mein Kreuz

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.04.2007, 11:24

Langfassung:

Mein Kreuz

komm doch bitte, bitte
näher
du bist so weit entfernt
dass ich deine wunder_
volle Stimme
kaum höre
und ich will doch
dass du mir etwas sagst

unser Verstehen
ist ein verständnisloses Stehen_
bleiben
du schluckst alle meine Worte
einfach weg
auf ex
Kommunikation scheitert
gänzlich
du schließt mich aus
mit jeder Geste
verlierst keinen Gedanken
in meiner Nähe
den ich aufsammeln könnte
und bewahren

deine Gleichgültigkeit scheint unüberwindbar
unser Schnittpunkt unwiederbringbar
verloren
entmystifizieren muss ich uns
denn ich lese es in deinen fragen
du denkst orthogonal zu mir

und dieses Kreuz
trage nur ich
dich belastet es nicht






Kurzfassung:

komm,
lass uns kommunizieren
nicht ex
sondern ein_
verständlich

doch ich lese es
in deinen fragen
du denkst
orthogonal
zu mir
Zuletzt geändert von Ylvi am 16.04.2007, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 09.04.2007, 11:46

Liebe Smile,

ex wie auf ex leeren: meint, die Kommunikation überhastet hinunterschlucken ohne über Inhalte nachzudenken, ohne sich füreinander Zeit zu nehmen...


ich bin nicht sicher, ob man das auch lesen kann. Ich wäre wirklich nicht drauf gekommen.

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.04.2007, 11:51

Liebe smile,

warum dann nicht:

Lass uns kommunizieren
nicht auf ex ?

Ich dachte bei Ex ja an Ex-Freund und dachte das wäre das Grundthema des Textes, die fehlschlagende Kommunikation zwischen den beiden.

Ich wollte übrigens nicht sagen, dass du dir nicht genug Mühe gegeben hast, aber dass der Eindruck bei mir trotzdem entsteht, dass der Text erst seinen Prolog geschrieben hat.

Liebe Grüße,
Lisa
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Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 09.04.2007, 11:53

stünde da, liebe smile, "kommunikation auf ex" würde es schon viel deutlicher werden. du musst schon dem leser helfen, der autorenintention auf die schliche zu kommen. am besten mit dem text. und nicht nach dem text ;-)

lieben gruß: Niko

Niko

Beitragvon Niko » 09.04.2007, 11:56

oops.....zwei jecke, ein gedanke, lisa ;-)

Max

Beitragvon Max » 09.04.2007, 12:10

Ihr schluckspechte ... aber ja, das würde helfen ;-)

Liebe Grüße
max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 09.04.2007, 12:37

Hallo,
das "auf" würde die Interpretation eben auf diesen einen Aspekt begrenzen, was ich nicht wollte. Es ist schade, dass es so, wie ich es mir dachte nicht funktioniert hat. :sad:

Aber mal ganz weg von meinem Gedicht, habe ich schon den Eindruck, dass es leichter fällt sich intensiv und ganz ohne Hilfe des Autors mit Gedichten oder Texten zu beschäftigen, bei denen ihr den Autor besser kennt und vor allem wisst, dass er sich bestimmt etwas sehr tiefgründiges dabei gedacht hat. Ich habe mich schon häufig über die Interpretationsfreude hier im Salon gefreut, aber manchmal auch gewundert. Als Beispiel möchte ich mal Arams "mild" anführen. Ich muss gestehen, dass ich schon etwas ratlos vor den Zeilen gesessen bin, und mit Verwunderung die vielen Kommentare gelesen habe. Hier wurde mir das Gedicht eindeutig von den Kommentatoren erklärt. Oft wird auch gegoogelt und Erklärungen hervorgezaubert, die ich klasse finde. Manchmal lese ich auch den Satz: ich habe es zwar nicht verstanden, aber....
Vielleicht liegt es daran, dass die Bildhaftigkeit in diesem Gedicht für euch fehlt. Es sind Worte und nicht Bilder, über die man nachdenken könnte.

Trotzdem danke, dass ihr kommentiert habt, das hat mir mal wieder etwas aufgezeigt, was ich selbst nicht vermutet hätte.

liebe Grüße smile

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.04.2007, 12:53

Liebe smile,

also ich glaube, das ist so wie ich schon weiter oben sagte: Das kommt ganz auf den Text an - manchmal ist es reizvoll zu suchen, zu ahnen, manchmal weniger und weniger reizvoll, ich glaube nicht, dass das primär vom Autor abhängt (aber natürlich auch, klar gibt es diesem Forum auch engere und feinere Bekanntschaften, aber dich lerne ich zumindest ja auch schon kennen?...wegzudenken sind da bestimmte Voreinstellungen nicht...überwiegen tun sie aber auch nicht, hoffe ich).

Ich hatte mit diesem Text keine Probleme, dass ich nicht auf die Suche gehen wollte...ich dahcte halt nur, ich hätte es verstanden, was natürlich dumm ist, wenn da snicht so ist, weil man dann die Suche einstellt.
Ich glaube im Falle des Ex war einfach keine Chance da (außer raten), dass damit auch auf ex gemeint ist.

Für mich verliert der Text auch nichts, wenn du "auf ex" schreibst, ich glaube nicht, dass es vorherrscht, zusammen wirkt das doch gut? Vielleicht noch durch eine Umstellung stärker machen?


komm,
lass uns nicht auf
ex kommunizieren

sondern ein_
verständlich

Wenn dir das gar nicht behagt, würde ich die Assoziation auf ex einfach fallen lassen - so wichtig ist sie Im Grunde für die Aussage des Textes nicht, das exkommunizieren in Richtung hinrichten ist doch schon stark genug das falsche Kommunizieren auszudrücken und für mich fast stärker als mit dem auf ex.

Also nochmal betont: Dein text hat für mich Inhalt und es lohnt auch danach zu suchen. Und Niko hat doch selbst eingeräumt, dass er das manchmal selbst so macht (@googlebegriffe) und ich hab das auch schon gehabt...und...blabla...;-)))

Max Kritik ist dann wieder eine andere..ihm verliert durch die Wortspiele der Text an lesbarer Tiefe...was ja ein anderer Kritikpunkt ist, als dass man etwas nicht verstanden hat...

ich finde einiger deine Texte (traumwolle, im März) einfahc toll...andere dann erscheinen mir weniger stark...und genau so geht es mir mit meinen oder anderen Texten.

ich weiß nicht wie viele texte auf einen guten text kommen müssne...aber emotional gefühlt vom Autor natürlich viel zu viele ;-)...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Max

Beitragvon Max » 09.04.2007, 12:55

Liebe Smile,

bei Arams "mild" handelt es sich um ein Gedicht, in dem er sein früheres "als du im herbst" wieder aufgreift. Natürlich bleibt "mild" schwieriger zu verstehen, wenn man dan andere nicht kennt.

Ansonsten hat Lisa meine Kritik, so denke ich, sehr gut zusammengefasst.

Liebe Grüße
max

Niko

Beitragvon Niko » 09.04.2007, 13:09

bei Arams "mild" handelt es sich um ein Gedicht, in dem er sein früheres "als du im herbst"

...was ich zb. nicht kannte, max. und auch bis dato nicht kenne.
ich gebe lisa recht, wenn sie schreibt:
Das kommt ganz auf den Text an
, denn es ist die art des textes, sein "flair" wenn du so willst, der uns befähigt, auf diese oder jene art damit umzugehen. es liegt aber nicht nur am gedicht, sondern auch am kommentatoren selbst. für ein und den selben text ist man manchmal sehr offen, ein anderes mal erschließt er sich nicht.... da kommen immer viele faktoren zusammen. aber ich gebe dir insofern recht, als dass man natürlich um die generelle schreibart eines autoren mit der zeit kennt und die gesamtheit am einzelnen geneigt ist, zu messen. davon kann sich niemand freisprechen. und es ist insofern gut, als dass man als leser dann auch im kontext abwägen kann, in wieweit der autor über sich selbst hinauswächst, im alten schreibmuster verharrt und nur sein handwerk zeigt, ohne kunst, und / oder ob er etwas wagen will. diese einschätzungen sind natürlich etwas schubladenhaft. aber ich glaube, mensch braucht das. und es kann dem autor helfen. weil man als ausßenstehender ganz gut beurteilen kann manchmal, was der "eigenwerksblinde" nicht erkennen kann.

nur mal so dazwischenoffgetoppelt...
lieben gruß: Niko, auffem sprung

Max

Beitragvon Max » 09.04.2007, 13:18

Zitat:bei Arams "mild" handelt es sich um ein Gedicht, in dem er sein früheres "als du im herbst"

...was ich zb. nicht kannte, max. und auch bis dato nicht kenne.


Lieber Niko,

aber Gerdas erster Kommentar darunter benennt es ...

Liebe Grüße
max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 09.04.2007, 13:51

Hallo sam,
ich wollte dich nicht übergehen. Sorry.
Man liest Gesichtsausdrücke, evtl. Gesten oder Bewegungen (wobei man diese ja eher deutet). Aber Fragen? Außer natürlich, sie sind aufgeschrieben, aber dafür gibt es keinen Hinweis in dem Text.

Gibt es denn einen Hinweis im Text, dass es sich nicht um schriftliche Kommunikation handelt? Hier im Forum wird doch auch kommuniziert.
(Ich finde aber auch, dass man in verbalen oder mimischen Fragen des Gegenüber lesen kann.)
Und hier passiert zum Teil ganau das, was mein Gedicht auch vermitteln wollte. Es gibt einfach Menschen, bei denen man es sich noch so wünschen oder verlangen kann, sie haben einfach eine komplett andere Denkweise. Dies erkennt man oft nicht erst an ihren Antworten. Es ist wahrlich ein "kreuz" mit dieser Kommunikation, sie will manchmal einfach nicht funktionieren. Man fühlt sich auch gelegentlich sprachlich vom anderen "aufs kreuz" gelegt oder gar "ans kreuz" genagelt....

Für mich drückt das Gedicht vor allem Hilflosigkeit aus, was die Kommunikation angeht. Einmal durch die anfängliche, befehlende/flehende Aufforderung zur Kommunikation und die Erkenntnis am Schluß, orthogonal, also nicht auf einer Linie zu denken.


ja, genau dieses.

Danke für deinen Kommentar.

An alle:
ich kann zwar im Moment an diesem Gedicht nichts ändern, weil es so genau das trifft (für mich) was ich mir dachte. Aber ich sehe, dass es für den Leser wohl mangelhaft angekommen ist. Danke dafür.


liebe Grüße smile

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Beitragvon Ylvi » 16.04.2007, 10:14

Hallo,
so, da es mir keine Ruhe gelassen hat, gibt es jetzt eine Langfassung, die hoffentlich zumindest verständlicher ist. :confused:

Gespannte Grüße smile

Othmar

Beitragvon Othmar » 18.04.2007, 21:07

Hallo Smile.

Die Kurzfassung favorisiere ich eindeutig. Was mich ein wenig stoppt, ist das „doch“ in der 2. Strophe.
Aber das ändert nichts daran, dass mir das Gedicht sehr gut gefällt. Das „ex“(-kommuniziere) und das „ein_“ finde ich überaus dicht und einfach spannend, und ihre Spannung holt mich sofort in dein Gedicht.

LG - Othmar

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.04.2007, 21:02

Hallo Othmar,
entschuldige, ich hatte deinen Komm. nicht registriert.
Das "doch" ist eines meiner Lieblingsworte und sehr wichtig.
Die Langfassung ist aufgrund der gehäuften Kritik des Nichtverständlichen in der Kurzfassung entstanden. Sozusagen eine lyrische Interpretationsanleitung und wohl in diesem Versuch gescheitert.
Danke für deine Rückmeldung.

Grüße smile


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