfe, habe alte Möbelstücke, wissen Sie, alt und nicht wertvoll, aber sperrig. Familienhinterlass, was sonst. Also, Komma ich brauche schon einen großen Laster und jemanden, der mir hilft mit denen, vorsichtig, die haben ihre Geschichte, erzählen sie mir manchmal, manchmal (das doppelte "manchmal" Absicht, als Stilmittel?) schreien sies mir auch nach. Hab mir schon überlegt, ob ich nicht alles verkaufen soll, aber ich kann ihr das nicht antun. Irgendwann will sie vorbeikommen und die restlichen Sachen holen. Sie hat noch diesen Wandschrank hier stehen, der von der Oma mütterlichseits vererbt. Hin und wieder, wenn mir warm ist, würd ich ihn schon gerne eintreten, die Schubladen rausziehen, durchtreten, das alte Holz brechen hören. Aber dann seh ich sie, wie sie vor ihm steht, die Unterwäsche einräumt. Der ist sperrig, der Schrank, richtig breit ist er, stämmig, stilvoll, so einen wollt sie immer haben, so einen hat sie gekriegt; breite Schultern, kurzes Haar und is auch noch in einer Kanzlei und bietet jedem so ganz würzige Zigarren zum Paffen an. Ich sag Ihnen, ich freu mich auf das Apartment.
Guten Tag, Sie sind bei Home Company, dem Portal für Wohnen auf Zeit. Hinterlassen Sie uns Ihre Nachricht und Rufnummer bei Anfragen.
Bitte sprechen Sie jetzt.
Hey Homie! Sie haben ja sicher einen Grund, nicht dran zu gehen. Ich wills auch gar nicht wissen. Aber wie lange soll ich denn noch auf den Umzug warten? Ich hab keine Arbeit, und beneiden Sie mich bloß nicht, ich sitz nur im alten Haus und warte auf den Anruf von Home Company, herzlichen Glückwunsch, das Portal lässt Sie durch, jetzt fängt das neue Zeitalter an, Sie habens geschafft. Brauch jetzt frische Luft, gehe hinaus, drinnen ist alles verstaubt, ich krieg schon Asthma. Also, vorher war ich schon mal draußen und mir ist eingefallen, dass Sie ja genau dann anrufen könnten, wenn ich weg bin, also rufe ich Sie diesmal an, um Sie zu warnen; ich bin bald nicht da. Vorhin, da bin ich durch die Altstadt gelatscht, dort war ein Karussell und ein kleiner Stand, an dem hab ich ne Cola getrunken, verflucht teuer und dann krieg ich noch Schluckauf, aber eigentlich hat das Karussell angezogen. War so eins, in dem Menschen festgekettet sind und in engen Sitzen durch die Luft geschleudert werden und alles quietscht. Mir war, als hätte michr mein Leben gegrüßt, genauso schnell wie dieses Karussell dreht es sich auch bei mir und ich sehe trotzdem immer dieselbe Landschaft vorbeiziehen, immer das gleiche, als will mich das Leben verarschen. Ich bin dann damit gefahren, wollte mal analysieren, vielleicht entdeck ich ja den Fehler, wieso das Ding sich nur im Kreis dreht. Und dann bin ich geflogen, immer schneller, schneller und die Angst war dabei und mein Blick war diagonal und manchmal ganz weg, weil ich die Augen zugepresst habe, aber immerhin bin ich geflogen, über die Masse hinweg, die hat vielleicht hoch zu mir gesehen und sich geduckt. Danach musste ich mich übergeben. So Dinger muss man verbieten, das schadet nur, die arme Jugend, mit so was wird sie also verdorben. Jetzt muss ich weg, brauche frische Luft, meine Beine, sie zittern. Rufen Sie an, Sander, die Wohnung, dringend.
Guten Tag. Sie sind bei der Beratungsstelle Suchtkranker. Leider rufen Sie außerhalb der Dienstzeiten an. Wir bitten Sie, Ihren Anruf zu wiederholen oder eine Nachricht zu hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Abend. Sie sind wieder nicht da. Wie wollen Sie denn helfen, soll ich diesen Automaten vollheulen und Sie helfen den Polizisten, Komma morgen die Leiche zu identifizieren? Ist das Ihr Job? Na schön, dann fang ich mal an: Ich sitze wieder an meinem Tisch, an dem in der Bar. Ja, schon gut, ich weiß, ich sollt nicht herkommen, aber mich hat ja auch keiner dran gehindert! Gleich wird mir ein Cocktail hingestellt. Der leuchtet mir entgegen, da schillert das ganze Leben, gibt sich einen verführerischen Namen, lockt, will ich aber nicht haben. Den kann man nur hinunterschlucken, so schnell es geht. Ja, Sie wissen doch, wies dann abläuft, man trinkt weiter, weil die Wahrheit nicht schmeckt, weil einem süßen Geschmack so leicht zu glauben ist, weil es dann erlaubt ist, daneben zu pinkeln, weil man erwachsen ist und den alten Weisen spielen kann, der aus einer Ecke heraus die Jugend beobachtet und dabei den Kopf schüttelt. Ja, die heutige Jugend, wenn die wüsste, was das Leben noch auf sie loslässt. Und dann kommt die Musik... dann wirds wild, dann springt die Jugend plötzlich hoch und zwischen den anderen herum, springt zwischen Elendshaufen, springt mit den Händen zur Decke. Weiß nicht, wie ich da noch herausragen soll. Dann kann ich nicht mehr den Weisen spielen, ich schleiche mich hinaus und keinen kümmerts, ob ich sitz oder geh, man tanzt nur mit dem Tanzenden. Das erwischt mich jedes Mal kalt, darauf trink ich dann, in irgendeinem Lokal, in irgendzweien, versuch mich wieder warm zu kriegen. Dort übe ich dann für den nächsten Tag, ich übe warten, bis man mich unter dem Tisch herauszieht und ich die Pflastersteine umarme. Wieso sind Sie nicht am Hörer? Sie hätten mir abraten sollen, überhaupt wegzugehen, Sie hätten mir die Wahrheit schonender beibringen sollen, hätten mich in den Arm nehmen sollen und sagen sollen, ich sei unmusikalisch geworden, ich verstehe das nicht mehr, Sie hätten auf Deutsch sagen können, Mann, du bist zu alt, es wächst dir weißes Haar aus dem Ohr, kein Grund zu saufen. Ich wette, Komma Sie machen auch gerade blau oder sind es schon. Vielleicht treffen wir uns, Sie werden mich erkennen, ich werde Ihnen mit dem Blue Pool entgegenwinken.
Hallo, hier sind Pia, Rebecca und Rainer Bender. Wir sind zur Zeit nicht daheim. Nach dem Ton können sie uns eine Nachricht hinterlassen. Bitte sprechen Sie jetzt.
Guten Tag, hier spricht Sander. Nein, Sie kennen mich nicht, da verpassen Sie auch nicht viel. Ich hinterlasse Ihnen eine Nachricht, Sie werden mich aber nicht mehr erreichen können.
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Ich habe im Text nur Korrekturen vorgenommen, kein Kommentar, der kommt nun
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Der Tenor vom Sander ist jetzt ein anderer, sehr viel spöttischer. Dadurch kommt die Tragik deutlicher heraus und auch der Sarkasmus von Sander. Dieses Spöttische hast du konsequent in der ganzen Story durchgezogen. Bis auf den Schluss. Da würde ich dann auch noch etwas dransetzen, weil dieser letzte Satz zu "mitleiderhaschend" klingt. Du könntest z.B. noch dransetzen: "Rufen sie bei den Homies an, die sind im Bilde" oder sowas in der Art (könntest auch das Arbeitsamt nehmen, etwas aus der Story halt). Dann hast du in der Story eine Linie drin. Und das ist gut. Vorher war es zu sehr "Mischmasch".
Insgesamt finde ich die Story jetzt wesentlich besser und "runder". Auch hast du das Umgangsprachliche jetzt überall drin. Was noch fehlt, ist der Geldmangel/Grund, den du deutlicher einbringen wolltest, weshalb Sander bei der Home Company anruft.
Für mich hat die Story jetzt gewonnen
.gif)
Saludos
Mucki
Ich danke euch beiden!!
Ja, mir gefällts auch besser.
Liebe Mucki,
Ok, dein Vorschlag war auch ziemlich gut! Ist es jetzt besser? Seine letztliche Resignation möchte ich wirksam lassen.
Zum angesprochenen Geldmangel: Ich denke eine Identifikation wird leichter, wenn ich den Geldmangel nicht inhaltlich begründe, sondern durch die logische Abfolge der Anrufe zeige, dass Sander nicht aus der Arbeitslosigkeit rausgekommen und somit gezwungen ist, Maßnahmen zu ergreifen: eine kleinere Wohnung/ eine Notlösung suchen
Liebe Grüße,
Thea
Ja, mir gefällts auch besser.
Liebe Mucki,
Bis auf den Schluss. Da würde ich dann auch noch etwas dransetzen, weil dieser letzte Satz zu "mitleiderhaschend" klingt
Ok, dein Vorschlag war auch ziemlich gut! Ist es jetzt besser? Seine letztliche Resignation möchte ich wirksam lassen.
Zum angesprochenen Geldmangel: Ich denke eine Identifikation wird leichter, wenn ich den Geldmangel nicht inhaltlich begründe, sondern durch die logische Abfolge der Anrufe zeige, dass Sander nicht aus der Arbeitslosigkeit rausgekommen und somit gezwungen ist, Maßnahmen zu ergreifen: eine kleinere Wohnung/ eine Notlösung suchen
Liebe Grüße,
Thea
Hallo Thea,
ja, dieser Schlusssatz ist gut! Sehr schön.gif)
Das mit dem Geldmangel hatte ich nur erwähnt, da du geschrieben hattest, dass du es noch reinbringen wolltest (an Max, glaube ich). Ich selbst finde es durch die Reihenfolge der Anrufe von Sander durchaus klar und auch ok.
Fein, dass dir die Story jetzt auch besser gefällt
Es ist ja vor allem wichtig, dass es für den Autor stimmig ist!
Saludos
Mucki
ja, dieser Schlusssatz ist gut! Sehr schön
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Das mit dem Geldmangel hatte ich nur erwähnt, da du geschrieben hattest, dass du es noch reinbringen wolltest (an Max, glaube ich). Ich selbst finde es durch die Reihenfolge der Anrufe von Sander durchaus klar und auch ok.
Fein, dass dir die Story jetzt auch besser gefällt

Saludos
Mucki
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