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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 02.04.2007, 14:05

Als die Welt noch so klein war,
dass nur 47 Tränen darauf Platz hatten,
wollte ich ein Indianer sein:
Indianer weinen nicht.

Heute weint sich die Welt
in meine Hand
und ich bin immer noch nicht
indianermutig genug.


Variante 2 nach Euren Vorschlägen überarbeitet

"Indianer weinen nicht"

Als die Welt noch so klein war,
dass nur 47 Tränen darauf Platz hatten,
wollte ich ein Indianer sein.


Heute weint sich die Welt
in meine Hand
und ich bin immer noch nicht
indianermutig genug.


Danke!!
Zuletzt geändert von Traumreisende am 09.04.2007, 17:40, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 02.04.2007, 17:05

hallo silvi (?)

das gefällt mir so sehr.... der anfang erinnert mich ein bischen an "der kleine prinz". originell die 47 tränen. weniger dazu: indianer weinen nicht. vielleicht könnte man / du auf die zeile gänzlich verzichten, denn das sprichwort "indianer weinen nicht drängt sich mir bei "wollte ich ein indiander sein" unwillkürlich auf im zusammenhang mit den 47 tränen.
die zweite strophe gefällt mir bedingungslos. sehr geraten das ganze.
lieben gruß: Niko. verbunden mit einem "herzlich willkommen" und der anmerkung, dass ich deine signatur mag und nachempfinde.

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 02.04.2007, 19:16

hallo nico, stimmt jetzt wo du es so aufzeigst, es hat etwas vom kleinen prinzen, wohl unbewußt, und es ist sogar eines meiner lieblingsbücher ...

das mit der dopplung, da habe ich auch überlegt, denn in diesen wenigen zeilen kommt das wort indianer letzlich 3x vor, nicht so sauber.
da steckt auch etwas unbewußtes aus der vergangenheit drin, ich sollte mal ein sohn werden :-) und da ich das nicht war, sagte mein vater oft, wenn ich zimperlich war, indianer weinen nicht...
und nun bin ich"groß"...

meinst du es schlägt eher zur überlastung aus als zur verdichtung??

und danke für das willkommen und auch danke wegen der signatur, sie ist mir tatsächlich wichtig.

lg silvi

Gast

Beitragvon Gast » 02.04.2007, 20:05

Bild
liebe Sivia, ich hoffe, dass du dich im Salon wohl fühlen wirst.

Deinen Text würde ich eher - obwohl er kurz scheint ;-) - unter Erzähllyrik sehen, auch weil er mir über die Version hinaus, wenn ich deine Erläuterungen dazu lese, noch erweiterungsfähig ist, umfangreicher werden könnte.

Auf jeden Fall thematisch interessant; du hast aber Recht, in einem so kurzen Gedicht macht sich die zweimalige Wiederholung eines Wortes nicht gut. (Vielleicht mehr auserzählen und umschreiben, aber nicht alles erklären).

Liebe Grüße
Gerda

Niko

Beitragvon Niko » 02.04.2007, 20:12

hi silvi!
persönlich würde ich dazu tendieren, den indianer der letzten zeile in strophe 1 zu streichen oder zu ersetzen.
deine persönliche anmerkung:ich sollte mal ein sohn werden" ist dir wichtig. dem (unbeteiligten) leser nur bedingt. darüberhinaus müsste doch auch dir persönlich zweifaches indianerwort genügen.
aber natürlich ist dies nur eine anregung. vielleicht lässt du es einfach mal sacken.
lieben gruß: Niko

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 02.04.2007, 20:14

he mit blumen!!! das ist aber nett, danke :-)

meinst du gerda, es würde eine kleine umgehung sein, es in anführungszeichen zu setzen.
die verstärkung durch die dopplung????

irgendwie mag ich den satz noch nicht ganz streichen, obwohl ihr mir ja beide gute erklärungen gegeben habt...
hast du einen vorschlag??

lg silvi

Gast

Beitragvon Gast » 02.04.2007, 20:28

Liebe Silvi,

ich bin wirklich dafür zu verlängern, ausführlicher in Richtung Erzählgedicht zu gehen, bei diesem Text, es wird ja in den wenigen Zeilen in ganzen Sätzen erzählt, deshalb stellt der Text für mich schon stilistisch keine Kurzlyrik dar.

Aber wenn du fragst, dann kann ich dir wohl einen Vorschlag machen, nur fürchte ich, dass es dir verstümmelt vorkommen wird.
Auch Welt gibt es ja 2 x im Text ... und weinen, das ist für den kleinen Text heftig, da weiß ich auf die Schnelle nur den Rat: Zeit lassen ;-)
Vers 1 könnte vielleicht so lauten:


meine welt war noch klein
nur 47 tränen hatten platz
indiander weinen nicht


Als Kurzlyrik könntest du es sogar damit bewenden lassen.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.04.2007, 21:35

Hallo Silvi,

die Idee zu deinem Gedicht finde ich wunderschön! Wegen den Wiederholungen:
mal als Anregung, wie ich es schreiben würde, wenn du es so kurz lassen möchtest:

Als die Welt noch so klein war,
dass nur 47 Tränen darauf Platz hatten,
wollte ich ein Indianer sein:
Indianer weinen nicht. --> Er weint nicht.

Heute weint sich die Welt --> Heute fließt die Welt
in meine Hand
und ich bin immer noch nicht --> und mir fehlt immer noch der Mut.
indianermutig genug.


Wobei ich auch finde, da die Idee so schön ist, hier ein Erzählgedicht draus zu machen ;-)
Saludos
Mucki

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Beitragvon leonie » 02.04.2007, 22:19

Liebe silvi,

erstmal noch herzlich willkommen hier im Blauen Salon!

Mir gefällt die Idee sehr gut, besonder diesen Satz finde ich sehr stark, den würde ich auf jeden Fall so lassen:

Heute weint sich die Welt
in meine Hand


Leider habe ich auch keine Idee, wie man das dreifache "Indianer" und das doppelte "weint" ändern könnte, ohne dass sich der Sinn verändert...

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Lisa » 02.04.2007, 22:28

Liebe silvi,

ich mag die Idee auch!

Ich hatte die gleiche Idee wie Niko: den letzten Vers der ersten Strophe zu streichen, denn das gnaze Gedicht trägt doch den Gedanken ganz allein, den erklärenden Zusatz braucht es nicht.

Die Wiederholungen könnte man vielleicht so vermeiden:

Als die Welt noch so klein war,
dass nur 47 Tränen darauf Platz hatten,
wollte ich ein Indianer sein.


Heute weint sich die Welt
in meine Hand
und ich bin immer noch nicht
mutig genug.

Meiner Meinung nach assoziiert man sofort "Idianer weinen nicht" und dadurch auch an allen Stellen, die von dir intendierte Aussage.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.04.2007, 22:33

Liebe Lisa,

ja, das finde ich eine sehr gute Alternative.

Zur Not könnte man auch (zur Not wohlgemerkt) als Titel: Indianer weinen nicht
nehmen.

Der bisherige Titel, Silvi, passt m.E. nicht so gut.
Saludos
Mucki

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 03.04.2007, 10:35

Danke an Euch, Lisas Idee gekoppelt mit der Idee von Mucki bzgl. der neuen Überschrift sagt mir sehr zu, weil sie der aussage sehr nahe bleibt und die ollen dopplungen herausnimmt, danke.

Es weiter auszubauen als erzählgedicht, dazu bräuchte es jetzt abstand, da ich bedenken habe es zu sehr zu verzetteln. die ganz kurze variante... da würde ich auch den verlust der 2. strophe bedauen, weil diese erst die aussage schließt.

Bin wirklich begeistert, wie hier textarbeit betrieben wird, gefällt mir richtig gut.
noch einmal lieben dank!

einen gruß in den Tag
silvi

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Beitragvon Mucki » 03.04.2007, 14:03

Hallo Silvi,

also, mir gefällt die Variante 2 jetzt sehr gut!

Du solltest noch den Titel im Kopfposting ändern
Indianer weinen nicht (vorher: Veränderung), also genau so editieren, damit man den vorherigen Titel noch lesen kann.
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 03.04.2007, 15:19

ich würde den titel nicht ändern, silvi. es würde vorwegnehmen, zu dick auftragen. der leser mag selbst spüren, was er da liest... "indianermutig" fand ich schon völlig in ordnung. man muss keine angst haben, ein wort zweimal zu verwenden. ich weiß nicht, warum darauf so viel eingegangen wird. klar...- eine auffällige anhäufung kann man kritisieren. aber hier macht zumindest das indianermutig sinn, schlägt wieder den bogen zur ersten strophe. ich würds drin lassen...

...-meint Niko


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