Wärme

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 31.03.2007, 19:06

Wärme sehe ich
als die Scheiben vereisen
in Gesichtsfalten
Zuletzt geändert von moshe.c am 03.04.2007, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.04.2007, 18:23

Lieber moshe,
perfekte Beobachtung für einen Kurztext, wie ich finde, aber sprachlich noch zu "umständlich" rübergebracht ~. oder ist diese Stockung Absicht? Mir scheint, der Text könnte gewinnen, wenn die "Wärme sehe ich" in die Mitte rücken würde? Dann würde der Bogen von aus der Kälte in die Wärme durch einen Blick in ein (bestimmtes) Gesicht für mich aufgeladener und magischer.

Ich möchte jetzt allerdings keine Alternativversion einstellen, da es mich (ganz persönlich, kein Adminhinweis ;-)) in der Kurzlyrik allgemein in letzter Zeit nervt, dass die meisten Kommentare nur aus Alternativversionen bestehen. (was oft toll udn kreativ ist, aber wenns zur bloßen Routine wird, langweilig wird). (Entschuldige bitte das Offtopic)

Liebe Grüße,
Lisa
Zuletzt geändert von Lisa am 01.04.2007, 18:44, insgesamt 1-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.04.2007, 18:29

Hallo Moshe,

du hast im Haiku-Maß 5 - 7 - 5 geschrieben.
Deshalb habe ich auch keinen Vorschlag gemacht. Ich würde die Zeilen nämlich auch anders stellen, aber dann wäre das Haiku-Maß futsch.

Ich schreib dir trotzdem mal, wie ich es setzen würde:

Als die Scheiben vereisen
sehe ich Wärme
in (deinen?) Gesichtsfalten (wenn du hier ein LyrDu meinst, sonst "deinen" weglassen)

Saludos
Mucki

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.04.2007, 18:35

Liebe Mucki,
ja, so ähnlich wäre auch meine alternative Setzung gewesen - lustigerweise gewinnt für mich Haiku-Ahnungslose der text stärkeren haiku-Charakter als die korrekten Silben, weil der Bogen stimmt, ode rnicht?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.04.2007, 18:56

Liebe Lisa,

für mich gewinnen die Zeilen durch diese Setzung, ja, weil es so stimmiger ist. Und davon mal abgesehen, ist es für mich sowieso kein Haiku, auch kein modernes. Es ist Kurzlyrik. Na, mal schauen, was Moshe meint,-)
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 01.04.2007, 19:07

Lieber Moshe,

für mich liest sich der Text als

Ich sehe Wärme
durch vereiste Scheiben
in den Falten der Gesichter

und nur das Streben die Haikuregeln einzuhalten würden davon abhalten es auch so zu schreiben, oder täusche ich mich?

Liebe Grüße
Max

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 01.04.2007, 20:24

Hallo, Moshe, hallo, ihr Umsteller!

Ich glaube eigentlich nicht, dass die "Haiku-Form" die Form dieses Dreizeilers bestimmt. Eher schon, dass der Text nicht so einfach durchrauscht, sondern sich ein wenig staut, langsamer wird. Das finde ich gut; die Umsetzung im konkreten Fall, hm, offengestanden stört mich da auch irgendwas... Vielleicht reicht es schon, die Komma rauszunehmen? Was auch immer - so eine syntaktisch glattgebürstete und rhythmisch auf Alternation planierte Version wie die von Max (Sorry ) geht in meinen Augen diverse Schritte zu weit.

Aber, das sollte ich vielleicht noch erwähnen: Der Inhalt gefällt, egal wie denn nun was gestellt wird!

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.04.2007, 21:39

Bedanken möchte ich mich für eure Bemühungen um meinen kleinen Text und euch irgendwo allen ein 'Stimmt' schreiben.

Ich versuche an der Form festzuhalten. Ihr wisst, zum größten Teil, daß ich kein großer 'Former' bin und manchmal recht schnöselig mit Derartigem umgehe. Dennoch reizt mich in der letzten Zeit diese Form, weil sie nicht in meiner Intuivität steht.

Weder möchte ich den Ablauf ändern ('zu umständlich' war ein sehr gutes Argument), noch die Perspektive zu eindeutig (Max, du änderst sie vom Blick her von innen nach aussen).

Deshalb nun die Überlegung:

Wärme erscheint mir
mit vereisenden Scheiben
in Gesichtsfalten


womit vielleicht auch ferdi klarkommt?

Fragender Moshe

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 02.04.2007, 00:21

Hallo Moshe,

ja, so finde ich es gut und klar.
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.04.2007, 09:55

Lieber moshe,

sorry, wenn ich jetzt auch noch meinen Senf dazugebe: DAS ist jetzt aber ein anderes Gedicht, zumindest für mich! (ich meine, die Version in deinem letzten posting)

Wenn du das so magst, ok- ich finde die Ursprungsversion klar, gedankenanregend und richtig gut!

Salut,

scarlett

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 02.04.2007, 14:58

Liebe Scarlett!

Nun bin ich aber gespannt, was in der neuen Form für dich so anders ist, daß du da ein neues Gedicht siehst.
Für mich ist es glatter geworden und bedeutungsoffener, ohne das alte Bild zu zerstören.

So long

Moshe

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.04.2007, 15:53

Mit vereisenden Scheiben erscheint mir Wärme???? :12:

Na ich weiß nicht, lieber moshe, mir "erscheint" das irgendwie komisch.
Es liegt wohl an dem "mit" - "durch" hätte ich noch verstanden (Transparenz), aber mit? Ist mir zu "instrumental"...

außerdem ist das Verb "erscheinen" viel schwächer als "sehen" - und damit verbindet sich auch noch so manch andere "Erscheinung", wenn du verstehst, was ich meine... ;-)

Nein, nein, mit DER Version kann ich definitiv nichts anfangen, sorry.

Für mich ist dein Gedicht - so wie es dasteht - einfach gut!

Salut,

scarlett

Sabine

Beitragvon Sabine » 02.04.2007, 16:36

Hallo moshe,

mir gefällt die ursprüngliche Version auch viel besser. Da schliesse ich mich scarletts Meinung an, auch, was die vereisenden Scheiben betrifft. Und das "sehen" finde ich stärker in der Aussagekraft als das "erscheinen". Wenn etwas nur so scheint als ob, dem Lyrich erscheint, dann muss es der Realität nicht standhalten. Wenn aber etwas gesehen wird, dann ist es greifbar - zumindest für das Lyrich.

LG Sabine

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 02.04.2007, 17:34

Hallo ihr Lieben!

Nun sitze ich wohl zwischen den Stühlen (vielleicht mit Mucki zusammen?)

Nun ein weiterer Vorschlag:


Wärme erkennen
beim vereisen der Scheiben
in Gesichtsfalten


Die erste Zeile könnte auch weiter lauten: 'Wärme sehe ich'


(Vielleicht können sich ja die anfänglichen Kritiker nochmal melden?)

Danke euch

Moshe


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 26 Gäste